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I: Durch‘s Gesäuse(Amstetten-Selzthal).

Amstetten, schon Ende des 8. Jahrhunderts zu Carl des Grossen Zeiten und besonders durch das am 5. November 1805 zum Nachtheile der österreichischen Nachhut stattgefundene Treffen mit den Franzosen unter Murat historisch bekannt, macht mit seiner Lage knapp am Fusse des Hügellandes zwischen dem Donau- und Ybbsfelde einen recht freundlichen Eindruck auf den Reisenden.

Amstetten, St. Stephan:

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Die Umgebung ist reizend und gleicht einem Garten. Der circa 1250 Einwohner zählende Markt Amstetten mit einer gothisch gehaltenen Kirche ist der Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und einer Volksbürgerschule. Gasthöfe: Schmiedl und Bahnhof.

Von Amstetten gelangt man über Markt und Stift Ardagger in 3 ½ Stunden in das Bad „Kreuzen“ bei Grein in Oberösterreich. Als Ausflugspunkte empfehlen sich Viehdorf, Seisenegg, Hainstetten und Edthof, von welchen man die ganze südlich liegende Alpenkette mit allen Vorbergen übersehen kann.

Bei Ulmerfeld liegt die alte aus der Römerzeit stammende Veste gleichen Namens. Besonders sehenswerth ist jedoch die nach den neuesten Erfindungen eingerichtete bedeutende Papierfabrik Theresienthal. Vor Ulmerfeld übersetzen wir auf einer schön construirten Gitterbrücke die in tiefen Ufern fliessende Ybbs und passiren die „Forstheide“.

Hilm-Kematen. Nahe bei Kematen sieht man eine der grössten Strassenbrücken Niederösterreichs, 106.176m lang, 5.688 m breit, 30.336m. hoch, mit 22.752m Spannweite, gebaut aus Conglomeratgestein, rothem und grauem Marmor, Tufstein und Granit. Vor Hilm-Kematen liegt rechts von der Bahn das alte Schloss Krollendorf und die seit dem 10. Jahrhundert bestehende Kirche Allhartsberg.

Rosenau. Das Thal ist enger und unter uns stürzt im raschen Gefälle die Ybbs dahin, welche sich durch ihre romantischen hochgelegenen Ufer bemerkbar macht und von da ab das Gepräge eines Gebirgsbaches annimmt. Die Bahn führt uns am Fusse des Sonntagsberges, welcher mit seiner grossen, jährlich von über 60.000 Andächtigen besuchten Wallfahrtskirche und ihren beiden weit in das Land schimmernden Thurmkuppeln einen impossanten, höchst romantischen Anblick gewährt, und dessen Besteigung äusserst lohnend ist.

Sonntagberg:

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In der Nähe der Kirche liegt der sogenannte Türkenbrunnen, eine von einer Capelle überwölbte Wasserquelle. Zur Zeit der Türken-Einfälle sprengte eine Schaar Türken den Berg heran, um das Gotteshaus zu plündern. An dieser Stelle jedoch sanken die Pferde in die Knie und waren nicht weiterzubringen, und die Kirche blieb vor Plünderungswuth verschont. Vom Sonntagsberge gelangt man in ungefähr 2 Stunden nach Seitenstetten, während der Aufgang von Seitenstetten auf den Sonntagsberg wol 3 Stunden Bergsteigens in Anspruch nimmt.

Seitenstetten liegt in einem anmuthigen, ziemlich weiten Thale. Das Benedictinerstift mit seiner bedeutenden Oekonomie(gegründet 1112 von Udalrich von Stille und Höfft) enthält interessante mittelalterliche Bauformen, ein Hochaltarblatt von Reslfeld, Glasmalereien, Hof mit Arcaden und Springbrunnen, Bibliothek v. 50.000 Bänden, Conchiliencabinet, wichtige Mineraliensammlung, Gemäldegalerie, Ober-Gymnasium; theologische Hausstudien und ein Convict.

