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III: DIE RUDOLFSBAHN VON SELZTHAL NACH KLAGENFURT.

 

 

Rottenmann

 

Hinter Selzthal erregen nicht allein die schönen Landschaftsbilder des Ennsthales, sondern auch der Moorboden mit seiner Torfbereitung das Interesse des Reisenden. Wir übersetzen die Salzstrasse, auf welcher das Salz aus dem Salzkammergute nach Liezen und Rottenmann geführt wird (...)

 

Gleich vor Rottenmann erhebt sich vor unseren Blicken ein mächtiger Felsblock, welcher die prachtvolle Burg Strechau trägt. Beinahe im Thale liegt auf grüner Matte der Meierhof des Schlosses. Neben ihm befindet sich der Eingang in die Schlucht, aus welcher der an den Felsmauern des Hochschwunges entspringende Strechau- oder Klammbach hervorbricht und sich bald darauf in die Palten ergiesst. Die Schlucht ist höchst malerisch, in ihrem Schatten ragen mächtige, theilweise mit Schnee bedeckte Felskronen in die Lüfte. In ihr liegen auch die grossen Hammerwerke des Stiftes Admont in der Klamm, welche vom Strechauerbache getrieben werden, und an ihrem südlichen Ende erhebt sich aus der Urgebirgskette der riesige Bösstein (2465m).

 

Wer Rottenmann als Ausgangspunkt zu Ausflügen wählt, besuche, schon der Aussicht wegen, das stattliche Schloss Strechau mit seinen getäfelten Zimmern und alten Bildern. Dasselbe gehört seit 1629 dem Stifte Admont und wird von einem Pfleger des Stiftes bewohnt, welcher den Fremden mit liebenswürdiger Gefälligkeit mit allen Sehenswürdigkeiten bekannt macht. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert von den Rittern von Strechau erbaut (...)

 

Die Stadt Rottenmann zählt über 1200 Einwohner (Gasthöfe: Post, Sonne, Bösendorfer-Bräuhaus, Lebzelter und Franz Hofer), hat eine schöne Pfarrkirche mit den Grabsteinen der Herren von Grünbüchel, welches Adelsgeschlecht einstens ein eifriger Beschützer und Förderer des Protestantismus in der Steiermark war und in der Folge dessen auswandern musste. Interessant ist das von Kaiser Friedrich 1455 gestiftete und von Kaiser Josef 1786 aufgehobene Kloster der Augustiner-Nonnen, welches gegenwärtig in ein Schloss mit schönem Parke und sehenswerther Blumencultur umgewandelt ist. Wichtig sind die Hammerwerke in der Rostleiten. Die Bösendorf’sche Blech-, Draht- und Bleiweissfabrik geniesst bei Industriellen einen wohlverdienten Ruf. An die Stadt grenzt das reizende Schloss Grünbüchel und das alte Schlösschen Thalhof. Links bei Rottenmann erhebt sich das Dürnschöberl, welches in 3 Stunden leicht erstiegen werden kann und eine herrliche, lohnende Aussicht bietet.

 

Rottenmann:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Trieben

 

Im Gebiete der Rottenmanner Tauern folgt die Trace, im steten Wechsel der grossartigsten Scenerien, dem Laufe des Paltenbaches. Trieben selbst, ein kleines sehr freundlich gelegenes Dorf, bietet nichts sonderlich Sehenswerthes, dafür fesselt es durch seine liebliche Umgebung (...) Das Paltenthal kann mit Bezug auf seinen Reiz in mancher Beziehung ein mächtiger Rivale des gepriesenen Ennsthales genannt werden. Bald hinter Trieben erblicken wir den Gaishorn. Der Ort Gaishorn liegt ungefähr eine Stunde von Trieben entfernt. Südöstlich von demselben liegt der kleine Gaishornsee, welcher erst in neuerer Zeit entstand, und zwar als in Folge eines Wolkenbruches der Bach austrat und eine riesige Erdmurre in das Thal schleuderte, welche den Wässern den Ausfluss versperrte und so den See schuf (...)

