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II: DIE RUDOLFSBAHN VON ST. VALENTIN NACH SELZTHAL.

 

 

St. Valentin

 

St. Valentin (...) hat ausser einer alterthümlichen Kirche nichts Sehenswerthes.

 

Ein interessanter Punkt in der Nähe ist das an der Donau gelegene Dorf Erla mit dem alten Erla-Kloster, welches gegenwärtig Privat-Besitzthum ist.

 

St. Valentin, unweit des Donaustrandes.

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Ernsthofen

 

Die Ortschaft selbst ist unbedeutend und nur in der Folge ihrer Obstcultur nennenswerth. Die Trace zieht sich von da ab längs der sogenannten Loder- und Pfarrleithen, welche dem Reisenden an der Linken Seite jede Fernsicht versperren, während sich rechter Hand ein Thal mit Wiesen, Ackerland und malerischen Baumgruppen ausbreitet, durch das sich die Enns wie eine grüne Seeschlange züngelt und in blauer Ferne schon die Firnen der Bergriesen: Hoher Priel, Traunstein etc. sichtbar werden, denen wir allmälig zusteuern. Linker Hand erhebt sich in alterthümlicher Bauart das Schloß Dorf a. d. Enns.

 

Nach einer Fahrzeit von 14 Minuten gelangen wir an die Haltestelle

 

 

Rammingdorf

 

welche für die rechtsliegende Ortschaft Haidershofen errichtet wurde. Ausser Rammingdorf gelangen wir zur Markscheide von Ober- und Niederösterreich, welche der Rammingbach bildet.

 

Ueber den Rammingbach führt uns als bemerkenswerthes Bauobject ein Viaduct von 82,8m Länge. Kurz von da ab verändert sich die Scene, der Anblick der freundlichen Stadt Steyr auf ihrer durch die Enns und Steyr gebildeten Halbinsel mit ihrem Schlosse und der wundervollen Umgebung erfreut plötzlich das Auge, bald laufen wir im Bahnhofe ein (...)

 

Steyr

 

Steyr, vielseits der Zielpunkt der Touristen von Oberösterreich, ist so reizend situirt und bietet so viel Sehenswerthes, dass wir dem Reisenden mit gutem Gewissen rathen können, hier auf einige Tage seinen Aufenthalt zu nehmen.

 

Die traditionsreiche Stadt Steyr:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Für gute Unterkunft sorgen die Hotels „Schiff, Crammer, Zeilberger, Löwe“.

 

Interesse bietet die Besichtigung der alten Pfarrkirche, nach dem Modell des Stefansdomes i.J. 1443 vom H.Puxbaum erbaut, deren Thurm hübsche Rundschau gewährt.

 

Metallenes Taufbecken von 1529 mit Reliefs, Votivaltar von Schönlaub in München. 5 Fenster mit Glasmalereien. Orgel von Chrismann.

 

In der Vorstadt-Pfarrkirche St. Michael, der ehemaligen Jesuitenkirche, ist vom Jahre 1678 ein Hochaltarbild von der in Steyr geborenen Malerin Katharina Gürtler.

 

Das Rathaus ist ein zierlicher Bau des vorigen Jahrhunderts mit schlank aufstrebendem Thurme. Die Dominikanerkirche, jetzt von Jesiuten benützt, ist nach Aussehen architektonisch minder schön, im Innern jedoch stattlich.

 

Sehenswerth ist das herrliche fürstlich Lamberg’sche Schloss mit seinen grossen, dem Publicum leider nicht zugänglichen Parkanlagen und einer einzig in seiner Art dastehenden Hirschgeweihe-Sammlung (...)

 

Steyr kommt bereits i.J. 1082 urkundlich als eine Stadt vor. Hier stand auch die alte Burg der Ottokare, die schönste im ganzen Lande, ein Gegenstand der Dichtung in jenen Jahrhunderten, um welche sich ein grosser Sagenkreis bildete, hergenommen sogar aus den fernen dunklen Zeiten eines Attila und Odoaker.

