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VIII: Technisches – Zu Traktion, Hochgeschwindigkeitsnetz und Kunstbauten.

Bezüglich der Traktions-Geschichte Belgiens können wir festhalten, dass das Pferd bei der Eröffnung der „Ersten Eisenbahn“ keinerlei Rolle mehr spielte, dafür aber „Eine Britische Elefant“(s.o.) - Und vielleicht hat sich manch‘ Belgischer Nationalist bzw. der König selbst damit nie so richtig abgefunden…

Zum Jahreswechsel 1835/36 ging sodann eine ganz neue Lokomotive in Einsatz, produziert bereits auf Belgischem Boden. Der stolze Name:

„Le Belge“ = „Der Belgier“.

Die Lokomotive „Der Belgier“:

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Damit ging also in Belgien sozusagen das „Elefanten-Zeitalter“ zu Ende, man hatte ein neues „Zug-Pferd“ für die Öffentlichkeit gewonnen; und dennoch dürfte es noch heute Belgier geben, die diese berühmte historische Lokomotive mit dem schönen Namen „Elefant“ in höchstem Maße ehren!

In Belgien blieb man dem Dampfbetrieb grundsätzlich bis 1967 treu. Die erste elektrifizierte Strecke war Brüssel-Antwerpen(1935). Doch erst Mitte der 1980er Jahre kam es zu einer verstärkten Hinwendung zum Elektrobetrieb. Zuvor war die „Verdieselung“ das beherrschende Moment. Bis heute ist das Projekt „Vollständige Elektrifizierung“ noch nicht vollständig abgeschlossen.

In der Anfangszeit(1839) fuhren die Züge in Belgien ca. 32km/h im Regelbetrieb, übrigens weitaus schneller als in den USA, wie Gerstner bemerkt.(24)

Im Jahre 1900 liegt Belgien hinsichtlich der „Geschwindigkeit seiner Schnellzüge“ im europäischen Vergleich(25) auf dem 4.Platz:

1)      Frankreich: ca. 94 km/h.

2)      Großbritannien: ca. 88 km/h.

3)      Deutschland: ca. 82 km/h.

4)      Belgien: ca. 80 km/h.

5)      Niederlande: ca. 75 km/h.

6)      Österreich-Ungarn: ca. 73 km/h.

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit in Belgien lag sodann um 1910 bei 120 km/h.(26)

Betrachtet man obige Aufstellung, so fuhr man also in den (relativ) kleinen Ländern Belgien und Niederlande am Vorabend des Ersten Weltkrieges ziemlich schnell - Erklärbar ist dies nicht zuletzt durch die Geographie Belgiens: Im Norden ist das Land (eher) flach, nur im Süden gebirgig.

Im südlichen Belgien(Ardennen):

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Von bedeutender Wirksamkeit war hierbei aber auch dieser „Grundgedanke der (nationalen) Vernetzung“, welcher bereits von den Gründervätern des Belgischen Eisenbahnwesens grundsätzlich angestrebt wurde.(s.o.)

Für die „Belgische Arbeiterschaft“ etwa hatte dies – wie uns der Verkehrsforscher Otto Dresemann 1905 schildert - folgende Auswirkungen:

„In Belgien befördert die Staatsbahn die Arbeiter vom Lande und aus kleinen Städten mit beschleunigten Zügen nach den grösseren Industrieorten und zurück“.

Die entsprechenden Tarife waren im Vergleich relativ billig.

Dresemann weiter: „Durch diese belgische Verkehrspolitik wird es dem Arbeiter ermöglicht, billig zu wohnen und gleichzeitig auch ein Stück Land zu bewirtschaften, abgesehen von den nebenher laufenden, so erfolgreichen Bestrebungen, auch dem städtischen Arbeiter den Erwerb eines Stückes Gartenland im städtischen Weichbilde möglichst zu erleichtern“(27).

Die „Belgische Eisenbahn“ ist also letztlich historisch in der Tat insofern bedeutend, als sie das Entstehen einer „Nation“ als „Kommunikations-Zusammenhang“(s.o.) durchaus förderte.

Ende der 1990er Jahre begann sodann das heutige „Hochgeschwindigkeits-Netz“ konkrete Gestalt anzunehmen(1997: Eröffnung Brüssel-Staatsgrenze-Lille). Heute umfasst es bereits mehrere Linien und sein „Dienst an der Vernetzung der Nation“ ist keineswegs abzustreiten. Die Eisenbahn-Höchstgeschwindigkeit beträgt heute in Belgien 300 km/h.

Das heutige Hochgeschwindigkeitsnetz:

Copyright: Elmar Oberegger

Die „Kunstbauten“ der Hochgeschwindigkeits-Strecken sind eben nach den „herkömmlichen Regeln der Hochgeschwindigkeits-Kunst“ errichtet und somit eher wenig imposant.

Interessante Kunstbauten des alten Stils weisen noch folgende Linien auf:

a)     Alte Wesertal-Bahn(Lüttich-Staatsgrenze gg. Aachen).

b)    Sambretal-Bahn(Charleroi-Namur).

c)     Vennbahn(bereits stillgelegt).

Alte Wesertal-Strecke: Dolhain-Viadukt.

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Venn-Bahn: Bütgenbacherviadukt.

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