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KAPITALISMUS UND VOLK:

Kommentierte Darstellung der §§ 243-248(mit Zusatz) der „Hegelschen Rechtsphilosophie“ von 1820. Ihre Bedeutung für die heutige Zeit. Wie wird die Entwicklung des Kapitalismus weitergehen?

Essai.

 

I: Einstimmung und Problemstellung - Der „Kapitalismus“ als „Historischer Säugling“. Darstellung des Phänomens der „Langen Dauer historischer Prozesse“ anhand der „Geschichte des Römischen Kaisertums“.

Historische Entwicklungen dauern in der Regel sehr lange, sind in sich oft höchst wandlungsfähig und man kann, da das menschliche Leben nun einmal beschränkt ist, niemals vollständig ihr „Zeit-Genosse“ sein, d.h. diese bewusst miterleben. Erst der Blick auf die „Geschichte“ klärt auf.(1)

Manche Menschen sind nun in ihrer jeweiligen historischen Epoche durchaus in der Lage, sinnvolle „Zukunfts-Szenarien“ zu beschreiben. Ob diese dann aber eintreffen, ist zum Zeitpunkt der Äußerung naturgemäß höchst ungewiss. Und wieder ist in genau diesem Zusammenhang die „Geschichtswissenschaft“ der Folgezeit letzten Endes das erste Instrument der Belehrung bzw. der „Erkenntnis“.

So ist etwa die Aussage Max Webers(1864-1920) aus 1905, dass der Kapitalismus schließlich nur noch „Fachmenschen ohne Geist“ und „Genussmenschen ohne Herz“ produzieren würde(2), heute keineswegs von der Hand zu weisen.

Der deutsche Soziologe Max Weber(1864-1920):

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Die obgenannten Phänomene der „Langen Dauer“ und der „Wandlungsfähigkeit“ historischer Entwicklungen spiegeln sich u.a. in der „Geschichte des Römischen Kaiser-Reiches“ wider, welche hier nun zur Einstimmung auf unsere Problemstellung in möglichst kurzer Form geschildert werden soll.

Der territoriale Ausgangspunkt war die altehrwürdige Stadt Rom, wo sich Octavianus(später „Augustus“) ab ca. 30 BC stückweise quasi absolute Macht aneignete. Hierbei erhob er seinen ermordeten Stiefvater Julius Caesar – dessen Namen er ja trug – in den Rang eines Gottes und wurde damit folglich selbst „Sohn eines Gottes“. Der Herrschaftstitel „Kaiser“ stammt also vom Eigennamen „Caesar“ ab.(3)

Octavianus: Der „Erste römische Kaiser“(Augustus).

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Offizielle Regierungszeit: 27 BC-14 AD.

Im Jahre 286 AD wurde von Kaiser Diokletian schließlich Rom als Regierungssitz abgeschafft, damit eine Pflanze von ihrer Wurzel getrennt. Rom kam fortan nur noch die Funktion einer „Ehren-Hauptstadt“ zu. Der Senat allerdings blieb bis zu seinem Ende dort. Die „Ewige Stadt“ soll in der Folgezeit(410 AD, 455 AD) von den sogenannten „Barbaren“ geplündert und geschändet werden.

Kaiser Konstantin hatte aber bereits 330 AD eine ganz neue Hauptstadt in der Mitte des Reiches namens „Konstantinopel“ gegründet, heute schlicht „Istanbul“ genannt. Dann wurde das Reich 395 AD endgültig in „Westrom“ und „Ostrom“ geteilt und die Hauptstadt des Westreiches war ebenso endgültig Ravenna.

Dort wurde Kaiser Romulus vom germanischen Heermeister Odoaker im Jahre 476 AD abgesetzt. Er sandte – gestützt allein auf das „Recht des Stärkeren“ – die „Westlichen Kaiser-Insignien“ zum Kaiser nach Konstantinopel mit dem Hinweis: „Hier wird kein Kaiser mehr gebraucht“. Odoaker nannte sich fortan „König von Italien“.

„Westrom“ ging damals aber insofern nicht unter, als sowohl Senat als auch Kaiserhof weiterexistierten. Hinsichtlich der Kaiser-Funktion haben wir es hier also lediglich mit einer Sedisvakanz zu tun. Und dies für fast acht Jahrzehnte(!): Erst im Jahre 554 AD schaffte Kaiser Justinian der Große den westlichen Hof ab. Schon 542 AD hatte er dem Senat – welchem ja die Ernennung des Kaisers grundsätzlich oblag – mit der Abschaffung des Konsulates einen harten Schlag versetzt.(4) Aber erst um 600 AD ging der weströmische Senat endgültig unter, also ca. 125 Jahre(!) nach Absetzung des Kaisers Romulus.

König Odoaker, der in Ravenna sein eigenes Regime abseits des Senates führte, wurde nach der Absetzung des Kaisers Romulus vom Ostkaiser als eine Art „Statthalter“ anerkannt. Auch in dieser Hinsicht wurden also die Verbindungslinien zur Vergangenheit vorerst nicht durchtrennt.

Dann kam der Ostgote „Theoderich der Große“ nach Italien: Auch er regierte in Ravenna als König und „Statthalter des Kaisers“ abseits des Senates.

Dann kamen die „Ost-Römer“(griech. „Rhomaioi“) unter Justinian dem Großen(s.o.) nach langem und brutalem Krieg(535-554 AD) nach Italien, also zu ihrem „historischen Ursprung“, zurück.

Dann kamen ab 568 AD die „Langobarden“ sozusagen als „Freie Illegale“ und paralysierten in der Folge die „Oströmische Provinz Italien“ politisch. Wie oben bereits gesagt, ging der Senat sodann um 600 AD unter. Diese Geschichte war damit also beendet.

Und dann wurde Karl der Große im Jahre 800 AD vom Papst(= „Pontifex Maximus“) zum „Westlichen Kaiser“ gekrönt: Gemessen am bisher üblichen Procedere war dies zwar illegal, dafür aber historisch wirksam.(5) Trotz des Protestes des Ostkaisers blieb Karl „Kaiser“.(6)

Mit dieser Kaiserkrönung war eigentlich bereits der Grundstein für das „Deutsche Kaisertum“ gelegt, wenngleich erst Otto der Große als „Erster Deutscher Kaiser“ gilt. Wie einst Karl ließ auch er sich vom Papst krönen, und zwar im Jahre 962 AD. Dieses „Deutsche Kaisertum“ hatte schließlich nach kurzer Stillegung zwischen 1806 und 1871 Bestand bis zum Jahre 1918.(7)

Hätte man Kaiser Augustus die oben dargestellten Entwicklungen einst weisgesagt, er hätte kein Wort davon geglaubt. Und die Geschichte ging weiter!

Auch folgende Entwicklungen waren aus antiker Perspektive überhaupt nicht vorhersehbar bzw. überhaupt vorstellbar: Als im Jahre 1453 Konstantinopel, das „Zweite Rom“, von den Osmanen erobert wurde, wanderte die dortige Kaiserwürde nach Rußland, Moskau wurde damit zum „Dritten Rom“. Aus „Caesar“ wurde „Zar“. Dieses Kaisertum zerbrach schließlich im Zuge der Revolution von 1917.(8)

Besonders bemerkenswert aber ist, dass auch der Osmanische Sultan die „Römische Kaiserwürde“ übernahm: Dass er Muslim war, spielte hierbei keinerlei Rolle, genausowenig wie einst der Umstand, dass Kaiser Konstantin „Christ“ wurde, sich damit also vom heidnischen Glauben seines „Ur-Vaters Augustus“ lossagte, irgendeine Rolle gespielt hatte.

Dass dieses „Osmanisch-römische Kaisertum“ keineswegs nur graue Theorie war, zeigt der Umstand, dass Berlin und Wien den Sultan im diplomatischen Verkehr mit „Kaiserliche Majestät“ anzusprechen pflegten.(9) Dieses Kaisertum zerfiel schließlich Ende 1922 mit dem Sturz von Mehmed VI.

Mehmed VI. – Der „Letzte Römische Kaiser der Weltgeschichte“.

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Mit diesem Erlöschen des „Osmanischen Kaisertums“ erlosch gleichzeitig auch der historisch letzte Ausläufer des Phänomens „Römisches Kaisertum“, welches ungefähr 2000 Jahre(!) existierte und – wie gezeigt werden konnte – größten Wandlungen unterworfen war.

