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VOM GESCHEITERTEN PROJEKT EINER

„OPTISCHEN TELEGRAPHIE“ BIS ZUM STAATSTELEGRAPHEN:

 

I: DIE OPTISCHE TELEGRAPHIE IN ÖSTERREICH.

Vor den Anfängen der elektrischen Telegraphie Österreichs soll die optische zunächst behandelt werden, die in den meisten Ländern Vorläufer der elektrischen war, sich in Österreich aber über Ansätze kaum hinausentwickelt hat.

Was in Österreich auf dem Gebiete der optischen Telegraphie geschaffen wurde, entspringt entweder direkt oder in Anregungen militärischen Gesichtspunkten, die überhaupt für viele Formen der Nachrichtenübermittlung ausschlaggebend waren.

Der Franzose Claude Chappe hatte - wie sich in den Koalitionskriegen deutlich zeigte - ein sehr brauchbares optisches Telegraphensystem entwickelt. Da aber außerhalb Frankreichs nur recht vage Beschreibungen existierten - das System unterlag wegen seiner großen militärischem Bedeutung verständlicherweise strenger Geheimhaltung - mußte man sich auch in Österreich entschließen, selbst an die Konstruktion des optischen Telegraphen heranzugehen.(1)

Claude Chappe(1765-1828):

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Telegraphenturm in Paris:

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System Chappe: Zeichenübermittlung über schwenkbare Signalarme an exponierter Stelle.

Der überwiegende Teil der diesbezüglichen Vorschläge war aber besser gemeint, als in der Praxis verwertbar.(2) Realisierbare Vorschläge lieferten immerhin 1797 Fähnrich von Bostel aus Wien und Major von Derbey aus Prag an den mit diesen Angelegenheiten betrauten Erzherzog Karl.

Mit diesen Systemen wurden in den Jahren bis 1809 zahlreiche Versuche angestellt. Man projektierte verschiedene Telegraphenlinien, wie etwa jene von Wien nach Braunau. Über das Stadium der Vermessung kam man aber im wesentlichen nur auf der Linie Wien-Brünn, wo 1808 von der Mölkerbastei zum Bisamberg Telegraphierversuche durchgeführt wurden. Hatte schon seit Ende August 1808 der damals für die Telegraphenprojekte zuständige Erzherzog Maximilian alle größeren Unternehmungen gestoppt, so wurde diesen endgültig durch den Ausgang des Krieges von 1809 ein Ende gemacht.

Erst gegen Ende der napoleonischen Kriege fielen drei einsatzfähige Chappe-Telegraphen in Österreichische Hände. Man verwahrte sie als Kriegsbeute im Arsenal.

Nach dem Wiener Kongreß glaubte man auf Grund der erreichten politischen Stabilität an keinen Krieg in nächster Zeit und beschäftigte sich nicht mehr mit optischen Telegraphen.(3)

„Österreich“ seit dem Wiener Kongress(1815):

Copyright: Elmar Oberegger

Das Interesse an ihnen stieg in Österreich erst wieder nach der überraschenden Eröffnung der ersten preußischen Telegraphenlinie von Berlin nach Magdeburg im Jahre 1833. Einer der Initiatoren der Bestrebungen In Österreich war Generalmajor Carl Myrbach von Rheinfeld. Aus den Nachlaßpapieren, die sein Sohn am 28. Dezember 1844 dem Hofkriegsrat übergab, erfahren wir einiges über den Stand des damaligen optischen Telegraphen.(4) Man machte in jenen Jahren ausgedehnte Versuche und erzielte durchaus annehmbare Ergebnisse. Dennoch konnte sich die optische Telegraphie auch damals nicht durchsetzen.

Auf Anordnung Feldmarschalls Graf Radetzky wurden 1348 in Norditalien einige optische Telegraphenlinien errichtet. Den optischen zog man deshalb dem damals bereits in Aufschwung begriffenen elektrischen Telegraphen vor, weil man wohl mit Recht die militärische Sicherung einiger Telegraphenstationen für eher durchführbar hielt, als langstreckige Telegraphenleitungen vor der feindlichen Bevölkerung zu schützen(5) Auch diese militärischen Linien wurden aber bereits nach zwei Jahren aufgegeben, weil sie sich nicht bewährt hatten. Nur in den Festungsbereichen Verona, Peschiera, Mantua, Borgoforte und Pastrengo standen optische Telegraphen in die Sechziger-Jahre hinein in Betrieb.

Feldmarschall Radetzky – Vorkämpfer der Telegraphie in Österreich:

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Das System der „optischen Telegraphie“ in Oberitalien:

Copyright: Elmar Oberegger

Unser Hauptaugenmerk gilt aber bei der Betrachtung der optischen Telegraphie in Österreich nicht der eigentlichen Feldtelegraphie, sondern jener Linie, die schon in der Zeit der elektrischen Telegraphie errichtet und vor allem dem Publikum zur Benützung zugänglich gemacht wurde, wenngleich auch sie auf Grund schwerwiegender Mängel nur kurze Zeit bestehen konnte.

Major von Mayern hatte man zu Anfang des Jahres 1845 die obengenannten Nachlaßpapiere Myrbachs zur Beurteilung übergeben. In seinem Bericht vom 4. März 1845 beschäftigt sich Mayern, nach einer allgemeinen Würdigung des Wertes der Telegraphie speziell für die Regierung, mit den optischen Telegraphen und kommt dabei auf das System des Jakob Christoph Rad zu sprechen, welches ein paar Jahre später in Österreich zur Ausführung gelangen sollte.(6)

Mayern betont die Einfachheit und Zweckmäßigkeit dieses Systems, stellt aber auch fest, daß es wie es „dermalen dasteht kaum brauchbar“ ist „weil Rad durchaus keine technischen Kenntnisse hat - wie er selbst angibt, daß ihm sogar jene des Zeichnens abgeht“.

Damit ist der Grund für den Mißerfolg jener Linie, der wir uns nun zuwenden wollen, schon vorweggenommen; nur sollte er fünf Jahre später wesentlich schärfer formuliert werden.

Wenige Monate nach dem Bericht Mayerns wurde in Militärkreisen die Forderung nach „Etablierung eines schnelleren Verständigungs-Mittels“ zur Sicherung Venedigs erhoben. Der Generalquartiermeister befürwortet am 24. Juli 1845 diesen Plan zu schneller Ausführung, weil „durch die Vervollkommnungen in der Dampfschiff-Fahrt, ...nunmehr die möglichen Angriffspunkte vervielfältigt sind“(7).

Zur Klärung der Frage, welches System man für dieses Vorhaben wählen sollte, zog man „den in jeder Beziehung hiezu geeigneten“ Major von Mayern heran, nachdem man sich grundsätzlich einig war, einen Telegraphen längs des Littorale von Venedig zu errichten.

Die endgültige Wahl des Systems sollte durch Versuche entschieden werden. Major von Mayern wurde mit Erlaß vom 11. Feber 1845 beauftragt, „einen ausführlichen Entwurf zu einem grösseren Versuche mit dem Rad‘schen optischen Telegraphen“ vorzulegen.(8) Am 8. Juli 1845 kam Mayern dieser Aufforderung nach: Die Erprobung sei nur halb erledigt, weil die Zeit zu kurz und die Arbeit zu umfangreich gewesen sei. Eine weitere Verzögerung sei „durch das nothwendige hinzukommen der – gleichsam während derselben ins praktische Leben getretenen – elektro-magnetischen Telegraphie“ entstanden. Mayern hält aber die elektrische Telegraphie an Eisenbahnlinien gebunden und damit die optische keineswegs für überflüssig. Das optische System tauge auch allein „zu einer Anwendung für Feld-Telegraphie“.

Bei dem damaligen Stand der technischen Entwicklung hat Mayern damit auch vollkommen recht, denn es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich die elektrische Feldtelegraphie durchsetzen konnte.

Zur Frage der Wahl des optischen Systeme spricht sich Mayern eindeutig zu Gunsten des Rad‘schen aus(9) und schlägt zum Zwecke der Erprobung einen Versuch zwischen Venedig und Triest vor, der mindestens sechs Monate dauern sollte, damit man die Einwirkungen der verschiedenen Jahreszeiten feststellen könne.

Jakob Christoph Rad suchte am 1. Mai 1847 um Anstellung beim Staatstelegraphen an. Das Gesuch wurde von Hofkammerpräsident Kübeck am 16. Juli 1847 trotz „der Leistungen des Bittstellers in Sache des optischen Telegraphen“ abgelehnt.(10)

Als Begründung für die Ablehnung wird angegeben, daß Rad mit einer untergeordneten Stellung wohl nicht zufrieden wäre und daß seine Eignung für den elektro-magnetischen Telegraphen fraglich erscheine. Es gäbe keinen Grund für die Fortsetzung der Verhandlungen bzw. Versuche mit dem optischen Telegraphen Rad‘s, weil der Kaiser das elektro-magnetische System zur Ausführung anbefohlen habe.

Es kam aber doch noch zur Errichtung einer optischen Telegraphenlinie. Daß es erst der Fall war, als bereits der elektrische Telegraph seinen Aufschwung nahm, mutet wohl seltsam an, hat aber seinen Grund in der Geländebeschaffenheit der betreffenden Gegend.

Im September 1847 suchte die Militärverwaltung wieder um Errichtung eines optischen Telegraphen längs des beiderseitigen Littorale von Venedig an.(11) Das Telegraphenamt war aber mit den elektro-magnetischen Telegraphenlinien so ausgelastet, daß es nicht gleich dazu kam.

Auf die neuerliche Aufforderung durch das Militär(12), raschest einen solchen optischen Telegraphen zu errichten, geht dann Baumgartner gutächtlich ein:(13) Es müsse ein optischer Telegraph errichtet werden, weil wegen des Küstengeländes ein elektromagnetischer mit oberirdischer Leitung nicht ausführbar sei und „über unterirdische Leitungen gewähren die vorliegenden Erfahrungen noch zu wenig Sicherheit“. Wenn man das gleiche Alphabet und Chiffriersystem zugrunde lege, könne dieser optische Telegraph später leicht an den elektrischen angeschlossen werden.

Christoph Jakob Rad kam also doch zur Ausführung seines optischen Telegraphen. Ihm wurde aufgetragen, zunächst eine kleine Versuchsstrecke von Monte Spaccato über Pirano nach San Pietro einzurichten. Für später war bei positiven Versuchsergebnissen eine Erweiterung des Netzes bis Pola geplant.(14)

Anfang des Jahres 1850 berichtet, der inzwischen zum provisorischen Telegraphen-Inspektor ernannte Rad, daß in den drei genannten Stationen optische Telegraphen errichtet seien.(15)

Das Unternehmen klappte aber nicht so, wie man es sich vorgestellt hatte. Wenige Tage nach diesem Bericht Rad‘s trägt Steinheil auf, die Linie San Pietro-Monte Spaccato möglichst rasch zu vollenden, alle anderen aber - soweit schon begonnen – einzustellen.(16) Steinheil erwägt in diesem Schreiben, diese Linie für die Privatkorrespondenz freizugeben, welchen Plan Rad schon immer vorgetragen hatte.

