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VI: Das Lokalbahnwesen seit dem Erlaß des Spezialgesetzes von 1880. Verzeichnis der einzelnen Strecken.

 

6.1. Allgemeine Einleitung.

Wie vorne bereits bemerkt wurde, ist eine allgemeine Definition des Begriffes „Lokalbahn“ sehr schwierig. „Zweigbahnen“ bzw. „Bahnen niedrigerer Ordnung“ gab es in Österreich schon vor 1880. Festzuhalten ist aber, daß der Hauptbahn-Bau bis 1880 derartige Fortschritte gemacht hatte, daß sich die „Zweigbahn-Frage“ immer mehr zu stellen begann. Schließlich waren es diese Bahnen, welche ganze Regionen an die Hauptstrecke heranführten.

Vor diesem Hintergrund kam es sodann 1880 zu einer speziellen gesetzlichen Regelung dieser Frage. Das „Erste österreichische Lokalbahngesetz“ wurde erlassen. Grundsätzlich blieb der Lokalbahnbau in privaten Händen.(1) Dies führte allerdings - zum Schaden der Volkswirtschaft - oft zu schärfsten Konkurrenzkämpfen zwischen den einzelnen Gesellschaften. In diesem Zusammenhang wäre vor allem auf das „Eisenbahnproblem Wels-Steyr“ zu verweisen.(2)

Vorerst war der Lokalbahnbau starr an der „Normalspur“ orientiert, mit dem „Zweiten Lokalbahngesetz“ aus 1887 wurde aber auch die „76cm-Spur“ allgemein zugelassen, welche den Lokalbahnbau verbilligte(engere Kurven, Vermeidung von Tunnelanlagen).(s.o.)

Der Salzburger Lokalbahnhof befand sich ursprünglich vor dem Hauptbahnhof.

Lokalbahnhof und Hauptbahnhof:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Der alte Lokalbahnhof:

Aus: O.Waldes, Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft, Wien 1927.

 

Das Gebäude ist längst abgetragen. Ersetzt wurde es durch einen „Untergrund-Bahnhof“, welcher 1996 eröffnet wurde.

Im Untergrund: Der neue Lokalbahnhof(seit 1996).

Copyright: Elmar Oberegger

 

6.2. Salzburg-Drachenloch Staatsgrenze(1886), „Salzburger Lokalbahn“.

a)     Errichtet von: Alexander Werner

b)    Dzt. betrieben von: -

c)    Länge in km: ca. 13km

d)    Spurweite: Normalspur

e)     Funktion: Erschließung von Hellbrunn und der Industriebetriebe am Almkanal im Raum Grödig.

f)      Eröffnungsjahr: 1886

g)    Jahr der Stillegung: 1953

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: Elektrifizierung bis 1909; Streckenumlegungen im Raum Nonntal und Anif; Verlängerung der Strecke bis zur Staatsgrenze selbst, damit Herstellung der Verbindung Salzburg-Berchtesgaden-Königssee. Diese Südlinie Staatsgrenze-Königssee wurde von der „Kgl. bay. Staatsbahn“ errichtet(1907) und bis 1908 elektrifiziert. Seit 1909 erfolgte der Betrieb auf beiden Seiten der Grenze gemeinsam; Auflassung und Abtragung des Streckenstücks Staatsgrenze-St. Leonhard 1939.

j)       Weiterführende Literatur: HARRER H., Salzburger Lokalbahnen, Wien 1980.

Salzburger Lokalbahn: Elektrischer Zug bei St.Leonhard.

Aus: O.Waldes, Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft, Wien 1927.

 

6.3. Parsch-Gaisbergspitze(1887), „Gaisberg-Bahn“.

a)     Errichtet von: Cathrein, Werner u. Fa. Soenderop

b)    Dzt. betrieben von: -

c)    Länge in km: ca. 5km

d)    Spurweite: 1m

e)     Funktion: Tourist. Erschließung des Gaisberges

f)      Eröffnungsjahr: 1887

g)    Jahr der Stillegung: 1929

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: -

j)       Weiterführende Literatur: HARRER H., Gaisbergbahn, Wien 1984.

Partie der Gaisbergbahn:

Aus: Int.Eisenbahnarchiv LKP.

 

6.4. Salzburg-Landesgrenze gg. Bad Ischl(1893), „Ischler-Bahn“.

a)     Errichtet von: „Salzkammergut Lokalbahngesellschaft“

b)    Dzt. betrieben von: -

c)    Länge in km: ca. 44km auf Salzburger Gebiet

d)    Spurweite: 76cm

e)     Funktion: Anbindung des Salzkammergutes(bes. Bad Ischl) an Salzburg

f)      Eröffnungsjahr: 1893

g)    Jahr der Stillegung: 1957

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: -

j)       Weiterführende Literatur: LUFT A., Die Salzkammergut-Lokalbahn, Wien 1994.

Erinnerung an die „Ischlerbahn“ in Salzburg:

Copyright: Elmar Oberegger

 

6.5. Landesgrenze bei St.Wolfgang-Schafbergspitze(1893), „Schafberg-Bahn“.

a)     Errichtet von: „Salzkammergut-Lokalbahngesellschaft“

b)    Dzt. betrieben von: „Schafbergbahn & Wolfgangseeschiffahrt“

c)    Länge in km: ca. 5km auf Salzburger Gebiet

d)    Spurweite: 1m

e)     Funktion: Tourist. Erschließung des Schafberges

f)      Eröffnungsjahr: 1893

g)    Jahr der Stillegung: -

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: -

j)       Weiterführende Literatur: MACKINGER G., Schafbergbahn und Wolfgangseeschiffe, Nordhorn 2008.

