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>> LOMBARDISCH-VENETIANISCHE FERDINANDSBAHN.

 

Die „k.k. priv. lombardisch-venetianische Ferdinandsbahn-Gesellschaft“ - im italienischen Volksmund „Ferdinandea“ genannt - wurde im Jahre 1840 konzessioniert und sollte eine Linie von Venedig bis Mailand herstellen. Diese Idee geht auf die venezianischen Kaufleute Francesco Varé und Sebastian Wagner zurück.

Alter Prospekt der „Ferdinandea“:

Aus: Transalpina, Monfalcone 1996, 93.

Noch 1840 begannen die Bauarbeiten, und zwar zwischen Padua und Venedig. Bereits damals wurde die Errichtung der aufwendigen „Lagunenbrücke“(ca. 3,6 km, zweigleisig) begonnen, welche Mestre mit der venezianischen Altstadt verbinden sollte.(s. Prospekt) Noch vor deren Vollendung(1845/46) war das Unternehmen allerdings in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten, welche bis zum Aufkauf durch den Staat(1852) nicht mehr aufhörten. Von da an benannte man das Projekt mit „Lombardisch-venetianische Staatsbahn“.

Im Zuge der Revolution von 1848 war die u.a. die Lagunenbrücke stark beschädigt worden. Somit entsandte Wien einen „Kommissär“, welcher alle Schäden beheben, den regulären Zugverkehr wiederherstellen und ferner den Strecken-Neubau forcieren sollte. Dessen Name war Ing. Alois Negrelli.

Das oberitalienische Netz 1848:

Copyright: Elmar Oberegger

Die Zahlen beziehen sich auf das Eröffnungsjahr, z.B. „46“=“1846“. Dies gilt auch für die folgenden Karten.  

Nachdem Negrelli alle diese Aufgaben glänzend zu meistern imstande war, wurde er 1849 zum Chef der „Ober-Baudirektion Verona“ ernannt. Unter dessen Ägide erfuhr das oberitalienische Netz einen großartigen Wachstums-Schub. Seine Pläne waren weit ausgreifend und sahen auch bereits eine „Italienische Zentralbahn“ vor. Die Leitidee der alten „Ferdinandea“, nämlich die Herstellung der Schienenverbindung Venedig-Mailand - vermochte aber auch Negrelli nicht umzusetzen. 1855 wurde er aufgrund gemeiner Intrigen aus Oberitalien abberufen.

Das oberitalienische Netz 1855:

 

Copyright: Elmar Oberegger

Bereits 1854 hatte sich Österreich offiziell vom „Staatsbahn-System“ verabschiedet, wenngleich der konkrete „Staatsbahnbau“ noch jahrelang weiterging(s. etwa Wien-Triest 1857).

1856 trat der Staat alle lombardisch-venezianischen Linien an die private „Lombardisch-venetianische Eisenbahngesellschaft“ ab.

Aufgrund des „Österreichisch-italienischen Staatsvertrages“ bezüglich der Herstellung neuer Eisenbahnverbindungen hatte diese neue Gesellschaft den Kontakt zum „zentralitalienischen Raum“ herzustellen(Piacenza-Reggio-Bologna-Renotal-Anschluß an das toskanische Netz; mit Abzw.).

Vor diesem Hintergrund kam es zur Gründung der „k.k. priv. lombardisch-venezianisch-zentralitalienischen Eisenbahn-Gesellschaft“, welche später einen Baustein der 1858 konzessionierten „Südbahn-Gesellschaft“ darstellen soll.

1857 wurde endlich die Verbindung Venedig-Mailand verwirklicht.

Das oberitalienische Netz 1859/66:

Copyright: Elmar Oberegger

Das vor allem von der Obersten Heeresleitung verfolgte Konzept, das widerspenstige „Lombardo-Venetien“ mit dem Zentrum des Staates per Schienenstrang zu verbinden, ging am Ende nicht auf. Es ging hierbei darum, bei Bedarf möglichst schnell loyale Truppen ins Krisengebiet entsenden zu können.

1859 ging die Lombardei verloren, 1866 Venetien.

 

Quellen:

Art. „Italienische Eisenbahnen“. In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Hrsg. v. Victor Röll. -Berlin/Wien 1912 ff.

Art. „Südbahn-Gesellschaft“. In: Enzyklopädie zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes. -Internet 2006 ff.

BIRK Alfred: Alois von Negrelli. Die Lebensgeschichte eines Ingenieurs. Bd. 2. -Wien/Leipzig 1925.

DIETRICH Herbert u.a.: Die Südbahn und ihre Vorläufer. -Wien 1994.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2008.