Die Fertigstellung dauerte zu lange. So sah sich Steinheil am 23. März 1850 zu einer ernsten Mahnung veranlagst, „damit doch endlich der Telegraphendienst auf der bezeichneten Linie ohne weitere Hindernisse besorgt“ werde.(17)

Am 30. März 1850 konnte die Linie endlich der Öffentlichkeit übergeben werden.(18)

Abgesehen von der Unwirtschaftlichkeit, über die sich Rad selbst angesichts der geringen Benutzung beschwerte(19), war diese optische Telegraphenlinie in fast allen Belangen ein Fehlschlag. Steinheil stellt in seinem Inspektionsbericht vom 25. Mai 1850 dem optischen Telegraphen und seinem Erbauer ein sehr nachteiliges Urteil aus:(20)

Zunächst stellt Steinheil die „Vaterschaft“ des Rad‘schen Telegraphen klar: „Der Rad‘sche Telegraph ist eigentlich ein Teil des Chapp’schen“ und weise daher auch dessen Nachteile auf. Die Entfernung von Monte Spaccato nach Pirano sei zu groß (4 Meilen), jene von Pirano nach San Pietro zu klein (3/4 Meile).(21)

Dann geht Steinheil konkret auf Mängel ein:

„Aus dieser Zusammenstellung der Tatsachen geht hervor, daß die Anlage der optischen Telegraphenlinie als eine in jeder Hinsicht mangelhafte betrachtet werden müsse“:

1)    Weise sie die Nachteile des Chappe‘schen Telegraphen auf. Der zeichengebende Arm sei dunkel und hebe sich auch auf lichtem Hintergrund auf weite Entfernungen nicht ab. Für ein primitives mechanisches Zeichen werde ein hoher Zeitaufwand benötigt. Dazu wäre dann noch ein Wörterbuch notwendig. Statt des einfachen Armes und der Laternen in der Nacht (die bei starkem Wind nicht angebracht werden können), wären Spiegelsignale mit Sonne und künstlichem Licht viel besser gewesen.

„Die Anlage unseren optischen Telegraphen ist also erfolgt und fortgesetzt worden, ohne die Fortschritte der Telegraphie im Allgemeinen zu berücksichtigen“.

2)    Der Mechanismus müsse als sehr mangelhaft bezeichnet werden, weil zwei Männer allein zu seiner Bewegung nötig waren. Die Fernrohre mit denen die Zeichen abgelesen werden, hätten fixiert werden müssen, „eine von den ersten Prinzipien der Mathematik gebotene Nothwendigkeit“.

3)    Zu dem sei der optische Teil „ohne Sachkenntnis“ gewählt worden, denn die Fernrohre seien von minderer Qualität.

4)    Die ganze Anlage habe man, „ohne leitenden Gedanken“ was erzielt werden soll, errichtet.

Steinheil stellt die grundsätzliche Frage nach dem Zweck einer solchen Telegraphenlinie entlang der Küste von Istrien. Er kommt zu einem mehrfachen Ergebnis:

Schutz des Küstenlandes vor feindlichen Schiffen, avisieren ankommender Handelsschiffe, sowie Nachrichtenverkehr mit den Schiffen selbst.

Auf die begonnene Weise dürfte man kaum zum Ziele kommen. Zum Beispiel sei das Küstenland, von San Pietro aus, nicht zu übersehen. Daher müsse eine andere Lösung überlegt werden. Entgegen früheren Behauptungen(22) wäre eine Galvanische Telegraphenleitung ohne weiteres grösstenteils entlang der Hauptstraße von Triest über Capo d‘Istria nach Pola zu legen. Eine solche Galvanische Telegraphenleitung käme billiger als die Summe, die nur für Versuche mit dem optischen Telegraphen in diesem Jahr vorgesehen war(23).

Eine unterseeische Leitung wäre noch vorteilhafter. Ferner wäre die Geheimhaltung leichter, auf Aufseher könnte verzichtet werden und daher käme die Herstellung(als die oberirdische Leitung) billiger. Da zwischen England und Frankreich durch den Kanal eine unterseeische Leitung geplant sei, könne Österreich den beiden „die Priorität solcher unterseeischer Telegraphenanlagen“ abgewinnen.

Da Steinheil in diesem Bericht alle wichtigen Argumente brachte, die gegen den optischen Telegraphen sprachen und die zum Ende der optischen Telegraphie führten, wurden diese Ausführungen so detailliert gebracht.

Infolge richtiger Konsequenz obgeannter Ausführungen trug Steinheil Rad die Einstellung aller Versuche auf, da kein Geld mehr dafür bewilligt sei. Bis zur Fertigstellung des anbefohlenen Galvanischen sei der optische Telegraph weiterzuführen.(24)

Gleichzeitig wurde der Obertelegraphist Hartel als Bauleiter angewiesen, eine oberirdische elektrische Telegraphenlinie von Monte Spaccato Über Capo d‘ Istria und Isola nach Pirano zu errichten.

Die Zeit der optischen Telegraphie in Österreich war damit nach kurzem Zwischenspiel zu Ende. Sie hatte in Österreich zu spät begonnen, um sich durchsetzen zu können. Gegen den elektrischen Konkurrenten kam der, noch dazu mangelhaft ausgeführte, optische Telegraph nicht auf.

Da es also in Österreich praktisch keine optische Telegraphie(25) von Bedeutung gab, setzte die elektrische ohne Übergang wie in anderen Staaten, ein.

 

II: DIE ANFÄNGE DER ELEKTRISCHEN TELEGRAPHIE IN ÖSTERREICH.

1)    Vorarbeiten und Versuche von privater Seite.

Die erste Mitteilung über elektrische Telegraphie in Österreich stammt aus dem Jahre 1836. Schilling von Cannstadt war in diesem Jahr in Wien und führte einen gelungenen Versuch mit seinem Telegraphen durch. Dabei verwendete Schilling ein Modell seines auf der Naturforscherversammlung in Bonn(23. September 1835) vorgeführten Mehrfach-Nadeltelegraphen und unterirdische Leitungen.(26)

Leider zeitigten diese Versuche Schilling’s keine praktischen Folgen. Weiterhin blieb das Interesse am elektrischen Telegraphen auf die Gelehrten beschränkt. Man beschäftigte sich erst dann mit ihm auf breiterer Basis, als man zur Zeit der raschen Vermehrung der Eisenbahnen nach einem geeigneten Signalisierungsmittel Ausschau hielt.

Österreich war einer der ersten Staaten auf den Kontinent, welcher sich intensiv mit dem Telegraphen beschäftigte.(27)

In den Jahren 1837-1839 war die Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn von Wien nach Brünn gebaut worden. Da 1841 das Eisenbahnregal verkündet worden war, war die Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn als Privatbahn ein reiner Pachtbetrieb. 1845 war bereits die Strecke Wien-Prag in Betrieb.

Bisher signalisierte man akustisch mit Trompeten und optisch mit Körben, Fahnen und Lampen.(28) Diese Mittel waren schon bei schönem Wetter nicht unbedingt die verlässlichsten, bei Schlechtwetter aber mussten sie vollkommen versagen. Eine Verbesserung war für die Sicherheit und rasche Abwicklung des zunehmenden Bahnverkehrs dringend notwendig.

Man kannte die beiden deutschen, von William Fardely entwickelten Zeigertelegraphen auf der rheinischen Eisenbahn bei Aachen(1843) und auf der Taunusbahn(1844). Man wußte wohl auch von den entsprechenden englischen Unternehmungen. Sie waren leuchtende Vorbilder, die besonders jetzt – wo ein starker Bedarf bestand - zur Nachahmung anregten.

Es war zweifellos ein glücklicher Zufall, daß von 1840-1847 Andreas Baumgartner(29) Direktor und Präsident der Ferdinand‘s-Nordbahngesellschaft war. In dieser Funktion hatte er Kenntnis von den Schwierigkeiten und nötigen Verbesserungen der Bahn-Signalisierung.

Andreas Baumgartner(1793-1865):

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Als ehemaliger Physikprofessor an der Universität Wien, war Baumgartner natürlich mit den Versuchen und Fortschritten der Telegraphie in allgemeinen, sowie mit den beiden Telegraphen auf deutschen Eisenbahnen im besonderen, vertraut. So entschloß er sich, auf einer Teilstrecke der Nordbahn Versuche mit dem elektrischen Telegraphen anzustellen.

Im April 1845 ging man daran, vom Wiener Nordbahnhof zur Station Floridsdorf eine Luftleitung zu errichten. Am 4. Juli 1845 wurde der erste Versuch gemacht, der zur vollen Zufriedenheit ausfiel. Hernach wurde die Leitung regelmäßig verwendet. Somit stand der dritte Eisenbahntelegraph im deutschen Sprachraum in Betrieb.(30)

 

2)    Der Staat gewinnt Interesse.

Der Leitungsbau des Nordbahntelegraphen fiel natürlich auf. Da die Öffentlichkeit von dem neuen Nachrichtenmittel nichts wußte, erschien er - besonders in der Zeit des Vormärz - sehr suspekt. Es dauerte auch nicht lange, bis sich die Polizei mit der Sache beschäftigte.(31)

Der Polizeibericht vom 28. Juni 1845 an Staatskanzler Fürst Metternich(32) zeigt, daß höheren Ortes die Wichtigkeit des neuen Nachrichtenmittels schon bekannt war. Es heißt dort(33):

„Es ist mir bekanntgeworden, daß die Direktion der Kaiser Ferdinands Nordbahn-Gesellschaft / zu übrigens sehr löblichen Zwecken /(34) einen galvanischen Telegraphen-Apparat (die im übrigen keiner Einwendung unterliegen) auf einer Strecke der Bahn in Anwendung gebracht hat. Ich halte mich verpflichtet diesen Umstand zur Kenntnis E.D. zu bringen, weil es möglich ist, daß ihm Hochdieselben aus Beleuchtungen, die Hochderer‘ Standpunkt mit sich bringt, eine größere Aufmerksamkeit zu schenken geneigt sind und diese auf die Frage führen könnte, ob es nicht im Interesse der Regierung liege, die Wirksamkeit dieses für Mitteilungen aller Art verwendbareh Apparates zu begrenzen und sich die nöthige Einwirkung darauf vorzubereiten“.

Der Telegraph war nun in den Gesichtskreis der hohen Politik getreten.

Nun wurde der Hofkriegsrat zur Stellungnahme aufgefordert. Das geschah wohl nicht nur deshalb, weil man diese hohe Behörde „wie bei allen wichtigen Dingen“(35), sondern hauptsächlich darum, weil sich das Militär am meisten mit der (optischen) Telegraphie auseinandergesetzt hatte.(36)

Major von Mayern legte für den Hofkriegsrat seine Ansichten dar. Der schon angeführte(37) Bericht vom 8. Juli 1845 seigt sein tiefes Verständnis um die eben aufgetauchte Problematik. Mayern wußte natürlich von seinen Erfahrungen mit der optischen Telegraphie her, von den enormen Möglichkeiten, die das neue Nachrichtenmittel eröffnete.

„Es ist bereits dringend geworden, sich ernstlich mit diesem Gegenstande zu beschäftigen. Gewisse Dinge, die einmal sein müssen, werden auch. Pflegt man sie nicht, so kommen sie als Unkraut zu Tage. So bei uns die Telegraphie“.

