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ÖSTERREICH UND „DIE SERBEN“: Zu Genese und Geschichte eines Konfliktverhältnisses Von den „Türkenkriegen“ bis 1914 Essai
I: Vorbemerkungen. „…Mit rasch vergessendem Undank hat das Königreich Serbien, das von den ersten Anfängen seiner staatlichen Selbständigkeit bis in die neueste Zeit von Meinen Vorfahren und Mir gestützt und gefördert worden war, schon vor Jahren den Weg offener Feindseligkeit gegen Österreich-Ungarn betreten…“(1) – Mit diesen – wie sich in diesem Aufsatz klar zeigen wird – höchst verlogenen Worten leitete der österreichische Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1914 offiziell den Krieg gegen Serbien ein, welcher in weiterer Folge zum Weltkrieg und sodann zur „Zerstörung der Donaumonarchie“ führte. Im Jubiläumsjahr 2014(= „100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges“) wird in den entsprechenden Veröffentlichungen ganz selbstverständlich immer darauf hingewiesen, dass Serbien und Österreich-Ungarn schon lange vor 1914 Erzfeinde waren. Doch wann genau dieser Konflikt begann, vor welchem Hintergrund dieser überhaupt entstand, wird verschwiegen. Der österreichisch-serbische Konflikt begann jedenfalls nicht erst 1908, als Österreich-Ungarn das serbische Interessensgebiet Bosnien-Herzegowina annektierte, also zum fixen Bestandteil seines Staatsgebildes machte. Er begann auch nicht 1878, als Österreich-Ungarn dieses Gebiet militärisch okkupiert hatte. Vielmehr liegen dessen eigentliche Wurzeln innerhalb einer Phase, welche als „Türkenkriege“(2) in die Geschichte einging: Das erste und wesentliche Problem war hier, dass sich Österreich nur höchst halbherzig um die „Dauerhafte Befreiung Serbiens vom Islam“ bemüht hatte. Hier soll nun der Versuch unternommen werden, obigen Sachverhalt in aller Kürze analytisch darzustellen.
II: Vom Kahlenberg bis Belgrad(1683-1688). Am 12. September des Jahres 1683 fand vor Wien die legendäre „Schlacht am Kahlenberg“ statt, welche für Österreich und seine Alliierten günstig ausging. Die türkische Bedrohung war schon seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Dauerproblem gewesen. Im Jahr 1529 war es zur Ersten Türkenbelagerung Wiens gekommen. Nach der Kahlenberger Schlacht war es nun Herzog Karl V. von Lothringen, der im Kriegsrat auf der Verfolgung des Gegners bestand.(s.d. WENTZKE 1943) Seine Forderung hatte Erfolg: Noch 1683 wurde die ungarische Stadt Esztergom erobert. Angesichts solcher Schlagkraft sah sich der Erzfeind Frankreich sofort genötigt, mit dem Kaiser einen 20jährigen Waffenstillstand abzuschließen. Damit stand dem „Großen Marsch in Richtung Südost“ so gut wie nichts mehr im Wege. Am 5. März 1684 wurde die „Heilige Liga“(Österreich, Polen, Papst, Venedig, später auch Brandenburg) ins Leben gerufen, deren offener Zweck der „Anti-islamische Kampf“ war. Bald kam es zur Eroberung des Gebietes der heutigen Slowakei, es folgte die Belagerung von Ofen(= Buda), welches am 2. September 1686 erstürmt wurde. Wieder war hier Herzog Karl V. von Lothringen die treibende Kraft gewesen. Herzog Karl V. von Lothringen(1643-1690): Der geistige Vater des „Anti-islamischen Kampfes“ ab 1683/86.
WIKI GEMEINFREI „Alle späteren Siege, in denen der bayrische Kurfürst, Markgraf Ludwig Wilhelm, Prinz Eugen und alle anderen aus dieser Schule hervorgegangenen Feldherren die hier mit Geist und Kraft errungenen Erfolge des Türkenkrieges behaupteten und mehrten, nahmen vom Feldzug des Jahres 1686 ihren Ausgang“(P. Wentzke). Die Kunde von all‘ diesen Siegen erreichte sicherlich auch bald die christlichen Serben, deren Königreich sich seit 1459 unter türkischer Herrschaft befand.(3) Belgrad wurde erst 1521 erobert. Die historisch wesentliche Niederlage gegen die Osmanen hatten die Serben bereits im Jahre 1389 am Amsel-Feld(= Kosovo-Polje) erlitten und man betrachtet sich seither als „Erstes Bollwerk des Christentums gegen den Islam“ -Ein Titel, der von österreichischer Seite bis heute nur unter gewissem Vorbehalt anerkannt wird, waren und sind die Serben doch „nur“ Orthodoxe, also „Schismatiker“. Herzog Karl V. von Lothringen ließ den Türken weiter nachsetzen, und zwar zunächst nur unter dem Kommando des Markgrafen Ludwig von Baden, welcher sich bald den Ehrennamen „Türkenlouis“ erwarb. Markgraf Ludwig von Baden(1655-1707), genannt „Türkenlouis“:
WIKI GEMEINFREI Bald war Fünfkirchen(= Pecs) erobert und weite Teile Ungarns fielen in die Hände des Kaisers. Man näherte sich Großwardein(= Nagyvarad), als Istanbul um Frieden bat. Österreich verlangte die Abtretung von ganz Ungarn. Dies wurde aber von der Gegenseite als inakzeptabel betrachtet und so ging der Krieg weiter. Unter dem Kommando von Max Emanuel von Bayern wurde im Jahre 1688 die spätere serbische Hauptstadt Belgrad erobert.