 

Das ursprüngliche Schloss wurde im 10. Jahrhundert von den Traungauern erbaut, welches mächtige Markgrafengeschlecht sich auch Carantanien erwarb und der Steiermark den Namen gegeben hatte. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts wird Graz als die Hauptstadt von Steiermark genannt, und kann man somit Steyr immerhin als die Vaterstadt der Steiermark bezeichnen (...)

 

Die Stadt selbst zählt circa 1000 Häuser mit nahezu 15.000 Einwohnern, besitzt ein Kreisgericht, eine Oberreal- und eine Eisenindustrieschule, eine prachtvolle Schwimmschule, ein Theater, eine 1857 gegründete Sparcasse (...) ist der Sitz der lebhaftesten Eisenindustrie, des Handels mit Sensen, Nagel- und Messerschmiedwaaren, und zählt in der Nachbarschaft mehrere Gewerke und eine Papiermühle etc. Ein dankbares Feld für den Industriellen ist auch die Besichtigung der Josef Werndl’schen Fabriks-Etablissements, nun österr. Waffenfabriks-Gesellschaft (...)

 

 

Garsten

 

Von Steyr bis Garsten spinnt die Bahn ihren eisernen Faden wie durch einen Garten. Rechts und links stehen Villen und Landhäuser. Ausserhalb Steyr übersetzt sie über eine 137,6 m lange Holzbrücke (Holzconstruction) die Enns, und in ein paar Minuten sind wir bereits in der Haltestelle Garsten.

 

Garsten selbst, ein ehemaliges Benedictinerstift, ist schon 977 die Pfarrkirche der Metropole zu Lorch(Enns). Herrliche Kirche, reiche Stuccatur, prachtvolle Fresken von Reslfeld. In der sogenannten Losensteinercapelle ist die Erbgruft der Traungauer mit interessanten Grabmonumenten derselben.

 

Im Jahre 1851 wurde die auf dem Linzer Schlosse bestandene Strafanstalt hierher übersetzt und die Abtei für die Aufnahme von 800 Sträflingen eingerichtet.

 

Was Industrie anbelangt, besitzt Garsten eine bedeutende Goldleisten-, Posamentier- und eine Gummiwaaren-Fabrik, in welchen zum grossen Theile Sträflinge beschäftiget werden.

 

Von Garsten weg, beginnt sich die Umgebung der Bahn allmälig grossartiger zu gestalten; es entwickeln sich schöne Landschaftsbilder mit Waldungen, kleinen Ortschaften und pittoresken Schluchten.

 

Unser Blick erfreut sich an dem hübschen, tiefen und dunkelgrünen Ennsthale und an den waldbewachsenen Bergrücken.

 

 

Ternberg

 

Ternberg liegt sehr malerisch an der zwischen Felsen eingeengten Enns. Die Ortschaft selbst am rechten Ennsufer gewährt ausser ihrer uralten Pfarrkirche mit interessanten Resten von Glasmalerei und einigen bemerkenswerthen Grabsteinen wenig Sehenswerthes.

 

Als Gasthof ist insbesonders „Derfler“ zu empfehlen.

 

Etwas ausser dem Bahnhofe wird die schön gelegene Villa des Dr. Reinhart sichtbar; diese bisher für gute Freunde ergiebige Weinquelle soll leider zu Wasser werden, nachdem die Villa in Kürze in eine Wasserheilanstalt umgewandelt werden soll.

 

Mehr und mehr erhöht sich der pittoreske Charakter und Reiz der Gegend und man kann sich nicht genug satt sehen an der Naturpracht, die sich vor unseren Blicken entrollt.

 

Von Ternberg aus werden die herrlichsten Touristenpartien in das reizende Wendbachthal nach Trattenbach, welches Thal durchgehends von Messerschmieden (Fabrication sogenannter oberösterr. Taschenfeitl und Zaukerl) bewohnt wird, auf die Schobersteinmauer, dem Fundorte der farbenprächtigen Alpenrosen, auf den Hochbuchberg, nach Steinbach und Grünburg, in das schöne Thal von Molln und in’s Sensengebirge arrangirt.

