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IX: Eisenbahngeschichte von Alaska und Hawaii in Grundzügen.

Wenn man die renommierte „Enzyklopädie des Eisenbahnwesens“(Berlin/Wien 1912 ff.) von Victor Röll durchsieht, so fällt auf, dass dort nur ein Artikel zu Alaska existiert, keiner jedoch zur Inselgruppe Hawaii. Dies ist in der Tat als Mangel anzusehen, wurde doch die „Erste Eisenbahn Hawaiis“ schon 1879 eröffnet.

Sowohl in Alaska, als auch auf der Inselgruppe Hawaii ist die „Kleinbahn-Frage“ das zentrale Problem; hinsichtlich Alaska in erster Linie im historischen Rückblick. Da es wohl ermüdend wäre, alle diese Bahnen einzeln zu beschreiben, soll hier nur ein grober Überblick gegeben werden.

Das früher ausschließlich von den sog. „Indianern“ bewohnte Alaska wurde im Jahre 1867 den Russen ziemlich billig abgekauft. Dieser Schritt war in den USA durchaus umstritten. Mancher Politische Spötter bezeichnete das Neuland schlicht als „Eher Sinnlose Gefriertruhe“.

In der Frühzeit(bis 1877) wurde Alaska von der US-Army verwaltet, sodann vom US-Finanzministerium(bis 1879), daraufhin von der US-Kriegsmarine(bis 1884). Zwischen 1884 und 1912 besaß das Gebiet eine eigene Regierung(„District of Alaska“). Erst 1912 wurde es zum „US-Territorium“, 1959 sodann zum „US-Staat“ mit Hauptstadt Juneau.

In wirtschaftlicher Hinsicht wurde der „Klondike-Goldrausch“ legendär, welcher um 1896 begann.(Vgl. dazu WHARTON 1972) Es kann nicht geleugnet werden, dass dieser der Erschließung des Landes und somit auch dem Eisenbahnbau grundsätzlich nützlich war. Der größte Teil der errichteten Bahnen ging jedoch rasch wieder unter.

Goldsucher in Alaska:

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Alfred v.d. Leyen beschreibt 1912 die sogenannte „Tananatal-Bahn“(schmalspurig, 72 km) als „Erste Eisenbahn Alaskas“.

Partie der schmalspurigen(914mm) „Tananatal-Bahn“:

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Das erste Teilstück wurde 1905 eröffnet, 1930 erfolgte die Stillegung.

Gemäß neuerer Forschungen wäre allerdings die 1886 eröffnete Pferdebahn der „Apollo Consolidated Mining-Company“ auf der Aleuteninsel Umga als „Erste Eisenbahn“ anzusehen. Sie soll um 1917 wieder stillgelegt worden sein. Sowohl Länge als auch Spurweite sind nicht vollständig bekannt. Fest steht jedoch, dass sie eine reine Güterbahn war.

Die erste Eisenbahn, welche auch Personen beförderte, war die „Seward Peninsular Railroad“(gemeint ist hier übrigens die Halbinsel „Seward“, nicht die Hafenstadt!) von Nome nach Shelton(914mm-Schmalspur, 140 km). Das erste Teilstück wurde 1900 eröffnet schon 1910 wurde die gesamte Bahn stillgelegt. Diese Kurzlebigkeit von Bahnen war besonders im alten Alaska keineswegs unüblich. Die normalspurige, nur ca. 1,5 Kilometer lange „Alaska Home Railroad“(mit Personentransport) existierte überhaupt nur ein knappes Jahr. Nur wenige Bahnen hielten lange durch; allein die Werksbahn der „Ketchikan Pulp Company“ wurde von 1954 bis 1997, also über einen in der Tat stolzen Zeitraum hinweg, betrieben.

Die Anfänge der ersten großen, bis heute existierenden Bahn(Hauptlinie: 750 km) reichen bis ins Jahr 1902 zurück: Damals wurde der Grundstein für die „Alaska Central“ gelegt. Hauptsächliches Bauziel: Normalspurige Verbindung des Hafens Seward mit Fairbanks(Gold). Die Arbeiten begannen 1905.(Vgl. PRINCE 1964)

Hauptlinie der „Alaska Railroad“(ARR):

Copyright: Elmar Oberegger

Entlang dieser Strecke existieren auch einige kleinere Zweig-Geleise.

1909 ging die Gesellschaft in Konkurs. Die Gründe: Größte Bauprobleme und hoher Kohlenpreis.(Vgl. dazu LEYEN 1912) Noch 1909 wurde die „Alaska Northern“ gegründet. 1914 ging diese ebenfalls in Konkurs. Im Jahr darauf wurde der Bahnbau von der US-Regierung unter dem Titel „Alaska Engineering Commission Railroad“ auf vielfältige Weise fortgeführt. 1923 wurde die Hauptstrecke Seward-Fairbanks feierlich eröffnet. 1985 kaufte Alaska die Bahn dem Bund ab. Wie auch immer: Neben „AMTRAK“ ist die „ARR“ die einzige „staatsbahnmäßige Gesellschaft“ in den USA.(Vgl. CLIFFORD 1999)

Zug der „Alaska Railroad“:

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Neben dieser „Großen Linie“ existiert heute noch eine Touristenbahn in Fairbanks.