Der Kapitalismus hingegen ist nicht einmal 300 Jahre alt(!), also in der Tat als „Historischer Säugling“ zu begreifen, der Begriff „Spätkapitalismus“ somit (vorerst) abzulehnen.(10) In seiner grundlegenden Substanz ist er – ähnlich wie das „Römische Kaisertum“ – zwar unwandelbar, seine Erscheinungsformen haben sich jedoch seit seiner Existenz bereits mehrmals gewandelt. Und es ist davon auszugehen, dass dieser Prozess weitergehen wird.

Genauso wie es für Kaiser Augustus völlig undenkbar war, dass eine Stadt namens „Moskau“ einst zum „Dritten Rom“ werden würde, so sind für uns die zukünftigen Wandlungen des Kapitalismus nicht abschätzbar. Dennoch sollen hier aus heutiger Perspektive einige Möglichkeiten eines zukünftigen Wandels erörtert werden.

Dass einst die Natur der allergrößte Feind des Kapitalismus sein wird, können wir bereits an dieser Stelle mit größter Gelassenheit feststellen. Und er wird in diesem Krieg völlig ohnmächtig sein: Terroristen kann man jagen, das Volk kann man überwachen und unterdrücken, sind aber erst die Ressourcen der Erde aufgebraucht bzw. vernichtet, dann wird es auch keinen Kapitalismus mehr geben.

In diesem Sinne formulierte Max Weber bereits im Jahre 1905: Der Kapitalismus, der das Leben aller mit überwältigendem Zwang bestimmt, wird nur so lange existieren „… bis der letzte Zentner fossilen Brennstoffs verglüht ist“(11). Aus heutiger Sicht könnte man hinzufügen: „…bis das letzte Atomkraftwerk explodiert ist“.

Hier soll uns aber nicht das Verhältnis „Kapitalismus und Natur“ interessieren, sondern das Verhältnis „Kapitalismus und Volk“. Diesbezüglich publizierte im Jahr 1820(bzw. 1821)(12) – also zu einer Zeit, als der Kapitalismus im Deutschen Raum noch gar nicht ausgebrochen war – der bis heute renommierte Philosoph Georg Hegel(1770-1831) in seiner „Rechtsphilosophie“ einige interessante (und auch politisch einflussreiche) Thesen, welche hier einerseits wiedergegeben, andererseits erläutert und diskutiert werden sollen.

Auf diese Ausführungen vorgreifend ist schon jetzt festzustellen: Hinsichtlich einer endgültigen Lösung des Problems „Kapitalismus und Volk“ treten wir (mindestens) seit 1820(!) eigentlich auf der Stelle. Und genau darin liegt auch die Bedeutung der entsprechenden Hegelschen Thesen für das Heute: Im Grunde hat sich nichts wirklich Entscheidendes bewegt. Man müsste schon sozialdemokratischer Politiker(auf Wahlkampftour) sein, um hier das Gegenteil zu behaupten.

Wie sehr wir auf der Stelle treten, zeigt sich übrigens konkret daran, dass erst unlängst wieder die alten Zöpfe „Maschinensteuer“(Österreichs Bundeskanzler Kern im Juni 16) und „Grundeinkommen“(Schweiz, ungefähr zur selben Zeit) aufgewärmt wurden. Mit diesen Fragen hat sich – nota bene – bereits Hegel grundlegend auseinandergesetzt.

Im nächsten Abschnitt sollen zunächst einmal Biographie und Denkweise Hegels kurz beleuchtet werden.

 

II: Georg W.F. Hegel(1770-1831). Biographisches. Seine Dialektik.

Hegel war schwäbischer Beamtensohn, geistig höchst talentiert, aber immer ein schlechter Redner.(13)

Er war Erzieher, Lehrer, seit 1818 Professor an der Universität Berlin. Seine Gedanken brachte er nur auf höchst umständliche Weise zu Papier, weshalb „Verstehen“ und erst recht „Übersetzung“ immens erschwert werden. Genauso verhält es sich übrigens mit dem Einleitungssatz des berühmten Gedichtes „The Raven“ von Edgar Allan Poe: „Once upon a midnight dreary…“ - bedeutet auf Deutsch genau was?

Hegel bei einer Vorlesung in Berlin:

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„… die größte Frechheit im Auftischen baaren Unsinns, im Zusammenschmieren sinnleerer, rasender Wortgeflechte, wie man sie bis dahin nur in Tollhäusern vernommen hatte, trat … endlich in Hegel auf …“, schreibt Arthur Schopenhauer(1788-1860) in seinem Werk „Die Welt als Wille und Vorstellung“.

Er war hinsichtlich der „Französischen Revolution“ ursprünglich „Jakobiner“, später Glühender Verehrer Napoleons, später einfach nur noch „bürgerlich“.

Er verhielt sich höchst grausam gegenüber seinem unehelichen Sohn Ludwig, welcher im Sommer 1831 als Berufssoldat in Indonesien jämmerlich an einer Seuche verschied. Er selbst soll ihm – und alles erinnert an eine Griechische Tragödie – im Herbst dieses Jahres ins Reich der Toten nachfolgen…

Hegel dürfte letzten Endes das gewesen sein, was man in Bayern „Z‘trennter Bettschlapfm‘“ nennt: Ein grundsätzlich gehemmter, problematischer, wenig ansehnlicher Mensch.

Georg Hegel(1770-1831):

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Ein „Z’trennter Bettschlapfm“.

Seine Philosophie – von Arthur Schopenhauer wie von Karl R. Popper grundsätzlich geringgeschätzt, um nicht zu sagen verachtet – ging vom alten dialektischen Grundsatz aus: „Gegensätze“ dürfen kein „Hinderungsgrund“ für „Fortschritt“ sein. Jede Philosophie, welche nicht mit „Gegen-Sätzen“ umzugehen wisse, sei wertlos. Die „Geschichte“ stehe grundsätzlich im „Zeichen der Vernunft“ und besitze im „Idealen Staat“, in welchem es keinerlei „Wider-Spruch“ mehr gibt, ihr „Absolutes Ende“.

Arthur Schopenhauer(1788-1860) und Karl R. Popper(1902-1994): Zwei große Feinde Hegels.

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Inwiefern Hegel mit dieser Sicht der Dinge „anti-aufklärerisch“ ist, bleibt im Grunde eine offene Frage. Für Popper zumindest steht fest, dass diese politisch prekär sei, da sie zum „Totalitarismus“ einlade. Dasselbe gelte auch für das Szenario der „Klassenlosen Gesellschaft“, welches Karl Marx auf der Grundlage der Dialektischen Denkstruktur Hegels als „Ende der Geschichte“ entwickelte.(14)

Wie sieht diese Hegelsche Dialektik nun aus, wie werden in der „Wirklichkeit“ vorfindbare „Gegensätze“ philosophisch verarbeitet?

Diese „Gegensätze“ werden nach Hegel „aufgehoben“, und zwar auf folgende Weise:

„Aufhebung“/“Aufheben“ im Sinne von

a)     Beseitigen.

b)    Aufbewahren.

c)     Auf höherer Ebene lebendig halten.

Ein Beispiel:

These: Das Nichts.

Antithese: Das Sein.

Synthese: Das Werden –

Diese Synthese wird, da die „Geschichte“ ja (vorerst) fortschreitet, selbst zur „These“ und der „Dialektische Prozess“(= Die „Geschichte“) geht bis zu seinem „Ende“(s.o.) weiter.

Strukturmodell zur Hegelschen Dialektik:

Copyright: Elmar Oberegger

Popper(a.a.O.) konnte dieser Denkweise wie gesagt gar nichts abgewinnen und rückte sie sogar in die Nähe eines Zaubertricks. Es sei dem Leser dieser Zeilen aber selbst überlassen, ein Urteil zu fällen.

 

III: § 243 – Der Kapitalismus ist „sich selbst Zweck“, also keine „Wohlfahrts-Institution“ und produziert somit „naturgemäß“ Armut im Volk.

Hegel hat das Verhängnis des Kapitalismus in der Tat sehr gut erkannt, wenn er feststellt:

„Wenn die bürgerliche Gesellschaft sich in ungehinderter Wirksamkeit befindet, so ist sie innerhalb ihrer selbst in fortschreitender Bevölkerung und Industrie begriffen. Durch die Verallgemeinerung des Zusammenhangs der Menschen durch ihre Bedürfnisse und der Weisen, die Mittel für diese zu bereiten und herbeizubringen, vermehrt sich die Anhäufung der Reichtümer – denn aus dieser gedoppelten Allgemeinheit wird der größte Gewinn gezogen – auf der einen Seite, wie auf der andern Seite die Vereinzelung und Beschränktheit der besonderen Arbeit und damit die Abhängigkeit und Not der an diese Arbeit gebundenen Klasse, womit die Unfähigkeit der Empfindung und des Genusses der weiteren Freiheiten und besonders der geistigen Vorteile der bürgerlichen Gesellschaft zusammenhängt“.