 

 

Wald

 

Folgend dem Laufe des Triebnerbaches und der Richtung des gleichnamigen Thales, welches eine Verflachung des 1805m hohen Triebensteines (einer Fortsetzung der Tauern) ist, erblicken wir den Föttleck(1773m), an dessen Abhange sich der bereits erwähnte Gaishornsee befindet. An den Föttleck schliesst sich der grosse Griesstein(2332m) und der Himmeleck. Vor Wald gelangen wir an die Wasserscheide zwischen den Gebieten der Mur und der Enns. In der Nähe des Ortes Wald befindet sich Niederwald mit protestantischer Bevölkerung und einem protestantischen Vicariate inmitten der bigotten Bevölkerung Obersteiermarks. Wald ist die höchst gelegene Station der Rudolfsbahn und hat ein in Folge heftiger Stürme besonders rauhes Clima (...) Die Umgebung ist höchst romantisch (...)

 

Wald am Schoberpass:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Kalwang

 

Auf der Fahrt von Wald nach Kalwang sehen wir immer noch den majestätischen Zeyritz-Kampel, welcher von letzterer Station in der Regel erst mit Umgehung des Sonnberges erstiegen wird, und den Schrimpfkogel (...) In der Liesing wurde noch im 16. Jahrhundert Gold gewaschen und existiren darüber in der Umgebung interessante Volkssagen. Kalwang (Gasthof zur Post) ist ein lebhafter Marktflecken mit 600 Einwohnern. Nördlich von demselben im Teichenthale befindet sich der einst rege betriebene Kupferbau der Vordernberger Radmeister-Communität, welcher nun aufgelassen ist.

 

 

Mautern

 

Von Kalwang ab wenden wir uns westlich und sehen links die Friedau’sche Gewerksverwaltung, und im Hintergrunde, gleichsam als Abschluss des Panoramas, den Reitling mit dem Gösseck. Später passiren wir das Lamberg’sche Schloss Ehrnau, einstens ein Stammgut der steierischen Grafen Breuner, mit sehenswerthen Gemälden und Jagd-Emblems. Der Markt ist eine Viertelstunde von der Station entfernt und besitzt eine schöne Pfarrkirche, und eine Kirche der Ligurianer, welche ein vorzügliches Altarbild enthält. In montanistischer Beziehung ist eine 10 Minuten vom Orte entfernte Grafitgrube beachtenswerth (...)

 

Mautern:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Bald ausser Mautern bemerken wir links schroffe Kalkwände, auf denen sich die Ruine der einstens mächtigen Burg Ehrenfels erhebt. Weiter gegen Seitz-Kammern wird die Ruine der Burg Kammerstein sichtbar. Beide Burgen befinden sich an zwei Ausläufern des Reitling.

 

 

Seitz-Kammern

(heute: Kammern, Anm. d. Hrsg.)

 

Die Haltestelle Seitz-Kammern, benannt nach dem Pfarrdorfe Kammern, welches im Jahre 1874 gänzlich abbrannte und verarmte, ist für den Touristen ein wichtiger Punkt (...) Von Seitz-Kammern zieht sich die Bahn bis gegen St. Michael im Liesingthale abwärts, zur Linken begleitet uns hohes Waldgebirge, zur Rechten umkreisen wir in einem weiten Bogen den pittoresken Kloskogel.

 

 

St. Michael

 

St. Michael (...) mit einer vorzüglichen Restauration, liegt an der Vereinigung des Mur- und Liesingthales. Von hier zweigt die Flügelbahn nach Leoben ab. Das seitwärts der Station neu erbaute Walzwerk ist Eigenthum des Dr. Steyrer. Der rechts am Wege nach Leoben liegende Ort St. Michael hat ein sehr hohes Alter, denn in einer Bestätigungsurkunde Kaiser Arnulf’s vom Jahre 890 wird dieses St. Michael gleichzeitig mit Leoben erwähnt. Ebenso gehört die Kirche unter die ältesten der Steiermark, und erhielt dieselbe ihre gegenwärtige Gestalt erst im Jahre 1728. St.Michael hatte durch wiederholte Hochwässer, Feuersbrünste und durch die Invasion der Franzosen in den Jahren 1797, 1800, 1805 und 1809 viel gelitten (...) 

