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>> LOVRANER TRAMWAY. |
Lore und Martha gewidmet
Die ca. 12 Kilometer lange Lovraner Tramway(1 m) reichte von der Südbahn-Schnellzugstation „Abbazia-Mattuglie“(Opatija-Matulij) bis ins Zentrum von Lovran(Lauriana) und überwand dabei einen Höhenunterschied von ca. 200 Metern. Der Verlauf(schematisch):
Copyright: Elmar Oberegger Im Jahre 1908 - also während österreichischer Zeit - wurde sie errichtet. Ihre Auflassung erfolgte 1933 unter italienischer Herrschaft: Die Schienen wurden per Schiff ins unterentwickelte Sizilien verbracht, die Fahrzeuge an das Königreich Jugoslawien verkauft, wo sie in der Folge im städtischen Netz von Ljubljana Verwendung fanden. Ersetzt wurde die alte Tram durch Autobusse, welche - besonders aus der Sicht der entsprechenden Lobby - rentabler waren. Die Tram beim „Hotel Lovrana“(heute Krankenhaus):
Aus: N.Strazicic, Opatijski Tramvay. In: Hrvatska Revija 5 (2002), 30. Die Lovraner Tramway besaß einst folgende Stationen: MATULJE SB, Matulje Ort, Preluka, Cernikovica, Bez. Gericht, Marktplatz, Bez. Hauptm., Lipovica, 4 Jahreszeiten(= Hotel, Anm. d. Verf.), Skerbici, Markthalle, Hafen Abbazia, Hotel Bristol, Hotel Stefanie, Slatina Bad, Hotel Bellevue, Pension Quitta, Protest. Kirche, Licht-Zentrale, Punta Kolova, Strandweg, Mauthaus, Tivoli, Jcici, Jka, Hot Lovrana, LOVRANA. Da in der Endstation aufgrund Platzmangels kein Umkehrplatz errichtet werden konnte, änderten dort die Wagen ganz einfach ihre Fahrtrichtung. Ika: Am Hafen.
Copyright: Elmar Oberegger Den Hintergrund für die Errichtung dieser Tramway bildete der glänzende Aufstieg des Kurortes Abbazia(Opatija). Am Anfang stand dort nur eine Benediktiner-Abtei zum Hl. Jakob, welche um 1300 gegründet und unter Maria Theresia aufgelassen wurde. Diese gab dem Ort den Namen(Abtei-Abbazia-Opatija). Um der Monotonie des städtischen Geschäftslebens zu entfliehen, errichtete der reiche Holz- und Getreidehändler Iginio Ritter von Scarpa aus Rijeka in der Einöde von Opatija um 1844 eine herrschaftliche Villa, welche er nach seiner Frau Angiolina benannte. Dort wurden in der Folge bombastische Sommerfeste und Bälle veranstaltet. Viele Freunde Scarpas folgten dem Beispiel ihres großzügigen Gastgebers und errichteten ihrerseits Wochenendhäuser im Bereich der ehrwürdigen Villa. Die Villa „Angiolina“:
Copyright: Elmar Oberegger Auf diese Weise - also primär von außen nach innen - soll sich Opatija weiterentwickeln und schließlich zu jener touristischen „Kunst-Stadt“ werden, welche im alten österreichischen Volksmund entweder mit „Winter-Wien“ oder „Nizza an der Adria“ bezeichnet wurde. Scarpas Denken erfuhr in der Folgezeit offenbar einen grundlegenden Wandel: Hatte er die Villa Angiolina ursprünglich als persönliches Refugium errichtet, in dem er in engem Kreis seinen Reichtum zur Schau stellen konnte, so wurde diese schließlich als Geschäftsobjekt bzw. politisches Instrument erkannt. Im Jahre 1857 wurde Opatija durch die Errichtung der Eisenbahnlinie Wien-Pivka-Triest nachhaltig in die Nähe der Hauptstadt gebracht. Die Verbindungslinie Pivka - Opatija-Matulij - Fiume(Rijeka) wurde kurz darauf konzessioniert. Bis zu deren Verwirklichung mußte der Verkehr