Schafbergbahn: Dieseltriebwagen um 1964.

Aus: Nachrichtenblatt der Generaldirektion der ÖBB 8 (1968), 163.

Diese Triebwägen waren in der Lage, den Betrieb entscheidend zu ökonomisieren. Heute sind wieder die höchst schwerfälligen Dampfloks üblich, welche nur einen beschränkten Verkehr zulassen. Das „Dampf-Erlebnis“ ist aber Teil des touristischen Konzeptes.

 

6.6. Äußerer Stein-Parsch(1893), „Salzburger Lokalbahn“.

a)     Errichtet von: „Salzburger Eisenbahn- und Tramwaygesellschaft“

b)    Dzt. betrieben von: -

c)    Länge in km: ca. 2km

d)    Spurweite: Normalspur

e)     Funktion: Herstellung einer Verbindung zum Ausgangspunkt der Gaisbergbahn, Güterverkehr.

f)      Eröffnungsjahr: 1893

g)    Jahr der Stillegung: 1953

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: Elektrifizierung bis 1909

j)       Weiterführende Literatur: HARRER H., Salzburger Lokalbahnen, Wien 1980.

 

6.7. Landesgrenze bei Predlitz-Tamsweg-Mauterndorf(1894), „Murtal-Bahn“.

a)     Errichtet von: Steiermärkische Landesbahnen

b)    Dzt. betrieben von: Steiermärkische Landesbahnen

c)    Länge in km: ca. 21km auf Salzburger Gebiet

d)    Spurweite: 76cm

e)     Funktion: Erschließung des oberen Murtales

f)      Eröffnungsjahr: 1894

g)    Jahr der Stillegung: 1980 wurde das Teilstück Tamsweg-Mauterndorf aufgelassen, jedoch aber nicht rückgebaut. Seit 1982 wird es als „Taurachbahn“ privat weiterbetrieben.

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: s. g)

j)       Weiterführende Literatur: STAUDACHER P., Die Murtalbahn. in: Reisen im Lungau, Salzburg 1998, 267f.

Murtalbahn: Regionalzug bei Madling(1969).

Aus: Nachrichtenblatt der Generaldirektion der ÖBB 8/69, 11.

 

6.8. Salzburg-Lamprechtshausen(1896), „Salzburger Lokalbahn“.

a)     Errichtet von: „Salzburger Eisenbahn- und Tramwaygesellschaft“

b)    Dzt. betrieben von: „Salzburger Lokalbahn“

c)    Länge in km: ca. 26km

d)    Spurweite: Normalspur

e)     Funktion: Erschließung des unteren Salzachtales

f)      Eröffnungsjahr: 1896

g)    Jahr der Stillegung: -

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: Elektrifizierung bis 1950, Herstellung der Verlängerung Bürmoos-Trimmelkam(OÖ) 1951.

j)       Weiterführende Literatur: HARRER H., Salzburger Lokalbahnen, Wien 1980

Salzburger Lokalbahn: Dampfzug im Bf. Oberndorf.

Aus: O.Waldes, Salzburger Eisenbahn- und Tramway-Gesellschaft, Wien 1927.

 

Das Netz der „Salzburger Lokalbahn“ und die Verlängerung bis zum Königssee(=Kgl.bay.StB). 1939 wurde das Streckenstück St.Leonhard-Staatsgrenze aufgelassen. Dafür kam im Norden 1951 der Abschnitt Bürmoos-Trimmelkam(OÖ) hinzu:

Copyright: Elmar Oberegger

Diese Bahn führte mitten durch die Stadt, besaß also auch tramwaymäßige Funktion.

 

6.9. Zell am See-Krimml(1898); „Pinzgau-Bahn“.

a)     Errichtet von: Rudolf Ritter Stummer v.Traunfels

b)    Dzt. betrieben von: „Salzburger Lokalbahn“

c)    Länge in km: ca. 52km

d)    Spurweite: 76cm

e)     Funktion: Holztransport, Touristenverkehr

f)      Eröffnungsjahr: 1898

g)    Jahr der Stillegung: -

h)    Urspr. Traktionsart: Dampf

i)       Bauliche Veränderungen seit der Eröffnung: -

j)       Weiterführende Literatur: WEGENSTEIN P., Die Lokalbahn Zell am See-Krimml, Wien 1994.

Damals wusste man noch zu feiern! Jubiläum „80 Jahre Pinzgaubahn“(1978).

Aus: ÖBB-Journal 8/78, 30.

 

Anmerkungen:

 

1)    In Bayern wurde der Lokalbahnsektor übrigens staatlich organisiert. Vgl. Elmar OBEREGGER: Die einzelnen Länder. -Sattledt 2007(Zur Eisenbahngeschichte des „Alpen-Donau-Adria-Raumes“ 1), S. 17.

2)    Siehe Elmar OBEREGGER: Eisenbahnproblem Wels-Steyr. Ein Memorandum. -Sattledt 2007.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2010.