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>> HAAGER-BAHN.

 

Im Falle der „Haager-Bahn“(im derben oö.Volksmund „Haager Lies‘“ genannt) handelt es sich um eine 1901 eröffnete, normalspurige Privat-Lokalbahn(„Lambacher Lokalbahn AG“), welche bei der Haltestelle „Neukirchen bei Lambach“ von der Westbahn Wien-Salzburg abzweigt und bis Haag am Hausruck führt.

Sie umfasst ca. 22 Kilometer, die Strecke Neukirchen/L.-Bf.Lambach(= Westbahn) wurde stets als „Pèage-Strecke“ in Anspruch genommen. Die Höchststeigung beträgt ca. 30 Promill.

Seit Ende 2009 liegt der Betrieb aufgrund von – schon länger vorhandenen - strukturellen und ökonomischen Problemen still. Den Betrieb besorgte zuletzt die Firma „Stern &. Hafferl“, die Strecke selbst gehört bis heute den ÖBB.

Der Verlauf:

Copyright: Elmar Oberegger

Die Stationen 2009: (Lambach, Markt Lambach) NEUKIRCHEN BEI LAMBACH, Stroham, Aichkirchen, Bachmanning, Getzing, Hörbach, Eggerding, Gaspoltshofen, Altenhof/H., Weinberg-Geboltskirchen, Weibern-Aistersheim, Meggenbach, HAAG AM HAUSRUCK.

Eisenbahnhistorisch ist diese Bahn insofern von größerer Bedeutung, als sie bis 1933 samt Pèage-Strecke elektrifiziert worden ist - Somit stellt der Streckenteil Lambach-Neukirchen/L. den „Ersten elektrifizierten Abschnitt“ der Westbahn im Bereich Wien West-Salzburg Hbf. dar.

Aus dieser Elektrifizierung ergaben sich in der Folge vielerlei Probleme, welche nicht zuletzt zum Untergang der Bahn führten. Dazu später.

Der Impuls für die Errichtung der Bahn ging ursprünglich vom weltweit berühmten Stiftsort Lambach aus – und dies wohlgemerkt bereits im Jahre 1875, als der Begriff „Lokalbahn“ innerhalb der Donaumonarchie noch nicht einmal juristisch richtig klar war. Das erste „Lokalbahn-Gesetz“ – welches also diese Art von Bahnen begünstigen soll - wurde ja erst 1880 erlassen! Unter anderem dieser Umstand führte dazu, dass die Bahn erst relativ spät verwirklicht worden ist.

Die Funktion der neuen Bahn ist relativ schnell umrissen: Man trachtete in Lambach damals danach, eine neue wirtschaftliche Einflusszone zu gewinnen, um mit dieser nach modernen Maßstäben sozio-ökonomisch zu kommunizieren.

Trotz dieser lokalbahnmäßigen „Expansions-Gesinnung“ gab man sich aber in Lambach bezüglich der im Laufe der Geschichte geäußerten „Verlängerungspläne“ höchst zurückhaltend: Die Zweigbahn nach Offenhausen kam nie zustande, genauso verhielt es sich mit der Verlängerung bis zur Braunauerbahn(Pram-Haag)(s. Karte), wodurch immerhin eine Verbindung mit der aufstrebenden Stadt Ried im Innkreis zustande gekommen wäre.

Bis zuletzt kam die Verbindung nach Pram-Haag übrigens nicht einmal in Form eines planmäßigen Schienen-Ersatzverkehrs zur Umsetzung, was die Haager-Bahn strukturell endgültig als provinzielle „Sack-Bahn“ brandmarkte.

Den Betrieb auf der Haager-Bahn führte zunächst die „Staatsbahn“, welche aufgrund ihrer Größe und ihrer volkswirtschaftlichen Gesinnung  günstige Tarife zur Verfügung stellen konnte - Auch die „Welser Lokalbahn-Gesellschaft“ u.a. Privat-Lokalbahngesellschaften innerhalb der weitläufigen Monarchie profitierten durch diese große Stütze!

Im Zuge der „Weltwirtschaftskrise“ wurde die Haagerbahn 1930 sehr früh verstaatlicht.

Schon 1910 war über eine „Elektrifizierung“ der Linie im Zuge einer Sitzung des oö.Landeseisenbahnrates offen diskutiert worden, doch es war damals kein endgültiges Konzept zu erzielen.