 

Als Aussichtspunkte sind Bäckersitz, Fuxeck, Mini, Hochschub und Braunreith zu empfehlen.

 

Ein bemerkenswerthes Bahnobject ist der Viaduct über den Trattenbach.

 

 

Losenstein

 

Hoch über dem Orte erheben sich die dem gänzlichen Verfalle nahen Ruinen der Burg des berühmten oberösterr. Adelsgeschlechtes der Losensteiner. Die malerische Lage der seit 300 Jahren verödeten Ruinen wird im Sommer von vielen Touristen besucht (...)

 

Die Losensteiner Gegend, mittig die Bahntrasse:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Der Ort selbst zeigt eine erhebliche Industrie der Nagelschmiede. Von Losenstein können der eine günstige Aussicht bietende Schieferstein und „die Dirn“ bestiegen werden.

 

 

Reichramming

 

Vor der Station Reichramming ist der 71,3 m lange Viaduct(Eisenconstruction) über den Reichrammingbach, an dessen Mündung der Ort gleichen Namens mit den bedeutenden Messing-Fabriken der Gebrüder Klein liegt. Etwas stromaufwärts liegen Eisengewerke der Innerberger Eisenindustrie-Gesellschaft. Jenseits der Enns auf mässiger Höhe erhebt sich der Arzberg, bekannt durch das in den Stamm einer tausendjährigen Eiche ausgehöhlte Lusthaus.

 

Arzberg ist ein beliebter Ausflugsort und besitzt ein sehr gutes Gasthaus. Von hier aus ist die Besteigung des Schiefersteins am dankbarsten.

 

 

Grossramming

 

Schon von Steyr weg war dem Reisenden der Aussicht wegen ein Platz an der linken Waggonseite zu empfehlen, wiewohl sich auch rechter Hand das Auge abwechselnd am Anblicke interessanter Wildbäche und kleiner Wasserfälle erquicken kann.

 

Obige Vorsicht ist mehr noch von Grossramming ab zu empfehlen. Der Bahnhof steht am linken Ennsufer, während der Ort selbst am rechten Ennsufer an der Mündung des romantischen Böchgrabens mit der Aschach liegt, in welchem 1,5 Stunden vom Bahnhofe entfernt ein grosser erratischer Granitblock eine i.J. 1857 zu Ehren des berühmten Geologen Leopold von Buch errichtete Inschrift trägt. Ueberhaupt ist der Spaziergang von Grossraming in die Aschach lohnend, nachdem das dortige Stieglechner’sche Gasthaus auch für die leiblichen Bedürfnisse der Reisenden eifrigst besorgt ist (...)

 

Nach einer kurzen Fahrzeit gelangen wir nach Küpfern (...) Von da ab wendet sich das Ennsthal südlich. Wald- und Felspartien sowie Landschaftsbilder gestalten sich zwar nicht grossartig, doch schön und wechselvoll. Nach Passirung eines 340 m langen Tunels gelangen wir nach

 

 

Kastenreith-Anger

(heute: Kastenreith, Anm. d. Hrsg.)

 

Von Kastenreith zweigt eine Flügelbahn nach Amstetten ab, doch fährt man vorerst bis in die Station Kleinreifling, von wo aus die Züge auf diese Nebenlinie abgelassen werden. Rechts von Kastenreith sind noch einige Häuser der Gemeinde Küpfern sichtbar. Im tiefen jenseitigen Ennsthale sieht man die alte Poststrasse mit den kleinen Ortschaften Anger und Zieglach. Von hier führt eine Seitenstrasse nach Weyr.