III: Nieder mit den Türken! Auf nach Istanbul! Der Gegenstoß. Belgrad ist 1690 wieder türkisch. Die Flucht der Serben. Nach der Besetzung Belgrads sprach man schon von der „Befreiung“ des gesamten Balkans und der Erstürmung Istanbuls. Man drang unter dem Kommando des „Türkenlouis“ in Serbien ein. Er sendete einen Aufruf an die Christen, dem türkischen Joch endgültig eine Absage zu erteilen und sich dem „Befreiungskampf“ direkt und furchtlos anzuschließen. Die Türken wurden bei Nis ganz entscheidend geschlagen, das bulgarische Vidin wurde besetzt. Via Bosnien und Albanien rückte Enea Silvio Piccolomini vor und forcierte mit einer drastischen und aufwendigen Maßnahme den Widerstand der Eingeborenen(4): Als ihm durch Kundschafter der Umstand hinterbracht worden war, die Eingeborenen würden daran glauben, dass die „Befreiung“ realiter erst dann bevorstehe, wenn „fremdländische Tiere“ auf dem „Rücken von Kamelen“ einherreiten würden, organisierte er kurzerhand dieses Szenario. Er führte also auf seinem Kriegszug gezielt Kamele, Affen und Papageien mit.(s.d. etwa CAPLOVIC 1819: 27) Seine Rechnung ging voll auf – Der allgemeine Jubel war groß und tausende Serben, Bosnier und Albaner schlossen sich seinem Zug an. Der serbische Patriarch Arsen Csernovic wurde nicht müde, Brandreden gegen die Türken zu halten. Bald war Skopje(= Üsküb) erreicht, kurz danach bereits der Ochridsee.(s. Karte) Die Lage erschien in dieser Zeit in der Tat als solide, die Rechnung Wiens schien voll aufzugehen. Der serbische Patriarch Arsen Csernovic(1633-1706):
WIKI GEMEINFREI Großer Feind des Islam und der Türken. Enea Silvio Piccolomini – der Liebling der Balkanvölker – verstarb jedoch unerwartet am 9. November 1689 und sein Nachfolger trat den Eingeborenen mit größter Kühle entgegen: Er ließ sie spüren, dass sie für einen Mann von Rang letzten Endes nichts Anderes waren als „Nützliche Idioten“. Die Enttäuschung war groß und wuchs noch, als die Türken ihren Gegenstoß durchführten: Nis und Vidin gingen wieder verloren, es begann der Marsch auf Belgrad. Vor obigem Hintergrund kam es nun zu einem Szenario, welches sich innerhalb der österreichisch-serbischen Geschichte noch öfter abspielen soll: Serben, welche zu 100% auf „Österreich“ vertraut hatten und sich somit im „Anti-islamischen Kampf“ allzu weit hinausgelehnt hatten, mussten vor den Türken fliehen. Man befürchtete zurecht den Genozid. So floh der oberwähnte serbische Patriarch Arsen Csernovic mit ca. 150.000 Leuten hinauf nach Ungarn, wo ihnen Kaiser Leopold I. Wohnsitze zuweisen ließ. Die politisch-militärischen Leistungen dieser „Schismatiker“ durchaus anerkennend, sicherte er ihnen darüberhinaus „Religionsfreiheit“ zu und betrachtete sie als eigene nationale Entität unter dem Titel „Kommunität der griechischen Raizen“.(5) Das eigentliche politische Motto Wiens war hier natürlich nur „Schadens-Begrenzung“. Ungarn wurde mittels obiger Maßnahme zum wichtigen Rückzugsort „Politischer Serben“ und ihres jeweiligen Anhangs. 1690 wurde Belgrad von den Türken zurückerobert. Der „Erste Exodus“ der Serben im 17. Jahrhundert:
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IV: Der legendäre Zug des Prinzen Eugen(1716-1717). Die Erstürmung Belgrads(1717). Gründung des „Königreiches Nordserbien“. Siedlungs- und Stadtpolitik in Belgrad. Das eroberte Gebiet geht erneut verloren(1739). Erneute Flucht der Serben. Nach dem erfolgreichen türkischen Gegenstoß war die Enttäuschung auf der Seite der Serben zunächst groß. Doch noch setzte sich nicht allgemein die Meinung durch, dass „Österreich“ nicht genügend leistungsfähig sei, um die „Befreiung“ herbeizuführen – Umsoweniger angesichts des legendären „Zuges des Prinzen Eugen“, welcher für Serbien zunächst höchst positive Folgen haben soll und mit der 1716 geschlagenen Schlacht bei Peterwardein(= bei Novi Sad) eingeleitet wurde.(s.d. HUMMELBERGER 1963) In der Folge entriss Prinz Eugen dem Osmanischen Reich folgende Gebiete(s. Karte): a) Nordbosnien. b) Den „Sandschak Smederevo“(„Sandschak“ bedeutet soviel wie „Bezirk“). c) Das Banat. d) Die Kleine Walachei. Der Einzug in Belgrad erfolgte am 22. August des Jahres 1717. Prinz Eugen(1663-1736):
WIKI GEMEINFREI „Turcis fusis“ – Medaille zur Eroberung von Belgrad(1717):
WIKI GEMEINFREI Die Gebiete „Nordbosnien“ und „Sandschak Smederevo“ sowie die militärischen Operationen Österreichs am Balkan vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum „Frieden von Belgrad 1739“(Skizze):
Copyright: Elmar Oberegger Ungarn erhob sofort Besitzanspruch auf diese Gebiete, hatten diese doch schon einmal im Mittelalter zu seinem Machtbereich gehört. Kaiser Karl VI. kam diesem jedoch nicht entgegen und erklärte diese vielmehr zum „Domanium Regium“, also zum „Direkten Besitz des Herrscherhauses“.(s.d. STEFANOVIC-VILOVSKY 1908: 29) Die Leitung dieses solle in erster Linie dem k.k.Hofkriegsrat obliegen. Kaiser Karl VI.(1685-1740):
WIKI GEMEINFREI Vor dem Hintergrund unseres Themas verlangt nun die politische Geschichte des „Sandschaks von Smederevo“ nähere Betrachtung: Geschaffen wurde dieser nach der türkischen Besetzung im Jahre 1459. Die Hauptstadt war bis 1521 Smederevo.(s. Karte) Nach der Eroberung Belgrads(1521) wurde jedoch dieses mit der Hauptstadtfunktion versehen und die alte Bezeichnung war nun problematisch. Man sprach dann auch vom „Belgrader Pashaluk“. Weder die eine noch die andere Bezeichnung wurde in der Folge von Österreich übernommen. Angeboten hätte sich natürlich „Belgrader Bezirk“. Vielmehr rekurrierte man in der Frage der Bezeichnung auf den im christlichen Europa und besonders von Ungarn stets verfochtenen staatsrechtlichen Sachverhalt, dass Serbien von den Osmanen nie „annektiert“ worden sei, sohin also immer nur „Besetztes Gebiet“, nie aber „Teil des Reiches“ gewesen sei.(6) Vor diesem Hintergrund wurde also für den Sandschak von Smederevo die Bezeichnung „Königreich Serbien“ gewählt und da dieses v.a. vom k.k.Hofkriegsrat verwaltet wurde lautete der volle Titel: „Militärkommandatur des Kgr. Serbien“. Mehr Zugeständnisse an die „Serbische Sache“ gab es allerdings nicht: Die Einsetzung eines serbischen Vasallenkönigs stand nie im Raum. Vielleicht hätte Ungarn einen solchen Schritt forciert, wenn das Gebiet seinem Machtbereich zugefallen wäre. Der Kaiser wusste dies jedoch, wie wir gehört haben, gezielt zu verhindern. Er wollte einfach ein „Domanium Regium“ ohne möglicherweise gefährliches politisches Eigenleben. Auch sonst kam es zur relativen Abgrenzung von den orthodoxen Serben. Die Bevölkerungsverhältnisse in Belgrad(7) – welches aufgrund seiner Lage völlig zurecht als großartiger religiöser, militärischer und wirtschaftlicher Stützpunkt des Abendlandes betrachtet wurde – wurden in der Folge so geordnet, dass (die zugezogenen) „Deutsche Katholiken“(aus Worms, Speier und der Pfalz) von den Serben separiert wurden(s. Verordnung vom 13. November 1724). Die „Deutsche Stadt“ befand sich neben der Festung. Nur ganz wenige wohlhabende Serben durften dort bleiben. Südwestlich davon befand sich die „Serbenstadt“, südöstlich davon lag der von Pfälzer Bauern bewohnte Vorort „Karlstal“(= heute Beograd-Palilula).(s. Bild) Belgrad 1738: Bollwerk des Deutsch-Katholizismus!