Nach dieser allgemeinen Einführung, mit der gezeigt wird worum es geht, kommt Mayern konkret auf die letzten Ereignisse zu sprechen:

„Akzien-Gesellschaft der Nordbahn hat beschlossen, längs der Bahn eine galvano-magnetische Linie zu errichten. Der Anfang damit ist schon gemacht. Zwar ist nimmermehr zu glauben, daß man die Dinge gehen lassen wird, wie sie eben gehen, und daß sich der Staat des Vorrechtes der Telegraphen, als wäre nichts damit verloren, so ganz ohne Veto zu Gunsten der Geldmacht begeben werde. Allerdings ist angegeben: ‚Es wäre dieser Telegraph nur für das Bedürfnis des Bahndienstes‘. - Aber er kann sprechen, was er will, und so, bei einer Bewegung in Preußen, bei einem Aufstande in Böhmen(38) - würden Euer Exzellenz sich an Herrn Baron Rothschild wenden sollen, um zu erfahren, wie dort Landes die Sachen stehen.“

Da man in Österreich keine praktischen telegraphischen Erfahrungen besitze, empfiehlt Mayern, sich diese Erfahrungen beim „ebenso kenntnisreichen, wie gefälligen“ Telegraphendirektor von Berlin, Oberstleutnant O. Etzel, zu verschaffen. Der Bedeutung der Telegraphie für die Eisenbahnen war sich Mayern ebenso bewußt. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes erfordere Telegraphenlinien „und zwar um so mehr, als ähnliche Anstalten rings um die Monarchie bestehen oder im Entstehen begriffen sind“(39).

Die Staatsmaschinerie war im Gange. Nachdem Hofkriegsrat – für den sich Mayern geäußert hatte – verlieh auch Minister Kolowrat, der mit der Telegraphenfrage betraut worden war, seiner Meinung bezüglich des Telegraphen am 16. Juli 1845 Ausdruck.(40)

Es dürfte schon bekannt sein, daß die Kaiser-Ferdinand‘s Nordbahn „mehrere gelungene Versuche mit der Herstellung einer elektro-magnetischen Telegraphen Linie unternommen habe“. Es wäre notwendig, „daß die Öst. Verwaltung dieser die Verbindungen u. Mittheilungen auf eine überraschend schnelle Art herstellenden Einrichtung ihre besondere Aufmerksamkeit zuwende“.

Auch der Polizei- und der Hofkammerpräsident hätten sich für ein Eingreifen des Staates ausgesprochen und einige Argumente gebracht, wie vorteilhaft der Telegraph für ihre Ressorts wäre:

„Der Polizeipräsident Graf Sedlnitzky hat auf die Notwendigkeit einer dießfälligen baldigen Vorsorge und Überwachung hingedeutet und mir mündlich bemerkt, daß grosse Mißbräuche durch die kluge Benutzung dieser neuen Einrichtung verhütet, ohne alle Aufsicht aber bedenkliche Unfüge verübt werden können. Die Verfolgung von schnell flüchtigen Verbrechern, die Entdeckung grosser Übelthaten und die Veranstaltung von Präventiv-Maßregeln könnte der Polizeiverwaltung Vortheile verschaffen. Nicht minder ist der Hofkammerpräsident für die ihm zugewiesenen Dienstzweige bei dem Bestande einer Privat-Telegraphen-Linie betheiligt. Dieselbe bietet Mittel an die Hand, die Börsenkurse, die Ergebnisse der Lottoziehungen und sonstige auf Spekulationen Einfluß nehmende Ereignisse in einer die Post, oder Eisenbahn überflügelnden Schnelligkeit in die Ferne mitzutheilen. Je länger die Eisenbahn-Linien sich ausdehnen, desto bedenklicher wird der unbewachte Zustand einer Privat-Telegraphen-Linie“.

Kolowrat unterstützt die Ansichten der beiden Präsidenten, weil es ihm „als eine schleunig gebothene Maßregel erscheint, hierüber eine Initiative zu treffen“(41).

Als letztes Argument führt Kolowrat die militärische Bedeutung des Telegraphen ins Treffen.(42)

„Das Recht der Staatsverwaltung, bei Ausübung dieser neuen Erfindung Beschränkungen und Bedingungen zur Benützung auszusprechen, ist umso weniger in Zweifel zu ziehen, wenn erwogen wird, welche Wichtigkeit telegraphische Linien in militärischer Hinsicht besonders in unruhigen Zeiten erlangen können“.

Diese Stellungnahmen verschiedener Stellen bzw. Persönlichkeiten zeigen deren Verständnis um die große Bedeutung, die dem neuen Nachrichtenmittel zukam. Auch diverse detailierte Auswirkungen eines einmal bestehenden Telegraphensystems, wurden gleich zu Anfang völlig richtig erkannt. Von Anfang an ist auch das Bestreben zu erkennen den Telegraphen fest in die Hände des Staates zu bekommen. Obwohl diese Haltung aus der damaligen innenpolitischen Situation heraus verständlich erscheint, führte sie leider – wie sich noch zeigen wird – zu jener langsamen, sich über Jahre dahinziehenden Aufwärtsentwicklung des Telegraphenwesens in Österreich, die aus Gewinnstreben von privater Seite gewiß viel rascher erfolgt wäre.(43)

Da der Telegraph einen „wichtigen Einfluß auf Privat- und öffentliche Verhältnisse ausüben“ könne, schloß sich der Kaiser obengenannten Stellungnahmen an. Knapp zwei Wochen nach Inbetriebnahme der Nordbahn-Versuchslinie, erging am 17. Juli 1345 ein Kabinettschreiben an den Hofkammerpräsidenten Kübeck, gemeinsam mit dem Polizei- und „erforderlichen Falles“ mit dem Hofkriegsrats-Präsidenten konkrete Vorschläge auszuarbeiten: „welche Anordnungen in Absicht auf die Errichtung und Benützung von Privat-Telegraphen-Linien zu erlassen u. welche Vorkehrungen von Seite der öffentlichen Verwaltung zu treffen seyen, um die Ergebnisse der neuesten phisikalischen Entdeckungen behufs der Telegraphen-Herstellung für das Gemeinwesen und die öffentl. Verwaltung nach allen Beziehungen so viel als möglich zu Nutzen zu bringen“(44). Diese Verhandlungen sollten mit „thunlichster Beschleunigung“ geführt werden.

Karl F. von Kübeck(1780-1855):

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Kübeck befolgte diesen kaiserlichen Auftrag nicht rasch genug, sodaß der Kaiser am 4. Oktober 1845 „diesen Gegenstand in Erinnerung“ bringen mußte.(45)

Kaiser Ferdinand I.:

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Hochinteressiert an der Einführung der Telegraphie.

Wie gut bereits der Kaiser über die Telegraphenfrage unterrichtet war, zeigt sich aus diesem Kabinettsschreiben: „...und haben sie hierauf bei Ihren Anträgen unter Rückblick auf dasjenige was an den rheinländischen Eisenbahnen bereits in Anwendung gebracht worden ist, den angemessenen Bedacht zu nehmen“(46).

Der Kaiser wußte recht gut um die Schwierigkeiten, die mit der Behandlung dieses für Österreich neuen Nachrichtenmittels verbunden waren. Trotzdem - oder gerade deshalb - lag ihm eine möglichst baldige und eingehende Beschäftigung mit diesem Themenkreis sehr am Herzen. Damit zeigte der Kaiser einen Weitblick, der zu dieser Zeit noch manchen fehlte, die sich in der Folge große Verdienste um den Telegraphen in Österreich erworben haben.

 

3)    Vorbereitende staatliche Kommissionen.

Mit Schreiben vom 17. Juli 1845 war Hofkammerpräsident Kübeck mit der Sorge um das Telegraphenwesen betraut worden.(47) Da der Telegraph auf der ganzen Welt in der ersten Entwicklung begriffen war, dauerte die Bewältigung dieser Aufgabe entsprechend lange. Es galt für Kübeck, die Voraussetzungen für eine allgemeine Einführung des Telegraphen in Österreich zu prüfen.

Kübeck stellt in seinem Vortrag vom 17. Oktober 1845 fest(48), daß er „dermalen noch nicht in der Lage ist, diese Aufgabe ganz beruhigend zu lösen“. Er kann aber bekanntgeben, „daß er über den faktischen Stand der Telegraphirung sowohl auf der K.Ferd.Nordbahn als auch auf der Wien-Gloggnitzer-Eisenbahn Erhebungen in unaufsichtigem Wege eingeleitet habe“. Zunächst trachtete man also herauszubekommen, wie weit die wegbereitende Eisenbahn schon gekommen war.

Zur Lösung der wichtigen, hauptsächlich technischen Vorfragen, wurden kommissionelle Besprechungen abgehalten „damit vom technisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkte aus und mit Rücksicht auf die neuesten physikalischen Entdeckungen, zum Behufe der Telegraphen-Herstellung das zu Veranlassende näher erörtert werde“(49).

Am 30. August 1845 war erstmals von kommissionellen Beratungen die Rede, die unter der Leitung des Hofkriegsrates stehen sollten, falls die Staatskanzlei selber diese nicht übernehmen wolle.(50)

Die erste tatsächliche kommissionelle Sitzung wurde am 14. Oktober 1845 abgehalten. Es nahmen teil:

Dr. Andreas Baumgartner,

Bankkommissär Reihser,

Dr. Erwin Waidele(51),

der Direktor des polytechnischen Institutes und einige Mitglieder der Generaldirektion für die Staatseisenbahnen.

Auf dieser ersten Kommissionssitzung war man sich über die Vorteile des Telegraphen einig. Außer Zweifel sei der elektro-magnetische Telegraph ein gutes Mittel zur „Telegraphirung in größerer Ausdehnung“. Zum Telegraphieren würden verschieden konstruierte Apparate verwendet. In jüngster Zeit wären auf diesem Gebiete Erfindungen gemacht worden, die nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland kaum bekannt seien.

Kübeck hatte am 4. Oktober 1845 „die gemessenste Weisung“ erhalten, für „die möglichste Beschleunigung der Errichtung von Telegraphen an den Eisenbahnen“ zu sorgen.(52) Am 25. Oktober 1845 stellte Kübeck aber fest, daß die sofortige Ausführung nicht ratsam sei, weil die Vorarbeiten – insbesondere die Apparatfrage – noch „nicht als gelöst zu betrachten wären. Außerdem erfordere – so glaubte jedenfalls Kübeck – „in dem jetzigen Augenblicke dies Bedürfnis nicht eine hastige Eile“(53).

Der Kaiser war jedoch anderer Meinung und wiederholte nochmals am 8. November 1845 seine Forderung nach Beschleunigung der Lösung aller offenen Fragen.(54)

Am 5. Jänner 1846 fand unter dem Vorsitz Kübeck‘s eine neuerliche Besprechung statt, auf der Baumgartner mit der Leitung der Telegraphen-Kommission betraut wurde.(55) Am 10. Jänner 1846 wurde Baumgartner als Leiter der Kommission, „von welcher die geeigneten Vorschläge über alles dasjenige, was in Beziehung auf die Aufstellung und Einrichtung von Telegrafenlinien zu veranlassen und vorzubereiten sein wird“, bestätigt.(56) Vor etwaigen Anträgen solle sich Baumgartner aber mit Dr. Waidele und dem Vorstand der Generaldirektion für die Staatseisenbahnen ins Einvernehmen setzen.

Erstmals setzt Kübeck das Verhältnis des Telegraphen zu Staat und Eisenbahn ins rechte Licht: „Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß bei der Einrichtung der Telegraphenlinie die Benützung derselben für die Zwecke der Regierung als Hauptsache und die Benützung für die Eisenbahn als der minder wichtige Gegenstand im Auge zu behalten sein wird“(57).