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg herrschte die „Allgemeine Kohlen-Not“ vor - ein Moment, welches den „Eisenbahn-Elektrifizierungs-Vorhaben“ der Zeit durchaus entgegenkam:

So wurde eben – wie die „Vorchdorfer-Bahn“ – auch die „Haager Lokalbahn“ von der Firma „Stern &. Hafferl“ elektrifiziert; und zwar gleich im Bereich Lambach-Neukirchen/L.-Haag. 1933 war das „Große Werk“ vollendet.

Man kam damals offenbar gar nicht auf den Gedanken, dass die große Westbahn von Wien nach Salzburg einst durchgängig elektrifiziert werden könnte!

Dies rächte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges:

Die Westbahn wurde zu dieser Zeit von Wien bis Salzburg durchgängig elektrifiziert, allerdings mit einem anderen Stromsystem:

Die elektrischen Anlagen der „Haager-Bahn“ mussten vor diesem Hintergrund im Bereich Lambach-Neukrichen/L. wieder abgerissen werden, die Bahn selbst wurde somit im Bereich Neukirchen/L.-Haag zum „Insel-Betrieb“.

Über die Jahrzehnte fehlte es nicht an sinnreichen Lösungen für dieses Problem: Die hauptsächliche Herausforderung bestand schließlich darin, den Verkehr auf der ÖBB-Westbahn möglichst wenig zu stören – so z.B. durch umständliche Manipulationen oder langsame Fahrt(= „Gleichrichterwagen-System“).

Zuletzt war ein Triebwagen in Gebrauch, welcher zwei Stromsysteme in sich hatte: Auf der Westbahn fuhr er mit dem ÖBB-System bis Neukirchen/L. schnell, sodann auf der Haagerbahn langsam. Beim Übergang auf das jeweils andere Stromsystem war für den Fahrgast ein – rein technisch bedingter - lauter Knall zu hören.

Und genau dieser Knall zeigte klar und deutlich an, dass sich bei Neukirchen/L. seit der Elektrifizierung von 1933 bzw. der Elektrifizierung der Westbahn ein „Terminal“ befindet.

Einen solchen „Terminal“ wollte aber niemand in seiner ganzen Tragweite(2 Bahnsteig-Inseln, Aufzüge etc.) real umsetzen.

Man entschloss sich schließlich dazu, sowohl die Bahn selbst, als auch die bestehende Haltestelle „Neukirchen b. Lambach“ aufzulassen, und gleich daneben eine neue zu errichten. All‘ das passiert zur Zeit gerade im Zuge der „Linienverbesserung Breitenschützing-Lambach“, deren Sinn übrigens auf den ersten Blick nicht klar ist.

Die „Linienverbesserung Breitenschützing-Lambach“: Rechts die alte Haltestelle Neukirchen b.L. samt Abzweig der Haagerbahn, links die i.Bau befindliche neue Haltestelle.

Copyright: Elmar Oberegger

Die Idee, die Bahn neu in das öffentliche Verkehrssystem einzubinden, ist überhaupt nie ins Auge gefasst worden. In der Denkschrift „Austrotakt 21“(2011) war diesbezüglich vorgeschlagen worden:

a)     Verlängerung der Bahn bis „Pram-Haag“(Braunauerbahn) per Schienenersatzverkehr.

b)    Herstellung einer neuen Einbindung in die Westbahn bei Gunskirchen, Auflassung der alten Einbindung.

c)     Anpassung des Stromsystems an das ÖBB-System.

Karte aus der Denkschrift „Austrotakt 21“:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Quellen:

Art. „Vorchdorfer-Bahn“ dieser Enzyklopädie.

ASCHAUER Franz: Oberösterreichs Eisenbahnen. –Wels 1964.

OBEREGGER Elmar: Zur Geschichte der Elektrifizierung des österr. Eisenbahnnetzes. Ein Überblick. –Sattledt 2009.

OBEREGGER Elmar: Austrotakt 21. Memorandum zur Zukunft des österreichischen Schienenverkehrs(2011). In: www.oberegger2.org

ZWIRCHMAYR Karl: 100 Jahre Haager Lies. –Gmunden 2011.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2012.