Aus: STEFANOVIC-VILOVSKY 1905, bearb. von E.Oberegger Vom Vracar aus betrachtet. In Belgrad herrschte während der österreichischen Herrschaft rege Bautätigkeit: Ganz selbstverständlich wurde umgehend eine Brauerei errichtet und dort, wo der türkische Beamte mit Kaffee und Baklava gesessen hatte, saß nun der österreichische Beamte mit Würsteln und Bier. Zu erwähnen wäre aber auch die großartige „Alexander-Kaserne“, welche dann nach der österreichischen Herrschaft von den Türken als Steinbruch für die Errichtung eines neuen Stadtviertels verwendet wurde. Theodor Stefanovic-Vilovsky resumiert die österreichische Bautätigkeit in Belgrad gelungen wie folgt(1908: 28): „So hatte Belgrad nach kurzer Zeit sein Aussehen verändert. Aus der ehemaligen türkischen Stadt, in der die kleinen türkischen Häuser in regellosen Gruppen, gleich Schwalbennestern umherlagen und die engen und kotreichen Straßen die Passage unmöglich machten, während sich an den belebtesten Stellen Moschee an Moschee und Minarett an Minarett reihten, ward nach wenigen Jahren eine stark befestigte, von regelmäßigen und schönen Straßen durchzogene Stadt, deren malerische Lage an den Ufern zweier mächtiger Flüsse und an den Abhängen des Vracar an Stambul, deren öffentliche Bauten, Kirchen und Klöster sowie das Leben und Treiben auf den Gassen und Plätzen lebhaft an Wien erinnerte, so daß die Belgrader Garnison, nach dem Urteile der Zeitgenossen zu schließen, für Generale, Offiziere und Beamte des Reizes nicht entbehrte. Gerade dieser Umstand läßt es begreiflich erscheinen, warum sich in dieser Zeit die an den Hofkriegsrat gerichteten Bittgesuche um Versetzung zu den in Belgrad liegenden Regimentern oder sonst um irgendwelche Anstellung in Belgrad in auffallender Weise vermehrten“. Die Einwohnerentwicklung in Belgrad und Nordserbien war durchaus erfreulich: Zwischen 1718 und 1739 wuchs die Bevölkerung von ca. 270.000 auf ca. 400.000 Seelen. Die serbische Seite war im „System Nordserbien“ grundsätzlich nicht ohne religiösen und damit politischen Einfluss, jedoch wurden die „Schismatiker“ nur staatlich toleriert(s.o. Leopold I.), waren also in der Tat Bürger zweiter Klasse. Der einzige, in der Tat nur symbolische Trost: Man wurde nicht mehr von den Türken regiert. Bald soll auch noch dieser schwache Trost hinfällig werden: Im Jahr 1737 ließ sich Kaiser Karl VI. in einen weiteren Türkenkrieg hineintreiben, dessen Ziele von den Militärs immer mehr ausgeschmückt werden sollen. Am Ende sprach man erneut von der Erstürmung Istanbuls. Prinz Eugen lebte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Dieser Krieg begann sogleich mit der Niederlage von Banja Luka(18. Juli 1737). Man rückte auch gegen Novi Pazar und Nis vor(s. Karte), konnte sich aber nirgends dauerhaft durchsetzen. Besonders denkwürdig ist vor diesem Hintergrund das traurige Schicksal des Generals Nikolaus Doxat de Morez, welcher am 28. Juli 1737 die Festung Nis erobert, nach dreimonatiger türkischer Belagerung aber wieder aufgegeben hatte und nach Belgrad zurückmarschierte: Er wurde deshalb von vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt und am 20. März 1738 vor den Augen der Belgrader geköpft. Festung Nis im Jahre 1878:
WIKI GEMEINFREI Claude Alexandre Compte de Bonneval alias Humbaraci Ahmet Pascha(1675-1747) – Er zwang Österreich 1737 in Nis in die Knie!
WIKI GEMEINFREI Seit dem 13. Lebensjahr Soldat in der französischen Armee. 1704 aufgrund Beleidigung des Kriegsministers zum Tode verurteilt. Flucht nach Deutschland. Dienst bei der kaiserlichen Armee. Teilnahme an der Schlacht von Peterwardein(1716), Verwundung. Teilnahme an der Schlacht von Belgrad(1737). Streit mit Prinz Eugen. Aufgrund disziplinärer Probleme erneut zum Tode verurteilt. Begnadigung und Abschiebung nach Venedig. Eintritt in die türkische Armee, Konvertierung zum Islam. Reform der türkischen Armee. Zwang die Österreicher 1737 in Nis in die Knie. Statthalter von Chios. 1747 Tod in Istanbul. Die Inkompetenz des Scharfrichters wollte es, dass diese Hinrichtung zu einem ganz besonders grausigen Schauspiel wurde. In „Zedlers großem Universallexikon“(Band 21, Sp. 1626) heißt es dazu im Jahre 1739: „Es war früh um 7 Uhr, als ihn die Wache auf den in der Raizen-Stadt (Serbenstadt), ohnweit der obgedachten Caserne zur Execution bestimmten Platz brachte, wo 480 Mann zu Fuß und 200 Cüraßiere in Parade standen, die sogleich mit ihm den Creis (Kreis) schlossen … Der Scharfrichter versetzte ihm einen unglücklichen Streich, der zu tief in die Schultern ging, worüber er vom Stuhle fiel, ohne jedoch im geringsten zu schreien, worauf ihm erst auf Erden mit dem 4ten Streiche der Kopfe abgeschlagen wurde … Seine Diener legten ihn in den Sarg und trugen ihn etliche Schritte zu dem Grabe auf dem grossen Platze bey gedachten Casernen, allwo er in den gleichfalls von ihm selbst angeschafften schwarzen Sarg gelegt und samt dem schwarzen Tuch und Sessel eingescharret wurde“. Das war in der Tat kein Ereignis, welches allgemeine Zukunfts-Hoffnung zu verbreiten imstande war! Nun rückte die türkische Heeresmacht gegen Belgrad vor: Am 23. Juli 1738 kam es unter Feldmarschall Graf Olivier Wallis bei Grocka zur Entscheidungsschlacht. Österreich unterlag und Wallis flüchtete – Belgrad völlig im Stich lassend! – mit seiner Truppe gleich bis nach Pancevo. Graf Olivier Wallis(1673-1744):
WIKI GEMEINFREI Vor dem Hintergrund obiger Ereignisse wiederholte sich nun jenes Szenario, welches schon Ende des 17. Jahrhunderts stattgefunden hatte(s.o.): Serben, welche sich während es 1737 begonnenen Krieges offen auf die Seite Österreichs gestellt hatten, fürchteten die Rachegelüste der Türken und flohen in den Norden. Aber auch dort konnten sie nach der Niederlage von Grocka nicht bleiben. Sie mussten weiter flüchten, und zwar hinter die am 18. September 1739(„Friede von Belgrad“) vereinbarte, neue Reichsgrenze(= Save-Donau-Linie). Die Deutsch-Katholiken flohen in dieselbe Richtung. Diese Umsiedelung dauerte vom September 1739 bis ins Frühjahr 1740.