 

Knoten St. Michael:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Kaisersberg

(bereits aufgelassen, Anm. d. Hrsg.)

 

Bald ausser St. Michael liegt links an der Bahn die kleine St. Walburgis-Kirche. Unterhalb dieser Kirche fand am 25. Mai 1809 ein blutiges Gefecht zwischen den österreichischen und französisch-italienischen Truppen statt. Man kann von der Bahn aus das ganze Schlachtfeld übersehen. Wir erreichen bald darauf die Haltestelle Kaisersberg. Gleich an der Bahn links steht das früher Graf Galler’sche jetzt Baron Mayer’-sche Schloss Kaisersberg, welches quer an der Ausmündung des Zmölacher Grabens erbaut ist und denselben abschliesst. Der aus dem Graben kommende Bach fliesst unter dem Schlosse durch (...)

 

 

St. Lorenzen

(heute: Fentsch-St.Lorenzen, Anm. d. Hrsg.)

 

Bald hinter Kaisersberg liegt links der Bahn über der Mur St. Stephan, ehemals Sitz eines k.k. Verwesamtes. Das hier befindliche Gusswerk, das Rohrwerk und ein Zeughammer standen früher im kaiserlichen Besitz und gingen erst in jüngster Zeit in das Eigenthum des Baron Mayer über. Der nächste rechts sichtbare grössere Ort ist Kraubath, in dessen Nähe, in der Gulsen, Eisenerz gebrochen wird. Kraubath wird schon 954 und 960 in den Urkunden als Dorf im Gaue des Grafen Hartung genannt (...) Die vor St. Lorenzen bei Preg über die Mur aufgeführte 94,82 Meter lange Brücke ist aus Holz construirt und mit Steinwiderlagern befestigt. St. Lorenzen selbst ist ein Dorf mit einer bereits 1142 urkundlich vorkommenden Kirche. In dieser Station findet eine starke Bretter- und Holzkohlenverfrachtung, erstere zum Theil durch Flössung, statt. In jüngster Zeit wurde hier ein Säuerling aufgefunden, dessen Verwerthung bereits von einer Privatgesellschaft in die Hände genommen wurde.

 

 

Knittelfeld

 

Von der Station St. Lorenzen ab werden links die Ausläufer der Glein-Alpen, rechts die der Sekauer-Alpen sichtbar. Hinter Lorenzen befindet sich auf einem Höhenabhange Wasserleith, eines der ältesten und berühmtesten Sensengewerke Steiermarks, Eigenthum der Familie Weinmeister, dessen Fabrikate nach Russland und in den Orient versendet werden. Nahe an der Bahn liegt rechts die Ortschaft Marein und Feistritz. Auf einer der Sekauer-Alpen liegt 1896m hoch das Wallfahrtskirchlein „Maria Schnee“ (...) Vor der Einfahrt in Knittelfeld liegt links der Bahn der Vorort Gobernitz, woselbst die Mur schiffbar wird. Das Schlösschen bei Gobernitz trägt den Namen Ainbach. Sodann passiren wir die schönen Hammerwerke von Sachendorf und fahren in der Station Knittelfeld ein. Knittelfeld (Gasthöfe: Post, Kröll und Walther) ist eine sehr alte (Hunderte von Römersteinen) Stadt mit 2000 Einwohnern. Die Ringmauern sind bereits verfallen und die Stadtthore mussten abgetragen werden. Von der Kirche in Knittelfeld geschieht urkundlich schon 860-890 Erwähnung. Das Stadtwappen besteht in drei horizontalen und parallel liegenden Knitteln im rothen Felde. Ueber die Entstehung des Wappens ist man verschiedener Ansicht (...) Gegenwärtig treibt Knittelfeld meist Gewerbe und Eisenindustrie, und besitzt gute Schulen und Anstalten (...) Ungefähr 5 Stunden im Ingeringthale, an dessen Mündung Knittelfeld liegt, aufwärts, am Fusse des schroff abstürzenden Reichhart-Kogels(2408m) liegt der hübsche kleine Ingering-See(1445m).

