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>> KREMSTAL-BAHN.

 

Die von 1881 bis 1906 private „Kremstalbahn“ reicht von Linz bis Klaus. Darüberhinaus existiert eine Zweigbahn von Rohr nach Bad Hall, welche jedoch seit 1989 nicht mehr betrieben wird. Das gesamte Streckennetz umfaßte zur Zeit seiner größten Ausdehnung(1888) 70,2 Kilometer.(1)

Die Linien der „Kremstalbahn“:

Copyright: Elmar Oberegger

Vor einer Verlängerung ins Gebirge schreckte die private Kremstalbahn-Gesellschaft aus finanziellen Gründen zurück.

Ursprünglich war die Bahn nur lokalbahnmäßig ausgeführt. Im Zuge der Herstellung der Transitlinie Linz-Selzthal(= Relation Prag-Triest) wurde jedoch der Abschnitt Linz-Klaus in eine Hauptbahn umgebaut und verstaatlicht(1906). Sodann begann sich für die gesamte Strecke Linz-Selzthal der Name „Pyhrnbahn“ einzubürgern. Die Bezeichnung „Kremstalbahn“ wird heute kaum noch gebraucht.

Dieser Umbau umfaßte vor allem die Realisierung folgender Maßnahmen:

1) Errichtung einer neuen, westlich der alten gelegenen Ausfahrt in Linz Hbf(s. Karte).

2) Errichtung einer neuen Einfahrt in Klaus und die Errichtung eines neuen, höher gelegenen Bahnhofes.(s. Karte) Die Voraussetzung dafür war die Herstellung eines Tunnels durch den Hungerbichl(„Hungersbühel“). Der alte Bahnhof -offiziell „Klaus-Steyrling“ genannt - wurde aufgelassen. Heute dient er als Wohnhaus. Die alte Einfahrt soll übrigens von der „Steyrtal-Bahn“(76cm) partiell weiterbenutzt werden.

Die neue Ausfahrt in Linz und die neue Einfahrt in Klaus:

Nach: P.Wegenstein, Die Pyhrnbahnstrecke, Wien 1989(Bahn im Bild 71), 9.

Zum insgesamten Umbau schreibt Bruno Enderes:

„Von der bis dahin 65 km langen Bahn wurden im ganzen 30 km, also 46 % umgelegt, um günstigere Neigungs- und Krümmungsverhältnisse zu erzielen; 11 eiserne und 2 gewölbte Brücken wurden neu erbaut, 11 eiserne Brücken erhielten neue stärkere Tragwerke, 17 kleinere Brücken wurden in Betoneisen rekonstruiert; 300.000 Kubikmeter betrug die Erdbewegung. Durch diese Umgestaltung wurde auch die Gesamtlänge der Kremstalbahn von 65 km auf 62 km verringert“(2).

So großartig dies auch klingen mag: Es blieben genügend Kurven im eigentlich flachen Gelände übrig. Hergestellt wurde also nur ein Provisorium. Erst in heutiger Zeit geht man massiv daran, diese zu begradigen.(3)

Historisch entstand die Kremstalbahn in folgenden Abschnitten:

1) Linz-Kremsmünster (1881).

2) Kremsmünster-Micheldorf (1883).

3) Rohr-Bad Hall (1887).

4) Micheldorf-Klaus (1888).

Das erste Teilstück stellte - vor dem Hintergrund des „Lokalbahngesetzes von 1880“ betrachtet - die erste Lokalbahn Österreichs dar.(4)

Die Idee, eine Eisenbahn von Linz ins Kremstal zu errichten, entstand bereits Anfang der 1870er Jahre. In der Folge entstand ein Konflikt mit der Stadt Wels, welche dasselbe Ziel verfolgte und sich dabei auf ein „Altes Recht“ zu stützen glaubte. Bereits im Jahre 1848 war nämlich eine „Pyhrner-Bahn“ geplant worden, welche bei Rottenmann ihren Ausgang nehmen und in Wels enden sollte.(5) Da aus diesem Großprojekt schließlich nichts wurde, wollte Wels zumindest eine Lokalbahn bis Kirchdorf/Kr. errichten. Doch die Stadt Linz setzte sich am Ende durch. Am 30. Juni 1880 wurde die Konzession erteilt. Etwas später wurde die „Kremstalbahn-Gesellschaft“ gegründet. Ihr erster Präsident wurde Emil Dierzer Ritter von Traunthal. Die Funktion der neuen Gesellschaft wurde wie folgt umrissen:

„Die Kremsthalbahn-Gesellschaft bezweckt Hebung und Förderung des Handels, der Industrie und Landwirtschaft im Erzherzogthume Oberösterreich durch anlage und Betrieb einer normalspurigen Vicinalbahn, deren Ausgangspunkt Linz, deren Endpunkt vorläufig aber Kremsmünster sein soll“(6).

Die Entwicklung des Unternehmens gestaltete sich durchaus positiv:

Personen- und Güterverkehr(1881-1901):

Nach: P.Türk, Geschichte der Kremstalbahn von der Gründung bis zur Verstaatlichung, Linz 1906, 9.

Bis zum Ankauf durch den Staat konnte die Gesellschaft ihre günstige strategische Position halten. Das Projekt Wels-Klaus, welches durch den Neubau-Abschnitt Wels-Sattledt-Rohr(1893) Realität wurde, ging ins Leere.(7) Die Pläne Pettenbach/Moos-Kirchdorf wurden erst gar nicht umgesetzt. Wels war schließlich gezwungen, in Form der „Almtalbahn“(Sattledt-Grünau i.A.) eine eigene Südlinie zu bauen(1901).(8)

Bereits früh tauchte im Raum Windischgarsten der Gedanke auf, die Bahn noch weiter in Richtung Süden zu verlängern.(9) Doch angesichts der dortigen schwierigen Terrainverhältnisse schreckte die private Kremstalbahngesellschaft vor diesem Unterfangen zurück. Dieses Großprojekt wurde erst unter staatlicher Ägide umgesetzt(s.o.).

EC „Joze Plecnik“(Praha-Ljubljana) nach der Durchfahrt im Bf. Micheldorf:

Copyright: Elmar Oberegger

Im rechten Bildteil die alte Lokalbahn-Trasse, welche bereits vom Gestrüpp erobert wurde.

 

Anmerkungen:

1) Vgl. zum Thema grundlegend den Art. „Pyhrn-Bahn“ dieser Enzyklopädie; Paul TÜRK: Geschichte der Kremstalbahn von der Gründung bis zur Verstaatlichung. 1880-1906. -Linz 1906.; Elmar OBEREGGER: Zur Geschichte der ersten Lokalbahn Österreichs. Die Kremstalbahn von 1880-1906. In: oö.Heimatblätter 52 (1998), S. 316 ff.; Elmar OBEREGGER/Roland GIRTLER: Pyhrnbahnmuseum. Errichtet anläßlich des 100-Jahr-Jubiläums ihres Bestehens. -Internet 2006 ff.

2) Bruno ENDERES: Pyhrnbahn- Linz-Klaus-Selzthal. -Wien 1908(Reiseführer auf den neuen österreich. Alpenbahnen), S. 7 f.

3) Vgl. dazu den Abschnitt „Ausbau“ im Pyhrnbahn-Museum a.a.O.

4) So bei TÜRK a.a.O., S. 3. Die Linie Hullein-Kremsier(Mähren) wurde jedoch bereits vor der Kremstalbahn konzessioniert. Vgl. P.F. KUPKA: Das Localbahnwesen in Oesterreich. In: GDÖU I/2, S. 467 ff. Hier: S. 510.

5) Vgl. dazu den hist. Teil in: Pyhrnbahn-Museum a.a.O.

6) Aus: Entwurf des Statuts der Kremsthalbahn-Gesellschaft. -Linz um 1880, § 1.

7) Vgl. den Art. „Wels-Rohrer-Bahn“ dieser Enzyklopädie.

8) Vgl. den Art. „Almtal-Bahn“ dieser Enzyklopädie.

9) Vgl. dazu etwa den entsprechenden Art. in der Nr. 40 der „Linzer Tagespost“(1890), S. 1.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2008.