V: Erneute österreichische Besetzung Belgrads und Nordserbiens(1789-1791). Erneut ein Fehlschlag. Der „Erste Serbische Aufstand“ wird eingeleitet(1804) – Beginn einer „Hauseigenen Politik“. Erneut waren die Serben im Jahre 1739 von Österreich schwer enttäuscht worden, erneut war es nicht zur versprochenen, dauerhaften „Befreiung“ von den Türken gekommen, erneut mussten sie als Flüchtlinge ihre Heimat verlassen. Österreich hatte um das „Königreich Serbien“ und Belgrad keineswegs gekämpft wie die vielzitierte Löwin um ihr Junges. Vielmehr hatte sich Feldmarschall Graf Olivier Wallis höchst feige zurückgezogen.(s.o.) Aber Österreich stellte immerhin neue Wohnsitze. Besser als nichts, aber… Noch war jedoch in der Beziehung Österreich-Serbien nicht das letzte Wort gesprochen: Österreich kümmerte sich zunächst fast 50 Jahre(!) nicht um die Belange der Serben. Dann aber trachtete Kaiser Joseph II. danach, einen neuen Türkenkrieg zu führen.(s.d. etwa HOCHEDLINGER 2000) Und abermals instrumentalisierte man hierzu die serbische Seite. Lange vor Kriegsbeginn(1788) wurden bereits Agenten ins Land geschickt, deren Hauptaufgabe die Aufwiegelung des Volkes gegen die osmanische Herrschaft war. Sofort nach Ausbruch des Krieges begann sodann der Serbenführer Koca Andjelkovic einen Aufstand, an den Österreich später militärisch erfolgreich anknüpfen konnte. Die Besetzung Belgrads und Nordserbiens war 1789 abgeschlossen. Koca überlebte den Krieg übrigens nicht: Noch 1788 wurde er gefangengenommen und gepfählt. Serbenführer Koca Andjelkovic(1755-1788):
WIKI GEMEINFREI Von den Osmanen 1788 auf höchst abscheuliche Weise hingerichtet. Kocas „Rebellengebiet“:
Copyright: Elmar Oberegger Gideon Ernst Freiherr von Laudon(1717-1790):
WIKI GEMEINFREI Er eroberte Belgrad am 8. Oktober 1789. „Königreich Serbien“, 2. Auflage 1789-1791:
Copyright: Elmar Oberegger Josephs Bruder Leopold II. jedoch retournierte dieses Gebiet im Jahr 1791 wieder, und zwar vor dem Hintergrund seiner internationalen „Ausgleichs-Politik“, d.h. aus serbischer Sicht aus höchst fadenscheinigen Gründen. Erneut war also die „Serbische Sache“ von Österreich vernachlässigt worden. Seit dieser Zeit ließen sich die Serben übrigens nie wieder für fremde Zwecke instrumentalisieren.(s.d. BATAKOVIC 2005: 119) Angesichts einer osmanischen Amnestie für die ehemaligen Rebellen blieb damals die Auswanderungsbewegung im historischen Vergleich gering.
In Trsic bei Loznica am Drinafluß lebte zur Zeit der österreichischen Besatzung ein Kleinkind, welches sich einst zum bedeutendsten serbischen Sprachforscher der Geschichte emporschwingen sollte. Der Name: Vuk Stefanovic Karadzic(1787-1864). Von 1789 bis 1791 war er sozusagen so etwas wie ein „Österreicher“ gewesen. Mit Österreich in enger Verbindung stand damals auch der Serbenführer Djordje Petrovic(1752-1817), von den Türken „Karadjordje“(= Schwarzer Georg) genannt. Im Zuge des obgenannten Türkenkrieges hatte er Dienst in der österreichischen Armee geleistet. Beide Herren sollen für die weitere Geschichte Serbiens von größter Bedeutung sein. Djordje Petrovic(1752-1817), genannt „Karadjordje“(= Schwarzer Georg):
WIKI GEMEINFREI Dass Österreich die Serben eigentlich gar nicht dauerhaft befreien wollte, sondern immer nur benutzte, war inzwischen vielen klargeworden – Auch Karadjordje, welcher gut zehn Jahre nach der österreichischen Räumung von Nordserbien und Belgrad den Plan ins Auge fasste, einen rein serbischen Aufstand gegen die Türken herbeizuführen.(8) Dieses Vorhaben wurde auch erfolgreich umgesetzt: Zwischen 1804 und 1813 war Serbien seit seiner Besetzung im Jahr 1459 wieder vollends unabhängig. Karadjordje führte mit diesem Aufstand das durch, was später einmal „Domaca Politika“ genannt werden soll. Auch Vuk Stefanovic Karadzic nahm an diesem Aufstand aktiv teil.
VI: Vom Zweiten Serbischen Aufstand(1815) zum Neuen Königtum(1882). Nach der Niederschlagung des „Ersten Aufstandes“ folgte schon 1815 unter Milos Obrenovic der Zweite serbische Aufstand, welcher 1817 eine Art „Autonomie-Abkommen“ mit Istanbul zur Folge hatte. Vuk Stefanovic Karadzic hatte auch an diesem Aufstand teilgenommen. Milos Obrenovic(1783-1860):
WIKI GEMEINFREI 1830 erkannte sodann der Sultan Obrenovic als „Fürst der Serben“ an, Ende 1833 wurde die Frage der „Autonomie“ per Vertrag präzisiert. Serbien war somit ein „Steuerpflichtiges Fürstentum“ innerhalb des Osmanischen Reiches. Auf dem Kalemegdan saß aber noch immer die türkische Militärmacht. Erst 1867 konnte deren Abzug erzwungen werden und Belgrad wurde zur Hauptstadt erhoben. Zuvor hatten sich Pozarevac und Kragujevac die hauptstadtmäßigen Funktionen geteilt. Beide Städte sind übrigens ungefähr so weit voneinander entfernt wie Salzburg von Rosenheim. Im Jahre 1878 wurde das „Fürstentum Serbien“ auf dem Berliner Kongress schließlich als „Unabhängiger Staat“ anerkannt. Das „Königtum“ wurde sodann im Jahr 1882 wieder eingeführt: Der erste König war Milan I. Obrenovic.