 

IV: § 244 – Die entstandene Armenschicht verkommt sozusagen als „Volksmäßiger Ausschuss“ in moralischer Hinsicht. Entstehung des „Pöbels“.

Die durch den Kapitalismus naturgemäß ausgelöste „Allgemeine Wirtschaftskrise“ ist, wie Hegel klar erkennt, nicht nur eine „Wirtschafts-Krise“, sondern gleichzeitig auch eine Kollektive psychische und soziale Krise. Der verarmte Mensch steigt somit intellektuell und moralisch ab:

„Das Herabsinken einer großen Masse unter das Maß einer gewissen Subsistenzweise, die sich von selbst als die für ein Mitglied der Gesellschaft notwendige reguliert – und damit zum Verluste des Gefühls des Rechts, der Rechtlichkeit und der Ehre, durch eigene Tätigkeit und Arbeit zu bestehen –, bringt die Erzeugung des Pöbels hervor, die hinwiederum zugleich die größere Leichtigkeit, unverhältnismäßige Reichtümer in wenige Hände zu konzentrieren, mit sich führt“.

 

V: § 245 – „Sozialhilfe“ oder „Staats-Betriebe“ als Lösung? Dagegen sprechen sowohl moralische als auch materielle Gründe.

Hegel erörtert hier nun erstmals die Frage, wie die Reichere Klasse mit der durch sie selbst ausgelösten und naturgemäß aufrechterhaltenen Krise umgehen soll. Soll man den Pöbel einfach „durchfüttern“ oder ihm auf künstliche Weise(Staatsbetriebe) „Arbeit“ geben? Genau diese Fragen waren und sind im Kapitalismus bis heute(!) höchst aktuell. Für Hegel erscheinen aber beide Methoden als untauglich:

„Wird der reicheren Klasse die direkte Last aufgelegt, oder es wären in anderem öffentlichen Eigentum (reichen Hospitälern, Stiftungen, Klöstern) die direkten Mittel vorhanden, die der Armut zugehende Masse auf dem Stande ihrer ordentlichen Lebensweise zu erhalten, so würde die Subsistenz der Bedürftigen gesichert, ohne durch die Arbeit vermittelt zu sein, was gegen das Prinzip der bürgerlichen Gesellschaft und des Gefühls ihrer Individuen von ihrer Selbständigkeit und Ehre wäre; oder sie würde durch Arbeit (durch Gelegenheit dazu) vermittelt, so würde die Menge der Produktionen vermehrt, in deren Überfluß und dem Mangel der verhältnismäßigen selbst produktiven Konsumenten gerade das Übel besteht, das auf beide Weisen sich nur vergrößert. Es kommt hierin zum Vorschein, daß bei dem Übermaße des Reichtums die bürgerliche Gesellschaft nicht reich genug ist, d.h. an dem ihr eigentümlichen Vermögen nicht genug besitzt, dem Übermaße der Armut und der Erzeugung des Pöbels(= Hervorhebungen d.Verf.) zu steuern. Diese Erscheinungen lassen sich im großen an Englands Beispiel studieren, sowie näher die Erfolge, welche die Armentaxe, unermeßliche Stiftungen und ebenso unbegrenzte Privatwohltätigkeit, vor allem auch dabei das Aufheben der Korporationen gehabt haben. Als das direkteste Mittel hat sich daselbst (vornehmlich in Schottland) gegen Armut sowohl als insbesondere gegen die Abwertung der Scham und Ehre, der subjektiven Basen der Gesellschaft, und gegen die Faulheit und Verschwendung usf., woraus der Pöbel hervorgeht, dies erprobt, die Armen ihrem Schicksal zu überlassen und sie auf den öffentlichen Bettel anzuweisen“.

Satireplakat „Ein braver Arbeiter“(Wien 1848):

Aus: E.Violand, Die soziale Geschichte der Revolution in Österreich 1848(Hrsg. v. W.Häusler, Wien 1984), 129.

Während der Revolution von 1848 wurde in Wien „Arbeit“ mittels der Durchführung eigentlich sinnloser „Erdarbeiten“ erfunden. Dies rief so manchen Kritiker auf den Plan. Der Text zu obiger Karikatur: „Is‘ dös a schlechte Zeit! Nur 24 Kr. CM Lohn! Do brauch‘ I in der Früh 4 Kr. Branntwein, Mittagmahl 12 Kr., Tabak 8 Kr., macht 24 Kr., wo bleibt da das Abend-Vergnügen! Es is‘ zum Dreinschlagen!“ Äußerungen dieser Art hörten wir in Österreich einst auch von manchen Leuten, die unter Kreisky bei VÖEST, Post oder Eisenbahn beschäftigt waren. Die Definition von „genug“ scheint aber überhaupt ein allgemeines Problem zu sein.

 

VI: § 246 – Der erste Teil des Rahmens für die Lösung der Krise wird konstruiert. Der Kapitalismus ist expansiv, also „internationalistisch“ orientiert. Das Stichwort ist „Globalisierung“.

Der nationale Rahmen sei letztlich zu eng für den Kapitalismus, er sei vielmehr internationalistisch orientiert, also auf „Globalisierung des Handels“ aus. Diese Entwicklung wurde besonders seit dem Zusammenbruch des Ostblocks forciert, nicht die Welt änderte sich, sondern sie wurde geändert. Hegel zu diesem Thema:

„Durch diese ihre Dialektik wird die bürgerliche Gesellschaft über sich hinausgetrieben, zunächst diese bestimmte Gesellschaft, um außer ihr in anderen Völkern, die ihr an den Mitteln, woran sie Überfluß hat, oder überhaupt an Kunstfleiß usf. nachstehen, Konsumenten und damit die nötigen Subsistenzmittel zu suchen“.

 

VII: § 247 – Der zweite Teil des Rahmens für die Lösung der Krise wird konstruiert. Meer-Beherrschung als erste Grundlage der „Globalisierung“.

Die Grundlagen der „Globalisierung“ sind für Hegel einerseits das Meer, andererseits die Schiffahrt. Wenn ein Volk bzw. eine Nation beides nicht nütze, würde es letzten Endes einem vielschichtigen Marasmus ausgesetzt. Die Inder etwa erkennt Hegel vor diesem Hintergrund als „Verdumpftes Volk“:

„Wie für das Prinzip des Familienlebens die Erde, fester Grund und Boden, Bedingung ist, so ist für die Industrie das nach außen sie belebende natürliche Element das Meer. In der Sucht des Erwerbs, dadurch, daß sie ihn der Gefahr aussetzt, erhebt sie sich zugleich über ihn und versetzt das Festwerden an der Erdscholle und den begrenzten Kreisen des bürgerlichen Lebens, seine Genüsse und Begierden, mit dem Elemente der Flüssigkeit, der Gefahr und des Unterganges. So bringt sie ferner durch dies größte Medium der Verbindung entfernte Länder in die Beziehung des Verkehrs, eines den Vertrag einführenden rechtlichen Verhältnisses, in welchem Verkehr sich zugleich das größte Bildungsmittel und der Handel seine welthistorische Bedeutung findet. Daß die Flüsse keine natürlichen Grenzen sind, für welche sie in neueren Zeiten haben sollen geltend gemacht werden, sondern sie und ebenso die Meere vielmehr die Menschen verbinden, daß es ein unrichtiger Gedanke ist, wenn Horaz sagt (Carmina I, 3): ‚Deus abscidit Prudens Oceano dissociabili Terras‘ zeigen nicht nur die Bassins der Flüsse, die von einem Stamme oder Volke bewohnt werden, sondern auch z.B. die sonstigen Verhältnisse Griechenlands, Ioniens und Großgriechenlands, der Bretagne und Britanniens, Dänemarks und Norwegens, Schwedens, Finnlands, Livlands usf. vornehmlich auch im Gegensatze des geringeren Zusammenhangs der Bewohner des Küstenlandes mit denen des inneren Landes. Welches Bildungsmittel aber in dem Zusammenhange mit dem Meere liegt, dafür vergleiche man das Verhältnis der Nationen, in welchen der Kunstfleiß aufgeblüht ist, zum Meere mit denen, die sich die Schiffahrt untersagt haben und, wie die Ägypter, die Inder, in sich verdumpft und in den fürchterlichsten und schmählichsten Aberglauben versunken sind, und wie alle großen, in sich strebenden Nationen sich zum Meere drängen“.