Zur Organisation der Telegraphenkommission stellte Baumgartner am 10. Feber 1846 Anträge, die von Kübeck am 15. Feber genehmigt wurden.(58)

Folgende Mitglieder wurden für technische Fragen der Telegraphenkommission ernannt:

Simon Stampfer, Professor der praktischen Geometrie am polytechnischen Institut.

Dr. Erwin Waidele, Assistent der Professur der Chemie am polytechnischen Institut.

Adalbert Schmid, k.k.Rat und Inspektor der Staatseisenbahnen.

Friedrich Schnirch, Unterinspektor der Staatseisenbahnen.

Kübeck verlangte von der Kommission periodische Berichte, sowie Sonderberichte, wenn ein Anlaß dazu gegeben wäre. Die Bestreitung aller Auslagen der Kommission wurde auf die Dotation der Staatseisenbahnen übernommen. Alle Auslagen für Aufstellung und Einrichtung von elektrischen Telegraphen liefen einstweilen unter einer eigenen Rubrik bei den Staatseisenbahnen.

In der Sitzung vom 5. März 1846 weist Baumgartner auf die doppelte Bestimmung des Telegraphen für Staat und Eisenbahn hin. Wie der Kaiser selbst schon betont habe, sei ersteres Haupt- und letzteres Nebensache.(59) Man stellte sich bei diesen Beratungen zwei abgesonderte Telegraphen vor(60), deren Leitungen auf den gegenüberliegenden Bahnseiten hätten verlaufen sollen.(61) Während dieser Besprechungen tauchte eine sehr gute Idee auf, die dann leider nicht verwirklicht wurde. Man plante für die Eisenbahn den Bain‘schen-, für den Staatstelegraphen aber den Morseapparat einzuführen.

Viel Aufwand und Kosten hätten später gespart werden können und die Entwicklung des österreichischen Telegraphen wäre beschleunigt worden, wenn man sich schon damals zur Einführung des Morsesystems entschlossen hätte.(62)

Eines der wichtigsten Probleme, das die Telegraphenkommission zu bewältigen hatte, war die Leitungsfrage: ob man oberirdische- oder unterirdische Leitungen verwenden solle. Schon während der kommissionellen Besprechung vom 2. April 1846 setzte man sich mit dieser Frage auseinander.(63)

Die Nachteile der oberirdischen Leitungen betreffen deren große Anfälligkeit gegen zufällige und absichtliche Störungen verschiedener Art. Andererseits ist die Frage der Isolierung bei unterirdischen Leitungen äußerst problematisch. Beide Möglichkeiten konnten nicht als Ideallösungen angesehen werden.(64)

Aus diesen Gründen schlug die Kommission vom 28. Mai 1846 für die erste geplante Staatslinie(Wien-Brünn-Prag) eine oberirdische Leitung – als die weniger riskante – vor. Eine Doppelleitung sollte auf denselben Stützen gelegt werden. Damit war der unsinnige Plan zweier getrennter Leitungen wieder gefallen.(65)

Leider wurden aber aus kurzsichtigen Ersparnisgründen die Pläne später geändert. Man spannte für Staat und Eisenbahn nur einen Draht, was zu den zahlreichen Schwierigkeiten zwischen beiden Institutionen führte, auf die noch ausführlich einzugehen sein wird.(66)

Die erste Telegraphenlinie sollte von der Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn gegen Verrechnung ausgeführt werden. Baumgartner wurde zu entsprechenden Verhandlungen berechtigt, wobei er eine eventuelle spätere Mitbenutzung des Staatstelegraphen für Eisenbahn-Betriebszwecke in Aussicht stellen durfte. Allerdings sollten vorläufig den Privat-Eisenbahngesellschaften keine Zugeständnisse gemacht werden, aus denen sie eine spätere Mitbenutzung durch Spannung eines zweiten Drahtes auf den Staatstelegraphen-Säulen ableiten konnten.

Die vorbereitenden Besprechungen waren nun zu einem konkreten Ergebnis gelangt und somit konnte die Tätigkeit der Telegraphenkommission beendet werden.

Ab 13. Juni 1846 hielt Kübeck einen ausführlichen Vortrag „Über den Stand der Verhandlungen wegen Errichtung elektrischer Telegraphen“(67):

Nach einer Methode von Waidele wurden zwischen Wien und Floridsdorf Versuche mit „übersponnenen, gefirnißten und sodann mit einem Bleyüberzuge versehenen Draht“ gemacht. Ihr Ergebnis war jedoch ziemlich zweifelhaft. Es traten Unterbrechungen in der Leitfähigkeit auf. Daher schien es „dermal noch unräthlich“, eine größere Linie auf eine solche unterirdische Leitung zu basieren. Da man aber mit der Errichtung einer Telegraphenlinie in der Monarchie nicht warten wollte und konnte, bis diese Versuche mit unterirdischen Leitungen einwandfrei Ergebnisse zeitigten, genehmigte Kübeck den einstimmigen Antrag der Kommission, „daß nunmehr sogleich zu den Versuchen mit Leitungsdrähten ober der Erde, und zwar in der Richtung der nördlichen Staatseisenbahn von Wien gegen Prag geschritten werde“(68).

Man hatte sich entschieden, die erste Staatstelegraphen-Linie in nördlicher Richtung zu bauen. Noch im Kabinettsschreiben vom 4. Oktober 1845 drückte der Kaiser seinen Wunsch nach einer Telegraphenlinie in Richtung Italien ausdrücklich aus.(69)

Dieser Plan schien jedoch recht unvorteilhaft, weil die südlichen Bahnstrecken noch keine in telegraphischer Beziehung entsprechenden Endpunkte hatten und auch die Unterbrechung durch den Semmering - über den erst viel später eine Bahn gebaut wurde - störend einwirkte. An die Eisenbahnen hielt man sich aber für gebunden, „weil die Leitung wegen der so nothwendigen Bewachung“ längs der ebenfalls bewachten Eisenbahnen geführt werden mußte.(70)

Dagegen bot eine Linie gegen Norden keine derartigen Schwierigkeiten, weil die Eisenbahn bis Prag ohne Unterbrechung hergestellt war. Man machte sich die praktische Unerfüllbarkeit des Wunsches einer Linie nach Italien damit schmackhaft, daß man die Wichtigkeit der Linie nach Norden hauptsächlich militärisch untermauerte.(71)

Der Verlauf der ersten Telegraphenlinie Österreichs war endgültig festgelegt. Man mußte auf die eigentlich politisch und militärisch wichtigere Verbindung mit Italien zunächst verzichten, weil man nicht das Risiko eingehen konnte, mit dieser ersten Linie wegen äußerer Einflüsse Schiffbruch zu erleiden.

 

III: DIE ERSTE PHASE DES STAATSTELEGRAPHEN.

1)    Die nördliche Linie.

In Verlängerung der seit 4. Juli 1845 in Betrieb stehenden Eisenbahn-Versuchslinie Nordbahnhof-Floridsdorf, wurde als erste Linie des Staatstelegraphen in Richtung Norden die Linie Wien-Brünn in Angriff genommen.

Neben den genannten politischen Gründen, spielte die Notwendigkeit einer Signalisierungs-Einrichtung für die kürzlich errichtete Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn eine Rolle.

Unter der Leitung von Friedrich Schnirch, Unter-Inspektor der Staatseisenbahnen, begann man am 8. Oktober 1846 mit der Drahtspannung von Wien aus.(72) Nach einer Woche wurde Gänserndorf erreicht.(73) Am 17. Oktober wurde der erste Versuch zwischen Gänserndorf und Wien „mit zwei kleinen Bain‘schen Zeichenapparaten und zwei Danielischen Baterien“ gemacht.(74) Er gelang zur vollen Zufriedenheit.

Von Gänserndorf aus wurde die Drahtspannung am 21.Oktober 1846 wieder aufgenommen. Obwohl anhaltendes Regenwetter die Arbeiten behinderte, konnte schon am 24.Oktober Dürnkrut erreicht werden. Mit der Linie Wien-Dürnkrut waren die ersten 6,4 Meilen Telegraphenleitung fertiggestellt.(75)

In der Woche zwischen 1. und 8. November 1846 kam man mit der Drahtspannung bis Lundenburg.(76)

Wieder gelang ein Versuch, nach Wien zu telegraphieren, auf Anhieb.

Da der Bau weiterhin rasch voran ging, konnte im Dezember 1846 Brünn erreicht werden.(77) Am 23. Jänner 1847 fand in Gegenwart des Kaisers im Nordbahnhof ein gelungener Versuch zwischen Wien und Brünn statt.(78) Dabei wies Baumgartner wegen des kommenden ungarischen Landtages auf die Notwendigkeit einer Linie nach Preßburg hin.(79)

Der erste Bahnhof von Brünn(Ferdinands-Nordbahn):

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Nachdem man den ersten Zielpunkt erreicht hatte, tauchte nun die Frage auf, ob und in welcher Richtung weitergebaut werden sollte.(80) Die erste Linie wurde ja zunächst als Versuchslinie betrachtet. Ihre Tauglichkeit für Staats- sowie Eisenbahnzwecke sollte erst erprobt werden, bevor man weitere Telegraphenlinien in Angriff nahm.

Hofkammerpräsident Kübeck beantwortete die Frage nach dem Weiterbau dahingehend, daß als nächste eine Linie von Lundenburg nach Olmütz in Angriff zu nehmen sei.(81) Am 16. Jänner 1847 befahl eine kaiserliche Entschließung „die Ausdehnung des Staatstelegraphen zunächst in nördlicher Richtung der Eisenbahnlinie entlang“(82).

Bis zur Verwirklichung der Linie nach Olmütz verging jedoch einige Zeit, weil man inzwischen mit den Vorbereitungen für die südliche Linie begonnen hatte. Am 25. Mai 1847 begann man erst mit der Drahtspannung von Lundenburg gegen Olmütz.(83)

Diese Linie wurde bis zum 21. August 1847 vollendet.(84) Ab diesem Tag war die Strecke Olmütz-Wien in Betrieb. Wiederum war der erste telegraphische Versuch erfolgreich. Nun waren auf Grund der größeren Entfernung schon „zwei kräftige Doppelbatterien“ notwendig.(85)

Die Olmützer Telegraphenstation war zunächst im Bahnhof untergebracht, wegen Aufenthaltes des Hofes wurde sie ein Jahr später(2.-4. November 1843) in die Festung verlängert.(86)

Unter Hinweis auf die Anordnung seiner Majestät(87) forderte Kübeck am 9. März 1847 Baumgartner auf, nach Fertigstellung der Linie Lundenburg-Olmütz, den Telegraphen bis Prag fortzusetzen „und zwar umsomehr, als Se. Majestät die Ausdehnung des Staatstelegraphen entlang der Eisenbahnlinie in nördlicher Richtung ausdrücklich zu befehlen geruht haben“(88).

Ferdinands-Nordbahn und Nördliche Staatsbahn(Skizze):

Copyright: Elmar Oberegger

Erst Mitte Juli 1847 wurde mit den Vorarbeiten zur Aufstellung der Telegraphensäulen längs der Bahn von Olmütz nach Prag begonnen.(89)

Mit der Vollendung der Drahtspannung bis Prag am 8. September 1847 war die Leitung zwischen Wien und Prag hergestellt.(90) Am 17. September wurde ein gelungener Versuch zwischen beiden Stationen unternommen.(91) Baumgartner kann am 1. November 1847 die Einsatzbereitschaft dieser Telegraphenlinie für Staats- und Eisenbahnzwecke melden.(92)

Der Telegraph zwischen Wien und Prag war also in Betrieb. Die Linie bestand aus vier gesonderten Abschnitten:(93)

Wien-Lundenburg,

Lundenburg-Brünn,

Lundenburg-Olmütz,

Olmütz-Prag.