VII: Die österreichische Politik und das Problem der „Serbischen Nation“. Anbahnung eines Konfliktes. Vuk Stefanovic Karadzic. Das durch Österreich immer wieder verursachte Gefühl des „Politisch Auf-sich-selbst-Zurückgeworfen-Seins“(s.o.) hinterließ innerhalb der Nationalen Geschichte bzw. der Nationalen Identität Serbiens tiefe Spuren: Nur allzu gern hätte man dauerhaft als „Christlicher Untertan“ des Kaisers gelebt, abseits vom „Türkenjoch“. Doch der dauerhafte Einzug ins Reich blieb ja versperrt.(s.o.) Serbien war für Österreich politisch nie wichtig genug gewesen, um sich für dieses nachhaltig zu engagieren. Es war in der Tat Karadjordje gewesen, welcher mit seinem Aufstand(s.o.) Serbien zum ersten Mal mit einer „Identität eigener Art“(!), also einem „Neuen Selbstbewusstsein“ auszustatten begann. Dies fand in national-geschichtlicher Hinsicht erstmals massiven Niederschlag in der 1836 erschienenen politisch-wissenschaftlichen Schrift „Serben sind sie alle und überall“ des oben bereits genannten Sprachforschers Vuk Stefanovic Karadzic.(9) Bezüglich der „Serbischen Identität“ ist dort zu lesen(: 23): „Dobrovsky und Safarik haben gezeigt, daß sich alle slawischen Völker früher einmal Srbi nannten und daß Srbi älter ist als der Name Slaveni oder Sloveni“.(10) Vuk Stefanovic Karadzic(1787-1864):
WIKI GEMEINFREI Ein Bauernsohn. Teilnehmer an den zwei serbischen Aufständen. 1813-1828 in Wien. Befreundet mit Jacob Grimm und Johann W. von Goethe. Gestorben im Jahr 1864 in Wien. Ganz eindeutig wird hier also – mit explizit wissenschaftlichem Gestus(!) – festgestellt, dass die „Serben“ ein Volk von größtem historischem Gewicht seien und nicht etwa ein kleines, unbedeutendes Bauernvolk am Rande der zivilisierten Welt(so offenbar die österreichische Sicht!, s.o.). Und als solches habe es naturgemäß „gewisse Rechte“, vor allem aber das „Recht“, seinen zukünftigen „Raum“ selbst zu bestimmen. Vor diesem Hintergrund formulierte Karadzic folgende These(: 7): „In der Tat weiß man, daß die Serben jetzt im heutigen Serbien … leben, in der Metochia … in Bosnien, in der Herzegowina, in der Zeta, in Montenegro, im Banat, in der Backa, in Sirmien, im Gebiet rechts der Donau … in Slawonien, in Kroatien … in Dalmatien und im gesamten Küstengebiet der Adria fast von Triest bis Bojana. Deswegen habe ich anfangs gesagt, man weiß es in der Tat, denn man weiß noch nicht genau, inwieweit es noch Serben in Albanien und Makedonien gibt“. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch folgende Bemerkung(: 11): „Wenn man bedenkt, daß z.B. die Ungarn sowohl römischen wie calvinistischen Bekenntnisses sind und sich trotzdem alle Ungarn nennen, oder daß es bei den Deutschen Katholiken, Lutheraner und Calvinisten gibt, sie sich aber trotzdem alle Deutsche nennen, muß man sich doch wundern, warum sich die Serben römischen Glaubens nicht Serben nennen sollten“. „Serben sind sie alle und überall“ – Doch oft ohne dies selbst zu wissen oder gar zu wollen. Aber Karadzic gibt sich in dieser (politischen) Hinsicht als recht zuversichtlich, wenn er schreibt(: 18 f.): „Alle vernünftigen Leute, sowohl orthodoxe als auch katholische Serben geben zu, daß sie ein Volk sind, und bemühen sich, daß der Religionshaß ausgerottet oder wenigstens vermindert werde. Nur denen katholischen Bekenntnisses bereitet es noch Schwierigkeiten, sich als Serben zu bezeichnen, aber allem Anschein nach werden sie sich nach und nach daran gewöhnen; denn wenn sie keine Serben sein wollen, haben sie keinerlei Volksnamen“. Das „Serbische Volk“ habe also letztlich Anspruch auf einen weitaus größeren „Nationalen Raum“ als bisher angenommen. Und wer sollte Serbien das positive Recht wegnehmen, diesen staatlich zu organisieren? Jedenfalls begann sich durch das Denken Karadzics mit dem alten, unverlässlichen Weggefährten „Österreich“ ein Konflikt anzubahnen, dessen Ausmaße damals noch gar nicht zu ermessen waren. Hervorzuheben ist, dass Österreich obige Struktur massiv mit-produziert, wenn nicht überhaupt produziert hat.
VIII: Garasanin zur Zukunft der „Serbischen Nation“. Sein Geheimprogramm aus 1844. Ungefähr zehn Jahre nach Abfassung dieser Schrift legte der damalige serbische Innenminister Ilija Garasanin 1844 ein nationalistisches Geheimpapier vor, welches sich schlicht „Nacertanije“(= Programmentwurf) nannte. Ilija Garasanin(1812-1874):
WIKI GEMEINFREI Gleich zu Beginn wird hier jenes Moment betont, welches seit dem Ersten Serbenaufstand unter Karadjordje von größter Bedeutung ist, nämlich die „Domaca Politika“(= Hauseigene, unabhängige Politik).(: 45) Garasanin führt dazu insgesamt aus(: 45): „Serbien muß sich auch in dieser Hinsicht mit den übrigen europäischen Staaten mit einem Plan für seine Zukunft in eine Reihe stellen, oder es muß sozusagen eine hauseigene Politik machen, nach deren Hauptprinzipien Serbien längere Zeit hindurch stabil regiert werden und seine Angelegenheiten danach beständig ausrichten muß. Die Bewegungen und das Gewoge bei den Slawen haben bereits angefangen und werden sicher nie aufhören. Serbien muß diese Bewegung, aber auch seine Rolle und Aufgabe, die es in dieser Bewegung auszuführen hat, sehr gut kennen. Wenn Serbien vernünftig handelt, was ist es dann? In welcher Lage befindet es sich? Und welche Völker umgeben es? Es muß sich damit abfinden, daß es noch klein ist, daß wir in diesem Zustand nicht bleiben dürfen und daß es nur im Verbund mit Nachbarvölkern seine Aufgabe, die eigene Zukunft zu gestalten, haben kann. Aus dieser Erkenntnis gehen Kennzeichen und Grundlage der serbischen Politik hervor, sich nicht auf seine gegenwärtigen Grenzen zu beschränken, sondern sich bei allen serbischen Völkern, die es umgeben, beliebt zu machen“. Über die entsprechende Methode schreibt er: „Um bestimmen zu können, was man tun kann, und wie man dabei vorzugehen hat, muß die Regierung wissen, in welcher Lage sich die Völker der verschiedenen Serbien umgebenden Provinzen jeweils befinden. Das ist die Hauptbedingung einer genauen Festlegung der Mittel. Zu diesem Ziel muß man vor allem scharfsinnige, unvoreingenommene und der Regierung treu ergebene Leute als Explorateure des Zustands jener Volker und Länder ausschicken, und diese müssen nach ihrer Rückkehr genaue schriftliche Berichte über die Angelegenheit geben. Insbesondere braucht man Informationen über Bosnien, die Herzegowina, Montenegro und Nordalbanien. Gleichzeitig muß man den Zustand in Slawonien, Kroatien und Dalmatien genau kennen, und selbstverständlich gehört dazu auch die Bevölkerung von Sirmium, dem Banat und der Batschka. Diesen Agenten sind Anweisungen zu geben, auf welche Weise jene Länder aufzusuchen und zu bereisen sind. Unter anderem sind sie anzuweisen, welche Orte und welche Personen sie besonders kennenzulernen und aufzusuchen haben. Neben den materiellen Instruktionen ist ihnen eine allgemeine Hauptinstruktion zu geben, in der folgende Punkte zu bestimmen sind, die diese Explorateure zu erfüllen haben: 1. Einschätzung des politischen Zustands des Landes, insbesondere der sich in ihm befindenden Partei; Ankauf von Informationen, aufgrund derer man das Volk und die Gefühle seines Herzens besser kennenlernen kann, also um seine geheimen Wünsche kennenzulernen; vor allem aber ist anzugeben, was man als anerkanntes und schon öffentlich ausgesprochenes nationales Bedürfnis bezeichnen könnte. 