 

VIII: § 248 (mit Zusatz) – Die Lösung der Krise besteht in der Entfernung des Pöbels als Kapitalistisches Abfallprodukt aus dem Mutterland durch „Systematische Kolonisation“. Damit „Veredelung“ und „Politische Instrumentalisierung“ desselben.

„Dieser erweiterte Zusammenhang bietet auch das Mittel der Kolonisation, zu welcher – einer sporadischen oder systematischen – die ausgebildete bürgerliche Gesellschaft getrieben wird und wodurch sie teils einem Teil ihrer Bevölkerung in einem neuen Boden die Rückkehr zum Familienprinzip, teils sich selbst damit einen neuen Bedarf und Feld ihres Arbeitsfleißes verschafft“.

Zusatz:

Die bürgerliche Gesellschaft wird dazu getrieben, Kolonien anzulegen. Die Zunahme der Bevölkerung hat schon für sich diese Wirkung, besonders aber entsteht eine Menge, die die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nicht durch ihre Arbeit gewinnen kann, wenn die Produktion das Bedürfnis der Konsumption übersteigt. Sporadische Kolonisation findet besonders in Deutschland statt. Die Kolonisten ziehen nach Amerika, Rußland, bleiben ohne Zusammenhang mit ihrem Vaterlande, und gewähren so diesem keinen Nutzen. Die zweite und ganz von der ersten verschiedene Kolonisation ist die systematische.(= Hervorhebungen d.Verf.) Sie wird von dem Staate veranlasst, mit dem Bewusstsein und der Regulierung der gehörigen Weise der Ausführung. Diese Art der Kolonisation ist vielfältig bei den Alten, und namentlich bei den Griechen vorgekommen, bei denen harte Arbeit nicht die Sache des Bürgers war, dessen Thätigkeit vielmehr den öffentlichen Dingen sich zuwendete. Wenn nun die Bevölkerung so anwuchs, daß Noth entstehen konnte für sie zu sorgen, dann wurde die Jugend in eine neue Gegend geschickt, die Theils besonders gewählt, Theils dem Zufall des Findens überlassen war. In den neueren Zeiten hat man den Kolonien nicht solche Rechte, wie den Bewohnern des Mutterlandes zugestanden, und es sind Kriege und endlich Emancipationen aus diesem Zustande hervorgegangen, wie die Geschichte der englischen und spanischen Kolonien zeigt. Die Befreiung der Kolonien erweist sich selbst als der größte Vortheil für den Mutterstaat, so wie die Freilassung der Sklaven als der größte Vortheil für den Herrn“.

Anzumerken ist hierzu, dass sich die hier vorgenommene Bewertung der Frage der „Emancipationen“, d.h. der Unabhängigkeit vom Mutterland, offensichtlich nicht auf das Plädoyer für eine „Systematische Kolonisation“ reimt. Denn unabhängige Kolonien haben für das Mutterland genausowenig Nutzen wie eine „Sporadische Kolonisation“.

Ferner kann sich der dauerhafte Erwerb überseeischer Kolonien durch hochentwickelte Schiffahrt hier nur auf die klassischen Seefahrer-Nationen – unter denen Großbritannien schließlich turmhoch herausragte – beziehen, nicht aber auf den Deutschen Raum, welcher 1820 noch nicht staatlich organisiert war. Das „Deutsche Reich“ entstand bekanntlich erst 1870/71 und kam somit hinsichtlich der Aneignung überseeischer Kolonien, welche sich für massenhafte Auswanderung des „Pöbels“ geeignet hätten, bereits viel zu spät. Doch schon lange zuvor gab es das Interesse, sich „Lebensraum im Osten“ anzueignen. Legitimierbar war diese Methode nicht zuletzt durch Hegels oben referierte These:

„Systematische Kolonisation“ ist das einzige Mittel(!) gegen das durch den „Kapitalismus“ ausgelöste, sozio-ökonomische Missverhältnis(= „Kapitalistische Krise“).

 

IX: Hegel und das politische Konzept „Deutscher Lebensraum im Osten“. Am Ende standen Vernichtungskrieg, Völkermord und Scham.

Wir können feststellen, dass Hegel jene Krise, welche der Kapitalismus naturgemäß immer und überall verursacht, sehr treffend erkannt hat. Und dies zu einer Zeit, als dieser im Deutschen Raum noch nicht einmal existierte. Festzuhalten ist, dass diese Krise bis heute nicht endgültig gelöst ist.

Hegels Lösungsvorschlag selbst wirkt nun ziemlich enttäuschend: Ein Intellektueller, welcher der „Aufklärung“ entsprungen ist und sich dieser auch offen verpflichtet fühlt, plädiert für die Anwendung eines höchst simplen, ja sogar barbarisch-primitiv anmutenden Mittels, nämlich der „Systematischen Kolonisation“, welcher immerhin ein „Landraub“(wenn nicht zusätzlich sogar ein „Völkermord“) vorangestellt sein muss. Ein sehr gutes und anschauliches historisches Beispiel stellen in diesem Zusammenhang übrigens die USA dar.(15)

Hegel war aber Philosoph(= in seinem Sinn „Denkender Beobachter“ der Welt) und kein Politiker, schon gar kein „Politischer Scharfmacher“. Seine Rede plätschert eben so dahin, ist aber keineswegs harmlos, sondern lädt in der Tat zur Formulierung ganz ungeheuerlicher politischer Konzepte ein.

Otto v.Bismarck(1815-1898) hatte Österreich in der Königgrätzer Schlacht(1866) zwar ganz entscheidend geschlagen, blieb aber dennoch in territorialpolitischer Hinsicht höchst zurückhaltend:(16)

Er hätte dem Gegner das wirtschaftsmächtige Böhmen entreißen können. Oder er hätte sich durch entsprechende Gebiets-Annexionen eine Schneise bis zu den Adriahäfen Triest und Pula bahnen können. Damit hätte das spätere „Deutsche Reich“ via Hamburg sowohl einen Zugang zum Atlantikverkehr, als auch via Triest einen direkten Zugang zum Mittelmeer und damit vorerst bis zum Nahen Osten besessen. 1869 wurde dann bekanntlich der Suez-Kanal eröffnet.

Otto v.Bismarck(1815-1898):

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Vorsichtiger Begründer des „Deutschen Reiches“(1870/71).

Doch Bismarck strebte grundsätzlich einen ethnisch möglichst homogenen Staat an, und somit wären ihm die Slawen und Italiener in den Annexionsgebieten ungelegen gekommen. Darüberhinaus wollte er die potentiell feindlichen Großmächte nicht provozieren.

Vor allem aber ignorierte er „Den Osten“, unterließ also eine Annexion Galiziens und Ungarns und behauptete, „Österreich“ sei dazu bestimmt, die dortigen „Deutschen Interessen“ zu sichern. Mit dem „Österreichisch-ungarischen Ausgleich“ von 1867 erfuhr dieses Konzept eine zusätzliche politische Schwächung.

Bismarcks „Ost-Politik“ war geradezu prädestiniert dafür, Widerspruch zu provozieren: Schon im Jahre 1848, als im Deutschen Raum die „Modernen Zeiten“ langsam heraufdämmerten, hatte Carl F.W. Jordan(1819-1904) in der Frankfurter Paulskirche klar festgehalten, dass die „Zukunft Deutschlands“ im „Osten“ liege. Georg Waitz(1813-1886) – übrigens ein Freund des Hegel-Sohnes Karl(1813-1901) – stimmte hier mit ihm 1860 überein.(17)

Carl F.W. Jordan(1819-1904):

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1848 stellte er in der Paulskirche fest, dass Deutschlands Zukunft „im Osten“ liege.

Bismarck annektierte bei der Reichsgründung von 1870/71 dann noch Elsaß-Lothringen und verkündete, dass „Deutschland“ von nun an „gesättigt“ sei. Auf „Abenteuer“ wollte er sich nicht einlassen, „Das Reich selbst“ war ihm bereits Abenteuer genug.(18) Und fortan kämpfte er mit der Angst, der von ihm erreichte „Souveräne Deutsche Staat“ könnte irgendwann zerstört werden. Verstanden wurde er damals nur von wenigen. Doch seine „Angst“ war – wie man später sah – berechtigt.

Sowohl dem Erwerb überseeischer Kolonien als auch einer „Neuen Ostpolitik“ schien seit der „Großen These der Sättigung“ von 1870/71 ein unbeweglicher Riegel vorgeschoben. Auf beiden Seiten aber gab es politische Interessenten.