Die Stadt Waidhofen an der Ybbs, in älteren Urkunden und Reisebüchern auch Baierisch Waidhofen genannt, weil die Stadt bis zum Jahre 1803 Eigenthum des Bisthumes Freisingen in Baiern war, umfasst die Leiten- und Wasservorstadt, die Landgemeinde Waidhofen und zählt mit dem zwar nicht mehr zur Stadt gehörigen, aber nur durch die Ybbs von ihr geschiedenen Markte Zell über 7000 Einwohner.

Waidhofen a.d. Ybbs:

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Besonders empfehlenswerthe Gasthöfe sind goldener Löwe, Stern, Schiff, Reichsapfel, Stummer und Bromreiter. Warme Bäder kann man im Hause Nr. 60 der Wasservorstadt nehmen.

Die Pfarrkirche, ein alter im Laufe der Zeiten vielfach umgestalteter Bau, bietet wenig Sehenswerthes. In neuerer Zeit wurde auch die i.J. 1644 gegründete und in der Josefinischen Zeit aufgelassene Kapuzinerkirche restaurirt.

Waidhofen besitzt eine Landes-Unterrealschule und eine 4 classige Hauptschule. Diese Stadt, einstens durch ihre noch jetzt beträchtliche Eisen-Industrie die mächtigste Rivalin von Steyr, erfreut sich noch immer eines sichtlichen Wohlstandes und mahnen die stattlichen Häuser und Gewerke an ihre ehemalige Blüthe.

Von den Eisenartikeln genossen beispielsweise die kleinen Waidhofner Fischangeln, von denen 100 Stück auf ein Loth gehen, lange Zeit hindurch einen Weltruf und wurden jährlich 7-8 Millionen solcher Angeln abgesetzt.

Die Stadt selbst liegt in einem anmuthigen Kesselthale, welches die mit Nadelholz bewachsenen, hart an die Stadt grenzenden Berge einschliessen. Ebenso herrlich ist ihre Umgebung und empfehlen wir als besonders beliebte Ausflüge Ybbsitz, Opponitz, Paterthal mit seinem hübschen Echo, Buchenberg,

Spindleben mit einer, weite Fernsicht bietenden Pyramide und St. Georgen an der Klaus. Waidhofen steht durch gute Fahrstrassen auch mit dem Alpengebiete des Oetschers gegen Osten, mit dem des Hochschwab im Süden über Altenmarkt in Verbindung.

Oberland. Wir sind an der interessanten Wasserscheide der Weyr und Ybbs angelangt. Oberland, bereits Teil des Steyrer Bezirkes, selbst ist eine unbedeutende Ortschaft mit bemerkenswerther Ackerbau- und Obstcultur.

In der Nähe von Oberland liegt die Türkenschanze und gegen Waidhofen die sogenannte „Schwarze Wiese“ ein historisch merkwürdiger Punkt. Nachdem die Türken i.J. 1529 bis hieher vorgedrungen waren, wurden sie von einem Theile der Reichstruppen unter Pfalzgraf Friedrich gänzlich aufgerieben. Wir gelangen nun nach

Gaflenz, einem Markt von 250 Einwohnern, ziemlich wohlhabend und lebhaft durch seine Eisenwerke. Es hat eine sehenswerthe Pfarrkirche mit Glasmalereien und einer Orgel von Chrismann.

Weyer. Das nicht erheblich breite Thal von Weyer mit seinen malerischen meist blau angestrichenen Häusergruppen gewährt einen äusserst anmuthigen Anblick. Weyer selbst ist ein alter Marktort mit circa 1400 Einwohnern und lebhaftem Eisenverkehre.

Weyer, am Bahnhofe:

Copyright: Elmar Oberegger

Am Platze, wo Weyer steht, soll ursprünglich ein grosser Weiher gewesen sein, bis, nach der Sage, Biber den Durchbruch der Wässer des Weihers in die Enns verursacht haben sollen. Zur Erinnerung ziert den Marktbrunnen noch heutzutage ein Biber.