2. Besonders ist auf den militärischen Zustand des Volkes und des Landes zu achten, sowie auf die Kriegsgesinnung und die Bewaffnung des Volkes; danach Zahl und Anlage des tatsächlichen Heeres; wo sich die Armeelager und Arsenale befinden; wo im Land Kriegsgerät erzeugt wird, sowie Munition und Waffen, oder woher sie bezogen und ins Land eingeführt werden u.a. 3. Erstellung einer Beschreibung oder Charakteristik und eines Verzeichnisses der wichtigsten und einflußreichsten Männer mit Einschluß jener, die Serbien feindlich gegenüberstehen. 4. Was man in der jeweiligen Provinz über Serbien denkt, was das Volk erwartet von Serbien, und was sich die Leute von ihm wünschen, und was sie von ihm befürchten. Natürlich ist dieser Aufstellung noch hinzuzufügen, was jeder Abgesandte über die derzeitige serbische Politik sagen und vermelden soll und kann. Welche und welcher Art Hoffnungen wir erwecken sollen, und worauf man die Aufmerksamkeit und das Interesse, insbesondere der dortigen Freunde Serbiens, lenken soll“. Mit dieser Politik trat man nun natürlich Österreich direkt entgegen, welches am territorialen Erbe des zusammenbrechenden Osmanischen Reiches ebenso Interesse hatte wie Serbien und damit von Garasanin offen als „Feind des serbischen Staates“(: 49) begriffen wird. Noch dazu wohnten in seinem Staatsgebiet viele Serben. Vor dem (slawischen) Zarenreich habe man sich zumindest in Acht zu nehmen, welches bezüglich des zusammenbrechenden Osmanischen Reiches im Grunde dasselbe Interesse wie Österreich verfolge.(s.d.: 49) Garasanin schreibt dazu(: 62 f.): „Alle Versuche, Rußland irrezuführen und es glauben zu machen, die jetzige Regierung werde seine Pläne verfolgen, wären völlig erfolglos. Würde Rußland auch nur bemerken, daß in Serbien der Wunsch nach nationaler Selbständigkeit erwacht, würde es keinerlei Vorschlägen, die man ihm macht, glauben. Rußland ist nämlich viel zu schlau, als daß es sich eine Schlinge umlegen ließe, die seinen Absichten widerspricht. Immer mehr, und das kann man auch verstehen, würde Rußland jeglichen Versuch Serbiens, in einen engeren Verbund und ins Einvernehmen mit den anderen türkischen Slawen zu treten, wenn es nur davon erfahren würde, nur dazu benützen, jene Leute, die diese Arbeit machen, der Türkei, Österreich und den übrigen Regierungen auszuliefern, um Europa davon zu überzeugen, daß nicht Rußland, sondern das aufrührerische und sich ihm widersetzende Serbien es ist, das diese Umsturzversuche unterstützt. Aber neben all dem wird sich Rußland gern über diese Wahrnehmungen berichten lassen, um so ihre Spuren und ihren Verlauf kennenzulernen, und diese allmählich für sich selbst in Anspruch nehmen und benützen zu können. Und je selbständiger sich Serbien verwalten wird, desto geringeres Zutrauen wird es bei Rußland haben, und wenn Rußland keinen Nachteil davon hat, diesen Zustand in Serbien zu ändern und eine solche Politik der Selbständigkeit Serbiens zunichte zu machen, wird es sich gewiß bemühen, alle untereinander zu entzweien und in Zwietracht zu halten … Rußland würde sich nie von einem so kleinen Staat, wie es Serbien ist, Bedingungen stellen lassen“. Serbien wollte also demnach „Herr der Südslawen“ werden, aber dabei zu „niemandes Knecht“ werden.
IX: Serbien und der „Berliner Kongress“(1878). Die Balkankriege 1912/13. Die „Südhafen-Frage“(1913). Die insgesamten Bosheiten Österreich-Ungarns gegenüber Serbien von 1878 bis ca. 1914. Serbien und der österreichische Thronfolger. Der Erste Weltkrieg beginnt für Serbien zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Wie verhängnisvoll ein Bündnis mit St. Petersburg sein konnte, erfuhr übrigens Bulgarien am Berliner Kongreß(1878), als das russische Konstrukt „Groß-Bulgarien“ vor seinen Augen zerschlagen wurde.(s. Karte) Darüberhinaus blieb es damals unter türkischer Oberherrschaft. Serbien jedoch wurde am selben Kongress unabhängig und konnte seine „hauseigene Politik“ nun umso entschiedener verfolgen.(11) Bulgarien 1878 und das russische Konstrukt „Großbulgarien“:
Copyright: Elmar Oberegger Großbulgarien hätte sowohl einen Zugang zur Ägäis als auch zum Schwarzen Meer besessen. Die Adriaküste war quasi in Griffweite. Einen solchen „Freund“ hätte man in St. Petersburg hoch geschätzt! Im Zuge der „Balkankriege“(1912/13) gelang ihm eine bedeutende Erweiterung seines Territoriums.(s. Karten) Dass der Staat nachher finanziell fast ruiniert war und man eigentlich für längere Zeit den Frieden wollte, steht auf einem anderen Blatt.(s.d. BOECKH 1996: 121) Serbien vor und nach den Balkankriegen(1912/13):
Copyright: Elmar Oberegger Ein glänzender Aufstieg – Vom „Tributären Fürstentum“ zur „Balkanmacht“ in nicht einmal 100 Jahren! Auch die schwierige Frage des „Südhafens“ schien im Zuge der Balkankriege einer endgültigen Lösung entgegenzugehen. Garasanin hatte 1844 festgehalten(: 81): „Der gesamte Außenhandel Serbiens befindet sich in österreichischer Hand. Das ist ein Übel, dessen genauere Analyse vorzunehmen, ich den Finanzleuten überlasse; ich will nur einiges darüber anfuhren, soweit es in diesen Plan gehört und seine Bedeutung ergänzt. Über Zemun(Semlin) mit fremden Staaten in unmittelbaren Handelsverkehr einzutreten, wird stets eine sehr mühsame Angelegenheit bleiben. Neben diesem muß sich Serbien um einen neuen Handelsweg bemühen, der Serbien ans Meer bringt und für Serbien dort einen Hafen schafft. Dieser mögliche Weg ist derzeit nur jener, der über Skutari nach Dulcinj(Ulcinj) führt. Hier fände der serbische Händler mit seinen Naturprodukten bei den dalmatinischen Seeleuten und Händlern seine Stammesgenossen und gleichzeitig sehr zuverlässige und fähige Leute, die ihm beim Kauf fremder Ware gut und anständig dienlich und zur Hand sind. Dort müßte man also eine serbische Handelsagentur errichten und unter ihren Schutz den Verkauf serbischer Produkte und den Kauf französischer und englischer Ware stellen“. Nach der Schlacht von Bitola marschierte Serbien am 28. November 1912 in der albanischen Hafenstadt Durres ein, welche kurzerhand in „Drac“ umbenannt wurde.(s.d. OBEREGGER 2007: 29 f.) Damit war – übrigens historisch erstmals und letztmals – ein Adriahafen unter direkter serbischer Kontrolle.