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VIII: STATISTISCHES. In seiner Gliederung nach Haupt- und Lokalbahnen, staatlichen und privaten Betriebslinien, war das österreichische Eisenbahnnetz am Schluß des Jahrs 1890 zusammengesetzt wie folgt: Vollbahnen mit Normalbetrieb: 11 774,420 km, Vollbahnstrecken mit Sekundärbetrieb: 1528,090 km, 49 Lokalbahnen im Eigentum der Hauptbahnen 593,014 km, 34 Lokalbahnen als selbständige Unternehmungen mit 1454,423 km (darunter drei Zahnradbahnen 16,872 km), zusammen 15 349,947 km. Das staatliche Betriebsnetz als solches hatte im selben Zeitpunkt eine Ausdehnung von 7000, 280 km(wovon 13,633 km im Betrieb fremder Staatsbahnen), die im Privatbetrieb verbliebenen Linien eine solche von 8349, 667 km. An Montan- und Industriebahnen und sonstigen nicht dem öffentlichen Verkehr dienenden Bahnen waren im ganzen 1124 mit 939, 665 km vorhanden. Einschließlich der Teilstrecken ausländischer Bahnen auf österreichischem Gebiet, und zwar Linien des Occupationsgebiets 1, 330 km, bayrische Staatsbahnen 46,584 km, preußische Staatsbahnen 4, 688 km, sächsische Staatsbahnen 46,829 km, zusammen 99,431 km, und ausschließlich der in Ungarn oder im Ausland (10, 708 km) gelegenen insgesamt 2561, 469 km langen Strecken der sogenannten gemeinsamen und österreichischen Bahnen betrug die Baulänge aller dem öffentlichen Verkehr dienenden österreichischen Bahnen 15 307, 356 km. Von der Gesamtlänge mit 15 307, 356 km entfallen je 1 km auf 19,6 qkm Flächeninhalt, bezw. auf 1561 Einwohner des österreichischen Staatsgebiets oder umgekehrt auf jeden Quadratkilometer Flächeninhalt 0,051 km und auf je 100.000 Einwohner 64, 059 km Bahn. Am dichtesten ist das Bahnnetz in Böhmen, am schüttersten in Dalmatien. Die Eisenbahnen in den österr. Ländern:
Nach den Besitzverhältnissen verteilt sich das österreichische Bahnnetz unter fünf Staatsverwaltungen(k. k. österreichische, kgl. bayrische, kgl. preußische, kgl. sächsische und bosnisch-herzegowin.) und 61 teils ausschließlich österreichische, teils sogenannte gemeinsame Privatunternehmungen, wie folgt:
Bei der Berechnung der durchschnittlichen Anlagekosten, dann der Betriebsergebnisse pro Bahnkilometer müssen jedoch rücksichtlich der sogenannten gemeinsamen Bahnen auch die auf ungarischem Gebiet gelegenen Bau-, bezw. Betriebslängen mit in Rechnung gezogen werden, weil die bezüglichen amtlichen Nachweisungen noch nicht entsprechend gesondert, willkürliche Trennungen aber nicht gut thunlich sind. Dasselbe gilt auch in betreff der Darstellung der Leistungen des Betriebs. Darum umfassen sowohl die hier folgenden als auch die in der vergleichenden Übersicht verzeichneten statistischen Angaben stets die gesamten Leistungen der österreichischen und der sogenannten gemeinsamen Bahnen. Anlagekapital: Der relative Geldaufwand für den Bau und die Ausrüstung der österreichischen Bahnen war ein sehr ungleichartiger. Im Anbeginn des Eisenbahnwesens, da alles gewissermaßen noch Versuch war und viele Bau- und Betriebsmaterialien im Ausland beschafft werden mußten, kam die Anlage eines Kilometers Bahn, obzwar es sich damals fast durchweg um Linien in günstiger Bodengestaltung