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 EINE ENTTÄUSCHENDE ERFAHRUNG MIT HERRN CHRISTOPH MAYR, DEM REGISSEUR DES FILMS "DIE LETZTEN ZÖGLINGE"(ÖSTERREICH 2005):

Regie: Christoph Mayr. Drehbuch: Peter Oberdorfer, Christoph Mayr. Produzent/Innen: Danny Krausz, Kurt Stocker).

 

1. Herr Christoph Mayr, der Regisseur des Films „Die letzten Zöglinge“ , rief mich während der Vorbereitung zu den Dreharbeiten zu diesem Film an und fragte mich, ob er mit mir über mein Leben in der alten Klosterschule von Kremsmünster sprechen könne, er kenne mein Buch „Die alte Klosterschule“. Er wolle einen Film zum Thema Klosterschule drehen. Ich lud Herrn Mayr darauf zu mir nachhause ein.

2. Ich empfing Herrn Mayr freundlich und erzählte ihm bei einer Jause ca zwei bis drei Stunden aus meinen Erinnerungen in der Klosterschule von Kremsmünster. Er selbst sei auch Klosterschüler in Tirol gewesen, erzählte er. Er zeigte sich angetan von meinen Erzählungen und meinte, er wolle im Kloster Kremsmünster drehen, ich solle dorthin kommen, damit er mich mit meinen Erzählungen vor dem Hintergrund des Klosters filmen könne. Er wolle mich als ehemaligen Klosterschüler in den von ihm zu drehenden Film einbauen.

3. Ich sicherte ihm zu, nach Kremsmünster zu kommen, ich bat jedoch, da der Zeitaufwand groß ist - ich sagte wegen des Filmes Lehrveranstaltungen an der Wiener Universität ab -, um ein bescheidenes Honorar, das ich für soziale Zwecke bzw. meine Forschungen in Rumänien verwenden wolle. Herr Mayr sagte mir das Geld zu, ich erhielt es auch.

4. Ich sagte ihm, dass ich nach Kremsmünster nur (!) dann komme und für seinen Film etwas erzählen werde, wenn er meine Aussagen – oder einen Teil dieser - auch im Film bringt und eventuell mein Buch zitiert. Dies versprach (!!!) mir Herr Mayr. Ich fuhr also nach Kremsmünster.

5. Die Aufnahmen wurden mit mir gemacht, auch mein Klassenfreund Franz Thallinger war auf Wunsch Herrn Mayrs nach Kremsmünster gekommen.

6. Bei meinen Erzählungen versuchte ich darzutun, dass die Klostererziehung ihre Härten hatte und ich auch bisweilen unter dieser gelitten habe, ich hielt aber auch fest, dass der Großteil der geistlichen Herren, die meine Lehrer waren, ehrenhafte Menschen gewesen seien, denen ich für mein Leben einiges verdanke.

7. Ich verabschiedete mich nach den Dreharbeiten freundlich von Herrn Mayr Er ließ mich im Glauben, dass das Gespräch mit mir in seinem Sinn gewesen wäre und auch im Film gebracht werde, und fuhr zurück nach Wien.

8. Nach einiger Zeit hörte ich von der Premiere des Filmes „Die letzten Zöglinge“. Ich wunderte mich, dass der Film fertig war und man mich, der immerhin viel Zeit für das Gespräch mit Herrn Mayr geopfert hat, nicht zur Premiere eingeladen worden war.

9. Schließlich erfuhr ich zu meiner Verwunderung, dass das Gespräch mit mir, entgegen der Zusage, nicht gebracht wurde. Möglicherweise waren Herrn Mayr und seinen Mitarbeitern meine Aussagen zu wenig kritisch.

10. Jedenfalls bin ich über das Verhalten des Herrn Mayr verwundert. Zumindest hätte er mich davon informieren können, dass er meine Erzählung nicht schätze und er daher auf diese verzichten wolle. Dies hat er nicht getan.

11. Hätte ich gewusst, dass meine Aussagen derart ignoriert werden, hätte ich mich auf kein Gespräch mit Herrn Mayr eingelassen.

12. Dadurch, dass ich viel in der Klosterschule und im Internat mitzumachen bzw. zu leiden hatte, lehnte ich mich bisweilen , manchmal auch mit Erfolg, gegen Zwänge auf. Disziplinär hatte ich daher einige Schwierigkeiten.

13. Dennoch sehe ich in der alten Klosterschule, die auf das ausgehende Mittelalter zurückgeht, eine spannende und erzieherisch durchaus wertvolle Institution, in der ich viel für mein Leben profitiert habe. Sexuellen Missbrauch o.ä. haben wir in den fünfziger Jahren nicht erlebt. Ich bin im Kloster zum echten Überlebenskünstler geworden. Dies habe ich auch in meinem Buch „Die alte Klosterschule“ dargetan.

 

Copyright: Prof. Dr. Roland Girtler 2013.