Ausser der alten Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhunderte erregt noch ein in der Marktcapelle aufgestelltes gutes Altarbild von Putschli das Interesse des Reisenden.

Weyer wurde i.J. 1532 von den Türken verbrannt. Als Gasthöfe sind die Post, das Ross, der Hirsch, der Ochs und der Bär zu empfehlen.

Weyer rivalisirte in alter Zeit mit Steyr und Waidhofen wegen der Privilegien, welche die Landesfürsten zur Hebung des Handels ertheilten und bald die eine, bald die andere Stadt mehr begünstigten.

Die Umgebung von Weyer bietet die herrlichsten Aussichtspunkte und Ausflugsorte, wie den Kreuzberg, den Almkogel, den in der Nähe des Marktes sich erhebenden Lindauerberg mit mehreren interessanten Höhlen, dann Stubau, Ennsberg, Rappoldeck, den Saurüssel, einen massig hohen Berg, auf dessen Einsattlung ein Lärchenbaum die Grenze von Ober- und Niederösterreich bezeichnet, Hollenstein, ein malerisch gelegener Ort des ziemlich weiten von der Ybbs durchrauschten Thales, besäet mit grünen Matten, stattlichen Herrenhäusern und berussten Hammerwerken. Die schmucken Bauernhöfe am Königsberge wie die Kirche am grünen Hügel der Ybbs gewähren ein anziehendes Bild, u.a.m.

Vor Kastenreith führt uns ein Viaduct mit kühner Spannung(Eisenconstruction) über die Enns, während unterhalb desselben eine hölzerne Brücke den Localverkehr vermittelt. Zwischen tiefgrünen, fast finsteren Bergen wälzt sich die Enns raschen Laufes einher, ihre Richtung zwischen Felsblöcken und zerklüfteten Ufern gegen Grossraming und Losenstein nehmend. Wir erreichen sodann

Kastenreith. Hier mündet rechterhand die nach Steyr und St. Valentin führende Linie ein. Ebenfalls rechts von Kastenreith sind noch einige Häuser der Gemeinde Küpfern sichtbar. Im tiefen jenseitigen Ennsthale sieht man die alte Poststrasse mit den kleinen Ortschaften Anger und Zieglach. Von hier führt eine Seitenstrasse nach Weyr.

Kastenreith mit Abzweigung nach St. Valentin:

Copyright: Elmar Oberegger

Kleinreifling. Vor Kleinreifling passiren wir einen 40, 4m langen Tunnel. In dieser Station herrscht zur Zeit des Zugverkehrs reges Leben, denn nachdem selbst die Hauptzüge hier einen Aufenthalt von wenigstens 5 Mnt. nehmen, drängt sich das reisende Publicum in die billige und gute Restauration, um sich in Eile zu verproviantiren.

Von Kleinreifling ab erhält die Umgebung ein wildromantisches Gepräge.

Weissenbach-St. Gallen. Von Kleinreifling führt der Weg im reichsten Wechsel der seltsamsten Gebirgsformen längs der Enns vorwärts. Die Felswände treten stets enger zusammen und die Bahn zieht sich bald am Stromufer selbst, bald über demselben, wo der Weg in kühnen Tracierungen dem Felsen abgetrotzt ist.

In der Frenz überschreiten wir die Grenze zwischen Oesterreich und Steiermark, welche der Frenzbach für das jenseitige Ennsthal bildet.

Tiefste Einsamkeit herrscht in der Gegend, links ziehen Waldungen mit mächtigen Weisstannen, rechts Gebäude und kleine Ortschaften, Wildbäche und pittoreske Waldschluchten unsere Blicke auf sich. Wir passiren zuerst den Schönau-Tunnel(219,3m lang), später den grossen(276,2m lang), dann den kleinen(25,1m langen) Laussa-Tunnel und auf einer interessanten Brücke den Laussabach, der diesseitigen Landesgrenze zwischen Oesterreich und Steiermark.