 

 

Kleinreifling

 

Vor Kleinreifling passiren wir einen 40,4 m langen Tunnel(mittlerweile durch Sprengung beseitigt, Anm.d. Hrsg.) - in dieser Station herrscht zur Zeit des Zugverkehrs reges Leben, denn nachdem selbst die Hauptzüge hier einen Aufenthalt von wenigstens 5 Mnt. nehmen, drängt sich das reisende Publicum in die billige und gute Restauration, um sich in Eile zu verproviantiren.

 

Bf. Kleinreifling heute:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Das Bahnhofsgebäude wurde Anfang der 1970er Jahre völlig neu errichtet und ebenfalls mit einer Restauration ausgestattet. Doch diese ist schon seit vielen Jahren verwaist. In Kleinreifling kann sich der Bahn-Tourist heute in leiblicher Hinsicht nur noch an einem „Gummibär-Automaten“ erfreuen.

 

Von Kleinreifling ab erhält die Umgebung ein wildromantisches Gepräge.

 

Trasse südlich von Kleinreifling:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Weissenbach-St. Gallen

 

Von Kleinreifling führt der Weg im reichsten Wechsel der seltsamsten Gebirgsformen längs der (...) Enns vorwärts. Die Felswände treten stets enger zusammen und die Bahn zieht sich bald am Stromufer selbst, bald über demselben, wo der Weg in kühnen Tracierungen dem Felsen abgetrotzt ist. In der Frenz überschreiten wir die Grenze zwischen Oesterreich und Steiermark, welche der Frenzbach für das jenseitige Ennsthal bildet. Tiefste Einsamkeit herrscht in der Gegend, links ziehen Waldungen mit mächtigen Weisstannen, rechts Gebäude und kleine Ortschaften, Wildbäche und pittoreske Waldschluchten unsere Blicke auf sich. Wir passiren zuerst den Schönau-Tunnel(219,3 m lang), später den grossen(276,2 m lang), dann den kleinen(25,1 m langen) Laussa-Tunnel und auf einer interessanten Brücke den Laussabach, der diesseitigen Landesgrenze zwischen Oesterreich und Steiermark. Bald darauf erhebt sich links auf einem Berge der kleine Marktflecken Altenmarkt, rechts führt der Weg in die bedeutende Ortschaft St. Gallen(Gasthöfe: Post, Adler, zählt 700 Einwohner) mit der Burg Gallenstein, von den Aebten von Admont als Thalsperre erbaut. Die Station Weissenbach kann als Mittelpunkt mehrerer Alpenpartien gelten (...)

 

Bf. Weissenbach-St.Gallen:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Grossreifling

 

Immer grossartiger gestaltet sich die Gegend (...) Links wird die herrliche Gruppierung des Mittelgebirges auffallend. Die Bahn zieht sich durch Curven und Tunnele. Wir passiren zuerst den  (92,5m langen) Tunnel in der Wolfsbachau, dann den Lofer-Tunnel(377,3 m lang), und endlich vor der Station Grossreifling, auch Reifling genannt, noch einen Tunnel von 344,3 m Länge. Grossreifling ist ein kleiner Ort inmitten namhafter Kohlenstätten und um eine Capelle gruppirt. Hier ergiesst sich die von Palfau, Wildalpe, Weichselboden, Mariazell und der Terz kommende, aus dem Göller, am Füsse des Wiener-Waldgebirges entspringende Salza in die Enns, und bestand an dieser Einmündung der grosse 2000 Fuss lange, von Hanns Gasteiger für das aus der Salza herabgeschwemmte Holz erbaute Rechen. 

 

Trasse bei Großreifling:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Landl

 

Von Grossreifling gegen Landl nähern wir uns mit bedeutender Steigung, 1:150, jenem Alpengebiete zu, dessen hie und da sichtbare Felsengipfel den Gurt zur Wasserscheide zwischen der Enns und der Mur bilden und das Thal Admont umsäumen. Links ist die Mündung des Salzathales, durch das eine Strasse über Palfau, Wildalpen ins Gusswerk nach Mariazell führt. Vor Landl passiren wir noch zwei Tunnele, ersteren mit 259,8 und den zweiten mit 61,9 m Länge. Der obstreiche Ort Landl selbst liegt ¼ Stunde abseits auf einem Hochplateau mit reizender Fernsicht in das Hochgebirge.

