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I: DIE ÖSTERREICHISCHEN PFERDE-EISENBAHNEN.

1)    Die Gerstners als Väter des österreichischen Eisenbahnwesens. Eine Pferdeeisenbahn von Budweis bis zur Donau.

Aus den uralten, in ihren ersten Anfangen bis in das XIV. Jahrhundert zurückreichenden Bestrebungen um die Zustandebringung eines Schiffahrtskanals zur Verbindung der Donau mit der Moldau schöpfte der Direktor der mathematischen und technischen Studien an der Prager Universität, Franz Ritter von Gerstner, den Gedanken, an die Stelle jenes so lange vergeblich angestrebten Wasserwegs, das neue Verkehrsmittel – die Schienenstraße – treten zu lassen.

Das österreichische Eisenbahnnetz im Jahre 1892:

Gemeinsam mit dem Netz Ungarns(seit 1867 abgetrennt) und den Linien von Bosnien-Herzegowina(Okkupation 1878, Annexion 1908). (- - - - = i.Bau)

Er gab in einem am 31. Dezember 1807 an die „Hydrotechnische Gesellschaft in Böhmen“ erstatteten Bericht über den Donau-Moldau-Kanal die erste öffentliche Anregung zur Herstellung einer Eisenbahnverbindung zwischen den beiden Flußgebieten und arbeitete fortan unermüdlich an der Verwirklichung dieses Projekts.

Dieselbe glückte jedoch erst seinem Sohn, dem Professor am k.k. polytechnischen Institut in Wien, Franz Anton Ritter von Gerstner, der am 7. September 1834 ein ausschließliches, für die Dauer von 50 Jahren geltendes Privilegium zum Bau einer zwischen Mauthausen und Budweis die Donau mit der Moldau verbindenden „Holz- und Eisenbahn“ erhielt.

Diese Bahn war die erste österreichische, wie überhaupt die erste Eisenbahn auf dem europäischen Festland. Ihrer Ausführung widmete sich die „Erste österreichische Eisenbahngesellschaft“, welche das erwähnte Privilegium am 12. März 1825 vom Ritter von Gerstner, sowie späterhin (14. Februar 1834) auch das unterm 18. Juni 1832 den Wiener Bankhäusern Geymüller, Rothschild und Stametz verliehene gleiche Privilegium zum Bau einer Holz- und Eisenbahn von Linz nach Gmunden erworben und die Bewilligung zur Führung der Budweiser Linie nach Linz statt nach Mauthausen erwirkt hatte.

Die ganze Bahn war für den Betrieb mit Pferden eingerichtet. Den Bau der ersten Hälfte der Budweiser Linie leitete Professor von Gerstner; alle übrigen Strecken wurden unter Leitung des Ingenieurs Math. Schönerer ausgebaut. Die erste (7 Meilen lange) Strecke Budweis-Trojern wurde am 7. September 1827, die ganze Linie Budweis-Linz am 1. August 1832 für den Frachtenverkehr und am 1. April 1833 für den Gesamtverkehr eröffnet, von der Fortsetzungslinie nach Gmunden wurde die erste Strecke (Linz-Maxelhaid) am 1. November 1834, die letzte Strecke (Lambach-Gmunden) am 1. Mai 1836 dem Betrieb übergeben.

 

2)    Das Projekt „Prag-Lana“.

Das Gerstner‘sche Unternehmen fand alsbald Nachahmung, indem die Grafen Kaspar Sternberg und Eugen Wrbna sich um ein Privilegium zum Bau einer Holz- und Eisenbahn zwischen Prag und Pilsen bewarben, dasselbe am 30. Juli 1827 erhielten und hierauf die „Prager Eisenbahngesellschaft“ gründeten, welche jedoch in der Zeit von 1830-1836 nur die 61,6 km lange Strecke Prag-Wejhybka-Pinie wirklich ausführte und auch diese nicht selbst behielt, sondern an den Fürsten Karl Egon Fürstenberg verkaufte.

Mittlerweile hatte Stephensons Lokomotive in Rainhill den glänzendsten Sieg errungen und ihre Verwendung bei der Liverpool-Manchester Bahn (1830) dem Dampf die Herrschaft auch auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens erschlossen.