Bald darauf erhebt sich links auf einem Berge der kleine Marktflecken Altenmarkt, rechts führt der Weg in die bedeutende Ortschaft St. Gallen(Gasthöfe: Post, Adler, zählt 700 Einwohner) mit der Burgruine Gallenstein, von den Aebten von Admont einst als Thalsperre erbaut. Die Station Weissenbach kann als Mittelpunkt mehrerer Alpenpartien gelten.

Burg Gallenstein um 1830:

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Wer die sowohl durch ihre herrliche Lage als durch ihre Größe ausgezeichnete Burgruine Gallenstein sieht und zwischen den öden Mauern, wo nun die Bäume emporschießen, über die riesigen Schuttmassen wandelt, der staunt wohl, wenn er vernimmt, daß dieses Schloß noch bis zum Jahre 1831 bewohnt und der Sitz der Herrschafts- und Bezirksverwaltung mit ihren Kanzleien war.

Frägt er dann, welche Catastrophe über dieses Schloß hereinbrach, ob der Feind mit Kanonenkugeln die mächtigen Mauern einschlug und die Dächer in Brand setzte, ob ein entsetzlicher Kampf vielleicht wochenlang um diese Veste rang und schließlich deren Zerstörung zur Folge hatte, so erfährt er von dem Allen nichts, aber sein Erstaunen steigert sich, wenn man ihm erzählt, daß der stolze ehrwürdige Bau nach Auflassung der Kanzleien, welche in den Markt verlegt wurden, dem Vandalismus preisgegeben ward, daß ein Nagelschmid aus St. Gallen um den Preis von circa fl. 400 in den Besitz des ganzen gewaltigen Gebäudes gelangte, welcher dann durch Demolirung und Verwerthung der Holz- und Eisenbestandtheile, sowie der Steine seinen Gewinn suchte.

Einzelne Häuser der Umgebung sind fast ganz aus dem Materiale der Burg gebaut(z.B. das Templmaierhaus) und mit Bedauern sieht der Besucher von St. Gallen hie und da Säulen von dem Laubengange des Burghofes angebracht. Das alte Wappen, welches einst ober dem Hauptthor der Veste geprangt, soll irgendwo als Fußboden dienen. Der ferneren Zerstörung von Gallenstein that, allerdings etwas spät, der allverehrte Beschützer und Gönner des steirischen Landes, Erzherzog Johann, Einhalt.

Durch den hochstämmigen Wald zu dem Gemäuer der Ruine emporsteigend, erreichen wir eine Bresche in der Mauer und betreten durch diese von der Nordseite das Innere der Burg und zwar den Schloßhof. Gräuliche Zerstörung, Berge von Schutt, colossal aufragende Mauern umgeben uns; schlanke Bäumchen sind dazwischen emporgewachsen; unkenntlich sind die Räumlichkeiten; rechts von der Bresche war die Schloßzisterne, links die Räumlichkeiten des Dienstvolkes und der Küche.

Grossreifling. Immer grossartiger gestaltet sich die Gegend. Links wird die herrliche Gruppierung des Mittelgebirges auffallend. Die Bahn zieht sich durch Curven und Tunnele. Wir passiren zuerst den (92,5m langen) Tunnel in der Wolfsbachau, dann den Lofer-Tunnel(377,3m lang), und endlich vor der Station Grossreifling, auch Reifling genannt, noch einen Tunnel von 344, 3m Länge.

Bahnpartie bei Grossreifling:

Copyright: Elmar Oberegger

Grossreifling ist ein kleiner Ort inmitten namhafter Kohlenstätten und um eine Capelle gruppirt. Hier ergiesst sich die von Palfau, Wildalpe, Weichselboden, Mariazell und der Terz kommende, aus dem Göller, am Fusse des Wiener-Waldgebirges entspringende Salza in die Enns, und bestand an dieser Einmündung der grosse 2000 Fuss lange, von Hanns Gasteiger für das aus der Salza herabgeschwemmte Holz erbaute Rechen.

