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DIE „ALTE SCHULE“ IN SATTLEDT-HARHAGEN:

Einige heimatgeschichtliche Bemerkungen.

(1976)

von

Otto Meloun

 

Ein Gebäude in Harhagen, welches sichtlich nicht der Landwirtschaft diente, ist die sogenannte „Alte Schule“.

Die „Alte Schule“ in Harhagen:

Copyright: Elmar Oberegger

Dieses Haus dürfte eher öffentlich-rechtlichen Zwecken gedient haben und zwar als Sitz des Landrichters oder -pflegers, wie sie bei der Verwaltungsreform der Kaiserin Maria Theresia eingesetzt wurden.

Der nebenstehende Bauernhof heißt noch heute das „Richter-Gut“ und scheint als solches auch im Grundbuch des Bezirksgerichtes Kremsmünster auf.

Vor einigen Jahren wurde auf dem Grund des Richtergutes die Gemeindewasserleitung eingebaut; dabei stieß man auf einen unterirdischen Gang, der von dort in die Alte Schule führte. Da dieser Gang eingestürzt war, wurde der Eingang verschlossen.

In der Chronik von Sattledt, welche von Pater Engelbert Neuwirth zwecks Promovierung der Pfarrexpositur Sattledt zur Pfarrgemeinde abgefaßt wurde, wird bemerkt, daß diese Schule im Jahre 1790 in der Ortschaft Harhagen eröffnet wurde.

Das Gebäude zeigt barocke Bauweise mit einem hohen Dach, welches ursprünglich mit Schindeln gedeckt war. Es umfaßt eine verbaute Fläche von 227 qm . Der an der Nordseite befindliche Erker dürfte ein späterer Zubau sein. Die Schule war einklassig, und zwar befand sich der Schulraum im ersten Stock. Er wurde nach Aufgabe des ursprünglichen Zweckes in zwei Räume unterteilt. Zur Zeit der Abfassung dieser Abhandlung lebten noch Bauern, die in dieser Alten Schule ihren Unterricht genossen hatten.

Das „Biedermeier-Zimmer“ in der Alten Schule:

PA Eva Meloun, Wien

Der letzte Lehrer namens Stein erreichte ein sehr hohes Alter und ist erst während des zweiten Weltkrieges oder kurz nachher in Kremsmünster verstorben. Seine Frau ist am Friedhof in Ried i.Traunkreis beerdigt.

Als im Jahre 1900 die neue Schule – jetzt ebenfalls schon aufgelassen – fertiggestellt wurde, ging die Alte Schule in private Hände wie z.B. an einen Apotheker aus Wels und später an einen pensionierten Oberstleutnant namens Rödl über.

Die „Alte Schule“ im Zentrum:

Aus: W. Bachmayr, Sattledt 1939-1989, Sattledt 1989, 41.

Die Alte Schule hat auch in die Literatur Eingang gefunden; von ihr spricht Renate Seeliger in ihrem im St.Gabriel-Verlag erschienen Roman „Das Haus der Zuflucht“.

Renate Seeliger(1922-2008):

 

Titelblatt des Romans „Haus der Zuflucht“(Seeliger, 1956):

 

Das erste Manuskript des Romans:

PA Eva Meloun, Wien

Das Buch gibt ein anschauliches Bild von den Sitten und Gebräuchen der Umgebung und auch von der Landschaft. Die Autorin verbrachte selbst ihre Kindheit in diesem Haus und ist die Tochter des Verfassers dieser Abhandlung. In seiner Art liefert sie mit ihrem Buch ebenfalls einen Beitrag zur Geschichte der Gemeinde Sattledt.

In den Sechziger Jahren wurden in zwei Zimmern des 1. Stockes der Alten Schule die Fußböden neu gelegt. Dabei fanden sich in einem Zimmer auf einem kleinen Brettchen unter dem alten Fußboden in gut erhaltener Handschrift folgende Zeilen:

„Dieses Gewölb samt den Fußboden und beide Seitenmauern wurde im Jahre Christi 1833 durch Seiner Hochwürden und Gnaden Herrn Prälaten Joseph Altwirth (unleserlich) erbaut.

Dabei waren anwesend Augustin Kaufmann, Lehrer, Anna Maria Kaufmann, Lehrerin, Joseph Winter Zimmermeister in Kremsmünater als Lizitator.

Wer es leset, sey von uns gegrüßet“.

PA Eva Meloun, Wien

In dem anderen Zimmer fand sich ebenfalls ein Brettchen mit der Inschrift:

"Am 25.Oktober 1888 wurde dieser Fußboden neu gelegt von den Zimmermeistern Franz und Johann Maierhofer von Ried. Anwesend waren Franz Stein, Lehrer, Franziska Stein, Lehrerin, und ihre Kinder Franziska und Josef. Wer es liest, der sei von uns gegrüßet".

PA Eva Meloun, Wien

Es existiert auch eine Schilderung der Alten Schule durch den letzten Schulmeister Stein, die anläßlich der Auflassung der Alten Schule und der Eröffnung des Bahnbaues Wels-Grünau verfaßt wurde. Darin gibt Stein der Meinung Ausdruck, daß durch die Bahnlinie „Harhagen dem Weltverkehr näher gerückt“ sei.