Diese Aufgliederung in kurze Linienabschnitte machte die Aufstellung von drei Indikatoren in Lundenburg und deren zwei in Olmütz notwendig. Um die beiden Endpunkte Brünn und Prag gleichzeitig telegraphisch erreichen zu können, wurde Anfang Oktober 1847 mit der Spannung eines zweiten Drahtes zur Abzweigstelle Gänserndorf begonnen.(94) Auf Anregung der Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn war in Gänserndorf schon ein Telegraphenbureau errichtet worden.(95)

Insbesondere für die Zwecke des Eisenbahndienstes beantragte die Kaiser-Ferdinand‘s-Nordbahn im November 1847 den Weiterbau der Telegraphenlinie von Prag nach Oderberg, mit zusätzlicher Spannung eines zweiten Drahtes für die Zwischenstationen.(96) Aber erst ein Jahr später konnte dieser Plan ausgeführt werden, als am 31. Oktober 1848 mit der Grubenaushebung für diese Linie begonnen wurde.(97)

Wie schon in Preßburg, war die Versammlung des konstituierenden Reichstages in Kremsier Ursache für eine Zweiglinie.(98) Am 11. November 1848 wurde Auftrag gegeben, zwischen der Staatstelegraphen-Hauptleitung an der Nordbahn und der Stadt Kremsier schleunig eine telegraphische Verbindung zu schaffen.(99)

Am 22. November 1848 war diese Verbindung bereits hergestellt und die Apparate standen im Lokale des Reichstages.(100)

Mit der Auflösung des Reichstages hatte das Telegraphenbureau in Kremsier, das nur „auf die Dauer des Bedürfnisses“ geplant war, seine Funktion verloren und wurde bald darauf aufgelöst.(101)

 

2)    Die südliche Linie.

Der Kaiser hatte wiederholt den Wunsch ausgedrückt, gegen Italien hin möglichst rasch eine Telegraphenlinie herzustellen. Wenn dieser Plan aus politischen Erwägungen zunächst auch nicht ausgeführt werden konnte, so war die Idee einer Verbindung nach dem Süden damit in den Vordergrund getreten.

Schon am 25. Dezember 1846 hatte Kübeck Baumgartner seinen Plan mitgeteilt, so schnell wie möglich einen Telegraphen für die Eisenbahnstrecke von Mürzzuschlag bis Cilli herzustellen.(102) Die Vorbereitungen zur Errichtung einer solchen Telegraphenlinie ordnete Kübeck mit Erlaß vom 12. Feber 1847 an.(103)

In der Woche vom 16.-22. Mai 1847 konnte die Auspflockung der Standorte für die Säulen von Graz bis Mürzzuschlag vollendet werden.(104) Die Säulenstellung von Mürzzuschlag bis Cilli wurde in der zweiten Augustwoche beendet.(105) Die Drahtspannung war am 22. August 1847 bis Cilli fertiggestellt.(106)

Noch vor Fertigstellung der Leitung bis Cilli hatte man mit den Vorbereitungen für die schwierigste Teilstrecke der südlichen Linie begonnen, nämlich der Verbindung von Mürzzuschlag über den Semmering nach Gloggnitz, von wo aus ein Eisenbahntelegraph nach Wien bestehen sollte. Über den Semmering war die Eisenbahn - wegen der großen technischen Schwierigkeiten - noch nicht gebaut worden. Die telegraphische Linie mußte daher „längs der neuen und noch häufiger längs der alten Straße“ ausgeführt werden.(107)

Die spätere „Südbahn“ Wien-Triest(Skizze) und „Lombardo-Venetien“:

Copyright: Elmar Oberegger

Mitte September 1847 wurde mit der Grubenaushebung von Mürzzuschlag aus über den Semmering begonnen.(108) Unter-Inspektor Schnirch, der wieder den Leitungsbau ausführte, konnte schon am 27. September 1847 berichten, daß die Grubenaushebung von Mürzzuschlag bis Gloggnitz vollendet und die Säulensetzung fast bis zum Semmering fortgeschritten wäre.(109) Mitte Oktober konnte die Drahtspannung über den Semmering bis Gloggnitz vollendet werden. Gleichzeitig arbeitete ein anderer Bautrupp an der Grubenaushebung gegen Neunkirchen. Mit der Auspflockung der Säulenstandorte war man bis St. Egyden gekommen.(110) In der dritten Novemberwoche war die Grubenaushebung bis Vöslau, die Säulenaufstellung bis Leobersdorf und die Drahtspannung bis über Felixdorf vorangetrieben.(111)

War schon in einem Schreiben Schnirch‘s an Baumgartner vom 21. November 1847 von einer Fortsetzung der Linie von Cilli nach Laibach die Rede, so kam es erst fast ein Jahr später zur Ausführung dieses Weiterbaues.(112)

Am 3. August 1848 ordnete das Ministerium der öffentlichen Arbeiten Vorbereitungen für die Fortsetzung des Telegraphen von Cilli nach Triest und Görz an. Bis Laibach solle gleich entlang der Eisenbahn begonnen werden.

Dann solle die Linie wie am Semmering entlang der Straße, ohne aber alle Kurven mitzumachen, bis Triest weitergeführt werden. Von Triest aus solle Görz einbezogen werden.(113)

Schnirch glaubte, bis Ende Oktober die Drahtleitung von Cilli nach Triest herstellen und bis Mitte November einen zweiten Draht von Wien bis Cilli spannen zu können.(114) Er rechnete damit, daß ab 1. Dezember beide Leitungen - je eine für Staat und Privatverkehr - benutzt werden könnten.

Diese in Aussicht gestellten Termine konnten aber nicht annähernd eingehalten werden. Leider erfahren wir nicht genau, wieso sich der sonst sehr tüchtige und auch im Telegraphenbau schon erfahrene Schnirch derart verschätzen konnte. Denn erst am 28. Dezember 1848 kann Schnirch die Vollendung der Leitung bis Laibach (durch Assistant Burian), sowie die Drahtspannung bis Triest (durch Assistent Meyer) melden.(115)

Die Verzögerungen in der Fertigstellung der Triester-Telegraphenlinie dürften Schnirch höheren Ortes in Mißkredit gebracht haben, oder aber er zog selber die Konsequenzen daraus. Wir erfahren leider nicht, was von beiden zutraf. Jedenfalls trat Schnirch wenig später aus den Telegraphendiensten aus und kehrte wieder zu den Staatseisenbahnen zurück.(116)

Der Telegrapheninspektor Dr. Wilhelm Gintl wurde mit Erlaß vom 10. Jänner 1849 aufgefordert, „sämtliche auf die südliche teleg. Linie bezugnehmenden Amts-Akten, Apparate, Einrichtungsstücke, Material-Vorräthe etz.“ von Schnirch zu übernehmen.(117)

Anfang Feber 1849 kam Gintl, gemeinsam mit Amedee Demarteau dieser Aufforderung nach.

Demarteau dürfte die Aufgabe Schnirchs übernommen haben.(118) Die Spannung eines zweiten Drahtes - von Schnirch für November 1848 angekündigt - wurde dann erst am 23. März 1849 begonnen.(119)

 

3)    Die östliche Linie.

Der Kaiser war beim Versuch zwischen Wien und Brünn am 23. Jänner 1847 im Floridsdorfer Bahnhof - wie schon erwähnt(120) - anwesend. Diese Gelegenheit benutzte Baumgartner, darauf aufmerksam zu machen, „daß es für die Staatsverwaltung von hoher Wichtigkeit sein dürfte, wenn schon bei Eröffnung des nächsten ungarischen Landtages der elektromagnetische Telegraph bis Preßburg sich in Wirksamkeit befände und derselbe zur Beförderung von Nachrichten zwischen Wien und Preßburg benützt werden könnte“.

Wieder wurde die Leitung entlang der Bahnlinie(Gänserndorf-Preßburg) projektiert.(121) Die Telegraphenstation sollte mit Erlaubnis der Direktion der ungarischen Central-Eisenbahnen(12. Juni 1847) im Preßburger Bahnhofsgebäude eingerichtet werden. Als Gegenleistung für dieses Entgegenkommen sollte der Central-Eisenbahn ebenfalls die Mitbenutzung des Telegraphen für den Betriebsdienst gestattet werden.(122)

Mitte September wurden die Vorbereitungen für den Leitungsbau getroffen. Zunächst steckte man die Standorte der Tragsäulen von Gänserndorf bis „Marchek“ ab.(123)

Anfang Oktober waren die Vorbereitungen zur Säulenaufstellung bis an die March gut gediehen. Jenseits des Flusses bereitete jedoch das Gelände einige Schwierigkeiten.(124)

Obgleich die Fertigstellung der Pressburger Linie in kurzer Zeit am 28. November 1847 in Aussicht gestellt(125) bzw. am 11. Dezember 1847 gemeldet worden war(126), konnte sie erst am 5. Jänner 1848 als betriebsbereit gemeldet werden(127), weil die Telegraphisten erst so spät ihren Dienst antraten.

Die östliche Linie und die Entfernung der Wiener Bahnhöfe:

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Am 10. November 1847 warf Kübeck in einem Schreiben an Baumgartner die Frage auf, wer den Wien-Preßburger Telegraphen in die Hand bekommen solle.(128) Kübeck denkt an „geheime Überwachungen“ des Reichstages und möchte aus diesem Grunde den Preßburger Telegraphistenposten mit einem Nicht-Ungarn besetzen. Schließlich wurde auf Intervention der Ungarischen Hofkanzlei mit Leutnant v.Pawlowsky doch ein Ungar mit der Leitung des Preßburger Telegraphenbureaus betraut.

Was die politische Zuverlässigkeit der Ungarischen Beamten anlangte, hatte sich Kübeck nicht getäuscht. In den Revolutionswirren verhielt sich das Preßburger Amt nicht loyal gegen den Kaiser. Daher ordnete Baumgartner am 6. Juni 1848 dle „Einstellung der telegraphischen Korrespondenz zwischen Wien und Preßburg“, sowie die Entlassung des dortigen Personals an.(129) In Befolgung dieses Auftrages wurde das Preßburger Amt am 15. Juni 1848 von Gintl geschlossen. Eine Wiedereröffnung wurde für später in Aussicht gestellt(130) und erfolgte tatsächlich am 27. Dezember 1848.

 

4)    Das Zentralbureau.

Wann ein Telegramm an ein Amt oder eine Behörde in der Residenzstadt Wien gerichtet war, so hatte dar überbringende Bote von den beiden Telegraphenämtern (am Nordbahnhof für die nördliche Linie und am Wien-Gloggnitzer-Bahnhof für die südliche Linie) tour-retour zwei Stunden Weges zurückzulegen.(s. Karte) Für eine halbwegs rasche Zustellung aller einlangenden Telegramme hätte man eine größere Anzahl Boten anstellen müssen. Abgesehen von den hohen Kosten, wäre dies wiederum nur eine halbe Lösung gewesen.

Um die Übermittlung der Depeschen zu beschleunigen, schlug Gintl am 16.August 1848 in einem Schreiben an das Ministerium vor, die beiden Wiener Telegraphenbureaux in eine Zentrale im Stadtinneren zusammenzulegen.(131) Gintl dachte dabei an eine eventuelle Unterbringung in jenem Gebäude, in dem auch das Bureau das Herrn Ministerpräsidenten etabliert war.

