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I: Vorbemerkungen.

Der „Automobilismus“ ist insofern als „Laune“ der Transportgeschichte zu betrachten, als dessen Etablierung in der Tat nicht auf klassischen rationalen Überlegungen fußte.(s.d. etwa RIGELE 1998: 19)

Die Einführung des Eisenbahn-Systems dagegen hatte einst insofern „Rationalen Sinn“, als es der Kanal- und m.E. der Fluss-Schiffahrt sowie dem „Alten Straßensystem“ besonders im Winter klar überlegen war.

Die Kanäle der nördlichen Länder froren im Winter in der Regel zu, manche Flüsse wurden in dieser Jahreszeit zu gefährlichen Transportwegen(Treibeis etc.), weshalb der Verkehr stillgelegt werden musste. Diese Stockung war in wirtschaftlicher Hinsicht natürlich kontraproduktiv. Eine Eisenbahn kann aber niemals wirklich zufrieren, also im Prinzip das ganze Jahr hindurch betrieben werden.

Die Alten Straßen mussten mühsam von Schnee und Eis befreit werden, besonders im Sommer wurde deren Substanz durch die Trockenheit oft schwerstens mitgenommen. Die Themen „Schneeräumung“ und „Streudienst“ sind bis heute auf dem Straßensektor hochaktuell.

Die Eisenbahnen aber liefen und laufen auf sicheren und beständigen Schienen, die Lokomotive ist das ganze Jahr hindurch mit einem kleinen Schneepflug ausgestattet. Es bedarf schon größter Schneeverwehungen, um den Eisenbahnverkehr zu stoppen. Und wenn dies passiert, so dauert die Verkehrsstockung höchstens Stunden, nicht aber Tage, Wochen oder gar Monate, wie im Bereich der Binnenschiffahrt.

So erfolgten Einführung und Etablierung des Eisenbahnsystems durchaus vor höchst rationalem Hintergrund.

Dasselbe gilt für den Flugverkehr: Das Flugzeug war bereits sehr früh in der Lage, Eisenbahn und/oder Schiff hinsichtlich der Reisezeit klar zu überrunden. Die Reise etwa von Wien bis Tripolis konnte in einem Stück erledigt werden, man musste nicht zuerst bis Triest fahren und von dort sodann mit dem Schiff weiterreisen. Zu erwähnen wären hier etwa auch die Relationen London-New York oder Wien-Moskau. Die Einführung und Etablierung des internationalen Flugverkehrs stellt sich vor obigem Hintergrund also ebenfalls als rationale Angelegenheit dar.

Ganz anders ist jedoch die Lage hinsichtlich des „Automobilismus“: Der PKW war am Anfang seiner Geschichte nur ein „Spielzeug für Reiche“ und nur so lange praktikabel, bis er schließlich die Straßen und Städte zu verstopfen begann. Das war natürlich für jeden Menschen, der ein wenig rechnen kann, vorhersehbar.

Zu dieser Verstopfung kam es, als der PKW am Fließband für „die Massen“ hergestellt wurde. Diese Entwicklung setzte Henry Ford im Jahre 1913 in den USA in Gang – Möglichst jedem, der es sich leisten konnte, sollte schließlich die freie und schöne Fahrt durch Städte und Landschaften vergönnt sein. Vor diesem Hintergrund wurden sodann geeignete Straßen hergestellt, deren jeweilige historische Bezeichnungen differieren: Unter anderem spricht man hier von „Auto-Bahn“ -

Dieser Name bzw. Begriff entstand ursprünglich in Deutschland, und zwar schon vor Hitler. Es war aber das NS-Regime, welches es sich zum Ziel setzte, ganz Deutschland mit einem „Autobahn-Netz“ zu überziehen, auf welchem der „Einfache Volksgenosse“ mit „Eigenem Wagen“ unterwegs sein konnte.

All‘ das diente aber ursprünglich nur der Herrschafts-Legitimation, weshalb man damals Autobahnen als „Straßen des Führers“ bezeichnete. Dieses Monument(!) sollte also für immer an Hitler erinnern, welcher es auch dem einfachen „Volksgenossen“ vergönnte, hin- und wieder eine selbstbestimmte und schöne Fahrt durch sein Vaterland zu absolvieren.

Dass es sich hierbei also nur um eine „wertrationale“, und nicht um eine „zweckrationale“ Angelegenheit handelte, zeigt der Umstand, dass der Autobahnbau bei Kriegsausbruch stillgelegt wurde: Man erkannte also auf deutscher Seite damals weder den wirtschaftlichen noch den militärischen Nutzen eines „Autobahn-Netzes“. Zu sehr war man in diesen Hinsichten noch dem Eisenbahnsystem verbunden und besaß darüber hinaus auch viel zu wenig Fahrzeuge.

Als allerdings die reichlich motorisierte US-Army in Deutschland einmarschierte, war man fasziniert von diesem (größtenteils i.Bau befindlichen) Netz und benutzte es - wo es möglich war - für Militärtransporte. Es wurde sodann auch das Vorbild für das Netz der „Interstate Highways“ der USA.

Vor den obigen Hintergründen entstand also das System des „Automobilismus“, also der forcierten Nutzung von „Selbstfahrenden Fahrzeugen“(= hier bes. PKW und LKW) zur Abwicklung von Transporten. Zwei Komponenten sind hier wesentlich:

a)     Massenmotorisierung.

b)    Ausbau/Adaptierung von alten Straßen und Straßen-Neubau(bes. „Autobahnen“).

Dieses System ist – bevor es dann zur Verstopfung der Straßen kommt – in der Tat flexibler, freier  und bequemer als das Eisenbahnsystem. Doch seine Einführung und Etablierung waren – rein sozio-ökonomisch betrachtet – nicht absolut notwendig und in ihrem Ursprung irrational. Es durchdrang aber in seiner Geschichte Wirtschaft und Gesellschaft(Siedlungsstruktur etc.) derart, dass dessen Auflassung heutzutage ebenso irrational wäre.

In diesem Beitrag soll nun in erster Linie die allgemeine Geschichte dieses Systems kurz umrissen werden.

Daneben soll aber auch ein kurzer Blick in die Zukunft geworfen werden. Diese wird – so kann man schon jetzt vorgreifend feststellen – primär vom Erdölpreis abhängen.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2015.