Dem Wunsch nach Übersee-Kolonien gab Berlin aber schließlich nach. Und von allen, die „Neuen Lebensraum im Osten“ wollten, wurde dieses politische Konzept sofort als „jüdisch“ diffamiert, diene es doch nur dem reinen Geld-Erwerb. Für das Deutsche Volk selbst sei die „Ost-Kolonisation“ wichtiger. Dort sei es endlich in der Lage, in sozio-ökonomischer Hinsicht „tief durchzuatmen“.

Der „Osten“ solle für das „Deutsche Reich“ das sein, was der „Westen“ für die USA war. Die „West-Kolonisation“ hatte sich dort bereits in den 1840er-Jahren abgespielt, die – übrigens von keiner Supermacht jemals gestörten(!) – „Indianerkriege“ gingen sodann im Jahr 1890 zuende.

Vor obigem Hintergrund ist auch die politische Forderung des deutschen Gelehrten Paul Bötticher(1827-1891) alias „Paul DeLagarde“ aus 1875 zu betrachten.(19) Das „Deutsche Reich“ müsse zur Entfaltung seines Volkes:

Paul Bötticher alias Paul DeLagarde(1827-1891):

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1)    Eine „Neue Westgrenze“ von Luxemburg bis Belfort herstellen.

2)    Eine „Neue Ostgrenze“ von der Memel bis zum Schwarzen Meer herstellen.

3)    Triest erwerben und seinen Blick auf Kleinasien werfen.

In den Jahren 1897 und 1901 legte sodann der Zoologe und Geograph Friedrich Ratzel(1844-1904) zwei Bücher vor, in denen das Thema „Lebensraum“ mittels „Darwinistischer Methode“ erörtert wurde.(20) Es ging hier also schlicht um das Thema „Völkischer Verdrängungswettbewerb“. Und wenn man weiß, dass Ratzel einflussreiches Mitglied des expansionistisch-pangermanisch-militaristisch-nationalistisch-rassistisch orientierten „Alldeutschen Verbandes“(Slogan nota bene: „Deutschland, wach‘ auf“!) war, dann weiß man, woher hier der Wind blies.(21)

Friedrich Ratzel(1844-1904):

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Ende des Ersten Weltkrieges erlangte das Deutsche Reich nach dem Friedensschluß von Brest-Litowsk im Osten in der Tat eine bedeutende territoriale Machtstellung, musste diese jedoch nach der Kapitulation von 1918 wieder aufgeben.(22)

Karl Haushofer(1869-1946) – Weltkriegsveteran und Schüler Ratzels(s.o.) – habilitierte sich im Jahr 1919 an der Universität München und wurde 1921 Professor.(23) Ratzels Theorie(s.o.) blieb also gewissermaßen „Höherer Deutscher Lehrstoff“ und war damit keineswegs Gesprächsstoff des „Düsteren politischen Hinterzimmers“. Haushofer freundete sich alsbald mit seinem Studenten Rudolf Hess(1894-1987) an, welcher alsbald sein „Schüler“ und „Assistent“ wurde. Doch Hess soll schließlich der politischen Karriere, und nicht der „Wissenschaft“ den Vorzug geben.

Prof. Dr. Karl Haushofer und sein Assistent Rudolf Hess:

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Bedeutsam für unseren Zusammenhang ist ganz zweifellos das Jahr 1926:

Damals erschien einerseits der Roman „Volk ohne Raum“ von Hans Grimm(24), andererseits der zweite Band des Buches „Mein Kampf“ von Adolf Hitler, wo dieser seine politischen Ziele offenlegte. Grimm soll übrigens zum Lieblingsautor Hitlers werden.

Adolf Hitler(1889-1945):

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Hitler distanziert sich in diesem Zweiten Band von „Mein Kampf“ – eigentlich ganz ohne konkrete politische Not(!) – von der Deutschen Kolonialpolitik vor 1914/18 und schreibt auf Seite 742, eigentlich ganz im Trend der Zeit(!) stehend: Wir National-Sozialisten ziehen

„…bewußt einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Rußland und die ihm untertanen Randstaaten denken“.

Durchaus im Sinne Hitlers formulierte „Der Stahlhelm“, ein Bund ehemaliger Frontsoldaten(25), in einer Botschaft vom Mai 1927 folgende Sätze:

„Die wirtschaftliche und soziale Not unseres Volkes ist verursacht durch den Mangel an Lebens- und Arbeitsraum. Der Stahlhelm unterstützt jede Außenpolitik, welche dem Bevölkerungsüberschuß Siedlungs- und Arbeitsgebiete eröffnet und welche die kulturelle, wirtschaftliche und politische Verbindung dieser Gebiete mit dem Kern- und Mutterland lebendig erhält. Der Stahlhelm will nicht, daß das durch seine Not in Verzweiflung getriebene deutsche Volk Beute und Brandherd des Bolschewismus wird“(26).

Doch der Riegel in Richtung „Neuer Ostpolitik“ war 1927 noch mehr versperrt als 1870/71: Nicht nur das offizielle Berlin war dagegen, sondern vor allem die Siegermächte.

Interessant am obigen Zitat ist aber, dass es sich offen mit der Frage der „Systematischen Kolonisation“(Hegel) beschäftigt und zusätzlich noch mit der Frage der „Politischen Orientierung des Pöbels“ – Eine solche hatte Hegel dem „Pöbel“ einst nicht einmal zugestanden, ja, eine solche nicht einmal für möglich gehalten(s.o.).

Damit, dass eine Fremde Macht – oben wird ganz offensichtlich die UdSSR konkret angesprochen – den „Pöbel“ in einem anderen Land ferner politisch instrumentalisieren und vielleicht zum „Bewaffneten Umsturz“ verleiten könnte, hat Hegel in seinem historisch frühen Überblick noch nicht gerechnet.

Jedenfalls bedeutete der im obigen Zitat ausgedrückte „Anti-Kommunismus“ zumindest ein „Besonderes Verhältnis zum Kapitalismus“, wenn nicht sogar eine „Freundschaft zum Kapitalismus“. Man stimmte mit Hegel überein: „Systematische Kolonisation“ sei die Lösung der Krise.

Und Hitler nahm das alles in sein ganz eigenartiges politisches Konzept auf, welches bis heute offiziell „National-Sozialismus“ genannt wird:

1)    Er selbst war ganz zweifellos „Anti-Kommunist“ und dennoch „Einfacher Mann des Volkes“. Kein Mann von adeliger Abstammung, kein ehemaliger Weltkriegs-General, sondern ein „Einfacher Gefreiter“. Aus kapitalistischer Sicht konnte allein schon damit die damalige „Sucht des Volkes“(Hegel: „Pöbel“) nach „Politischer Selbstbestimmung“ befriedigt werden. Ein Trugbild.

2)    Hitler war in erster Linie „Rassist“ und somit nicht „Nationalist“, denn der Rassismus(„Arier“, „Weiße Rasse“) ist international ausgerichtet.(27) Der durch ihn forcierte Antisemitismus wurde für das Volk zum (billigen) „Klassenkampf-Ersatz“. Der „Arische Kapitalist“ konnte also ruhig schlafen. Hitlers Rassismus manifestierte sich aber nicht nur bezüglich des Holocaust oder des Vernichtungskrieges im Osten, sondern auch hinsichtlich der Südtirol-Frage: Alter deutscher Boden wurde ziemlich leichtfertig aufgegeben, dessen „Rassischer Inhalt“ jedoch sollte durch flächendeckende Umsiedlung der Bewohner bewahrt werden. So agiert kein Deutscher Nationalist. Ebenso wäre diesem die Idee, dass die Engländer aus rein rassischen Gründen eigentlich „Freunde“ sein müssten(!), völlig fremd gewesen. Großbritannien war für jeden Deutschen Nationalisten nun einmal der Erzfeind.

3)    Dass Hitler insofern kein „Sozialist“ war, als er „Behinderte Volksgenossen“ zum Wohle des Gesamtvolkes massenhaft umbringen ließ, steht ebenso fest. Den Kapitalismus störte das eigentlich überhaupt nicht.

4)    Dass Hitlers „Volks-Gemeinschaft“ ein durch den Sozial-Darwinismus hin- und hergebeutelter Haufen war, störte den Kapitalismus keineswegs. Vielmehr begegneten sich hier „Kapitalismus“, dessen Wesen ja die „Konkurrenz“ ist, und „National-Sozialismus“ auf ganz treffliche Weise.

Hitlers Programm hätte angesichts der Realität also treffender „Internationalistischer Asozialismus“ und nicht „National-Sozialismus“ genannt werden sollen.

Hitler war jedenfalls für den Deutschen Kapitalismus kein wirklicher Feind, sondern eher ein Freund.