Landl. Von Grossreifling gegen Landl nähern wir uns mit bedeutender Steigung, 1:150, jenem Alpengebiete zu, dessen hie und da sichtbare Felsengipfel den Gurt zur Wasserscheide zwischen der Enns und der Mur bilden und das Thal Admont umsäumen. Links ist die Mündung des Salzathales, durch das eine Strasse über Palfau, Wildalpen ins Gusswerk nach Mariazeil führt. Vor Landl passiren wir noch zwei Tunnele, ersteren mit 259, 8 und den zweiten mit 61, 9m Länge. Der obstreiche Ort Landl selbst liegt ¼ Stunde abseits auf einem Hochplateau mit reizender Fernsicht in das Hochgebirge.

Hieflau. Von Landl weg erregen links die hohen Felswände, rechts die Enns, das sichtliche Interesse eines jeden Naturfreundes. Wir passiren eine Gitterbrücke und zwei Tunnels von 77 und 169, 6m Länge und kommen nach Hieflau, welches in einer wahrhaft hochromantischen Gegend liegt.

Hieflau:

Copyright: Elmar Oberegger

Hieflau zählt 700 Einwohner, hat einen Hochofen der Innerberger Actiengesellschaft, gegen 100 Kohlstätten, welche jährlich über 300.000 Metzen Kohlen liefern, und einige Mühlsteinbrüche(Gasthöfe: Stauber und Stiegelmaier).

Hieflau, das ausser der Besteigung des Daimischbachthurm-Berges, der wilden Gebirgsschlucht die „Noth“, in der sich eine Tropfsteinhöhle befindet, und der Partie in die Wildalpen keine besonderen Ausflüge aufzuweisen hat, bildet die Abzweigestation für die äusserst dankbare und reizende Route nach Eisenerz.

Wir haben bereits von Kleinreifling ab bis Hieflau die überraschendsten Bilder des wild romantischen Ennsthales gesehen; doch je weiter wir jetzt eindringen, desto grossartiger wird der landschaftliche Charakter, desto überwältigender der Eindruck. Man weiss nicht, wohin man zuerst blicken soll, und kann sich nicht satt sehen an der Naturpracht, die sich vor unseren Blicken entrollt.

Gstatterboden. Von Hieflau wendet sich das Ennsthal westlich, es beginnt das Gesäuse, ein tiefer, 5 Stunden langer Einschnitt zwischen den Gebirgsmassen des Buchstein, Hochthor, Luegauer Damischbachthurm und Reichenstein.

Der Name dieser Enge rührt von dem fortwährenden Sausen und Tosen der Enns, welche sich hier Bahn gebrochen hat und unter Bildung unzähliger Wasserfälle und Stromschnellen einherwälzt.

Die Bahn, vielfach in den Fels gesprengt, überschreitet, zu beiden Seiten von gewaltigen wildzerrissenen Felsmassen bewacht, wiederholt die Enns. Früher war die Passirung dieses den Charakter ergreifender Grossartigkeit tragenden Felsenpasses höchst beschwerlich, jetzt führt nach Admont ausser der Bahn, welche sich meist am linken Ennsufer fortzieht, auch am rechten Ennsufer ein ziemlich guter und fahrbarer Weg, erbaut 1841-1847, dessen Romantik und kühne Anlage die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich zieht.

Interessant sind die Geschiebe bei den Wächterhäusern die Holzriesen und die gefährlichen Stege über die Enns. Wir durchfahren den Ennsmauer-Tunnel(47,8m), den Hochsteg(103,2m), den Hartlgraben mit seinen interessanten sechs Wasserfällen und die Kummerbrücke(Eisenconstruction 53m). Die Station Gstatterboden, welche wir von Hieflau in 18 Minuten erreichen, mitten im Gesäuse gelegen, ist der Culminationspunkt, in dem sich Wildheit und Romantik so verschmelzen, dass das Auge diese Gegend nur bewundernd beschauen kann.