 

Knittelfeld:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Zeltweg

 

Zwischen Knittelfeld und Zeltweg erreicht das Murthal seine grösste Breite. links an der Bahn befindet sich der (...) Ort Lind und an einem Bergesabhange Grosslobning, ein Besitz des Barons Sessler-Herzinger. Die ganze Umgebung ist durch Eisenhütten, namentlich durch Sensengewerke belebt. Nahe an der Bahn liegen die kleinen Ortschaften Radlhof, Pausendorf und Unzdorf. Rechts an den Bergesabhängen sieht man das Dorf Rattenberg, dann die Schlösser Flatschach, Schönberg, mit einer über 800 Jahre alten Kirche, Spielberg, im Jahre 1570 vom Edlen von Teufenbach an Stelle eines alten Schlosses erbaut, mit alterthümlichen Waffen und Gemälden. Zeltweg hat ein mit allen Behelfen und Fortschritten der Neuzeit arbeitendes Eisenwerk, ehemals Eigenthum des Grafen Henkel, jetzt Besitzthum der steierischen Eisenindustriegesellschaft. Zeltweg erzeugt Bleche, Panzerplatten, Schienen, Stangen, Tyres, Träger, Waggon- und Maschinenräder, letztere bis zu den riesigsten Dimensionen, Walzen, Maschinen und Dachstühle, und beschäftigt viele Hunderte von Menschen. Der in seiner Art merkwürdige und bei seiner Aufstellung vielfach angestaunte, kühngewölbte Eisendachstuhl des k.k. Hofoperntheaters in Wien wurde hier verfertigt (...)

 

 

Judenburg

 

Das Thal, welches wir von Zeltweg weg befahren, heisst das Eichthal. Rechts der Trace steht die neuerbaute Actienbrauerei Farrach, welche ihre ersten Erzeugnisse bei der Wiener Weltausstellung exponirte. An der Strasse in das Pölserthal liegt das kleine Schloss Farrach (...) Bald hinter Zeltweg sehen wir rechts der Bahn das mit Gräben, Brücken und Ringmauern versehene aus dem 16. Jahrhundert stammende Schloss Gabelhof, während sich links ein imposanter Höhenzug mit der Gleinalpe, dem Speikogel und der Stubalpe bemerkbar macht (...)

 

Die Stadt Judenburg, welche wir jetzt erreichen, im Jahre 69 nach Christi unter dem Namen Montana castra oder Idunum römische Colonie, im Mittelalter ein berühmter Handelsort, zählt gegenwärtig 3400 Einwohner und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft. Die Stadt betreibt ausser ausgebreiteten Eisen- und Kupfergewerken auch bedeutenden Kohlenbau. Judenburg bildete im Mittelalter einen Knotenpunkt der italienischen Handelsstrasse, in Folge dessen den Sammelort vieler Juden, welche sich hier ansiedelten und einen eigenen Stadtrichter hatten. Ein in der Christnacht 1312 ausgebrochener Streit zwischen Christen und Juden hatte die vollständige Ausrottung der Juden zur Folge (...) Später sank die Stadt in ihrem Handel immer tiefer und ihre Bewohner wandten sich zumeist dem Ackerbaue und nur sehr wenige der Industrie zu. So wurden beispielsweise in den Vierzigerjahren im Hammerwerke zu Judenburg jährlich kaum 900 Ctr. Roheisen verarbeitet, während seit der Eröffnung der Rudolfbahn jährlich an 200,000 Ctr. Eisenraffinate zur Ausfuhr gelangen. Ebenso beträgt die Kohlenverfrachtung jährlich ungefähr 400,000 Ctr. (Gasthaus: Hotel Krone.) Die schönste Aussicht von Judenburg geniesst man vom Kalvarienberge. (...) Von Judenburg führen auch Fahrstrassen westlich über den Hohen-Tauern nach Trieben, südlich über Weisskirchen und Obdach nach Wolfsberg im Lavantthale und südwestlich über den Stubalp-Pass(1563m) nach Köflach.