 

Bf. Landl:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Trasse südlich von Landl:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Hieflau

 

Von Landl weg erregen links die hohen Felswände, rechts die (...) Enns, das sichtliche Interesse eines jeden Naturfreundes. Wir passiren eine Gitterbrücke und zwei Tunnels von 77 und 169,6m Länge und kommen nach Hieflau, welches in einer wahrhaft hochromantischen Gegend liegt. Hieflau zählt 700 Einwohner, hat einen Hochofen der Innerberger Actiengesellschaft, gegen 100 Kohlstätten, welche jährlich über 300,000 Metzen Kohlen liefern, und einige Mühlsteinbrüche (Gasthöfe: Stauber und Stiegelmaier). Hieflau, das ausser der Besteigung des Daimischbachthurm-Berges, der wilden Gebirgsschlucht die „Noth“, in der sich eine Tropfsteinhöhle befindet, und der Partie in die Wildalpen keine besonderen Ausflüge aufzuweisen hat, bildet die Abzweigestation für die äusserst dankbare und reizende Route (...) nach Eisenerz. Wir haben bereits von Kleinreifling ab bis Hieflau die überraschendsten Bilder des wild romantischen Ennsthales gesehen; doch je weiter wir jetzt eindringen, desto grossartiger wird der landschaftliche Charakter, desto überwältigender der Eindruck. Man weiss nicht, wohin man zuerst blicken soll, und kann sich nicht satt sehen an der Naturpracht, die sich vor unseren Blicken entrollt.

 

Gstatterboden

 

Von Hieflau wendet sich das Ennsthal westlich, es beginnt das Gesäuse, ein tiefer, 5 Stunden langer Einschnitt zwischen den Gebirgsmassen des Buchstein, Hochthor, Luegauer Damischbachthurm und Reichenstein.

 

Der Name dieser Enge rührt von dem fortwährenden Sausen und Tosen der Enns, welche sich hier Bahn gebrochen hat und unter Bildung unzähliger Wasserfälle und Stromschnellen einherwälzt. Die Bahn vielfach in den Fels gesprengt, überschreitet, zu beiden Seiten von gewaltigen wildzerrissenen Felsmassen bewacht, wiederholt die (...) Enns. Früher war die Passirung dieses den Charakter ergreifender Grossartigkeit tragenden Felsenpasses höchst beschwerlich, jetzt führt nach Admont ausser der Bahn, welche sich meist am linken Ennsufer fortzieht, auch am rechten Ennsufer ein ziemlich guter und fahrbarer Weg, erbaut 1841-1847, dessen Romantik und kühne Anlage die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht.

 

Interessant sind die Geschiebe bei den Wächterhäusern (...) die Holzriesen und die gefährlichen Stege über die Enns. Wir durchfahren den Ennsmauer-Tunnel(47,8m), den Hochsteg(103,2m), den Hartlgraben mit seinen interessanten sechs Wasserfällen und die Kummerbrücke(Eisenconstruction 53m). Die Station Gstatterboden, welche wir von Hieflau in 18 Minuten erreichen, mitten im Gesäuse gelegen, ist der Culminationspunkt, in dem sich Wildheit und Romantik so verschmelzen, dass das Auge diese Gegend nur bewundernd beschauen kann (...)

 

Gstatterboden: Mittig der Bahnhof.

Copyright: Elmar Oberegger

 

Gleich ober dem Stationsgebäude befindet sich ein Gasthaus, wo man gute Unterkunft finden (...) kann (...)

 

Eine reizende Partie von Gstatterboden aus ist ein Ausflug in die wilde malerische Schlucht zwischen Reichenstein und Hochthor in das Dorf Johnsbach, der Pfarrkirche von Gstatterboden, in dessen Nähe beim „Wolfbauer“ ein hübscher Wasserfall unser Augenmerk auf sich zieht (...)