Gleich ober dem Stationsgebäude befindet sich ein Gasthaus, wo man gute Unterkunft finden kann.

Eine reizende Partie von Gstatterboden aus ist ein Ausflug in die wilde malerische Schlucht zwischen Reichenstein und Hochthor in das Dorf Johnsbach, der Pfarrkirche von Gstatterboden, in dessen Nähe beim „Wolfbauer“ ein hübscher Wasserfall unser Augenmerk auf sich zieht.

Hinter Gstatterboden, gegen Admont zu, führt die Bahn einen 239m langen Tunnel und überschreitet die Enns.

Brücke über die sausende Enns:

Copyright: Elmar Oberegger

Beim Heindlbauer verlassen wir die fast erdrückende Enge und erblicken bald darauf Stift und Markt Admont. Vom Ausgange des Gesäuses bis nach Admont hat man ungefähr eine Stunde Gehweges. Man sieht Bauernhöfe und kleinere Häusergruppen nebst vielen kleinen hölzernen Hüttchen.

Admont, in einem grünen, zum Theil etwas versumpften Thalboden der Enns gelegen, ist ein Markt von 1000 Einwohnern. Das stattliche Gebäude des berühmten Benedictinerstiftes, vom Erzbischof Gebhard von Salzburg im Jahre 1074 gegründet, wurde in der Nacht vom 27. auf den 28. April 1865 zum Theile in Asche gelegt, doch wurden Kirche(St. Blasien Münster) mit zwei schlanken Thürmen im gothischen Styl, die wertvolle Bibliothek mit schönem reichverzierten Saal und der grösste Theil der Kunstschätze beinahe ganz gerettet und das Stiftsgebäude im ursprünglichen Style zum grössten Theile wieder hergestellt.

Admont:

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Die Bibliothek zählt an 80.000 Bände, 1000 Manuscripte und 800 Incunabeln. Dem Touristen empfehlen wir in Admont für die herrlichen Ausflüge auf einige Tage Standquartier zu nehmen und sich beim Buchbinder oder der Post einzulogieren. Die Lage von Markt und Stift in dem weiten rings von himmelragenden Gebirgen umstandenen Ennsthale ist äusserst hübsch. Einen der nächsten Ausflüge bietet das dem Stifte gehörige links ober dem Bahnhofe gelegene Schloss Röthelstein mit trefflicher Aussicht auf das Ennsthal.

Oestlich sehen wir den kleinen und grossen Buchstein, 2214,5m hoch, das Hochthor, 2389m, und im Südosten den Reichenstein. Ein ziemlich schlechter Fahrweg führt von Admont südlich über den Lichtmessberg zur Kaiserau, einer schönen fichtenumsäumten Matte mit einem dem Stifte gehörigen Schlosse, am Fusse des Kaibling(2010m) und Sparafeld(2239m), beide nicht unschwer zu besteigen.

Selzthal. Nach Passirung des Gesäuses ober Admont ist dem Reisenden, welcher nicht so glücklich ist, einen Plateau-Waggon benützen zu können, die Aussicht von der rechten Fensterfronte aus zu empfehlen.

Der Weg oder besser gesagt, der Umweg, den die Trace vermöge der verticalen Gliederung der Bodengestaltung Obersteiermarks durch das obere Ennsthal von Admont gegen Rottenmann zu machen gezwungen ist, verliert wenig oder nichts von der dem untern Ennsthale eigenthümlichen Romantik.

Hinter Admont, im breiten Ennsthale, sehen wir rechter Hand den massig hohen Frauenberg mit der stattlichen Wallfahrtskirche Maria Kulm. Hinter Maria Kulm erhebt sich am Fusse des Bosruck das freundliche Dorf Ardning. An der Mündung des Paltenbaches in die Enns wendet sich die Bahn südwärts und wir haben bald darauf die Station Selzthal erreicht, bedeutend als Knotenpunkt.

Im Bahnhof Selzthal:

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Weiter nach Süden.