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>> ÖSTERREICHISCHE LOKALEISENBAHN-GESELLSCHAFT.

 

Die „Österreichische Lokaleisenbahngesellschaft“(ÖLEG) stellte eine 1880 gegründete Aktiengesellschaft für den Bau von Lokalbahnen dar. Im selben Jahr war in Österreich ein Spezialgesetz für die Errichtung derartiger Bahnen geschaffen worden. Der Sitz der ÖLEG befand sich zunächst in Prag, ab 1886 in Wien. 1894 wurde sie verstaatlicht.

Die ÖLEG besaß nie ein kohärentes Netz. Vielmehr nahm man „Einästungen“ in das vorhandene Eisenbahnnetz vor, einer „Stammstrecke“ fühlte man sich nie verbunden. Die diesbezüglichen Aktionsräume waren Böhmen, Mähren, Schlesien und Niederösterreich. Folgende Karte zeigt die Strecken der ÖLEG kurz vor ihrer Verstaatlichung:

Die Strecken um 1894(sämtlich in Normalspur):

Copyright: Elmar Oberegger

Legende:

A) Neusattel-Elbogen.

B) Caslau-Zawratetz.

C) Chodau-Neudek.

D) Königshan-Schatzlar.

E) Olmütz-Cellechowitz.

F) Kaschitz-Schönhof-Radonitz.

G) B.Leipa-Niemes.

H) Nusle-Modran.

I) St. Pölten-Tulln.

J) Hannsdorf-Ziegenhals.

K) Herzogenburg-Krems.

L) Hadersdorf-Sigmundsherberg.

M) Budweis-Salnau.

Alles begann mit dem 1880 vollzogenen Aufkauf der „Peceker Industriebahn“: Damit ging auch die bereits von den Vorbesitzern erworbene Konzession für die Strecke Caslau-Zawratetz auf die ÖLEG über. Das Jahr 1880 brachte übrigens noch weitere Konzessionen ein.

Bis 1882 wurde jedenfalls die Linie Caslau-Zawratetz(samt Zweigbahn nach Bucic) errichtet. Gleich darauf wurde auch noch die Drahtseilbahn(5km) vom Endpunkt Zawratetz bis zum Kinsky’schen Steinbruch bei Prachowitz verwirklicht.

1880 war der ÖLEG aber auch die Konzession für die Linie Pecek-Zasmuk(samt Abzweigungen) verliehen worden. Vor diesem Hintergrund soll es zum Umbau der alten „Peceker Industriebahn“ kommen. 1882 konnte die neue Bahn von Pecek nach Zasmuk(samt Abzw.) dem Verkehr übergeben werden. Doch schon zwei Jahre später wurde diese an die „k.k. priv. österr.-ung. Staatseisenbahngesellschaft“ verkauft. Damit trennte sich die ÖLEG also von ihrer ursprünglichen Stammlinie(1880).

Die Linie Pecek-Zasmuk(mit Abzw.):

Copyright: Elmar Oberegger

Von 1880/82 bis 1884 im Besitz der ÖLEG.

Die weiteren Konzessionen des Jahres 1880 waren:

a) Smidar-Hochwessely(eröffnet 1882; 1885 gem. mit der Brandeis-Mochow-Linie, s.u. gegen die Lokalbahn Nusle-Modran der „Böhmischen Commerzialbahnen“/BCB eingetauscht.)

b) Chodau-Neudek(eröffnet 1881; Das Schleppgleis Chodau-Friedrichsschacht wurde von der Buschtiehrader-Eisenbahngesellschaft angekauft.)

c) Kaschitz-Schönhof(eröffnet 1881).

1881 erhielt die ÖLEG die Konzession für die Zweigbahn Caslau-Mocovic(eröffnet 1882).

Die weiteren Konzessionen dieses Jahres waren:

a) Königshan-Schatzlar(eröffnet 1882).

b) Olmütz-Cellechowitz(mit Abzw., eröffnet 1883).

c) Ung.Hradisch-Ungar.Brod(eröffnet 1883, umgehend an die „k.k. priv. österr.-ung. Staatseisenbahngesellschaft“ verkauft.)

d) Brandeis-Mochow(eröffnet 1883, ging durch Tausch, s.o., an die „Böhmischen Commerzialbahnen“ über.

Die Konzessionen von 1882 waren:

a) Schönhof-Radonitz(eröffnet 1884).

b) Pohl-Wsetin(mit Abzw.; später von Mähr.Weißkirchen aus gebaut, eröffnet 1885, Strecke 1887 an die „Kaiser Ferdinands-Nordbahn-Gesellschaft“ verkauft.

1883 wurde die Lokalbahn Neusattel-Elbogen(eröffnet 1877) angekauft. Die geplante Verlängerung bis Giesshübel soll nie realisiert werden. Die Konzession für die Elbogener Lokalbahn ging damals übrigens noch nicht auf die ÖLEG über.

1883 wurde die Konzession für die Linie B.Leipa-Niemes(mit Abzw.) erworben. Die Eröffnung fand noch im selben Jahr statt.

1884 geht endlich auch die Konzession der Elbogener Lokalbahn offiziell auf die ÖLEG über.

Das Jahr 1884 bringt aber auch noch eine weitere Konzession, nämlich jene von St. Pölten nach Tulln. An diese waren aber Bedingungen geknüpft:

Grundsätzlich wollte man staatlicherseits den Bereich Wien-St.Pölten entlasten, aber auch im Bereich Wien-Nordwest eisenbahnmäßige Erschließungsarbeit leisten. Unter wirtschaftlich günstigen Bedingungen sollten auf Verlangen des Staates folgende Linien hergestellt werden:

a) Judenau – St.Andrä-Wördern.

b) Traismauer-Mautern.

c) Mautern-Krems.

d) Krems-Langenlois-Horn-Sigmundsherberg.

e) Tulln bzw. St.Andrä-Wördern – Wien.

f) Klosterneuburg-Tulln.

Die Linie St.Pölten-Tulln wurde jedenfalls 1885 eröffnet.

In das Jahr 1884 fällt auch noch die Konzessionierung der Linie Budweis-Salnau(eröffnet 1892).

1885 wurde die Linie Hannsdorf-dt.Staatsgrenze gg. Ziegenhals(mit Abzw.) konzessioniert.

1886 wurde sowohl die Linie Herzogenburg-Krems als auch die Linie Hadersdorf-Sigmundsherberg konkret konzessioniert(eröffnet 1889).

1887 wurde nach entsprechenden Verhandlungen die im Ausland liegende Strecke Staatsgrenze-Ziegenhals konzessioniert.

Im Jahr 1888 konnte die Strecke Hannsdorf-Grenze-Ziegenhals endlich eröffnet werden.

Das letzte große Werk der ÖLEG vor ihrer Verstaatlichung war also die Herstellung der Budweis-Salnauer-Bahn(1892).(s.o.)

 

Quelle:

Art. „Österreichische Lokaleisenbahngesellschaft“. In: Enzyklopädie des gesamten Eisenbahnwesens. Hrsg. v. Victor Röll. –Wien 1890 ff.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2010.