Für den Eisenbahnverkehr Alaskas war und ist der Umstand schädlich, dass das Gebiet nie in einen größeren Kontext eingegliedert werden konnte. Vom gescheiterten Konzept der „Intercontinental Railway“ wurde in Kap. VII bereits gesprochen. Mit dem Mutterland USA ist Alaska heute somit allein per Straße verbunden. Interessant ist in obigem Zusammenhang aber auch das 1905 entstandene Projekt, die Behringstraße per Eisenbahn zu überqueren.(Vgl. LEYEN 1912) Dieses wurde zunächst fallengelassen, erhielt aber erst kürzlich wieder starken Aufwind.

„Isolation“ ist auch das Stichwort für die Eisenbahngeschichte von Hawaii: Hätte diese Inselgruppe die Gestalt Kubas, dann hätte sie der Länge nach eisenbahnmäßig erschlossen werden können. Würde sich diese Inselgruppe nahe genug beim US-amerikanischen Festland befinden, dann hätte sie – zumindest teilweise – ans dortige Hauptnetz angeschlossen werden können. Hawaii aber ist auch in dieser Hinsicht isoliert. So konnte sich nie eine „Große Eisenbahn“ entwickeln.

Hawaii – Eine Inselgruppe:

Copyright: Elmar Oberegger

Nicht uninteressant ist an dieser Stelle vielleicht der Hinweis darauf, dass es in früherer Zeit in der Tat eine Eisenbahnverbindung von Kuba in die USA gab(s. Meyers Geographischer Handatlas, Leipzig 1928, Karte 76):

Skizze zur alten Eisenbahnverbindung Washington DC-Havanna-Santiago:

Copyright: Elmar Oberegger

Zwischen Key West(Florida) und Havanna war ein Trajektverkehr eingerichtet. Auf diese Weise war Washington DC direkt mit Havanna verbunden, von wo sodann der Schienenstrang bis hinunter nach Santiago reichte. Doch lange vorbei sind diese Zeiten!

Zurück zu Hawaii: Das „Königreich Hawaii“ wurde 1842/43 von den Großmächten anerkannt und geriet sehr früh unter US-amerikanischen Einfluss(Zuckerplantagen, Walfangstation). Aufgrund innerer Unruhen wurde das Königreich sodann 1897 annektiert. 1959 wurde sein Gebiet zum US-Staat.

Schon vor der Annexion war die „Erste Eisenbahn“ errichtet worden, und zwar am 17. Juli 1879 auf der Insel Maui. Sie war schmalspurig(914mm) und reichte von Wailuku bis zum Hafen Kahului. Ihre Funktion bestand vor allem im Zuckertransport, ab 29. Juli des Eröffnungsjahres wurden aber auch Personen befördert. Die Eisenbahngesellschaft nannte sich ursprünglich „Kahului &. Wailuku-Railroad“, ab 1. Juli 1881 sodann nur noch „Kahului Railroad“. Über die Jahre kam es zur Errichtung eines recht stattlichen Netzes. Die Brücke über die Maliko-Schlucht war die „Höchste Eisenbahnbrücke“ Hawaiis.(Vgl. DRURY 2007)

Im Jahre 1966 wurde die Bahn vollständig stillgelegt und sodann abgebaut.

Kurz zur heutigen Strukturlage: Seit Beginn des Eisenbahnzeitalters wurden insgesamt zehn Bahnen stillgelegt. Der Sektor „Touristikbahnen“ ist stark ausgeprägt, stärker als in Alaska.

Die restlichen Bahnen(Kleinbahnen), ungefähr 50 an der Zahl, gehören etwa der „Kukaiau Plantation Company“, der „Honokaa Sugar Company“, der „Waiakea Mill Company“, der „Kaeleku Sugar Company“ etc.

 

Quellen und Verweise:

BROVALD Ken C.: Alaska’s Wilderness Rails. From the Taiga to the Tundra. A Pictorial Review of the Alaska Railroad. –Missoula 1982.

CLIFFORD Howard: Alaska/Yukon-Railroads. An Illustrated History. – Arlington 1999.

CONDE Jesse C/Gerald M. BEST: Sugar Trains, Narrow Gauge Rails of Hawaii. –Fenton 1973.

DEELY Nicolas: The Alaska Railroad. The Great Denali Trek. –Denver 1988.

DRURY George H.: Hawaiian Railroads. In: Encyclopedia of North American Railroads. Ed. By William D. Middleton a.o. –Bloomington 2007.

FITCH Edwin M.: The Alaska Railroad. –New York 1967.

HILTON George W.: American Narroe Gauge Railroads. –Palo Alto 1990.

HUNGERFORD John B.: Hawaiian Railroads. –Reseda 1963.

HUNT William R.: Klondike. Die Wilden Jahre in Alaska. –München 1982.

LEYEN Alfred: Alaska. In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Hrsg. v. Victor Röll. –Berlin/Wien 1912.

PRINCE Bernardine L.: The Alaska Railroad. 2 Bde. –Anchorage 1964.

WALKER Mike: Comprehensive Railroad Atlas of North America. Pacific Northwest. Dunkirk 1998.

WHARTON David: The Alaska Gold Rush. Bloomington u.a. 1972.

Wiki-Artikel: “Alaska”, “Alaska Railroad”, "Beringstraßentunnel", “Klondike Goldrausch”, Schienenverkehr in Alaska und im Yukon-Territory”, “Kahului-Railroad”, “List of Hawaii Railroads”.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2012.