Und er wollte die UdSSR militärisch bezwingen, um für das „Deutsche Volk“ den schon so lange ersehnten(s.o.) „Lebensraum im Osten“ zu gewinnen. Der Kapitalismus gab ihm hierfür die Waffen bzw. musste diese am Ende irgendwie hervorbringen.

Das tragische Abenteuer begann 1941 und endete im Jahr 1945:(28) Aufgrund seines Rassismus konnte in Hitler nie der Gedanke einer „Großzügigen Germanisierung des Ostens“ aufkommen. In der Anfangszeit seines Zuges kamen ihm die durch den Despoten Stalin unterdrückten Völker noch teils mit Blumen entgegen. Doch diese waren nach seiner Sicht „rassisch unrein“ und konnten somit niemals „Politische Partner“ sein. Doch im Osten war schon damals viel Platz: Deutsche und Slawen hätten produktiv zusammenwachsen können –

Hitler aber führte einen „Brutalen Vernichtungskrieg“ durch, was im Verlauf des Krieges unter den Völkern der UdSSR naturgemäß die Position Stalins zunehmend stärkte. Hitler verlor schließlich den Krieg um den „Deutschen Lebensraum im Osten“.

Szenen eines „Vernichtungskrieges im Namen Deutschlands“:

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Im Jahr 1945 wurde „Deutschland“ sodann im Unterschied zu 1918 bekanntermaßen weitestgehend territorial besetzt, also in einen politischen Zustand katapultiert, vor dem Bismarck schon immer Angst gehabt hatte.(s.o.)

Dies war aber ganz im Sinne Hitlers, wollte er doch die „Totale Niederlage“ und nicht eine „Relative Niederlage“ wie im Jahr 1918. Die „Niederlage Deutschlands“ sollte endlich „Faktum“ sein. Und so kam es.

„Den Deutschen“ blieb am Ende nur die Scham, so wie die Scham historisch immer nur jenen Völkern anhaftet, welche ihre „Machtpolitik“ nicht durchsetzen konnten, also „im Machtkampf“ unterlegen geblieben sind.

Schämen sollten sich heute aber auch jene Nationen, welche ihre unmenschlichen Ziele erreicht haben, ohne bisher zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.

Um nochmals zu Hegels Paragraph 248(mit Zusatz) zurückzukehren:

„Systematische Kolonisation“ bedeutet in der Regel „Landraub“, „Vernichtungskrieg“ und „Völkermord“, widerspricht damit der „Menschlichkeit“ und der „Aufklärung“ und ist sohin ein völlig untaugliches Mittel zur Behebung der „Kapitalistischen Krise“.

 

X: „Steinzeitlich-mittelalterliche Grundordnung“ als „Freiheitlich-demokratische Grundordnung“? Zur Zukunft des Kapitalismus. Seit 1820(Hegel) treten wir eigentlich auf der Stelle.

Nachdem nun also völlig klarliegt, dass die „Systematische Kolonisation“ kein sittlich vertretbares Mittel darstellt, um die „Kapitalistische Krise“ aufzuheben, soll hier nun (performativ) nach anderen Lösungsmöglichkeiten Ausschau gehalten werden.

Zunächst aber ein paar Worte zur Frage, welches Gesicht die Kapitalistische Krise in heutiger Zeit besitzt.

Wir leben schon seit Jahrzehnten in einer Mischform aus den 1930er- und den 1950er-Jahren:

Auf der einen Seite stehen erhebliche wirtschaftliche und somit soziale Probleme, die letzten Endes als unlösbar betrachtet werden, auf der anderen Seite stehen Selbstgefälligkeit, Ignoranz und Verdrängung. Die heutige etablierte Medienlandschaft leistet dem Kapitalismus hier wertvolle Dienste oder steht überhaupt im Dienst desselben.

Dass es heute in Berlin und auch anderswo aufgrund der Krise bereits Slums und hungrige Kinder gibt, dass es in der ehemaligen DDR weite Landstriche gibt, welche von Rentnern und nationalsozialistischen Alkoholikern(Hegel: „Pöbel“) beherrscht werden, während sich der Rest als „Gastarbeiter“ im Ausland verdingt, wird in der Regel nur höchst ungern berichtet.

Gern aber wird über die Verminderung von „Arbeitslosen-Zahlen“ berichtet, welche allerdings auf sogenannte „Jobs“ zurückgeht, welche keine Existenz mit Perspektive ermöglichen. Der „Quasi-Sklavenarbeiter“ der Dritten Welt ist neben der „Maschine“ längst zum scharfen Konkurrenten des westlichen Proletariers geworden und vor diesem Hintergrund spielt sich dessen Erpressung ab. Die Politik erscheint hier als machtlos.

In der Tat waren innerhalb der EU – gemäß freundlicher Auskunft der EuroStat vom 3. Juli 2016 – im Jahre 2010 23,8% von „Armut“ bedroht, im Jahr 2014 bereits 24,4%. Die Tendenz sei steigend, die Produktion des „Pöbels“ floriert also ganz prächtig. In Griechenland – Teil der EU – praktizieren heute Ärzte schon unentgeltlich, weil kein eben kein „Zahler“ mehr da ist. Aber dies ist nur ein ganz kleiner Teil(!) jener massiven sozio-ökonomischen Misère, welche in der EU faktisch vorhanden ist, von der aber nur wenige Leute überhaupt etwas wissen wollen.

In den USA liegen die Dinge nicht viel anders und das unter Obama laut gewordene Bestreben, eine „Re-Industrialisierung“ des Landes durchzuführen, um damit indirekt eine nachhaltige Hebung der „Kaufkraft des Kleinen Mannes“ zu erreichen, scheint verpufft. Dasselbe hatte man übrigens auch in Frankreich vorgehabt. Im Kontext der „Kapitalistischen Globalisierung“ solche – allein auf völlige Verdrängung der Realität fußende(!) – Konzepte zu formulieren, ist fast schon krank.(29) Denn Das Eine ist mit Dem Anderen nun einmal nicht vereinbar.

Die Sympathisanten des Kapitalismus sind nun frech (bzw. idiotisch) genug, angesichts der vorherrschenden Krise die These in den Raum zu stellen, dass es dem (westlichen) Proletarier heute noch immer weitaus besser gehe, als etwa den Bewohnern des Congo. Die Abwärtsspirale wird dadurch naturgemäß noch mehr legitimiert und damit beflügelt. Dabei sollte es doch das Ziel sein, die Verhältnisse im Congo endlich einmal zu normalisieren und in der Folge nachhaltig zu heben.

Nota bene: Die heutige Krise findet unter dem Titel „Freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ statt, welche durch die Soldaten des „Neo-Liberalismus“(30) – in dem die übelste Form des Kapitalismus machtvoll gepredigt wird – immer mehr in eine „Steinzeitlich-mittelalterliche Grundordnung“ umgeformt, d.h. völlig pervertiert wird. Sigmund Freud(1856-1939) stellte zum Thema „Freiheit“ einst sehr treffend fest:

„Die individuelle Freiheit ist kein Kulturgut. Sie war am größten vor jeder Kultur, allerdings damals meist ohne Wert, weil das Individuum kaum imstande war, sie zu verteidigen. Durch die Kulturentwicklung erfährt sie Einschränkungen, und die Gerechtigkeit fordert, daß keinem diese Einschränkungen erspart werden“(31).

In der „Steinzeit“ sei die „Freiheit“ also am größten gewesen: Allerdings ohne irgendeinen Wert für die (körperlich) Schwachen, waren sie doch dem „Recht des Stärkeren“ völlig ausgeliefert. Ohne „Allgemeines Rechts-System“ konnte der Starke den Schwachen einfach erschlagen, ohne irgendeine Sanktion befürchten zu müssen. Die extreme Forcierung der „Konkurrenz-Ideologie“ des Neoliberalismus einerseits und dessen scharfe Ablehnung des „Sozial-Staates“ andererseits deuten also ganz klar in Richtung Steinzeit. Und interessanterweise sind damals wie heute keinerlei Sanktionen zu befürchten.(32)

Ferner spiegelt uns der „Freiheitsbegriff des Neoliberalismus“ völlige „Chancen-Gleichheit“ vor. Doch in der Tat besitzt dieses System Kader-Schmieden in Form von Eliteschulen oder sonstigen Institutionen, wo die kapitalistischen Unterdrücker der Zukunft bereits gezielt und übrigens – wie einst im Ostblock-Kommunismusplanmäßig(!) ausgebildet werden. Frau Dr.Barbara Kolm(vorm. Lamprechter)(33) vom Wiener Hajek-Institut lädt sich bereits Kinder zur „Korrekten Ausbildung“ in ihr Ehrwürdiges Haus ein.(34)

Friedrich v.Hajek(1899-1992), Vater des „Neoliberalismus“:

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Seine Epigonen waren (und sind) noch viel schlimmer als er.

