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>> VINSCHGAU-BAHN. |
Die „Vintschgau-Bahn“ bzw. „Vinschger-Bahn“ reicht von Mals bis zum weltberühmten Südtiroler Kurort Meran. Sie wurde im Jahr 1898 als private Lokalbahn konzessioniert und 1906 eröffnet. Zwischen 1990 und 2005 lag der Verkehr still. Verlauf der „Vintschgau-Bahn“:
Copyright: Elmar Oberegger Hinsichtlich des Betriebs - welchen bis 1918 die österreichischen Staatsbahnen besorgten - verschmolz sie sogleich mit der seit 1881 bestehenden Bozen-Meraner-Bahn zur untrennbaren Einheit.(1) Die österreichischen Eisenbahnpläne reichten aber schon früh weit darüber hinaus: So wird die „Vintschgau-Bahn“ im Jahr 1908 offen als Grundstein einer „zweiten Verbindung zwischen Nord- und Südtirol“(2) - also als Parallel-Linie der bestehenden „Brenner-Bahn“ - definiert. Geplant wurde eine über den Reschen-Paß führende Verbindungslinie von Mals nach Landeck an der Arlberg-Bahn. Darüberhinaus plante man zwischen Schluderns bzw. Mals und Landeck zwei neue Bahnprojekte, welche einen direkten Kontakt mit dem Schweizer Eisenbahnnetz herstellen sollten. Davon hätte neben Meran die gesamte Region in hohem Maß profitiert und damit die gesamte gef. Grafschaft Tirol. Wenn man jedoch die Eisenbahnverbindung Landeck-Mals-Meran-Bozen in transitärer Hinsicht betrachtet, so ist festzustellen, daß sie einerseits dem Verkehr Deutschland-Italien und andererseits dem italienischen Adria-Hafen Venedig nützlich gewesen wäre. Der österreichische Hafen Triest wäre wohl - ohne entsprechende Neubau-Maßnahmen - leer ausgegangen. Im Jahr 1918 zerbrach die Donaumonarchie und das gesamte Südtiroler Eisenbahnnetz ging in den Besitz des Italienischen Staates über. Fortan stellte also das Projekt eines Verlängerungsbaus bis Landeck eine zwischenstaatliche Angelegenheit dar. In den Friedensbedingungen von St. Germain(1919) wurde diesbezüglich festgehalten: „Mangels besonderer Übereinkünfte ist Österreich während einer Frist von 25 Jahren nach Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages verpflichtet, wenn eine der verbündeten und assoziierten Mächte es unter Zustimmung des Völkerbundes verlangt und wenn sie die Kosten der ersten Anlage trägt, auf seinem Gebiete die Herstellung und Verbesserung solcher Linien und Anschlüsse zuzulassen, die zur Einrichtung guter direkter Züge oder zur Verbesserung der Verbindungen zwischen dem Gebiet der antragstellenden Macht und dem irgendeiner anderen Macht nötig sind. Es wird jedoch bezüglich der ersten Herstellungskosten im Falle neuer die Alpen überquerender Bahnen über den Reschenpaß(Hervorhebung d. Verf.) und den Predilpaß sowie anderer Linien, welche in Ergänzungsbestimmungen dieses Vertrages namhaft gemacht werden sollten (sei es Neubau, sei es Ausgestaltung), der Vorbehalt gemacht, daß die Kosten proportionell zu den Vorteilen aufgeteilt werden, welche die interessierten Mächte davon haben werden. Sofern ein Übereinkommen zwischen den beteiligten Mächten nicht zustande kommt, erfolgt die Verteilung durch einen vom Völkerbund eingesetzten Schiedsrichter“(3). Seither gab es hinsichtlich des Verlängerungsbaus Mals-Landeck viele Studien, Vorschläge und Diskussionen. Im Jahr 1920 wurde das Projekt Mals-Reschenscheideck in das italienische Ausbau-Programm des Südtiroler Netzes aufgenommen. Realisiert wurde jedoch nichts. Die wirtschaftlich ohnehin stark geschwächte Erste Republik war schließlich mehr an einer Elektrifizierung der Tauern-Bahn u.a. Projekten interessiert, als an der Errichtung einer Linie, welche in erster Linie den Nachbarn genützt hätte. Im Frühsommer des Jahres 1990 verkehrte der vorerst letzte Zug auf der „Vintschgau-Bahn“ und sie lag fortan still. Doch am 5. Mai 2005 gelang die offizielle Wiedereröffnung, welche feierlich begangen wurde. Streckenbeschreibung Meran-Mals (1923): „Von Meran zieht die Trasse über Algrund, wo die Etsch übersetzt wird, und steigt in einer Kehre nach Süden zur Station Marling, durchfährt 2 Tunnel von je 600 m Länge (der erste ist ein Kehrtunnel). Durch den 683 m langen Tölltunnel gelangt sie zur Station Töll, wo die Bahn auf der Talstufe 508 m oberhalb Merans am Beginn des Vintschgaus angelangt ist und die Etsch 190 m tief in den Meraner Kessel abfällt. Über Naturns und Schnalstal (562 m ü. M.) zieht die Bahn auf dem Damm der regulierten Etsch über Castellbell nach Latsch, von wo sie in einer großen Schleife Schlunders (706 m), den Hauptort des Vintschgaues erreicht. Auf hohem Damm mittels einer 227 m langen Brücke die Etsch übersetzend, führt die Bahn nach Laas, dann Spondinig-Prad, wo die Straße nach dem Stilfserjoch und nach Sulden abzweigt. Schlanders-Glurns ist schon 919 m ü. M. gelegen. Zwischen dieser Station und dem Endpunkte Mals schneidet die Bahn die Lehne des Tartscherbühels und an dem Dorfe Tartsch vorbei wird die (...) Endstation Mals erreicht“(4). Beschreibung der Gegend zwischen Mals und Landeck (1908): „Von hier zieht die Reichsstraße in großen Schleifen weiter über die breite Malser Heide empor und an den prächtig gelegenen Seen von Reschenscheideck vorbei über Nauders nach Finstermünz im Inntale und nach Landeck an der Arlbergbahn“(5).
Anmerkungen: 1) Vgl. zur Geschichte der Bahn grundlegend: Zukunft bewegt! Die Vinschgerbahn Meran-Mals. -Innsbruck 2005.; Vgl. zur Geschichte der „Bozen-Meraner-Bahn“ Alfred HORN: Die Bozen-Meraner-Bahn. In: Eisenbahn 10 (1971), S. 149 f. 2) Die neuen österr. Alpenbahnen. -Wien 1908, letztes Kap. (Dieser Band besitzt keine Seitenzahlen!) 3) Die Friedensbedingungen von St. Germain. -Wien 1919, Kap. V, Art. 34. 4) „Vintschgaubahn“. In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Hrsg. v. V. RÖLL. - Berlin/Wien 1912 (2) ff., S. 203. 5) Wie Anm. 2.
Copyright: Elmar Oberegger 2005. |
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