Dieses Projekt des Zentral-Telegraphenamtes wurde schon in der Ministerratssitzung vom 18.August 1848 einstimmig beschlossen.(132) Von den Bahnhöfen der Kaiser-Ferdinand’s Nordbahn und der Gloggnitzer-Bann sollte eine unterirdische Leitung „sogleich in Angriff“ genommen werden.(133) Die beiden Linien sollten sich im Gebäude das Innen-Ministeriums treffen.(134) Tatsächlich wurde das Zentralamt jedoch im Palais Modena, dem Amtsgebäude des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten ausgeführt.(135)

Das Palais Modena in der Wiener Herrengasse:

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Erster Sitz des „Zentralbureaus“. Im Jahre 1861 wurde das Zentralbureau in das kaiserliche Zeughaus in der Renngasse verlegt. 1874 übersiedelte es in das eigens erbaute Telegraphengebäude am Börseplatz.

Zur Regelung aller Fragen, die bei dieser Unternehmung auftauchten, wurde eine Kommission eingesetzt, der außer den betroffenen Grund- und Hauseigentümern von telegraphischer Seite Gintl als technischer Berater angehörte. Das Ministerium gab Auftrag, „daß die telegraphische Leitung so schnell als möglich“ zu Stande gebracht werde.(136)

Gintl hatte beantragt, die beiden Bahnhofstelegraphen nach Inbetriebnahme des Zentralbureaus aufzulösen, weil sie damit unnötig geworden wären. Mit Erlaß vom 26. Oktober 1848 wurde dieser Antrag aber vorderhand abgewiesen. Zwei Gründe waren dafür maßgeblich:(137)

1)    müsse man das störungsfreie Funktionieren der neuen unterirdischen Leitung abwarten,

2)    könne der Eisenbahn-Betriebsdienst Schaden erleiden, wenn alle seine Depeschen über das Zentralamt ein- und ausliefen.

Unter gewisser staatlicher Kontrolle könne man den Eisenbahnen – natürlich auf deren eigene Kosten - die Bahnhofstelegraphen überlassen.

Gintl wurde nach kurzer provisorischer Amtsperiode(138) zum Leiter des neuen Zentralbureaus, „soweit es den Manipulationsdienst betrifft“ ernannt.

Am 8.März 1849 konnte Gintl dem Ministerium berichten, daß „die telegr. Leitung in die Stadt vollendet und das Central Bureau bei dem Telegr. Departement bereits eingerichtet“ sei und der Betrieb jederzeit aufgenommen werden könne.(139)

Am 24. März 1849 begann das Zentral-Telegraphenbureau seine Wirksaakeit.(140)

Im Zentralbureau liefen die nördliche, südliche und östliche Linie zusammen. Später kamen noch die Leitungen Inner-Wiens (Ministerien des Inneren, des Äußeren und des Krieges, sowie Schönbrunn) und die westliche Linie hinzu.(141)

 

IV: DER TELEGRAPHENDIENST.

1)    Der eigentliche Telegraphendienst.

Alle Telegraphisten, selbst die Obertelegraphisten waren in der Ausübung des Dienstes gleichgestellt.(142)

Der Dienst wurde nach einem vom Bureauvorstand entworfenen Dienstplan versehen, der zur Vermeidung von Ungerechtigkeiten der vorgesetzten Behörde vorgelegt werden mußte.

Vor Eintreffen der Ablöse durfte sich kein Telegraphist von seinem Posten entfernen, damit der Betrieb nicht gefährdet war. Im Falle der Erkrankung eines Telegraphisten hatten dessen Kollegen solange den Dienst für ihn zu versehen, bis ein Ersatz geschickt wurde.

Der Dienst des Telegraphisten beginnt bei Übergabe einer Depesche zum Abtelegraphieren, oder bei Ertönen des Rufzeichens wegen Annahme einer solchen.

Hat der Telegraphist ein Telegramm abzusenden, so muß er zunächst die Unterschrift und im Falle einer Eisenbahndepesche den Inhalt überprüfen. Dann kann er sie absenden Eine ankommende Depesche ist in das Protokollbuch einzuschreiben und sofort an den Adressaten abzusenden. Alle abgehenden Depeschen sind so wie die einlangenden in ein Protokollbuch einzutragen, damit die leitende Behörde eventuelle Mißbräuche ahnden könne.

Die Korrespondenz geht so vor sich:

Jede Telegraphenstation hat ihr Zeichen. Nach dem Ruf-Zeichen wird das Zeichen des Rufenden gesendet, dann jenes des Gerufenen. Erst nachdem sich die gerufene Station durch Rückgabe des Stationszeichens gemeldet hat, wird der Text übermittelt. Nach Beendigung des Textes wird ein Schlußzeichen gegeben, dann muss die Empfangsstation das „Verstanden“-Zeichen senden. Wenn ein Zeichen nicht verstanden wurde, gibt man dies sogleich kund, daß die Wiederholung gleich erfolgen kann.

 

2)    Das Personal.

Die Telegraphisten und Leitungwächter wurden vorwiegend aus Militärkreisen genommen und hatten zunächst ein Taggeld von 1 fl. 30 bzw. 1 fl.(144)

Als erste Telegraphisten wurden am 13. Feber 1847 Valentin Käsbad, Franz Sikora und Carl Koppauer provisorisch angestellt(143) und am 18. Feber 1847 vereidigt.(145)

Erst nach einigen Jahren provisorischer Anstellung wurde das Telegraphenpersonale bis zu den Telegraphisten mit 600 bzw. 500 fl. jährlicher Bezahlung im September 1850 als „wirklich angestellte Beamte“ erklärt.(146) Nur die „zeitlichen“ Telegraphisten mit 400 fl. Jahresentlohnung wurden noch nicht definitiv angestellt.(147) Es wurde jedoch verfügt, daß bis 1. April 1851 Klarheit zu schaffen sei. Alle beim Telegraphen ständig beschäftigten Personen seien bis dahin entweder fix anzustellen oder aber zu entlassen.

Die definitiv Angestellten des Staatstelegraphendienstes durften die entsprechende Amtsuniform tragen(148) und bezogen Gehalte, während die „Zeitlichen“ Jahresbestallungen erhielten.(149)Dem gesamten Telegraphenpersonale war die Ablegung eines Diensteides vorgeschrieben. Die Amtsvorstände erster und zweiter Klasse hatten ihn beim Handelsministerium, die Telegraphisten bei der Generaldirektion der Kommunikationen abzulegen.(150)

Die Ausbildung der Telegraphisten war die ersten Jahre hindurch unsystematisch durch Anlernen am Objekt erfolgt. Gewisse technische Kenntnisse mußten die Kandidaten ohnedies mitbringen.

Erst am 20. März 1850 begann in Wien ein eigener Lehrkurs.(151) Auf Grund der immer höheren Zahl an Telegraphisten, die für den steigenden Bedarf benötigt wurden, war man gezwungen, zur systematischen Ausbildung zu schreiten.

Eine diesbezügliche Kundmachung vom 15. März 1850 forderte alle Interessenten auf, die Vorübungsanstalt zu besuchen.(152) Dort wurde Gelegenheit geboten, unentgeltlich das Telegraphieren zu erlernen. Die Ausbildung dauerte 12 Wochen. Nach 9 Wochen mußte eine Prüfung abgelegt werden, bei der Punkte vergeben wurden, nach denen sich dann die Reihenfolge der Anstellung richtete.(153)

Das Interesse für diesen Kurs war sehr groß. Am 15. April(154) mußte der Kurs für weitere Teilnehmer geschlossen werden, weil man bereits überbelegt war. Sin neuer begann dann Ende des Jahres mit 15. Dezember 1850.(155)

Die Leitungsaufseher wurden meist aus dem Unteroffiziersstand des Heeres genommen. Teilweise wurde die Leitungsüberwachung – entlang von Bahnlinien und Strassen – von Bahnwächtern, Straßeneinräumern(156) und Postkondukteuren nebenbei versehen.(157)

Da das aufstrebende Telegraphenwesen immer größere technische Kenntnisse erforderte, wurden schon im Jahre 1848 Verfügungen erlassen, nach denen jeder Telegraphist vorher Leitungsaufseher sein sollte, um sich so einige Kenntnisse anzueignen. Andererseits sollten sich die Aufseher die Kenntnis des Telegraphierens aneignen, um im Notfall für Telegraphisten einspringen zu können.(158)

Am 23. Feber 1850 wurden alle Mechaniker, die etwas vom Telegraphen verstanden, aufgefordert, sich um eine Telegraphistenstelle zu bewerben, weil man sie auf allen größeren Stationen zur Wartung der Instrumente gebrauchen konnte.(159)

Eine größere Personalerweiterung wurde am 7. November 1850 wegen der rasch zunehmenden Linien und damit Aufgaben, beantragt. Der Kaiser genehmigte am 8. Feber 1851 diese Vorschläge zur „Organisirung des technischen Personalstandes der Generaldirekzion der Kommunikationen dritter /:Telegraphen:/Abtheilung“:(160)

Anstatt der früheren Inspektoren gab es 3 technische Kommissare. Nun kamen weitere 3 mit jährlichem Gehalt von 1000 fl. und 3 mit 900 fl. und 200 fl. Quartiergeld für alle, hinzu.

Nicht zuletzt war die Vermehrung des technischen Personales auch durch den Ausbau der schon in kleinem Rahmen bestehenden „Werkstätte“ notwendig geworden.

Eine mechanische Werkstätte(161) war im Gebäude des Handelsministeriums eingerichtet worden.

Dr. Steinheil hatte für ihre Einrichtung seine Münchner Werkstätte dem Ministerium zur Verfügung gestellt. Hier wurden kleinere Reparaturen und Änderungen rasch vorgenommen und neu auftauchende Erfindungen und Verbesserungen exakt auf ihre Güte geprüft. Hauptsächlich diente die Werkstatte aber zur Herstellung von Modellen verschiedener Telegraphen-Geräte (wie Apparaten, Batterien, Isolatoren u.ä.), nach denen dann die heimische Industrie die Erzeugung vornehmen konnte. Man war damit nicht mehr von ausländischen Lieferungen, die oft sehr viel Zeit beanspruchten, abhängig.

 

3)    Die Telegraphenbureaux.

Am 22. März 1850 erschien in Wien ein „Provisorischer Amts-Unterricht für die III. Abtheilung der k.k Generaldirektion der Communikationen“(162), der dann am 17. September 1850 als „Amtsunterricht für die k.k. österreichischen Telegraphenämter" erschien und mit 1. Oktober 1850 in Kraft trat.(163)

Danach unterstanden die österreichischen Telegraphenämter mittelbar dem Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten, unmittelbar aber der Generaldirektion der Kommunikationen, III. Abteilung. Die Ämter im lombardisch-venetianischen Königreiche waren unmittelbar der Ober-Baudirektion in Verona untergeordnet.

In dringenden Fällen waren in dienstlichen Angelegenheiten auch die Statthalter bzw. die politische Landesbehörde zu Anordnungen berechtigt. Widersprach eine solche Anordnung aber den Bestimmungen, so mußte sofort Anzeige an die Generaldirektion für Kommunikationen, bzw. im lombardisch-venetianischen Königreiche an die Ober-Baudirektion erstattet werden.

