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JORGE CHÁVEZ DARTNELL(1887-1910), GENANNT „GEO“:

 Der Erste Überwinder des Alpenhauptkammes beim Simplon-Pass(ca. 2000m) per Tragflächen-Flug(1910).

  

I: Eine Zeit des „Aufbruchs“

Der „Tragflächen-Flug“ entwickelte sich im Vergleich zum „System Luftschiff“ höchst rasant: Im Jahre 1891 fand der erste Tragflächenflug Otto Lilienthals in Deutschland statt, alsbald der „Erste Motorflug per Tragfläche“.

Schon im Juli 1909 überquerte der französische Lilienthal-Schüler Louis Blériot erfolgreich den Ärmelkanal. Dass das Ergebnis eine „Bruch-Landung“ war, machte nichts. Die damalige „Öffentlichkeit“ war trotzdem höchst beeindruckt.

Es folgte die legendäre „Flugwoche von Reims“(22.-29. August 1909), im Zuge derer v.a. die zukünftigen Möglichkeiten des Tragflächenfluges auf verschiedene Weise erörtert wurden. 

Ein „Italienisches Komitee“ setzte damals einen Preis von 100.000 Lire für ein „Luftfahrt-Wett-Rennen“ über die Alpen mit Zielort Mailand aus, wobei Zwischenlandungen erlaubt waren. Verteilt sollte dieser Preis wie folgt werden:

a)     70.000 Lire für Platz 1.

b)    20.000 Lire für Platz 2.

c)     10.000 Lire für Platz 3.

Das war natürlich eine große Herausforderung für Jorge Chávez Dartnell(in der Schweiz bis heute „Geo Chávez“ genannt), welcher gerade die junge „Flug-Schule“ des Franzosen Henri Farman(1874-1958) absolviert hatte und in fliegerischer Hinsicht bereits höchst positiv aufgefallen war.

 

II: Über Jorge Chávez Dartnell.

Jorge(= Georg) Chávez Dartnell war der Sohn eines peruanischen Millionärs, welcher in Frankreich eingewandert war. Geboren wurde er in Paris.

Jorge Chávez Dartnell, genannt „Geo“(1887-1910):

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Besonders aufgrund seiner Herkunft konnte er sich früh „interessanten Zielen“ widmen. Zunächst wurde er vielbeachteter Tennisspieler. Sodann wandte er sich der „Fliegerei“ zu und erhielt nach Absolvierung der „Schule Farman“ den französischen Pilotenschein No. 32.

Im Herbst 1910 erreichte er mit seinem Flugzeug bei Paris bereits eine Höhe von über 2500m und schlug damit seinen Lehrer Farman ganz grandios. 1909 hatte dieser nur ca. 155m erreicht.

 

III: Der „Flug-Wettkampf“ über das Gebirge(Brig-Simplon-Mailand)(19. September 1910). Chávez versus Weymann.

Von den ursprünglich acht angemeldeten Fliegern reisten nur vier überhaupt an, nur zwei machten sich dann auch startbereit:

a)     Charles Weymann.

b)    Geo Chávez.

Geo startete mit einer Blériot XI, also im Grunde mit derselben Maschine, mit der 1909 der Ärmelkanal überquert worden war.

Nach dem Muster der Schraube arbeitete er sich zunächst in die Höhe, musste dann aber zum Ausgangsort zurückkehren.

Er war erschöpft und unterkühlt. Gegenüber der Öffentlichkeit gab er schließlich bekannt, dass man dort oben letztlich den Elementen, also Winden und Kälte ausgesetzt sei.

Weymann erging es nicht anders und stieg in der Folge erst gar nicht mehr auf.

 

IV: Der tödliche Flug des Geo über das Gebirge(Brig-Simplon-Domodossola)(23. September 1910).

Am 23. September 1910 startete Chávez erneut und schraubte sich in die Höhe. In den „Münchener Neuesten Nachrichten“ der Zeit heißt es dazu:

„Der Start in Brieg erfolgte am 23. Sept. 1910 um 1 Uhr 29 Min. In weiten Kreisen schraubte sich Chavez‘ Flugmaschine in riesige Höhen. Währenddessen sausten wir mit den Autos die Kurven des Simplonpasses hinauf. Denn wenn auch bei Überlandflügen an eine direkte Verfolgung im Auto nicht zu denken ist, so wollten wir doch vor dem Flieger die Paßhöhe erreichen. Wir erreichten eben Simplon-Kulm, als Chavez, nur etwa 50 Meter von uns entfernt, 80 Meter über uns vorbeirauschte. Als er uns überholt hatte, mußten wir die Verfolgung aufgeben … Einem Adler gleich zog der Bleriot-Apparat über Abgründe und Grate. Chavez hatte die Zwischenlandung in Domodossola von vornherein vorgesehen, da er nur wenig Benzin mitgenommen hatte, um den Apparat für die größte erforderliche Höhe zu erleichtern und dann in Domodossola seinen Betriebsstoff zu ergänzen“.

