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IV: Die „Erste Dampf-Lokomotivfahrt auf dem Kontinent“ von Brüssel nach Mecheln mit „DER ELEFANT &. CO“(5. Mai 1835). Zur weiteren Eröffnungsgeschichte des Belgischen Kreuzes. Schon am 5.Mai 1835 konnte die Eröffnung der „Ersten Eisenbahn Belgiens“ - welche gleichzeitig die „Erste Dampfbahn des Kontinents“ war – im Beisein von König Leopold I. und dem großartigen englischen Eisenbahnspezialisten George Stephenson(1781-1848) stattfinden. Die Bahn umfasste 21 Kilometer und führte von Brüssel bis nach Mecheln. Verschiedene Ansichten von Brüssel:
WIKI GEMEINFREI Mecheln – Nördlicher Ausgangspunkt des „Belgischen Kreuzes“:
WIKI GEMEINFREI Es ist überliefert, dass es an diesem 5.Mai stark regnete. Doch nicht einmal davon ließ sich die neugierige Masse abschrecken. Der Bahnhof von Brüssel war damals übrigens noch ein Provisorium, eine „Barackenbude“ wie sich Otto Dresemann ausdrückt.(16) Erst später wurde dann am „Place de Cologne“ der erste „wirkliche Brüsseler Bahnhof“(später: Nordbahnhof) errichtet. Bahnhofsstruktur in Brüssel um 1914:
Aus: Art. „Belgische Eisenbahnen“, in: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Hrsg.v. V.Röll, Berlin/Wien 1912 ff. Es wurden drei Züge abgelassen, welche sodann im Schnitt mit ca. 23 bis ca. 28 km/h in Richtung Mecheln rollten. Drei britische Dampfloks wurden eingesetzt. Die Namen: a) „L’Elefant“, die „Elefant“. b) „Le Flèche“, der „Pfeil“. c) „Stephenson“. „Die Elefant“ ging damals insofern in die Geschichte ein, als sie am Ende des Tages alle drei zusammengekoppelten Züge allein bis Brüssel zurückzog. Sie war übrigens vorher schon als Baulok in Verwendung gewesen. Die Lokomotive „Elefant“(Nachbau Museum Mecheln):
WIKI GEMEINFREI Ein zeitgenössischer Autor schildert uns die Atmosphäre an diesem 5. Mai 1835 wie folgt: „Von Brüssel bis Mecheln wogte es an beiden Seiten der Bahn von Menschen zu Fuss, zu Pferde und zu Wagen; der Willebroecker Kanal war mit Schiffen bedeckt, deren Verdecke die Neugierigen nicht alle aufnehmen konnten, und sogar die Bäume und die Dächer der Häuser waren mit Zuschauern besäet Ein grosser Teil der Garnison Brüssels war an dem Ort der Abfahrt aufgestellt, und ihre Musikchöre wetteiferten mit jenen der Stadt, um das imponierende Schauspiel zu erheitern. Um 12 Uhr mittags erschien der König und ward mit dem allgemeinen Ruf ‚Es lebe der König!‘ empfangen. Unter dem Donner der Kanonen fuhren nunmehr die drei Lokomotivwagen mit ihren Convois ab: (die Lokomotive) La Flèche eröffnete den Zug mit 7 Wagen im Tau; Le Stephenson folgte mit einer gleichen Anzahl Wagen, L'Elephant kam zuletzt mit einer Zuglinie von 16 Wagen. Alle diese Fahrzeuge waren auf das schönste geschmückt und mit den Nationalfarben dekoriert; neun derselben trugen die besonderen Abzeichen der neuen Provinzen, und alle waren zum Empfang von Passagieren, mitunter auf das prachtvollste eingerichtet. Die Minister, Deputierten, das ganze diplomatische Corps, Generale und die ersten Zivilbeamten, Fabrikanten und Kaufleute ausunsern ersten Städten, die belgischen und auswärtigen Ingenieure