nach Opatija bzw. Rijeka allerdings noch per Fuhrwerk zurückgelegt werden. Bereits ein Jahr nach der Vollendung der Wien-Triester-Bahn fand sich - wohl nicht zufällig - eine Abteilung der „Wiener Zoologischen und Botanischen Gesellschaft“ in Opatija ein, um aufwendige Forschungen durchzuführen. Das Urteil war in höchstem Maße positiv: Opatija war als Kurort der Zukunft entdeckt worden. Im Jahre 1860 nahm z.B. Kaiserin Maria Anna das neue Angebot wahr. Über längere Zeit hielt sie sich in der Scarpaschen Villa Angiolina auf und war in höchstem Maße zufrieden. Der eigentliche „Take off“ wird in Opatija jedoch erst mit der Eröffnung der Eisenbahn von Pivka nach Rijeka(1873) eingeleitet.(s.o.) Errichtet wurde diese von der privaten „Südbahn-Gesellschaft“, welche - wie am Semmering - danach strebte, Unterkünfte zu errichten bzw. zu erwerben. Im Jahre 1882 wurde die Villa Angiolina samt Umland gekauft. Opatija begann in der Folge zu boomen und wurde zum „Massen-Kurort“: 4.009 Gäste im Jahr 1890, 47.064 im Jahr 1910, ca. 55.000 im Jahr 1912. Oftmals konnten Gäste in Opatija nicht mehr untergebracht werden und mußten sich mit Quartieren in Rijeka, vor allem aber in Lovran zufriedengeben. Lovran(Lauriana):
Copyright: Elmar Oberegger Die „Stadt der Lorbeeren“. Somit entstand schon im Jahre 1892 die Idee, eine Tramway zu errichten, welche den Kontakt der Kurgäste untereinander in bequemer Weise gewährleisten sollte. Besonders angesichts der vielfältigen Kulturveranstaltungen in Opatija erschien dies als geboten. Bis 1896 entstand in Opatija ein eigenes E-Werk. Damit war klar, daß eine zukünftig zu errichtende Tramway nicht von Pferden gezogen werden würde. Als Ausgangspunkt der Tram wurde die D-Zug Station Opatija-Matulij gewählt, wo seit 1873 die Reisenden aus der Richtung Wien ankamen. Schon nach 5-6 Stationen hatten diese das Zentrum Opatijas bzw. in weiterer Folge die bedeutendsten Hotels erreicht. Der Großteil der Opatijaner Kur-Gäste kam jedoch in Rijeka an. Somit ist es verwunderlich, daß die Tram niemals bis dorthin verlängert worden ist. Immerhin besaß die Stadt bereits seit 1899 selbst eine Tramway. Dieser Umstand ist wohl u.a. darauf zurückzuführen, daß zwischen Rijeka und Opatija ein regulärer Schiffs-Dienst bestand, dessen Existenz erhalten bleiben sollte. Heute verkehrt in der Relation Rijeka-Opatija-Lovran die Vorstadt-Autobuslinie 32. An der Verbesserung der allgemeinen Reisebedingungen wird bereits seit Jahren intensiv gearbeitet.
Quellen: AUTOTROLEJ - Stotinu godina javnog gradskog prijevoza 1899-1999. -Rijeka 1999. BLAZEVIC I.: Entwicklung und Bedeutung des Tourismus in Opatija. In: Beiträge zur Landeskunde Jugoslawien. -Regensburg 1983, S. 133 ff. HELMEDACH A.: Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor. Straße, Post, Fuhrwesen und Reisen nach Triest und Fiume vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Eisenbahnzeitalter. -München 2002. MIHAJLOVIC H.: Der Tourismus von Opatija(Abbazia) vor dem Ersten Weltkrieg und im gegenwärtigen Jahrzehnt. -Wien 1998. STRAZICIC N.: Opatijski Tramvaj. Od opatije sv. Jakoba do turistickog sredista europskog znacenja. In: Hrvatska Revija 4 (2002), S. 22 ff.
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