 

 

Thalheim

 

Ausserhalb Judenburg macht die Bahn, immer dem Laufe der Mur entgegen, gleich dieser eine Biegung gegen Süden, wendet sich dann jeder Richtung des Flusses folgend auffällig gegen Norden und bleibt immer bis nach Unzmarkt am linken Murufer. Das Murthal ist durchgehends reizend und hat auf seiner Strecke allenthalben zahlreiche Ruinen und Schlösser. Etwas von Thalheim liegt links der Bahn Rothenthurm mit bedeutendem Sensengewerke, dessen Erzeugnisse, wie überhaupt die meisten in Steiermark erzeugten Sensen, grösstentheils nach der Türkei und Bessarabien verführt werden.

 

Die Station Thalheim hat eine starke Eisen-, Sensen-, Holzkohlen- und Bretterverfrachtung.

 

 

St. Georgen

 

Nahe hinter Thalheim stehen links am Bergesabhange zwei ziemlich mächtige Gebäude, beide im 16. Jahrhundert von Franz Teufenbach erbaut, welche wegen des Besitzes einer incrustirenden Quelle Sauerbrunn genannt werden. Sauerbrunn ist gegenwärtig, nachdem sich eine dort errichtete Curanstalt nicht halten konnte, eine Pfründe für die Armen des Bezirkes Judenburg. Rechts der Bahn liegt bei St. Georgen die kleine Ortschaft Pichelhofen mit einem dem Baron Arbesser gehörigen Schlosse. Der Ort St. Georgen zählt 500 Einwohner, welche sich vornehmlich mit Eisenindustrie befassen (...)

 

 

Unzmarkt

 

Auf halbem Wege zwischen St. Georgen und Unzmarkt liegt rechts der Bahn die Gemeinde Scheiben. Bei Unzmarkt übersetzt die Bahn abermals die Mur und schlägt dem Flusse entgegen eine auffallend südliche Richtung ein. Unzmarkt am rechten Ufer der Mur (Gasthof Hirsch) zählt 800 Einwohner und besitzt ein von der Familie Schwarzenberg 1674 gegründetes Spital. In früherer Zeit soll dieser Ort, wie der Anker im Wappen desselben bezeugt, ein Landungsplatz gewesen sein. Gegenwärtig besitzt Unzmarkt mehrere Eisenhämmer, von denen der dem Bahnhofe zunächst liegende Eigenthum des Fürsten Schwarzenberg ist, und eine Salpetersiederei (...)

 

 

Scheifling

 

Von Unzmarkt ab steigt die Bahn jäh aufwärts und behält den Charakter einer schwierigen Gebirgsbahn bis zur Wasserscheide in Schauerfeld, und von Schauerfeld thalab bis Friesach. Nebst der reichen Scenerie verdient auch die Bahntrace in der genannten Strecke die volle Aufmerksamkeit des Touristen. Indem wir noch mehrere kleine Ortschaften passiren, entwickelt sich das Panorama der Landschaft rechts der Bahn, doch geniesst auch der links Situirte einen Einblick in die Berge und Schluchten. Rechter Hand wird bald darauf die Puxerwand mit dem Puxerloche und die Ruine der interessanten Bergveste Katsch sichtbar. Nachdem wir eine prachtvolle Thalschlucht durchfahren, begrüssen uns die Eisenwerke von Scheifling und das hinter Scheifling liegende groteske, fünfthürmige Schloss Schrattenberg (...)

 

Bf. Scheifling in Fahrtrichtung Triest: Der Ort wird in einer Schleife umrundet(s. Karte).

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Schauerfeld

 

Schauerfeld bildet die Wasser-Scheide zwischen der Drau und der Mur, und war hier bis 1521 auch die Landesgrenze zwischen Steiermark und Kärnten. Der Bahnhof hat seinen Namen von dem Felde des Bauernhofes vulgo Schauer, welches die Trace durchschneidet (...)

 

Der Gebirgs-Abschnitt zwischen Unzmarkt und Friesach. Höchster Punkt der Bahn: ca. 890 m.

