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WE ONLY SADDLE UP AT MIDNIGHT

Bericht eines Schuldigen

von

Elobert Stifter

 

Sie - diese Cathy- hatte offenbar schon getrunken, als ich sie abholte.

Ihr breites Lächeln war eben sehr auffällig. Ihr Ehemann grinste auch sehr auffällig, als ich mit ihr wegfuhr. Und er winkte uns noch lange nach. Im HEIMATLICHEN KACHELOFEN brannte bereits das Licht.

Eigentlich wollte sie mit meiner Frau zu dieser Veranstaltung „GURKEN NATÜRLICH EINLEGEN“, veranstaltet vom Forum „PRODUKTIVE HAUSFRAUEN IM LANDL, 21. JAHRHUNDERT!“(= JKU-PROJEKT), nach RYBNIK fahren. Doch meine Frau war ganz plötzlich verhindert.

Die Veranstaltung war dann furchtbar:

Eine Katholikin aus Eferding wies mich – Wasser trinkend – immer wieder flüsternd umständlich darauf hin, dass von GOTT ja alles komme. Cathy aber soff den „URSPRÜNGLICHEN MOST-SEKT“ in sich hinein, grad so, als ob das Wasser wäre.

Alles umhüllt von „VORTRÄGEN BETREFFS GURKEN-EINLEGEN“.

Und grade in diesem Moment, als mir diese Maria aus Eferding flüsternd erklärte, wie „Mangold-Gulasch“ letzten Endes gehe - und es mir bereits den Magen umdrehte - packte mich Cathy plötzlich von hinten her am Kragen, mit dem knappen Hinweis, dass wir doch jetzt doch bitte gehen möchten.

Cathy und ich gingen dann auf ihr Drängen „ZUM SERBEN“:

Das SARMA schön fett, und Cevapi bestellte sie auch, und dann noch diesen Grillspieß, und SOPSKI SALAD, Fettfladen usf. Und der SLIVO wurde von ihr geradezu aufgesogen.

Und dann hinaus auf den „FRANZ JOSEPHS-PLATZ“ von Rybnik. Sie sprach eigentlich klar, doch Unsinn.

Und dann musste sie einmal. Und dass sie von Beginn an ohne Unterhose war, stellte sich dann erst so richtig heraus, als sie plötzlich kichernd den Rock hochzog und – wie eine Straßenkatze – in weitem Bogen auf die Auslage eines „Altehrwürdigen K.k.-Hutgeschäftes Plumath“ hin-pinkelte.

Und hinten auch schon die Polizei-Patrouille deutlich sichtbar. Intolerante, harte Burschen, wie ich wusste.

Und da war mein spontaner Gedanke sofort:

Jetzt kann uns nur noch ein INTENSIVER FILMKUSS retten. Denn dann werden sie uns nicht kontrollieren. Denn in sowas mischten sie sich generell nicht hinein.

Und der ältere Polizist sagte beim Vorbeigehen zum jüngeren Kollegen.

„Tjo, wann warst Du zuletzt so glücklich“?

„Ah schon laung‘ her“…

„Aha“…

Und Cathy sagte zu mir, als sie längst um die Ecke waren:

„Polizei“!

Und dann war der Kuss ganz plötzlich ein ganz anderer Kuss.

Und ich stoppte ein Taxi mit dem Zeigefinger. Sofort bereit, alles klar. Der Chauffeur lächelte. Ein Bosnier.

Die Zeit lief uns völlig davon. Wie wenn man eine Flasche ausleert. Also irgendwo war ein Loch, von dem alles dahinging. Sowas ist ja schrecklich. Es lief uns alles weg. So zumindest meine Erinnerung.

Wir gingen in diese Marienkirche am Stadtrand, weil seit Gott tot ist(= NIETZSCHE), geht ja kein vernünftiger Mensch mehr in eine Kirche, schon gar nicht in so eine Stadtrand-Kirche.

Das Geld für so ein Motel hätte ich schon gehabt, doch schon als Student hatte ich es immer schon so gemacht, und sie war ja echt arschaisch, quasi wie ein weiblicher Dionysos, und überhaupt war ich auf diesem NIETZSCHE-TRIP. Damals zumindest. Und schon war es „ZWÖLF“.

Sie hatte ein Flascherl Whiskey mit, von dem wir bereits während der Fahrt immer wieder lachend herab-soffen.

So ein Glück hätte er noch nie gesehen, sagte der „HERR TAXI“. Dass er aus Gacko stammen würde, interessierte mich gar nicht mehr. Auf meine Frage zu den „EINGELEGTEN GURKEN“ schwieg sie immer behend‘.

Während unsere Zeit zu Beginn so knapp gewesen war, war sie sodann ein weiter, wie so ein schier un-überwindkicher, windlicher Ozean. Alles das, was war, erschien so sinnlos, so ewig. So ewig. Zumindest für mich. Entsaftet beide.

Wir gingen in unserer Zeitlosigeit Per Pedes in die Lichter der City zurück. Sie erteilte dann – in der Mitte der Alten Eisenbahnbrücke – den abrupten Befehl, sich nun in die Traun konsequent aus-zu-kotzen. Und das machten wir.

Ihr Wort war Befehl, war sie doch zweifache Mutter. Und überhaupt eine ganz tolle Frau. Sie herrschte über ihren Körper wie eine Königin. Dieses „AuAu“ gab es bei ihr ganz einfach nicht mehr (nicht).

Dann hin zum Rybniker Markt, schon ab 06:00h Gegrillte Hühner & verschlafene Gierig-Gesichter, Käufer und Verkäufer:

Und sie soff weiter –

Wie so ein ALTER BAYER, „SAUF-AUS“:

Und sie war mir dabei noch immer so fremd. Obwohl ich selber total besoffen war.

Eine Halbe nach der anderen. Daneben so ein halbes Grillhuhn mit Beilage. Lachen. Männerlachen.

Aber sie trug souverän ihre Witze vor. Sie wurde als Dame wahrgenommen, nicht als so ein Flittchen.

Und der „HÜHNER-GRILLER“ war ja mein Leutnant, damals am Donnerpass. Ich gab ihm damals ja im Morgengrauen den Befehl, welcher dann nachher immer als nur als „BEREINIGUNGS-BEFEHL“ bezeichnet wurde. Aber unsere HILFSTRUPPEN haben ja alles für uns getan.

Und ich habe ihnen als Offizier das Geld auf den Tisch hingelegt, und man erbrachte die üble Leistung. STAATSGELD, SCHEISSGELD-, SCHEISSSDRECK. BARBAREN.

ECHTE SOLDATEN dösen dann und wann. Sie schlafen nie. Wenn die Zeiten pervers werden, dann bleibt der Soldat überhaupt völlig schlaflos.

Er, mein Leutnant, grillte nun schon frühmorgens Hühner, um seiner blöden, nutten-gesichtigen Frau nun „MEHR IM LEBEN“ bieten zu können. Sein Schwanz wurde aber nicht grösser, sein Bauch keineswegs kleiner.

Und plötzlich war Cathy dann weg, nicht mehr auffindbar.

Ich hätte ihren WUNDERBAREN ELFENBEIN-ARSCH schon noch einmal gern so richtig befummelt, bearbeitet. Wegen der zukünftigen Erinnerung.

Doch das erledigten dann aber eh‘ die anonymen Kameraden.

Sie wollte nichts über ALLES reden, danach.

Sie machte immer nur Bemerkungen zu den „GURKEN-FRAUEN“.

So war sie schon immer.

Schon immer.