(s.d. Karte) Doch Wien und Berlin fanden keinen Gefallen an diesem Zustand: Österreich-Ungarn wollte – obwohl sich Serbien mittlerweile wirtschaftlich recht gut emanzipiert hatte(Stichwort „Schweinekrieg“, dazu noch später) – weiterhin gewissen wirtschaftlichen Druck auf seinen kleinen Nachbarn ausüben können. Somit hatte es sich auch stets darum bemüht, dass der Sandschak Novipazar, welcher den direkten Wirtschaftskontakt zum serbenfreundlichen Adriastaat Montenegro in serbenfeindlichen Händen lag: Von 1878 bis 1908 war dieser von Österreich-Ungarn selbst besetzt gewesen, ab 1908 war er wieder türkisch.(s. Karte) Erst im Zuge der Balkankriege zerbröselte dieses Bollwerk und Serbien grenzte somit direkt an den Adriastaat Montenegro. Ferner befürchtete man damals, dass in Durres ein russischer Flottenstützpunkt eingerichtet werden könnte. Es wurde 1912 der Staat „Albanien“ aus der Taufe gehoben und die Serben Mitte April 1913 zum Rückzug aus Durres aufgefordert. Die Räumung erfolgte jedoch erst im Oktober, und zwar auf expliziten Druck Österreich-Ungarns hin. Nun blieb lediglich die Möglichkeit erhalten, an der montenegrinischen Küste(Ulcinj? Bar?) – also in direkter Nachbarschaft zum österreichischen Kriegshafen Kotor – einen Hafen im Sinne Garasanins(s.o.) zu finden.(12) (s.d. Karte) Der österreichische Kriegshafen Kotor, Bar und Ulcinj:
Copyright: Elmar Oberegger Die „Große Auseinandersetzung“ mit Österreich-Ungarn – welches v.a. im Besitz so vieler serbischer Interessensgebiete war – schien aber 1913 noch Zukunftsmusik zu sein. Nach den Waffengängen von 1912 und 1913 wollte man nicht schon wieder in den Krieg ziehen sondern erst einmal tief Luft holen.(s.d. BOECKH 1996: 121) Die „Südhafen-Schikane“ war die letzte der großen Bosheiten vor dem Sarajevoer Attentat, welche Österreich-Ungarn seit 1878 gegen Serbien ins Treffen geführt hatte. Dazu nun eine kleine Gesamt-Chronologie: 1878: Österreich-Ungarn okkupiert vor dem Hintergrund der Beschlüsse des Berliner Kongresses das serbische Interessensgebiet Bosnien-Herzegowina. Die Annexions-Perspektive war hierbei schon von vorne herein existent und wurde schon im Jahre 1881 – wenngleich vorerst in geheimer Form – klar artikuliert.(s.d. SCHMITT 1937: 3) Serbien wurde aber am selben Kongress immerhin unabhängig und musste sich somit ruhig verhalten. 1906-1908: Der „Schweinekrieg“. Österreichisch-ungarische „Import-Sperre“ für serbische Schweine u.a. Agrarprodukte. Da der Große Nachbar bisher der entsprechende Hauptabnehmer gewesen war, gelangt Serbien bis an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Bestraft wurde mit dieser Aktion die wirtschaftliche Annäherung an Frankreich und Bulgarien. Schließlich gelingt Serbien die wirtschaftliche Emanzipation.(s.d. CALIC 1994) 1907: Präventivkrieg-Drohung durch General Hötzendorf. 1908: Annexion von Bosnien-Herzegowina, weitere Entfremdung des Sandschak Novipazar durch dessen Rückgabe an das feindliche Istanbul.(s.o.) 1913: Verhinderung des serbischen Südhafens in Durres(Drac).(s.o.) All‘ das negiert Kaiser Franz Joseph aber (naturgemäß) in seiner Kriegserklärung von 1914 und stellt vielmehr Serbien als alleiniges böses Element des Konfliktes dar: „Diesem unerträglichen Treiben muß Einhalt geboten, den unaufhörlichen Herausforderungen Serbiens ein Ende bereitet werden, soll die Ehre und Würde Meiner Monarchie unverletzt erhalten und ihre staatliche, wirtschaftliche und militärische Entwicklung vor beständigen Erschütterungen bewahrt bleiben“(13). Als nicht ungefährlich wurde auf serbischer Seite auch der Thronfolger Franz Ferdinand betrachtet, dessen Plan zur Umgestaltung der Donaumonarchie freilich letztlich unausgegoren blieb. Um 1911 interessierte er sich aber für die Einführung eines „Systems der Volksgemeinschaften“, welches grundsätzlich wie folgt ausgesehen hätte: „In dieser Zeit interessierte sich Franz Ferdinand auch für eine von sozialdemokratischer Seite angeregte Lösung, die das in Mähren und in der Bukowina bereits eingeführte System eines Nationalitätenkatasters auf die ganze Monarchie angewendet wissen wollte. Hiedurch sollte insbesondere vermieden werden, daß vorübergehend in andere Kronländer oder ins Ausland abgewanderte Arbeiter ihre Volkstumsrechte verlören. Jeder sollte durch Eintragung in den bezüglichen Nationskataster sein Volkstum sowie die damit verbundenen Rechte und Pflichten bei sich tragen, gleichviel wo er siedelte oder sich gerade aufhielt. Jede dieser so gebildeten Volksgemeinschaften sollte, gleichsam als juridische Person, zur selbständigen Pflichtenträgerin auf dem Gebiete der Verwaltung ihrer nationalen Angelegenheiten werden und hätte dementsprechend auch die zustehende Anzahl von Abgeordneten zu entsenden gehabt. Bei diesem System wären alle abgegebenen Stimmen zur Geltung gekommen“(KISZLING 1963: 6). Der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand:
WIKI GEMEINFREI Auch die Serben hätten demzufolge innerhalb der Monarchie eine „Eigene Volksgemeinschaft“ ausgebildet und dort natürlich bessere wirtschaftliche Chancen gehabt als im armen Serbien. Wäre dadurch die serbische Agitation irgendwann auf taube Ohren gestoßen? Eine gewisse Gefahr bestand hier jedenfalls. Auch die Bewohner der wirtschaftlich gut gestellten „Srpska Republika“(BiH) verspüren heute keineswegs den brennenden Wunsch, sich dem im Vergleich armen Serbien anzuschließen. Auch wäre in diesem Zusammenhang auf die Kärntner Slowenen zu verweisen, welche nach 1918 nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen einen Beitritt zum SHS-Staat ablehnten und somit für Österreich stimmten. Der „Nationalismus“ besitzt und besaß also immer wieder wirtschaftliche Grenzen. Als weitere Bosheit Österreichs wurde auf der serbischen Seite auch der Umstand betrachtet, dass der Thronfolger just am 28. Juni 1914 Sarajevo besuchte, als sich die Niederlage am Amselfeld(1389)(s.o.) immerhin zum 525. Male(!) jährte. Dieser „Vidov Dan“(= St. Veitstag“) war nicht nur den serbischen Nationalisten schon immer heilig gewesen. Und nun, in diesem Jahr 1914, wiederholte sich dieser noch dazu auf jubiläumsmäßige Weise.(s.o.) Dass die Schüsse von Sarajevo im Jahre 1914 durchaus im Sinne Serbiens waren, ist klar. Falsch war für das durch die „Balkankriege“ ausgelaugte Serbien lediglich der Zeitpunkt. Doch auch im folgenden Krieg kämpfte es heldenhaft und vorbildlich. Der Attentäter Gavrilo Princip(1894-1918): Mitglied der projugoslawischen „Mlada Bosna-Bewegung“.
WIKI GEMEINFREI „Unsere Geister schleichen durch Wien und raunen durch die Paläste und lassen die Herren erzittern…“(Inschrift aus der Hand Princips auf einer Wand seiner modrigen Zelle, amtlich aufgefunden nach seinem Tod). Alle österreichischen Eroberungsversuche des Jahres 1914 schlugen fehl. Serbien konnte erst 1915 mit deutscher und bulgarischer Hilfe niedergerungen werden.