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Neumarkt

 

Neumarkt, wahrscheinlich das römische Noreja, wo 113 vor Christi Geb. der Consul Cnejus Pap. Carbo von den Cimbern geschlagen wurde, ist eine äusserst günstig gelegene und rings von Bergen geschützte Gegend mit reichen Nadelholzwäldern, welche ihres milden Climas wegen von Aerzten für Brustkranke zur Sommerfrische empfohlen wird. (Gasthaus Hotel Lindner) Neumarkt ist auch der Mittelpunkt für herrliche Touristen-Partien, für die man im Orte selbst gute Führer haben kann.

 

Bahnhof Neumarkt i. Stmk.:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Gleich ausser Neumarkt liegt der Vorort Marein mit seinem alterthümlichen Pfarrkirchthurme. Hinter Marein liegt rechter Hand Schloss Lina mit einem schönen Teiche. Von Neumarkt bis Friesach begleitet uns nun der Olsabach, welcher zur Romantik der Klamm, welche wir nun betreten, sehr viel beiträgt. Im starken Gefälle zieht die Bahn durch die romantische „Klamm“, deren groteske Schluchten und Felsen in Verbindung mit dem Olsabache und seinen kleinen Wasserfällen und der unterhalb ziehenden Poststrasse ein fesselndes Panorama liefern. Rechts und links sehen wir üppige Wiesen, und so gelangen wir an der Burgruine Neudegg vorüber ins Bad Einöd.

 

 

Einöd

 

Einöd, in den alten Urkunden solitudo prope Friesach (Einöd bei Friesach) genannt, besitzt für seine bekannten Mineralquellen ein stattliches Badegebäude. Von Einöd ab erweitert und belebt sich das Olsathal mehr und mehr, während wir im starken Gefälle der Grenze zwischen Kärnten und Steiermark, welche ein weisser Obelisk an der Strasse bezeichnet, zueilen. Linker Hand sehen wir nun auf einem mächtigen Felsen die stattliche Ruine Dürrenstein, welche Burg einstens den Eingang in das Olsathal vertheidigte (...)

 

Ruine Dürnstein i. Steiermark:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Von Dürrenstein ab zieht sich die Strasse zwischen Feldern in weiter Ebene gegen Friesach zu, dessen Befestigungswerke wir linker Hand schon von Weitem sehen, während rechts der Anblick des Metnitzthales das Auge erfreut. Dieses Thal, dessen Name durch die reiche Viehzucht für den National-Oekonomen einen guten Klang hat, das Mittelgebirge mit seinen üppigen Weiden, die Ortschaften St. Salvator und St. Stefan, Schloss Maierhofen und die sich erweiternde Aussicht gegen die Hochebene des Krapffeldes bilden einen schroffen Gegensatz zu den eben verlassenen pittoresken Naturbildern. Der freundliche Eindruck dieser neuen Landschaft wird belebt durch den Anblick der Stadt Friesach und deren Schlösser und Ruinen.

 

Trasse bei Friesach:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Friesach

 

Ueber Friesach ging die ehemalige Heeresstrasse und hier befand sich die römische Niederlassung Beliandrum. Friesach, eine alte, noch mit Mauern und Graben umgebene Stadt, von den verfallenen Burgen Geiersburg, Lavant, nebenan das neuere Schloss Lavant, Petersberg, Rothenthurm, und den Trümmern der Probstei Virgilienberg überragt, in malerischer Lage, unfern des Einflusses der Olsa in die Metnitz gelegen, war die mächtigste Stadt des alten Karantanerreiches und zeigt durch ihre Wälle und Gräben von der ehemaligen starken Befestigung(...)