handelte, höher zu stehen wie zur Zeit, als der kostspielige Bau der Gebirgsbahnen schon die durchschnittlichen Kostensummen gesteigert hatte, nämlich auf rund 160 000 bis 178 000 fl. Allerdings hielt dies nicht lange an und in dem Jahrzehnt 1840-1850 bewegte sich die mittlere Kostenziffer innerhalb der Grenze von 67 000 bis 85 000 fl. pro km. Weiterhin machten sich bereits die Verteuerung der Geldbeschaffung und die Inangriffnahme auch schwieriger Linien geltend; der kilometrische Aufwand stieg allmählich bis auf 115 000 fl. Vom Jahr 1867 an stieg derselbe infolge der durch die rasche Entwicklung des Bahnnetzes verursachten Erhöhung der Lohn- und Materialpreise auf 120 000 bis 130 000 fl., und als dann noch der Bau der Gebirgsbahnen hinzukam, auf 145 000 fl. und noch darüber. Als aber späterhin die zahlreichen, billigen Lokalbahnen mit in die Wagschale fielen, ermäßigte sich der Durchschnittssatz wieder auf 135 000 fl. Die sogenannten gemeinsamen Bahnen erforderten vermöge der Kostspieligkeit vieler ihrer Strecken und insbesondere durch die teure Geldbeschaffung wesentlich höhere Anlagekosten. Der kilometrische Aufwand dieser Bahnen betrug während des letzten Jahrzehnts 224 000 bis 244 000 fl. Bei Zusammenhalt dieser mit den österreichischen Bahnen ergiebt sich ein durchschnittlicher Aufwand von 170 000 bis 180 000 fl. pro km. Mit Ende des Jahrs 1890 bezifferte sich das gesamte verwendete Anlagekapital der österreichischen Bahnen auf 1 629 081177 fl. = 135 87S fl. pro km, jenes der sogenannten gemeinsamen Bahnen auf 1 356 362 367 fl. = 242 543 fl. pro km und jenes der beiden Gruppen zusammen auf 2 985 443 544 fl. = 169 805 fl. pro km(s. große Tabelle). Die höchsten kilometrischen Anlagekosten weisen auf: Die Wiener Verbindungsbahn (560 470 fl.), die Südbahn (355 870 fl.), die Kahlenbergbahn (337 330 fl.) und die Arlbergbahn (318 390 fl.). Die kleinsten hingegen die nachbenannten Lokalbahnen: Erbersdorf-Würbenthal (29 900 fl.), Linz-Kremsmünster-Klaus (28 530 fl.), Wels-Aschach (26 900 Gulden). Zur Beschaffung der oben angegebenen Kapitalssumme wurden ausgegeben: Aktien im Nennwert von 869 001 580 fl., Prioritätsobligationen per nom. 2 194 549 070 fl. und sonstige Anlehen per 39 253 800 fl. Fahrbetriebsmittel: Der Fahrpark der österreichischen Bahnen, welcher im Jahr 1881 aus 1772 Lokomotiven(= 0,201 pro km), 3892 Personenwagen(= 0,442 pro km) und 45 451 Güterwagen(= 5,169 pro km) oder bei Hinzuzählung auch des Rollmaterials der gemeinsamen Bahnen aus 3046 Lokomotiven(= 0,223 pro km), 6231 Personenwagen(= 0,443 pro km) und 71 378 Lastwagen(= 5,076 pro km) bestand, zählte mit Ende 1890 rücksichtlich der österreichischen Bahnen: 2623 Lokomotiven(= 0,213 pro km), 5437 Personenwagen(= 0,442 pro km) mit 195 523 Sitzplätzen und 64 045 Güterwagen(5,205 pro km) mit einer Gesamttragfähigkeit von 680 850 t; rücksichtlich der österreichischen und der gemeinsamen Bahnen zusammen: 4125 Lokomotiven(= 0,232 pro km), 8187 Personenwagen(= 0,46 pro km) mit 299 617 Sitzplätzen und 93 958 Lastwagen(= 5,278 pro km) mit einer Gesamttragfähigkeit von 986 392 t. Eigene Postwagen waren zur selben Zeit vorhanden: auf den österreichischen Bahnen 106, auf den gemeinsamen Bahnen 377, im ganzen 483. Leistungen der Fahrbetriebsmittel: Der Fahrpark der österreichischen und der gemeinsamen Bahnen hat in den Jahren 1881 bis 1890 die nachstehend verzeichneten Fahrkilometerleistungen bewerkstelligt:
Die stetige Steigerung der Verkehrsleistungen ergiebt sich auch im Verhältnis zur Bahnlänge. So entfallen beispielsweise auf 1 km mittlere Betriebslänge:
Von der Gesamtleistung der Wagenachskilometer entfallen im großen Durchschnitt etwa 16, 5% auf die Personenwagen. Im großen und ganzen zeigt sich die Verkehrsbewegung als mit den Leistungen des Fahrparks nicht übereinstimmend; denn, obzwar sie rücksichtlicli der absoluten Verkehrsmengen gleichfalls vorwiegend die aufsteigende Richtung einhält, ist sie rücksichtlich der relativen Mengen(insbesondere der Güter) wiederholten Schwankungen unterworfen. Die Zahl der in den Jahren 1881-1890 beförderten Personen und Güter ist aus der großen Tabelle zu ersehen. Im Jahr 1860 wurden 10,1 Mill. Reisende und 7,19 Mill. Gütertonnen, im Jahr 1870 19,4 Mill. Reisende und 21,93 Mill. Gütertonnen, 1880 34,69 Mill. Reisende und 47,73 Mill. Gütertonnen befördert. Es ergiebt sich sonach 1890 eine Zunahme gegenüber dem Jahr 1860 bei Personen um 641 %, bei Gütertonnen um 1071 %. 1870 bei Personen um 286 %, bei Gütertonnen um 284 %. 1880 bei Personen um 115 %, bei Gütertonnen um 76 % Die in der großen Tabelle verzeichneten Mengen der in den Jahren 1881-1890 insgesamt beförderten Personen und Güter, zurückgeführt auf die Einheit der Betriebskilometer, geben folgende Ziffern:
Die Zunahme der im Jahr 1890 pro Bahnkilometer entfallenden Anzahl der Personen und Gütertonnen gegenüber den Jahren 1860, 1870 und 1880 ist aus folgender Gegenüberstellung zu ersehen: Beförderte Personen : Gütertonnen 1860 = 2652 : 1886 Beförderte Personen : Gütertonnen 1870 = 2866 : 2535 Beförderte Personen : Gütertonnen 1880 = 2488 : 3423 Beförderte Personen : Gütertonnen 1890 = 4519 : 4731 Für das Jahr 1890 stellt sich die Verkehrsbewegung auf den österreichischen und den beiden Reichshälften gemeinsamen Eisenbahnen gegliedert nach den einzelnen Verkehrszweigen, folgendermaßen dar:
Das Jahr 1890 nimmt nach vorstehendem in Ansehung der bisherigen Verkehrsentwicklung den ersten Rang ein. Auf dem gesamten Bahngebiet Österreichs (also ausschließlich der ungarischen Strecken der gemeinsamen Linien) wurden im Jahr 1890 2,9 Reisende und 3,1 t Parteigut pro Kopf der Bevölkerung befördert (1860 0,48 Reisende und 0,31 t, 1870 0,75 Reisende und 0,90 t, 1880 1,43 Reisende und 2,02 t). Betriebseinnahmen: In dem Entwicklungsgang der Betriebseinnahmen lassen sich ganz deutlich die Wechsel vollen Phasen erkennen, welche das wirtschaftliche Leben seit dem Bestand der Eisenbahnen in Österreich durchgemacht hat. Die Kurve der kilometrischen Einnahmen setzt Ende 1837 mit 2500 fl. ein, geht bis 1856 stetig aufwärts, schwankt hernach etliche Jahre auf und nieder, fällt Mitte der sechziger Jahre scharf ab, um sich jedoch ebenso rasch wieder auf den bisher höchsten Stand zu erheben(1868, große Getreideausfuhr). Dann bewegt sie sich neuerlich abwärts und beharrt schließlich im Niveau von 12 000-14 000 fl.