Mit Erlaß vom 17. September 1850 wurden die bestehenden Telegraphenstationen in mehrere Kategorien untergeteilt.(164) Jeder größeren Station wurden mehrere kleine untergeordnet und nur die größeren standen mit der Generaldirektion für Kommunikationen in direktem Verkehr. Der Leiter eines solchen größeren Amtes war für jene Leitungen verantwortlich, die zwischen den untergeordneten kleinen Stationen bestanden. So konnte die Zuständigkeit der eigentlichen technischen Organe auf den Telegraphenbau beschränkt werden.

Da sich diese Anordnungen in der Folge aber nicht bewährten, ging die Sorge um die Erhaltung der Linien bald wieder stillschweigend an die technischen Beamten über.(165)

Den Dienst bei den Telegraphenbureaux versahen Amtsvorstände erster und zweiter Klasse, Vorstandsstellvertreter, wirkliche und zeitliche Telegraphisten und das Aufsichts- bzw. Dienerschaftspersonale.(166)

Die ersten Telegraphenstationen Österreichs waren in Bahnhöfen untergebracht.(167) Die Überlassung geeigneter Lokalitäten als Telegraphenbureaux war eines der Zugeständnisse, die von den Eisenbahnen – übrigens im eigenen Interesse und darum gerne – gemacht wurden, damit die Staatstelegraphen-Drähte für Betriebszwecke mitbenutzt werden durften.(168)

Mit fortschreitender Loslösung des Staatstelegraphen von den Eisenbahnen und aus staatspolitischen Rücksichten begann man 1849, die Telegraphenämter der größeren Städte von den Bahnhöfen „in die möglichste Nähe der öffentlichen Behörden und insbesondere des Statthalters“ zu verlegen.(169)

Da es zunächst kein Verbot gab, die Telegraphenbureaux zu betreten, kam es bald zu einigen unliebsamen Vorfällen – insbesondere Indiskretionen - , die mit den Vorschriften über das Amtsgeheimnis nicht in Einklang zu bringen waren.

Schon Mitte des Jahres 1847 ereignete sich ein solcher Fall. In Brünn kursierten Gerüchte, deren Entstehen dem Telegraphen zugeschrieben wurden. Daraufhin verbot der Gouverneur von Mähren und Schlesien, daß die Telegraphenstationen ohne höhere Erlaubnis besichtigt bzw. betreten werden dürfen.(170)

Eine generelle Regelung wurde notwendig, als im Feber 1850 die Privatkorrespondenz zugelassen wurde. Mit Erlaß vom 29. April 1850 wies die Generaldirektion der Kommunikationen, III. Abteilung, die Telegraphenamtsleiter an, zur Vermeidung von Störungen, Privaten weder Zutritt in den Apparatraum zu gewähren, noch ihnen gar das Funktionieren der Apparate zu erklären.(171)

In den Telegraphenbureaux liefen die Leitungen zusammen und waren die zum Telegraphieren notwendigen technischen Geräte(172) untergebracht. Den Beamten war größtmögliche Schonung und beste Pflege der Geräte anbefohlen.(173) Davon hing nicht zuletzt das klaglose Funktionieren des Telegraphenbetriebes ab.

 

ANMERKUNGEN:

1)    Dies und folgendes nach: Gustav Otruba: Zur Geschichte des Fernmeldewesens in Österreich. In: Jahresbericht des Technologischen Gewerbemuseums Wien 1955/56, S. 15 ff.

2)    Die Einfachheit des Chappe‘schen wurde keineswegs erreicht.

3)    Offensichtliches Desinteresse brachte man z.B. 1816 dem Plan eines Hercules Cock aus Paris entgegen, in Österreich telegraphische Linien zu errichten: Hofkammerarchiv, Kommerzkammer, rote Nummer 1069/81 ex 1816.

4)    Kriegsarchiv, 2197/(Department) g 1844: „...die älteren telegraphischen Operationen, welche mit dem Chappe‘schen Telegrafen, dem von meinem Vater eingerichteten Kriegstelegrafen und Hauptmann von Treyranffs telegraphischer Erfindung in den Jahren 833 und 834 vom k.k. Generalquartiermeisterstabe veranlaßt worden sind“.

5)    Weiterhin: Gustav Otruba, Zur Geschichte, S. 34.

6)    Kriegsarchiv, 406/g vom 4. März 1845.

7)    Kriegsarchiv, 1335/Hofkriegsrats-Präsidiale vom 10. Sept.1845.

8)    Kriegsarchiv, 1247/Hofkriegsratpräsidiale vom 8.8.1845.

9)    Gleicher Akt wie 8) „Die genausten Untersuchungen über Telegraphie haben mich überzeugt, wie das von Christoph Rad aufgestellte System unter allen optischen als das Vorzüglichste erscheint“.

10)           Kriegsarchiv, 1120/g 1847 und V.A.T., 242/T.P. 1847.

11)           V.A.T.(= Verwaltungsarchiv-Telegraphenprotokolle), 452/T.P. vom 6.September 1847.

12)           V.A.T., 156/T.P. vom 18.Feber 1848.

13)           Verkehrsarchiv, 415/E.P. vom 26. Feber 1848.

14)           Verordnungsblätter für Posten, Eisenbahnbetrieb und Telegraphen (= VOBl. bei den weiteren Zitaten abgekürzt), Nr. 1,2,3 vom 1. November 1849.

15)           V.A.T., 1127/C vom 23. Jänner 1850.

16)           V.A.T., 1134/C 1850.

17)           V.A.T., 1614/C 1850.

18)           VOBl., Nr. 19,20 vom 19. April 1850.

19)           V.A.T., 2533/C vom 2. Mai 1850.

20)           V.A.T., 2821/C 1850.

21)           Normalerweise beziehen sich die Meilenangaben auf geographische Meilen. In den ersten Jahren des österreichischen Telegraphen wurden die Längen aber manchmal auch in österreichischen Meilen ausgedrückt, ohne dies besonders zu vermerken. Der Unterschied zwischen beiden ist jedoch recht gering und fällt daher kaum ins Gewicht. Eine geographische Meile beträgt 7,42 Kilometer. Die österreichische Postmeile ist mit 7,58 Kilometer grösser als diese.

22)           Vgl. S. 10, Verkehrsarchiv, 415/E.P. vom 26. Feber 1848.

23)           Für diese Versuche waren 32.000 fl. genehmigt. In Österreich war bis zum Jahre 1857 der sogenannte Konventions- oder 20-Guldenfuß in Geltung. Die Konventionsmünze wurde aus der in Deutschland allgemein eingeführt gewesenen Münzgewichtseinheit (Kölnische Mark = 233,89 g) Feinsilber 20 Gulden C.M. ausgeprägt.

24)           Daher hatte Antonio Linuhsi‘s Angebot seines optischen Telegraphen v. 22.10.1850 keinen Erfolg. V.A.T., 4538/C 1850.

25)           Nach G. Oelschläger: Die Einführung der elektrischen Telegraphie in Österreich. In: Deutsche Postgeschichte 3. –Leipzig 1943, S. 132 ff. Hier: S. 132, war Österreich der einzige Großstaat Europas, der keine optische Telegraphie hatte.

26)           Carl Barth: Telegraphie und Telefonie in Österreich. In: Die Großindustrie Österreichs 3. –Wien 1898, S.230: „Im Jahre 1836 kam Schilling nach Wien und stellte daselbst mit dem Professor Andreas von Ettinghausen und Baron Jacquin auf einer Luftleitung beim Universitätsgebäude und auf einer im botanischen Garten unterirdisch geführten Leitung Versuche über die Fortleitung des galvanischen Stromes für Telegraphenzwecke an“.

27)           J. Pawel: Der Telegraphenbau in Österreich vor 60 Jahren. In: Zeitschrift für Post und Telegraphie 1911, S. 161 ff., S. 26.

28)           Dies und folgendes nach Oelschläger, Einführung, S. 133 ff.

29)           Vgl. dazu die biographischen Angaben zu Dr. Baumgartner in Gerhard Lobentanz: Die Anfänge der Telegraphie in Österreich. –Wien 1967, S. 126 ff.

30)           Oelschläger, Einführung, S. 134.

31)           Auf Grund von Spitzelmeldungen, wie Oelschläger, Einführung, S. 134, glaubt.

32)           Finanzarchiv (= F.A.), 2138/Geheimprotokolle(= G.P.)

33)           Dieses und einige der folgenden Zitate, auch bei Oelschläger, Einführung, S. 134 ff.

34)           /…./ wurde im Akt ausgestrichen.

35)           Wie Oelschläger, Einführung, auf S. 134 meint.

36)           Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S.6 ff.

37)           Auf S. 9, Kriegsarchiv(= K.A.), 1247/Hofkriegsratspräsidiale (= HkrP.).

38)           Oelschläger zitiert auf S. 134 unrichtig: „...bei einer Bewegung oder bei einem Aufstande in Böhmen“. Er vermeidet zeitbedingt (1943!) Hinwels auf ev. Konflikt mit Preußen.

39)           Noch K.A., 1247/HkrP. vom 8. Juli 1845.

40)           Minister-Kolowrat-Akten (= M.K.A.), 1190/1845.

41)           Noch obiger Akt M.K.A., 1190 vom 16. Juli 1845.

42)           Kaiser Ferdinand fand noch im Jahre 1838 die „vorteilhafte Benutzung der Telegraphie für unmittelbare militärische Zwecke sehr zweifelhaft“. K.A., 1120/g vom 24. November 1838.

43)           Wie vergleichsweise in England und Nordamerika.

44)           F.A., 2159/G.P. vom 17. Juli 1845.

45)           F.A., 2228/G.P. vom 4.Oktober 1845. Gleicher Akt auch Staatsarchiv (= St.A.), M.K.A. 1582 vom 4.Oktober 1845.

46)           Dem Kaiser waren also die beiden deutschen Eisenbahn-Telegraphen von William Fardely durchaus bekannt.

47)           St.A., M.K.A. 1190/1845.

48)           St.A., M.K.A. 1686/1845.

49)           Solche Kommissionen wurden eingesetzt, wenn eine neue für den Staat bedeutende Angelegenheit auftauchte, bei der man sich nicht recht auskannte.

50)           F.A., 2192/G.P. 1845.

51)           Weiterhin obiger Akt: St.A., M.K.A. 1686/1845: Waidele, „welcher letzterer in der neuesten Zeit über die in Frankreich und England bereits bestehenden elektromagnetischen Telegraphen an Ort und Stelle Erfahrungen gesammelt hat“. Vgl. Kapitel 2.-D-a) Dr. Erwin Waidele. Waidele hatte eine Studienreise nach Frankreich und England unternommen und auf dieser seine telegraphischen Erfahrungen gesammelt.

52)           F.A., 2228/G.P. 1845.

53)           Weiterhin St.A., M.K.A., 1636/1845.

54)           Weiterhin St.A., M.K.A., 1636/1845.

55)           St.A., M.K.A.,649 vom 7. April 1846.

56)           St.A., M.K.A.,1120 vom 13. Juni 1846.

57)           Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S. 114 ff.

58)           Verkehrsarchiv (= Ve.A./a.A.), 299/Eisenbahnprotokolle (= E.P.).

59)           V.A.T., 5/T.P. 1846. Vgl. auch Kübeck‘s diesbezügliche Bemerkung am Beginn dieser Seite.

60)           Ve.A., 501/E.P. 1846.

61)           Eine äußerst aufwendige und unsinnige Doppelleitung mit Aufstellung zweier Tragsäulen-Reihen wäre dazu erforderlich gewesen. Dieser Plan fiel bald darauf.