Anmerkungen: 1) Zit. aus „AN MEINE VÖLKER“(Wiener Zeitung 175/29.07.14), S. 1. 2) Siehe zu diesem Thema Klaus-Peter MATSCHKE: Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege. -Düsseldorf u. a. 2004; Thomas M. BARKER: Doppeladler und Halbmond. Entscheidungsjahr 1683. -Graz u. a. 1982.; Richard F. KREUTEL(Hrsg.): Kara Mustafa vor Wien. Das türkische Tagebuch der Belagerung Wiens 1683, verfaßt vom Zeremonienmeister der Hohen Pforte. -Graz u. a. 1955. 3) Siehe zur älteren serbischen Geschichte Konstantin JIRECEK: Geschichte der Serben. Bd. 1. -Amsterdam 1967 (Nachdruck aus 1911). 4) Siehe zur Instrumentalisierung der Balkanvölker für österreichische Zwecke v.a. Rainer LEIGNITZ: Des Kaisers Partisanen. Österreichs Türkenkriege und der Freiheitskampf auf dem Balkan. –Wien 1972. 5) “Raizen“ = serb. Bewohner der Landschaft „Rascia“(Ibar- und Limtal). Ehemaliges serbisches Zentralgebiet. 6) Siehe zur Frage der serbischen Exilpolitiker(= „Despoten“), welche vor dem Hintergrund dieser staatsrechtlichen Überlegung ab 1471 offiziell in Ungarn saßen Dusan SPASIC u.a.: Rodoslovne tablice i grbovi srpskih dinastija i vlastele. -Beograd 1991(2).; Vladimir COROVIC: Ilustrovana istorija Srba. Bd. III. -Beograd 2006.; Dennis P. HUPCHICK: The Balkans: From Constantinople to Communism.-Basingstoke 2002. 7) Siehe zur allgemeinen Geschichte Belgrads von 1718-1739 grundlegend Theodor STEFANOVIC-VILOVSKY: Belgrad unter der Regierung Kaiser Karls VI. 1717-1739). –Wien 1908. 8) Siehe zur Geschichte der serbischen Aufstände etwa Holm SUNDHAUSSEN: Geschichte Serbiens. 19. - 21. Jahrhundert. -Wien u.a. 2007.; Dusan T. BATAKOVIC: Histoire du Peuple Serbe. –Lausanne 2005. 9) Siehe zu Karadzic Duncan WILSON: The life and times of Vuk Stefanovic Karadzic. 1787-1864. –Oxford 1970.; Wolfgang ESCHKER(Hrsg.): Jacob Grimm und Vuk Karadzic. Zeugnisse einer Gelehrtenfreundschaft. -Kassel 1988.; Wilfried POTTHOFF(Hrsg.): Vuk Karadzic im europäischen Kontext. -Heidelberg 1990.; Vuk Stefanovic Karadzic. Dokumentation des Festaktes der Akademie der Wissenschaften aus Anlaß des 200. Geburtstages. –Wien 1989. 10) Es handelt sich hier um die altösterreichischen Slawisten Josef Dobrovsky(1753-1829) und Pavel J. Safarik(1795-1861). Ein exakter Literaturverweis fehlt im Karadzicschen Text. Die Ethnogenese der Slawen ist übrigens bis heute nicht zu 100% geklärt. In der Tat nennt schon Claudius Ptolemäus(2. Jh. AD) die „Serboi“ nördlich des Kaukasus. Wie dieser iranische, also nicht-slawische Name auf die späteren „Serben“ übergegangen ist, ist noch nicht hinreichend geklärt. Der Name „Sklavenoi“ taucht erst im 6. Jahrhundert AD in einer oströmischen Quelle auf. Siehe zum Thema etwa Joachim HERMANN: Welt der Slawen. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. –München 1986. 11) Zum Berliner Kongress siehe etwa Serge MAIWALD: Der Berliner Kongress 1878 und das Völkerrecht. Die Lösung des Balkanproblems im 19. Jahrhundert. -Stuttgart 1948.; Ralph MELVILLE/Hans-Jürgen Schröder(Hrsg.): Der Berliner Kongress von 1878. Die Politik der Großmächte und die Probleme der Modernisierung in Südosteuropa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. -Wiesbaden 1982. 12) Der wichtigste Hafen Serbiens wurde nach 1918 de facto RIJEKA-SUSAK. Ab 1976, als die Eisenbahnlinie Belgrad-Bar endlich vollendet war, ging diese Bedeutung auf BAR über. Die Schienenverbindung nach DURRES(= Zweigbahn Titograd-Albanergrenze) kam übrigens 1986 zustande. Siehe dazu Elmar OBEREGGER: Zur Eisenbahngeschichte des „Alpen-Donau-Adria-Raumes“. Bd. 2. –Sattledt 2007. 13) Zit. aus „AN MEINE VÖLKER“(Wiener Zeitung 175/29.07.14), S. 1.
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Copyright: Elmar Oberegger 2014.
Appendix:
Prinz Eugen, der edle Ritter: I Prinz Eugen der edle Ritter, wollt dem Kaiser wied‘rum kriegen Stadt und Festung Belgerad! Er ließ schlagen eine Brukken, daß man kunt hinüberrucken mit der Armee vor die Stadt. II Als die Brücken nun war geschlagen, daß man kunnt mit Stuck und Wagen Frei passir‘n den Donaufluß, Bei Semlin schlug man das Lager, Alle Türken zu verjagen, Ihn‘n zum Spott und zum Verdruß. III Am einundzwanzigsten August Soeben Kam ein Spion bei Sturm und Regen, Schwur's dem Prinzen und zeigt‘s ihm an Daß die Türken futragieren, So viel, als man kunnt‘ verspüren, An die dreimalhunderttausend Mann. IV Als Prinz Eugenius dies vernommen, Ließ er gleich zusammenkommen Sein‘ Gen‘ral und Feldmarschall. Er tat sie recht instruieren, Wie man sollt‘ die Truppen führen Und den Feind recht greifen an. V Bei der Parol‘ tat er befehlen, Daß man sollt‘ die Zwölfe zählen, Bei der Uhr um Mitternacht. Da sollt‘ all‘s zu Pferd aufsitzen, Mit dem Feinde zu scharmützen, Was zum Streit nur hätte Kraft. VI Alles saß auch gleich zu Pferde, Jeder griff nach seinem Sehweite, Ganz still rückt‘ man aus der Schanz‘. Die Musketier‘ wie auch die Reiter Täten alle tapfer streiten: ‚s war fürwahr ein schöner Tanz! VII Ihr Konstabler auf der Schanzen, Spielet auf zu diesem Tanzen Mit Kartaunen groß und klein; Mit den großen, mit den kleinen Auf die Türken auf die Heiden, Daß sie laufen all‘ davon! VIII Prinz Eugenius auf der Rechten Tat als wie ein Löwe fechten, Als Gen‘ral und Feldmarschall. Prinz Ludewig ritt auf und nieder‘. Halt‘t euch brav, ihr deutschen Brüder, Greift den Feind nur herzhaft an! IX Prinz Ludewig, der mußt‘ aufgeben Seinen Geist und junges Leben, Ward getroffen von dem Blei. Prinz Eugen war sehr betrübet, Weil er ihn so sehr geliebet, Ließ ihn bring‘n nach Peterwardein. o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o |
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