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>> DOLOMITEN-BAHN.

 

Die Dolomitenbahn – auch „Ampezzaner-Bahn“ genannt – war eine ca. 65 Kilometer lange Schmalspurbahn, welche von Toblach(= Hauptstrecke Marburg/Maribor-Villach-Franzensfeste) nach Calalzo führte. Seit 1964 ist sie vollständig aufgelassen, die alte Trasse dient heute touristischen Zwecken. Von Calalzo aus existiert noch immer eine via Belluno führende Anschlusslinie zum oberitalienischen Hauptnetz.

Verlauf der Dolomitenbahn:

Copyright: Elmar Oberegger

Maximale Steigung: 35 Promill.

Die Bahn führte über den bekannten Fremdenverkehrsort Cortina d’Ampezzo, wo 1956 die Olympischen Winterspiele stattfanden.

Cortina d‘Ampezzo:

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Die Dolomitenbahn ist grundsätzlich als Kind des Ersten Weltkrieges zu betrachten, wenngleich hervorzuheben ist, dass es schon um 1905 Bestrebungen gab, eine „Elektrische Bahn“ von Toblach nach Schluderbach(s. Karte) zu errichten.(s. Amtl. WZ, 08.02.1905, S. 12) Diese blieben aber ohne Ergebnis.

Das Königreich Italien erklärte jedenfalls Österreich-Ungarn im Jahr 1915 den Krieg und trat damit in den Ersten Weltkrieg ein. In der Folge erbauten die Österreicher eine schmalspurige(700mm), mittels Benzinloks betriebene Militär-Feldbahn zwischen der Hauptstrecke Marburg-Villach-Franzensfeste(s. Karte) und der Festung Höhlenstein. Die Italiener stellten ihrerseits eine von Calalzo aus gegen Norden führende, mittels Dampf betriebene Schmalspurbahn(750mm) her. Die Grenze zwischen den beiden Feindstaaten befand sich damals südlich von Cortina d’Ampezzo.(s. Karte)

Im Zuge der österreichischen Großoffensive von 1917 kam es zur Eroberung weiter Teile Nordost-Italiens und die südliche Feldbahn wurde somit Teil des Besatzungsgebietes. Vor diesem Hintergrund wurden sodann beide Feldbahnen miteinander verknüpft. Die damit neu entstandene Bahn wurde im ganzen Verlauf in der 760mm-Spur(= „Bosnische Spur“) ausgeführt.

Ende 1918 gelang es Italien, die österreichische Besetzung zu beenden und die 760mm-Bahn fiel nun seinem Herrschaftsgebiet zu. Die neuen Staatsgrenzen wurden in der Folge durch den „Friedensvertrag von St. Germain“ bestätigt.

Italien spurte die Dolomitenbahn nun auf 950mm um. Diese Maßnahme hatte Österreich zu finanzieren, und zwar unter dem Titel „Reparations-Leistung“. In diesem Zusammenhang kam es auch zur direkten Verknüpfung der Linie mit dem Bahnhof Toblach.

Der Bahnbetrieb oblag fortan einer privaten Gesellschaft. Im Jahr 1929 war die Elektrifizierung vollendet.

1949 wurde Cortina d’Ampezzo als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 1956 bestimmt. Die Dolomitenbahn wurde in diesem Zusammenhang als wichtiger Verkehrsträger erkannt und es gab sogar Pläne für eine Umstellung auf Normalspur. Schließlich begnügte man sich mit infrastrukturellen Verbesserungen.

Die Winterspiele brachten durchaus einen Aufschwung für den Bahnbetrieb. Doch naturgemäß hielt dieser nicht an und man begann über eine Stillegung nachzudenken. 1962 wurde der Abschnitt Cortina-Toblach aufgelassen, 1964 dann auch der Südabschnitt.(s. Karte)

Ende der 1990er-Jahre tauchte die Idee auf, die Dolomitenbahn in Normalspur neu zu errichten. Dieses ehrgeizige Konzept konnte aber bis heute nicht umgesetzt werden.

 

Quellen:

DULTINGER Josef: Vergessene Vergangenheit. Schmalspurbahnen der k. u. k. Armee zur Dolomitenfront 1915-1918. –Rum 1982.

DUSCHEK Werner u.a.: Local- und Straßenbahnen im alten Tirol. –Innsbruck 2008.

GASPARI Evaldo: La Ferrovia delle Dolomiti. 1921-1964. –Bozen 1964.

SCHAUMANN Walther: Die Bahnen zwischen Ortler und Piave in den Kriegsjahren 1915-1918. –Wien/Heidelberg 1971.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2015.