62)           Tatsächlich wurde der Morseapparat erst 1849 in Österreich verwendet. Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S. 136 ff.

63)           V.A.T., 75/T.P., 1846 und Ve.A., 670/E.P., 1846

64)           Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S. 145 ff.

65)           Ve.A., 1109/E.P., 1846.

66)           Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S. 114 ff.

67)           St.A., M.K.A. 1120/1846.

68)           Diese Linie war also noch als Versuchslinie gedacht.

69)           Wieder F.A., 2228/G.P.: „Hierbei bemerke Ich, daß es von besonderer Wichtigkeit sei, baldmöglichst eine Telegraphen-Linie in der Richtung gegen Italien hin herzustellen...“.

70)           Wieder St.A., M.K.A. 1120/1846.

71)           Gleicher Akt wie 70): „…die Richtung der ersten Telegraphenlinie umso mehr gerechtfertigt erscheinen, als selbe die Residenz mit zwey Prov.Hauptstädten, und mit den Festungen Olmütz, Theresienstadt und Königgrätz in Verbindung bringt“.

72)           V.A.T,, 39/T.P. 1846. Pawel, Beitrag, S. 26 gibt fälschlich den 14. Oktober als jenen Tag an, an dem die Linie Wien-Brünn in Angriff genommen worden ist.

73)           V.A.T., 41/T.P. 1846. Oelschläger, Einführung, S. 137, gibt unrichtig den 25. Oktober 1846 als Tag, an dem Gänserndorf erreicht wurde, an.

74)           Vgl. Lobentanz, Telegraphie, S. 144 ff.

75)           V.A.T., 44/T.P- 1846.

76)           V.A.T., 45 und 46/T.P, 1846.

77)           Der genaue Tag, an dem Brünn erreicht wurde, ist urkundlich nicht belegt. Nach Oelschläger, S.137 war es der 3. Dezember 1846. Nach Pawel, Beitrag, S. 26 war. es der 19. Dezember. Letzteres Datum dürfte zu spät liegen.

78)           V.A.T., 7/T.P. 1847 und Ve.A., 140/E.P. 1847.

79)           Vgl. dazu Lobentanz, Telegraphie, S. 35 ff.

80)           V.A.T., 54/T.P. vom 22. November 1846.

81)           V.A.T., 58/T.P. vom 26. November 1846.

82)           V.A.T., 9/T.P, 1847. Vgl. Kapitel 2.- A. - a) Erste provisorische Organisation.

83)           V.A.T., 126/T.P. vom 29. Mai 1847.

84)           V.A.T., 369/T.P. 1847.

85)           V.A.T., 316/T.P. vom 17. Juli 1847.

86)           V.A.T., 872/1848.

87)           Vgl. S. 29.

88)           V.A.T., 117/T.P. 1847.

89)           V.A.T., 316/T.P. vom 7. Juli 1847, wie 60.

90)           V.A.T., 388/T.P. vom 12. September 1847. Nach Oelschläger, S. 137 schrieb die „Augsburger Allgemeine Zeitung“ im November über dieses Ereignis: „bekanntlich ist seit einigen Wochen die ganze Linie elektrotelegraphischer Verbindung von Wien bis Prag eröffnet und so Österreich dasjenige Land auf dem Kontinente, welches geräuschlos diese wirklich ans wunderbare grenzende Erfindung in größter Ausdehnung praktisch zur Ausführung brachte“.

91)           V.A.T., 394/T.P. v. 19.9. 1847 und 535/T.P. v.3.12. 1847.

92)           V.A.T., 493/T.P. vom 5. November 1847.

93)           V.A.T., 566/T.P. vom 8. November 1847.

94)           V.A.T., 429/T.P. vom 9. Oktober 1847.

95)           V.A.T., 245/T.P. vom 22. Mai 1847.

96)           V.A.T., 73/T.P. 1848 vom 12. November 1847.

97)           V.A.T., 841- vom 2. November 1848. Die Linie nach Oderberg wurde dann von Prerau aus gebaut: V.A.T., 1314- vom 20. Mai 1849.

98)           V.A.T., 872- 1848 und St.A., Ministerrat (= M.R.) 2610/ 1848.

99)           Für den Reichstag, der dort stattfinden sollte.

100)      V.A.T., 921/ vom 23. November 1848.

101)      V.A.T., 602/ vom 9. März 1849.

102)      V.A.T., 12/T.P. 1847.

103)      Ve.A., 238/E.P. 1847 und V.A.T., 38/T.P. 1847.

104)      V.A.T., 244/T.P. vom 21. Mai 1847.

105)      V.A.T., 354/T.P. vom 14. August 1847.

106)      V.A.T., 370/T.P. 1847.

107)      V.A.T., 363/T.P. vom 19. August 1847.

108)      V.A.T., 394/T.P. vom 19. September 1847.

109)      V.A.T., 405/T.P. 1847.

110)      V.A.T., 445/T.P. vom 16. Oktober 1847.

111)      V.A.T., 526/T.P. vom 21. November 1847.

112)      Gleicher Akt wie 111.

113)      Dieser Plan wurde später aufgegeben: V.A.T., 601/1849.

114)      V.A.T., 442/ vom 23. September 1848.

115)      V.A.T., 666/ 1848.

116)      V.A.T., 1530/Telegraph(= T.) vom 21. Juli 1849.

117)      V.A.T., 98/ vom 3. Feber 1849.

118)      Schon vor jenen Verzögerungen an der Triester Linie dürfte es Meinungsverschiedenheiten zwischen Gintl und Schnirch gegeben haben, deren Gründe aber nicht ersichtlich sind. Siehe: V.A.T., 688/ vom 12. September 1848. Als der Grund oder einer der Gründe für die Verzögerungen wird genannt, daß erst nach Fertigstellung der Triester Linie Leitungswächter beantragt worden seien, was zu böswilliger Beschädigung und Diebstählen geführt habe. Siehe V.A.T., 1568/T. vom 22. Juli 1849.

119)      Weitere Entwicklung siehe Lobentanz, Telegraphie, S. 61 ff.

120)      Vgl. S. 29, V.A.T., 7/T.P. 1847 und Ve.A., 140/E.P. 1847.

121)      V.A.T., 199/T.P, vom 19. April 1847.

122)      V.A.T., 317/T.P. vom 19. Juni 1847.

123)      V.A.T., 394/T.P. 1847.

124)      V.A.T., 427/T.P. 1847.

125)      V.A.T., 526/T.P. vom 28. November 1847.

126)      V.A.T., 556/T.P. vom ll. Dezember 1847.

127)      Ve.A., 26/E.P. vom 5. Jänner 1848.

128)      V.A.T., 504/T.P. vom 10. November 1847.

129)      V.A.T., 464/1848 vom 15. Juni 1848.

130)      V.A.T., 624/vom 22. August 1848.

131)      V.A.T., 612/vom 16. August 1848.

132)      St.A., Ministerrats-Protokolle(= M.R.), 2056/1848.

133)      Protokoll und Bauskizze: V.A.T., 185/1849.

134)      V.A.T., 634/vom 25.August 1848.

135)      St.A., Obersthofmeisteramt(= Ohm.A.), r 128/10/17.

136)      V.A.T., 693/vom l0.September 1848.

137)      V.A.T., 844/1848.

138)      V.A.T., 520/1848.

139)      V.A.T, 594/T vom 8. März 1849 und F.A., 3735/-Finanzministerium(= F.M.) vom 14.März 1849.

140)      VOBl.,Nr.9 vom 17.November 1849. Im Jahre 1861 wurde das Zentralbureau in das kaiserliche Zeughaus in der Renngasse verlegt. 1874 übersiedelte es in das eigens erbaute Telegraphengebäude am Börseplatz. Nach: Führer durch das k.k. Postmuseum. –Wien 1907(3), S.5.

141)      Vgl. Lobentanz, Telegraphie, S. 69 ff.

142)      Diese Vorschriften aus:  VOBl, Nr. 15-16 vom 30.11.1849.

143)      Vgl. S. 97.

144)      V.A.T., 40/T.P. 1847.

145)      V.A.T., 46/T.P. 1847.

146)      V.A.T, 4055/T vom 19.September 1850. Diese Regelung war mit a.h. Entschließung vom 5. August 1850 genehmigt worden und trat mit 1.Oktober 1850 in Kraft: „Organisierung des Personal- und Besoldungsstandes der Staatstelegraphenstationen“.

147)      Auf ein derartiges Ansuchen wurde schon am 12.Juli 1850 „nicht eingegangen“, V.A.T., 3562/C 1850.

148)      Nach V.A.T., 237/C 1850 waren „die k.k. Telegraphisten zum Tragen der k.k. Staatsbeamten-Uniform weder verpflichtet noch berechtigt“.

149)      V.A.T., 1774/T 1850.

150)      Für das lombardisch-venetianische Königreich bei der Ober-Baudirektion in Verona.

151)      V.A.T., 2497/C 1850.

152)      VOBl, Nr.11-12 vom 28.März 1850.

153)      Am 8.Juni 1850 arbeitete Steinheil Prüfungsvorschriften aus, V.A.T., 2883/C 1850.

154)      VOBl., Nr.29-32 vom 4.Mai 1850.

155)      VOBl., Nr.68 vom 23.November 1850.

156)      Im Feber 1849 kamen „Instructionen für Bahnwächter und Straßeneinräumer in Beziehung auf die Erhaltung der telegraphischen Leitung im leitungsfähigen Zustande“ heraus, VOBl., Nr. 5 vom 7. November 1849.

157)      Weisung an die Postkondukteure vom 8. Jänner 1850, in: VOBl., Nr.77-82 vom 26. Feber 1850.

158)      V.A.T., 699 vom 13.September 1848.

159)      V.A.T, 882/T vom 23.Feber 1850.

160)      St.A., M.R., 4612 vom 7. November 1850.

161)      „Geschäfts Vorschrift“ für die Beamten der Material-Rechnungsführung des Staatstelegraphen und der Telegraphenwerkstätte: V.A.T., 5355/C vom 29.11.1850. Ferner: VOBl, Nr. 67-70 vom 21.Feber 1850. Zeitschrift für Post und Telegraphie(= Z.P.T.),1904, S. 97.

162)      V.A.T., 1774/T 1850.

163)      T.A.T., 4821/C 1850.

164)      V.A.T.,4821/C 185Ö.(Gleicher Akt wie 163).

165)      Nach Hermann Militzer: Die österreichischen Telegraphen-Anstalten. –Wien 1866, S. 18.

166)      V.A.T., 4055/T 1893.

167)      Noch V.A.T., 4055/T 1850.

168)      Bin Zeichen der engen Verbundenheit des Telegraphen und der Eisenbahn in der Anfangszeit.

169)      Z.B. im Falle der K.Ferd. Nordbahn: V.A.T., 112/T.P. 1847.

170)      Für die Stationen der nördlichen Linie: V.A.T., 336 vom 15.2.1849, für Gran: V.A.T., 945/C vom 4.2.1850, für Olmütz V.A.T., 262/T vom 10.1.1850 und für Innsbruck: St.A., Ohm.A., r 81/7 vom 30.6.1850.

171)      V.A.T., 138/T.P. 1847.

172)      VOBl, Nr.63-66 vom 3.Juni 1850.

173)      Zu den Stationseinrichtungen siehe Lobentanz, Telegraphie, S. 131 ff.

174)      V.A.T., 144/T.P. vom 1. Feber 1848.

 

(C) Dr. Gerhard Lobentanz.