Der gesellschaftliche Aufstieg kann aber vor diesem Hintergrund nun einmal nicht „frei“ erfolgen, da er von „Hintergrund“ und „Gesinnung“ abhängig gemacht wird. Insofern werden plötzlich „Herkunft“, um nicht zu sagen „Haus“(sic!), zu entscheidenden Faktoren des Aufstiegs. Das alles erinnert in der Tat an das Mittelalter, in dem das Volk im Grunde ohnmächtig, der Herrscher und sein Clan aber übermächtig waren.

Doch während im Mittelalter allein die Genealogie der entscheidende Faktor war, ist es im Neoliberalismus die „Geistig-moralische Ausbildung“. Und diese erfolgt wie bereits gesagt „planmäßig“: So sehr man also im Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft das „Prinzip des Plans“ verachtet, so sehr wendet man dieses in der Heranzüchtung der „Nächsten Generation“ an. Und genau dieses enge, un-freiheitliche Korsett wollen wir hier „mittelalterlich“ nennen.

Das Volk ist diesem Neoliberalismus, welcher auch die politischen Parteien bereits weitgehend infiltriert hat, schon seit Jahrzehnten völlig ausgeliefert. Es gibt heute keine Partei mehr, welche mächtig genug wäre, sich wirksam gegen die „Steinzeitlich-mittelalterliche Grundordnung“ zu stellen. Die „Linke“ ist noch immer historisch belastet und da gibt es dann noch solche „Sozial-Desperados“ wie Heiner Geißler oder Norbert Blüm, der erst unlängst ein Buch mit dem Titel „Aufschrei! Wider die erbarmungslose Geldgesellschaft. Ein Pamphlet“(Frankfurt/M. 2016) veröffentlicht hat. Doch leider handelt es sich hier um den Aufschrei eines Zwerges, der bestenfalls in der Lage ist, einen „Zwergen-Aufstand“ zu entfachen. Ernstzunehmender und machtvoller ist in diesem Zusammenhang sicherlich die neue Studie „Neoliberalism – oversold“? des Internationalen Währungsfonds.

Historisch bemerkenswert im obigen Zusammenhang ist vor allem die Struktur des Niedergangs der sogenannten „Sozialdemokratischen Parteien“: Ihre Führer haben in ihrer übergroßen Arroganz schon seit Jahrzehnten die Realität trotz Warnungen des „Kleinen Mannes“ völlig ignoriert, sich konsequent vom Volk entfernt und kämpfen nun naturgemäß mit dem Phänomen des Wählerschwundes. Herr Gabriel in Deutschland will nun angeblich wieder weiter nach links rücken…

Ganz besonders erstaunlich ist in diesem Zusammenhang aber die „Große These“ des österreichischen Bundeskanzlers Kern. Mit der Entschlossenheit einer Margaret Thatcher sagte er im Sommer 2016: „Wir wollen unsere Wähler zurück“! (Thatcher hatte einst in Richtung EU gesagt: „We want our money back“!) In der Tat wirkt er hier wie so ein Herdenbesitzer des Hintergebirges, der glaubt, dass ihm nächtens eine gewisse Anzahl von Tieren gestohlen worden sei. Doch handelt es sich hier eben nicht um Schafe oder Kühe, sondern um „Stimm-Vieh“. Gestohlen hat dieses aber niemand, sondern es ist ganz einfach weggestorben oder ganz freiwillig gegangen. Keine Partei hat ein „Recht“ auf Wähler. Kerns Aussage ist also als dreiste Spitze sozialdemokratischer Arroganz zu betrachten.

Sozialdemokrat Kern(Österreich):

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„Wir wollen unsere Wähler zurück“!(2016)

Wie wird nun die Zukunft aussehen?

Die Zukunftsfrage ist eigentlich sehr rasch formuliert: Wer wird zukünftig vom „Kapitalistischen Rationalisierungsprozess“(heutige Stichworte: Automatisierung, Digitalisierung) profitieren? Nur die Kapitalisten oder auch das Volk? Wir stehen also erneut bei jener Grundfrage, welche Hegel bereits im Jahr 1820 behandelt hat, treten also – wie schon gesagt wurde – völlig auf der Stelle.

Das Volk hat natürlich das Interesse, von diesem Prozess zu profitieren, doch ein „Interesse“ kann man bekanntlich nur dann durchsetzen, wenn man „Macht“ besitzt.

Der Hegel-Schüler Karl Marx(1818-1883) entwickelte diesbezüglich einst das Konzept des „Kommunismus“: Der Proletarier sei historisch nicht dazu bestimmt, auf den „Pöbel-Status“ hinabgedrückt zu werden, sondern vielmehr dazu berufen, sich zu emanzipieren, d.h. eine „Wirklichkeit“ nach seinen eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu entwickeln. Die Durchführung einer „Revolution“ zur Erreichung der „Wahren Demokratie“(bzw. der „Klassenlosen Gesellschaft“), welche gleichzeitig das „Ende der Geschichte“(zum Hegelschen Begriff s.o.) bedeutet, sei somit historisch notwendig. „Wirtschaft“ und „Gesellschaft“ seien planbar und machbar, der „Kapitalismus“ sei im Hegelschen Sinne(s.o.) „aufzuheben“. Erich Fromm(1900-1980) merkte vor diesem Hintergrund einst sehr treffend an:

„Der Sozialismus(bzw. Kommunismus, Anm.d. Verf.) stellte eine Synthese der religiösen Tradition des Mittelalters(s. Heilsgeschichte, Anm.d.Verf.) und der sich nach der Renaissance entwickelnden wissenschaftlichen Denkweise und Entschlossenheit zum politischen Handeln dar“(35).

Der Hegel-Schüler Karl Marx(1818-1883):

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Auch Marx war (naturgemäß) vom grundlegenden Glauben(!) durchdrungen, dass „Veränderung“ möglich sei. Der Philosoph dürfe nicht länger nach Hegelschem Muster(s.o.) „Denkender Beobachter“, sondern „Veränderer“ sein.

Die Frage war nur immer, wie(!) das alles konkret zu realisieren sei. Ein ganz besonderes Problem stellt hierbei die „Diktatur des Proletariats“ als „Macht-Faktor“ dar, welche der „Klassenlosen Gesellschaft“ bzw. dem „Ende der Geschichte“ nach Marx vorzuschalten ist. Historisch haben wir zumindest erlebt, dass alle Systeme, welche nach „Kommunismus“ strebten, in der „Diktatur(des Proletariats?!)“ steckengeblieben sind.

So repräsentierte etwa Erich Honecker das „Proletariat“ und regierte de facto diktatorisch. Wie groß eigentlich sein Glaube(!) wirklich war, dass einst eine „Klassenlose Gesellschaft“ erreicht werden könnte, ist kaum zu ermessen. Jedenfalls wurde er bis zum Schluss seines Regimes nicht müde – bereits an einen (verlogenen) Priester(!) erinnernd – „Hoffnung“ zu verbreiten. Und genau diese beschwichtigende Tendenz des „Sogenannten Kommunismus“ wurde schon lange vor ihm von manchem Bürger als pervers betrachtet –

Zurecht, hatte Marx doch ganz klar gesagt, dass es auf dem Weg zur „Freiheit“ um „Konkrete Veränderung“, also um „Taten“ gehen müsse.

Ferner hatte Marx im Sinne der „Aufklärung“ klar gesagt, dass der „Staat“ nur ein Auswuchs menschlicher Unmündigkeit sei und somit „absterben müsse“. Ein gewisser Erich Mielke scherte sich aber nicht darum: Er war zu 100% der „Staats-Sicherheit“ verpflichtet und sorgte damit de facto für ein permanentes Klima der „Ver-Unsicherung“ unter den (Staats-)Bürgern – Eine weitere Perversion des „Sogenannten Kommunismus“, entstanden aus der ständigen Bedrohung durch den Westen.

Das Grundproblem bei der Realisierung einer gelungenen Revolution ist in der Regel die militärische Machtfrage: Der Marx-Schüler Lenin war sein ganzes Leben hindurch nur eine kleine Laus, allerdings nur bis zu jenem Zeitpunkt, als er im Ersten Weltkrieg durch das Deutsche Militär in den Pelz des Russischen Bären gesetzt wurde.(36) Er führte – natürlich bewaffnet – im Jahr 1917 erfolgreich die Kommunistische Revolution durch und das Deutsche Reich kam so zu einem günstigen Friedensschluss im Osten.