 

 

Hirt

 

Wir umfahren Friesach im Halbkreise und wenden uns südlich. Parallel laufen die Metnitz und die Strasse, an denen wir Hammerwerke bemerken. Das Metnitzthal, reich an Wiesen und Viehweiden, ist mit dem nahen Gurkthale in Bezug auf die rege Viehzucht eine der wichtigsten Gegenden Kärntens. Eine halbe Stunde südlich der Station Hirt liegt am Einflusse der Metnitz in die Gurk Zwischenwässern mit dem Schlosse Pöckstein, welches einen Sommersitz des Bischofes von Gurk bildet. Bemerkenswerth ist auch die Ruine Altpöckstein, welche Veste einstens dem aus der Belagerung von Wien 1529 bekannten Ritter von Gschwind gehörte (...) Von Zwischenwässern ab erweitert sich das Gurkthal, wir passiren Metnitz und sehr viele Kirchen und alte Schlösser, während sich linker Hand eine fruchtbare industriereiche Hochebene, das sogenannte Krappfeld, vor uns ausbreitet und die grünen Kuppen der Saualpe sichtbar werden. Südlich erscheint die lange Kette der Karawanken und Sulzbacher Alpen.

 

 

Treibach-Althofen

 

Treibach-Althofen steht wahrscheinlich am Platze des alten Matucajum, an dem die römische Heerstrasse von Virunum nach Juvavia vorbeiführte. Unter dem Stationsgebäude sehen wir das schöne gräflich Egger’sche Lustschloss Treibach und die grossen Eisenwerke des genannten Grafen. Der Eisenbetrieb datirt sich hier bereits aus dem 16. Jahrhunderte und wurde in letzterer Zeit sehr viel für den Betrieb der Gewerkschaften nach den fortschrittlichen Ideen der Neuzeit gethan (...) Links hinter Treibach liegt Schloss und Actienbrauerei Silberegg, welche das sogenannte bestrenommirte Kärntnerische Pilsnerbier erzeugt. Später erblicken wir gleicher Hand das eine weite Aussicht beherrschende Schloss Mannsberg mit den gleichnamigen Ruinen. Wenn man auf dieser letzten Strecke das Auge manchmal von der nächsten Umgebung abwendend in das Weite schweifen lässt und an geeigneter Stelle gegen Südwest ausblickt, so sieht man über den südlichen Gebirgszügen am fernen Horizont einen grauen Bergcoloss hervorragen, wie einen versteinerten Giganten mit breiten Schultern und grauen Haaren, dessen silberweisser Bart die mächtige Brust bedeckt. Wie ausruhend auf einem hohen Throne schaut der verwitterte Alte gegen Norden her. Es ist der majestätische Triglau oder Terglou(= Triglav/Slowenien, Anm.d.Hrsg.).

 

 

Launsdorf-Hochosterwitz

 

Noch steht der Eindruck des Schlosses Mannsberg vor unseren Augen, es eilen einige liebliche Landschaftsbilder an uns vorüber, und siehe, da steht wieder ein malerisches Bild mit seiner auf circa 330 Meter hohem Felsen thronenden wohlerhaltenen Burg Hochosterwitz mitten in der reizendsten Landschaft vor uns. Unter den vielen Burgen Kärntens, an denen die Rudolfbahn vorüberführt, ist Hochosterwitz, ober Launsdorf gelegen, diejenige, die den grossartigsten Eindruck auf den Beschauer macht und der anmuthigen Landschaft, über die sie sich auf einem isolirten mächtigen Felsblock thronend erhebt, die grösste Zierde verleiht.

 

Hochosterwitz:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Bei Launsdorf führt eine Brücke über die Gurk, an welche sich der Fahrweg bis an den Fuss der Burg anschliesst. Nebst einem steilen Fussteige führt ein enger Fahrweg durch 14 Wachthäuser und Thürme und auf 3 Brücken über furchtbare Abgründe zu dem Schlosse hinauf. Eine Menge Thürme ragen aus dem Mauergurt hervor, der durch Zugbrücken ununterbrochen terrassenförmig an der Eisenbahnseite bis zum höchsten Gipfel des Steinblockes hinaufreicht und oben mit dem Kirchlein und eigentlichen Burggebäude gekrönt ist.(...)

 

 

Glandorf

(Von 1908-1912 „St. Veit an der Glan“ genannt. Siehe dazu die beigegebene Skizze, Anm. d. Hrsg.)

 

Hinter Launsdorf schlägt die Bahn anfänglich eine südwestliche Richtung ein und erreicht, sich später gegen Norden wendend, die Station Glandorf, von welcher die Flügelbahn nach Klagenfurt abzweigt.