In Domodossola kam es dann zum Unglück: Wieder waren es „Die Elemente“ gewesen, welche sowohl Pilot als auch Maschine schwer zu schaffen gemacht hatten. Beide Tragflächen brachen beim Lande-Anflug – wohl aufgrund der vorherigen Überbelastung – nach oben hin weg. Es ist übrigens bis heute unklar, ob Chávez bei diesem Lande-Anflug noch völlig bei Bewusstsein war.

In den Münchner Neuesten Nachrichten hieß es damals:

„Bei Domodossola angekommen, war Chavez am Ende seiner psychischen Kräfte und allem Anschein nach ist er in dem Moment, als er sich geborgen glaubte, in Ohnmacht gefallen. Verschiedene Zeugen wollen gesehen haben, daß er im letzten Augenblick der Landung das Steuerruder nicht mehr in Händen hatte. Für die Ohnmacht spricht auch der Umstand, daß Chavez von dem Absturz aus etwa 10 oder 20 Metern nichts bemerkt hat. Auch der allzu schnelle Absturz aus 2000 oder 3000 Metern Höhe bis herab zu 270m über Meer muß lähmend auf ihn gewirkt haben. Das bezeugte gestern Abend der Aviatiker Catteno, als er aus einer Höhe von 1750 Metern landete und auf die Fragen der Journalisten wie ein Betrunkener antwortete“.

Die Maschine gab jedenfalls beim Lande-Anflug ihren Geist auf und es kam eben zum Absturz aus 10 bis 20 Metern Höhe, was ja für einen Menschen bekanntlich in höchstem Maße gefährlich ist.

In den Münchner Neuesten Nachrichten hieß es damals:

„Man eilte zur Hilfeleistung für den Unglücklichen herbei, der ohnmächtig geworden war. Sorgfältig wurde er hervorgezogen und auf eine Matratze gebettet. Duray, sein Mechaniker, beugte sich liebevoll über ihn und fragte, wieso dies geschehen. Chavez flüsterte: ‚Still, still, es war schrecklich‘! Dann erschütterte ein krampfartiges Zucken seinen Körper und Blut strömte aus dem Munde. Erbrechen folgte, Freunde sprachen Chavez Mut zu. Er murmelte: ‚Habt Dank, ich habe Mut – aber es war zu schauderhaft‘. Dann brachte man ihn ins Hospital, wo Ärzte die Wunden untersuchten, um dann folgenden Befund bekanntzumachen: Einfache Brüche des linken Ober- und Unterschenkels, komplizierter Bruch des rechten Beines. Allgemeinbefinden befriedigend“.

Chávez gewann den „Ersten Preis“, also 70.000 Lire.(s.o.)

 

V: Die letzten Worte des Geo(27. September 1910).

Chávez überlebte noch einige Tage im Hospital, dann jedoch verschied er. In den Münchner Neuesten Nachrichten wurde damals dazu berichtet:

„Chavez‘ gequältes Herz schlug immer fieberhafter. Die Pulsschläge stiegen bis auf 170 in der Minute und die Atemzüge bis auf 70. Der herbeieilende Bruder fand nur noch einen Sterbenden. Schmerzlich lächelnd empfing er ihn und begrüßte ihn mit einigen Worten des Erkennens. Dann verfiel Chavez in Ohnmacht und Delirien, wobei er von Bergen fantasierte, die er vor sich sah und deren Höhe er wissen wollte. ‚Welch ein Wind‘! waren seine letzten Worte“.

 

Quellen &. Verweise:

BIERBAUM Paul W.: Im Aeroplan über die Alpen. –Brig 1985(Nachdruck).

Geo Chavez. 100 Jahre Flug über die Alpen. –Visp 2010.

MARTINI Luciano: Geo Chavez. Il primo trasvolatore delle Alpi. –Verbania 2003.

Münchner Neueste Nachrichten, Sept. 1910.

 

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