Wie sich die Einnahmen aus den verschiedenen Verkehrszweigen zusammensetzen, das zeigt rücksichtlich der Jahre 1881-1890 die große Tabelle. Von den gesamten Betriebseinnahmen entfallen 1890 auf den Personenverkehr 21, 25%, auf den Gepäckverkehr 0, 93%, auf den Eilgutverkehr 2, 17%, auf den Frachtgutverkehr 73, 70 %, auf sonstige Einnahmsquellen 1, 95 %. Von den Einnahmen aus dem Personenverkehr entfallen 1890 auf die I. Klasse 7, 65 %, auf die II. Klasse 27, 62 % auf die III. Klasse 61, 74 %, auf die IV. Klasse 0, 43 %, auf Militärpersonen 2, 56 %. Die höchste kilometrische Einnahme aus dem Personenverkehr (ausschließlich Gepäck) weisen die Kahlenbergbahn(13 233 fl.) und die Gaisbergbahn(12 121 fl.), nächst diesen die Südbahn österr. Linien(5995 fl.) und die Kaiser Ferdinands-Nordbahn(5053 fl.) aus; die kleinsten hingegen die Lokalbahnen Potscherad-Wurzmes(135 fl.) und Svolenoves-Smecna(136 fl.). Die größten kilometrischen Einnahmen aus dem Güterverkehr erzielten die Wiener Verbindungsbahn(86 821 fl.) und die Aussig-Teplitzer Eisenbahn(52 328 fl.); die kleinsten hingegen die Achenseebahn(169 fl.) und die Lokalbahn Radkersburg-Luttenberg(514 fl.). Die größten Gesamteinnahmen pro Bahnkilometer lieferten die Wiener Verbindungsbahn(103 163 fl.) und die Aussig-Teplitzer Bahn(60 078 fl.). Betriebsausgaben: Die Kurve der kilometrischen Betriebsausgaben folgt zumeist jener der Einnahmen, nur unterbricht sie in den Jahren 1841-1845 das Ansteigen, welches dann aber anhält, bis im Jahr 1855 der höchste Stand erreicht ist. Hernach bewegt sich die Kurve fast ausnahmslos abwärts, beginnt erst mit dem Jahr 1867 wieder zu steigen, beharrt hierin fast ununterbrochen bis 1871, senkt sich dann abermals, nimmt von 1878 an ihren Weg hinauf, erreicht in den Jahren 1883 und 1884 die (nach 1855) zweitgrößte Höhe und schlägt schließlich wieder die fallende Richtung ein. Die auffallendsten Abstufungen sind folgende:
Die Gliederung der Ausgaben nach den verschiedenen Zweigen des Betriebsdienstes ist in der großen Tabelle zu ersehen. Was das Jahr 1890 anbelangt, entfallen auf die allgemeine Verwaltung 3, 34 %, auf die Bahnaufsicht und Bahnerhaltung 22, 25 %, auf den Verkehrs- und kommerziellen Dienst 32,44 %, auf den Zugförderungs- und Werkstättendienst 24, 40 % und auf die besonderen Spesen(Steuern, Zinsen, Amortisierung u.s.w.) Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen: In den Jahren 1837-1841 nahmen die Ausgaben 60, bezw. 55, 8, 08, 8, 74, 5 und 75, 1 % der Einnahmen in Anspruch; dann bewegte sich die Prozentkurve rasch abwärts, erreicht im Jahr 1845 den Tiefstand von 46, 6 %, steigt jedoch abermals, um im Jahr 1848 auf den zweithöchsten Stand mit 70, 1 % zu gelangen, schlägt dann die fallende Richtung ein, wobei im Jahr 1866 der niederste Stand mit 33, 7 % erreicht wird; hernach erhebt sie sich allmählich wieder bis auf 39, 6 % im Jahr 1870, bezw. 50, 1 % im Jahr 1874 und 60, 1 % im Jahr 1885; von da an hält sie den Stand von 52, 5 bis 56, 1 % ein. Betriebsüberschuß: Der Betriebsüberschuß betrug im Jahr 1890 112 953 204 fl. gegen 81 879 273 fl. im Jahr 1885 und 83 351 762 fl. im Jahr 1881. Aus diesen Überschüssen verzinste sich das verwendete Anlagekapital im Jahr 1890 mit 3, 78 %, im Jahr 1885 mit 2, 89 % und im Jahr 1881 mit 3, 22 %. Die höchste Verzinsung im Jahr 1890 ergab der Betriebsüberschuß der Lokalbahn Svolenoves-Smecna(14, 55 %) und der Aussig-Teplitzer Eisenbahn(11, 64 %). Unter 1 % verblieb die Verzinsung bei der Lokalbahn Lemberg-Belzec(0, 3 %) und bei der Achenseebahn(0, 5 %). Die große Tabelle:
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