 

Die Umgestaltung des St.Veiter Bahnhofsstandortes bis 1912(schematisch):

Copyright: Elmar Oberegger

 

Im Text wird noch der alte Verlauf geschildert. Bis 1912 mußten die Züge Linz-Triest in Glandorf „gestürzt“ werden.

 

 

Der neue St.Veiter Bahnhof aus 1912:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

An den Höhen von Launsdorf gegen Glandorf wurde noch Anfang des 19. Jahrhunderts der Weinbau betrieben, welcher jedoch, wie überhaupt der Weinbau in Kärnten, durch die Einführung der Verzehrungs-Steuer einging. (...)

 

 

Zollfeld

 

Von Glandorf sich südlich wendend, tritt die Bahn bald nach Uebersetzung der Glan in das sogenannte Saaler-Moos oder Zollfeld, eine weite und theilweise sumpfige Ebene.(...) Vor Zollfeld bei St. Michael trifft die Bahn mit der Poststrasse zusammen und behält mit derselben bis zum Klagenfurter Bahnhofe fast immer eine und dieselbe Richtung.(...) Interessant ist vor Maria-Saal zur Linken das sogenannte Antonikreuz, eine Capelle, welche 1692 von J. Prunner aus 20 Römersteinen erbaut wurde, unter welchen sich zwölf Inschriften zum Gedächtnisse der durch Attila zerstörten Stadt Sala befinden.

 

 

Maria-Saal

 

In unmittelbarer Nähe der Station liegt die Wallfahrts-Kirche Maria-Saal, interessant durch zwei durch eine Brücke verbundene Thürme mit einer grossen sehenswerthen Glocke, einer aus der Belagerung Maria-Saal’s durch die Ungarn herrührenden Kugel und deren römische Hautreliefs. Bald hinter Maria-Saal sehen wir zur Rechten den Herzogsstuhl, auf welchem die Herzöge von Kärnten das Versprechen guter, christlicher Regierung in die Hände eines Bauers(Herzogsbauer) gelegt haben.(...) Ueberhaupt ist das Zollfeld, welches wir nun beinahe in seiner ganzen Länge durchfahren, ein classischer Boden (...) Wir übersetzen die Glan, später die Poststrasse und laufen endlich in den Bahnhof der Hauptstadt Kärntens, in Klagenfurt ein.

 

 

Klagenfurt

(Der Klagenfurter Rudolfsbahnhof wurde später in „Klagenfurt Rudolfstr.“ umbenannt. In heutiger Zeit wird er mit „Klagenfurt Ostbahnhof“ bezeichnet, da er sich östlich des Hauptbahnhofes befindet. Dieser Name ist jedoch verwirrend und damit ungünstig, gehen doch von dort die Züge in Richtung Norden ab. Eigentlich müßte er also „Klagenfurt Nordbahnhof“ heißen. Hauptbahnhof und Rudolfsbahnhof sind schon seit ältester Zeit durch ein Verbindungsgleis miteinander verbunden. Die direkte Fahrt Linz-Triest konnte somit ohne Probleme vonstatten gehen, Anm. d. Hrsg.)

 

Klagenfurt(Gasthöfe: Hotel Europa, Kaiser von Oesterreich, Moser, Lamm und Sandwirth) zählt 15.600 Einwohner und ist durch den beinahe eine Stunde langen Lendcanal mit dem Wörthersee verbunden. Besichtigungswerth ist: das Landhaus mit dem Museum, im 16. Jahrhunderte von den damals protestantischen Ständen erbaut, mit dem Wappen des kärntnerischen Adels; die bischöfliche Residenz, einst für die Schwester Kaiser Josef’s II. erbaut, am Hauptplatz der Brunnen mit dem ungeheuren Lindwurme aus Erz aus dem Jahre 1590 als Wahrzeichen und Wappenschild der Stadt; daneben ist das Standbild Maria Theresia’s (...) aufgestellt.(...)

 

 

 

>> Weiter nach Süden.

 

 

Aus: C.L. Lorenzi: Der Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn von der Donau bis zur Save. -Steyr 1875, S. 43-51; 54-60; 61-75; 81-86.