 

Hinter Gstatterboden, gegen Admont zu, führt die Bahn durch einen 239m langen Tunnel und überschreitet die Enns.

 

Bei der Hst. Johnsbach 2006:

Copyright: Elmar Oberegger

 

 

Enns-Brücke gegen Ende des Gesäuses:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Beim Heindlbauer verlassen wir die fast erdrückende Enge und erblicken bald darauf Stift und Markt Admont (...) Vom Ausgange des Gesäuses bis nach Admont hat man ungefähr eine Stunde Gehweges. Man sieht Bauernhöfe und kleinere Häusergruppen nebst vielen kleinen hölzernen Hüttchen (...)

 

 

Admont

 

Admont, in einem grünen, zum Theil etwas versumpften Thalboden der Enns gelegen, ist ein Markt von 1000 Einwohnern. Das stattliche Gebäude des berühmten Benedictinerstiftes, vom Erzbischof Gebhard von Salzburg im Jahre 1074 gegründet, wurde in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1865 zum Theile in Asche gelegt, doch wurden Kirche (St. Blasien Münster) mit zwei schlanken Thürmen im gothischen Styl, die wertvolle Bibliothek mit schönem reichverzierten Saal und der grösste Theil der Kunstschätze beinahe ganz gerettet und das Stiftsgebäude im ursprünglichen Style zum grössten Theile wieder hergestellt (...) Die Bibliothek zählt an 80,000 Bände, 1000 Manuscripte und 800 Incunabeln (...) Dem Touristen empfehlen wir in Admont für die herrlichen Ausflüge auf einige Tage Standquartier zu nehmen und sich beim Buchbinder oder der Post einzulogieren. Die Lage von Markt und Stift in dem weiten rings von himmelragenden Gebirgen umstandenen Ennsthale ist äusserst hübsch. Einen der nächsten Ausflüge bietet das dem Stifte gehörige links ober dem Bahnhofe gelegene Schloss Röthelstein mit trefflicher Aussicht auf das Ennsthal (...)

 

Der Bahnhof von Admont:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Oestlich sehen wir den kleinen und grossen Buchstein, 2214,5m hoch, das Hochthor, 2389m, und im Südosten den (...) Reichenstein. Ein ziemlich schlechter Fahrweg führt von Admont südlich über den Lichtmessberg zur Kaiserau, einer schönen fichtenumsäumten Matte mit einem dem Stifte gehörigen Schlosse, am Fusse des Kalbling (2010m) und Sparafeld (2239), beide nicht unschwer zu besteigen (...)

 

 

Selzthal-Liezen

(heute: Selzthal, Anm. d. Hrsg.)

 

Nach Passirung des Gesäuses ober Admont ist dem Reisenden, welcher nicht so glücklich ist, einen Plateau-Waggon benützen zu können, die Aussicht von der rechten Fensterfronte aus zu empfehlen. Der Weg oder besser gesagt, der Umweg, den die Trace vermöge der verticalen Gliederung der Bodengestaltung Obersteiermarks durch das obere Ennsthal von Admont gegen Rottenmann zu machen gezwungen ist, verliert wenig oder nichts von der dem untern Ennsthale eigenthümlichen Romantik. Hinter Admont, im breiten Ennsthale, sehen wir rechter Hand den mässig hohen Frauenberg mit der stattlichen Wallfahrtskirche Maria Kulm (...) Hinter Maria Kulm erhebt sich am Fusse des Bosruck das freundliche Dorf Ardning. An der Mündung des Paltenbaches in die Enns wendet sich die Bahn südwärts und wir haben bald darauf die Station Selzthal-Liezen erreicht, bedeutend als (...) Knotenpunkt (...)

 

Bahnhof Selzthal:

Copyright: Leopold K. Pernegger

 

 

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Aus: C.L. Lorenzi: Der Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn von der Donau bis zur Save. -Steyr 1875, S. 7-18; 27-41.