und eine grosse Anzahl Bürger jedes Ranges, insgesamt nicht weniger als 500, nahmen auf den 30 Wagen Platz und fuhren um 12 Uhr 37 Minuten ab. Der Zug ward zu Vilvorde mit 3 Kanonenschüssen und Harmoniemusik, sowie überall auf dem ganzen Wege von dem Jubel des Volkes begrüsst. Die Geschwindigkeit der Lokomotivwagen war sich nicht gleich. La Fleche legte den Weg von Brüssel nach Mecheln in 40 Minuten zurück; Le Stephenson in 50 und L'Elephant in 55; letzterer kam um 1 Uhr 22 Minuten in Mecheln an, wo die Bahn mittels einer Ponton-Brücke über den Kanal von Löwen geführt ward und auf einen runden Platz mündete. Auf dem Rückweg von Mecheln nach Brüssel übernahm, wie es vorher angekündigt war, L'Elephant die 30 Wagen allein und fuhr damit, trotz des so sehr vermehrten Gewichts weit schneller als auf dem Hinweg. Die Stadt Brüssel ist mit Fremden, die zu dieser Feierlichkeit sich einfanden, angefüllt. Ueber 600 Applikationen zur Mitfahrt am ersten Tage haben abgewiesen werden müssen; diese haben nun den Minister des Innern gebeten, zu gestatten, dass sie die Fahrt einen der nächsten Tage gegen Vergütung der Kosten auf ähnliche Weise machen dürften, und man hofft, dass das Gesuch gewährt werden wird"(17). Zur weiteren Eröffnungsgeschichte: Im Jahr 1836 wurde der Seehafen Antwerpen erreicht, welchen man – ob nun per Wasserweg oder Eisenbahn – nur über Entrichtung des bereits erwähnten „Scheldezolls“(bis 1863) gegenüber den Niederlanden benutzen konnte. Schon seit 1832 hatte der Plan bestanden, diesen Hafen per Eisenbahn zu erschließen.(s.o.) Antwerpen in der alten Zeit:
WIKI GEMEINFREI 1832 hatte ebenfalls bereits der Plan bestanden, eine „Lütticher Verbindung bis zur dt.Grenze gg. Köln“ herzustellen(s.o.), doch dieses Projekt wurde nun aufgeschoben(1838 war lediglich Ans bei Lüttich erreicht). Die Erschließung des Seehafens Oostende wurde vorgezogen(1838). Damit war das Zentrum des Staates gleich zweimal mit dem Meer eisenbahnmäßig verbunden. Oostende 1855:
WIKI GEMEINFREI Vorgezogen wurde auch die Verbindung via Mons bis zur französischen Grenze. 1842 fand die Eröffnung statt. Bahnhof Mons(mit Königsstatue):
WIKI GEMEINFREI Am 1.Mai 1842 wurde sodann die Stadt Lüttich(Bf.Guillemins) selbst erschlossen(18), bis zum Herbst 1843 dann erst die Strecke bis zur deutschen Grenze(s. Karte). Lüttich:
WIKI GEMEINFREI Erst im Jahre 1842 eigentlich eisenbahnmäßig erschlossen. Bahnhof Löwen(Lütticher Strecke) in alter Zeit:
WIKI GEMEINFREI Aus obiger Darstellung der Eröffnungsgeschichte des „Belgischen Kreuzes“ lässt sich vielleicht auch das „Nationale Interesse“ des „Belgischen Staates“ der damaligen Zeit ablesen: Primär von Bedeutung war offenbar die Verbindung des Zentrums des Staates mit den Seehäfen. Dann erst kam die Verbindung mit Frankreich, und erst dann die Verbindung mit dem „Deutschen Raum“. Ebensogut könnte man aber alles auf die „Geographischen Verhältnisse“ zurückführen. Die „Erste Eisenbahnverbindung mit den Niederlanden“(= Antwerpen-niederländische Staatsgrenze gg. Rotterdam) kam jedenfalls erst 1854(!) zustande. |
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