Der (Hegel- und) Marx-Schüler Lenin(1870-1924):

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In der Folge sollen alle Versuche in Richtung einer Beseitigung des Lenin-Regimes fehlschlagen. Der „Kommunismus“ hatte sich festgesetzt. Und dies in einem Land, welches eigentlich ganz und gar nicht „kapitalistisch“ war, sondern vielmehr als agrarisch orientiertes Entwicklungsland zu gelten hat.

Wie gefährdet dieses war, erkannte vor allem Stalin, welcher sodann eine „Großangelegte Industrialisierung“ durchführte. Diese kostete zwar viele Opfer, doch sogar Michail Gorbatschow schreibt in seinem Buch „Perestroika“ anerkennend(und übrigens historisch unkritisch):

„Um die Errungenschaften der Revolution zu sichern, mußten wir – und zwar schnell – aus eigenen Ressourcen die Grundlage für eine nationale Industrie schaffen, indem wir den Konsum niedrig hielten und auf ein Minimum beschränkten. Die materielle Last dieses Neuaufbaus mußte das Volk tragen, das zum Großteil aus Bauern bestand. In der Tat mußten wir, ganz von vorn beginnend, eine Industrie erst aufbauen, insbesondere die Bereiche Schwerindustrie, Energieindustrie und Maschinenbau. Und wir machten uns beherzt an diese Aufgabe. Die Durchführbarkeit der Parteipläne, die von den Massen verstanden und akzeptiert wurden, und die Überzeugungskraft der Parolen und Projekte, die von der ideologischen Kraft unserer Revolution durchdrungen waren, schlugen sich in der Begeisterung nieder, mit der Millionen von Sowjetbürgern gemeinsam die schwierige Aufgabe anpackten, eine nationale Industrie zu errichten. Unter unglaublich schwierigen Bedingungen, oft weit weg von zu Hause, halb verhungert und in der Regel ohne die Hilfe von Maschinen, vollbrachten sie wahre Wunder, sozusagen aus dem Nichts. Ihre innere Kraft bezogen sie aus dem Bewußtsein, einer großen Sache von historischer Tragweite zu dienen. Obwohl sie nicht sehr gebildet waren, begriffen sie die Größe und Einmaligkeit ihrer Aufgabe. Es war eine echte Großtat, die die Menschen für die Zukunft ihres Vaterlandes vollbrachten, aber auch ein Beweis ihrer Loyalität gegenüber der Entscheidung, die sie 1917 aus freiem Entschluß getroffen hatten. Unsere Väter und Großväter meisterten alle Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellten, und leisteten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung und Stärkung unserer Gesellschaft in einer Zeit, als die entscheidenden Weichen für die Zukunft gestellt werden mußten. Die Industrialisierung war ein äußerst schwieriges Unterfangen. Aber lassen Sie uns jetzt, mit unserem heutigen Wissensstand, die Frage beantworten: War sie notwendig? Hatte ein so riesiges Land wie das unsere im 20. Jahrhundert als industriell unterentwickelter Staat denn überleben können? Aber es gab noch einen weiteren Grund, der schon sehr bald deutlich machte, daß uns gar keine andere Wahl blieb, als die Industrialisierung voranzutreiben. Schon ab 1933 wuchs die Bedrohung durch den Faschismus. Wir müssen uns fragen, wo die Welt heute stehen würde, wenn die Sowjetunion sich Hitlers Kriegsmaschinerie nicht in den Weg gestellt hätte. Unser Volk hat den Faschismus mit den Mitteln zurückgeschlagen, die es sich in den zwanziger und dreißiger Jahren erarbeitet hat. Hätte es keine Industrialisierung gegeben, wären wir dem Faschismus wehrlos ausgeliefert gewesen“(37).

Stalin(1878-1953):

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Er formte ein agrarisch orientiertes Entwicklungsland mit eiserner Hand in ein (grobschlächtiges) Industrielles System um. Von der Marxschen Lehre, welche davon ausgeht, dass der „Kommunismus“ aus dem „Kapitalismus“ heraus entsteht, war man zu diesem Zeitpunkt bereits meilenweit(!) entfernt.

Durch Stalin wurde aus einem Entwicklungsland also ein respektabler Militärstaat, welcher sich gut verteidigen konnte und wirtschaftlich grundsätzlich autark war. Von der Marxschen Lehre, welche davon ausgeht, dass der „Kommunismus“ aus dem „Kapitalismus“ heraus entsteht, war man aber zu diesem Zeitpunkt bereits meilenweit(!) entfernt. Die „Industrialisierte Sowjetunion“ war jedenfalls ein Dorn im Auge des Kapitalismus.

Politisch blieb das System in der „Phase der Diktatur“ stecken und ging bekanntlich mit seinen Kritikern nicht zimperlich um. Trotzdem lesen wir in einem UdSSR-Reiseführer aus dem Jahr 1978:

„Den Bürgern der UdSSR sind … garantiert: die Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungs- und Kundgebungsfreiheit, die Freiheit zur Durchführung von Straßenumzügen und Demonstrationen, Gewissensfreiheit, Unantastbarkeit der Person, des Wohnraumes und des Briefgeheimnisses“(38).

Es waren Lügereien dieser Art, welche den „Kommunismus“ in der Weltöffentlichkeit immens diskreditiert haben. Denn jede freie Kritik, und war diese auch noch so berechtigt, wurde sofort als „Resultat westlicher Infiltration“ betrachtet und entsprechend behandelt. Neben dem „Normalerweise“ stand also immer dieses „Nötigenfalls“.

Die „Macht der UdSSR“ war zwar für die Bürger hinter dem Eisernen Vorhang drückend, doch für den westlichen Proletarier höchst profitabel: Da der Kapitalismus „Kommunistische Infiltration“ befürchtete, griff man zum Kampfmittel des „Wohlfahrts-Staates“ bzw. der „Sozialen Marktwirtschaft“, also zu einem System, welches den westlichen Proletarier materiell viel besser stellte als seinen Kollegen im Osten.

Herbert Marcuse(1898-1979) begriff diesen Vorgang mit einigem Recht als „Korrumpierung“ und erkannte den westlichen Proletarier somit als völlig untauglich für eine zukünftige „Revolution“. Diese könne somit nur noch von den unterprivilegierten Rändern der Gesellschaft bzw. der Welt herkommen. Er schreibt dazu im Jahre 1967:

Unter der konservativen Volksbasis befindet sich jedoch das Substrat der Geächteten und Außenseiter: die Ausgebeuteten und Verfolgten anderer Rassen und anderer Farben, die Arbeitslosen und die Arbeitsunfähigen. Sie existieren außerhalb des demokratischen Prozesses; ihr Leben bedarf an unmittelbarsten und realsten der Abschaffung unerträglicher Verhältnisse und Institutionen. Damit ist ihre Opposition revolutionär, wenn auch nicht ihr Bewußtsein. Ihre Opposition trifft das System von außen und wird deshalb nicht durch das System abgelenkt; sie ist eine elementare Kraft, die die Regeln des Spiels verletzt und es damit als ein aufgetakeltes Spiel enthüllt … Die Tatsache, daß sie anfangen, sich zu weigern, das Spiel mitzuspielen, kann die Tatsache sein, die den Beginn des Endes einer Periode markiert“(39).

Der Umstand, dass der „Wohlfahrtsstaat des Westens“ eigentlich erst von KGB und Roter Armee ermöglicht wurde, ist in der Tat historisch höchst bemerkenswert. Und er begann ab jenem Zeitpunkt zu bröckeln, als Ronald Reagan mit Sicherheit wusste, dass die UdSSR politisch und ökonomisch keine Überlebenschance mehr hat, nämlich bereits um die Mitte der 1980er-Jahre. Es ist heute hinlänglich bekannt, dass er zur Gewinnung von Informationen ein „Fachexperten-Team“ beschäftigte, welches sich (naturgemäß) außerhalb der staatlichen Kontrolle befand.

Michail Gorbatschow – der „Große Politiker“ – wurde schließlich samt seiner Großen Vision von einer „Friedlichen Welt“ eingeseift und am Ende politisch kaltgestellt. So kam es, dass die UdSSR trotz bestens gefülltem Waffenarsenal unterging. Ein historisch höchst erstaunlicher Vorgang!

Michail Gorbatschow alias „Michail der Große“:

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In seinem Buch „Perestroika“(1987) legte er das Konzept einer „Humanistischen Globalisierung“ vor: Die bisherigen Rüstungsausgaben sollten zukünftig vor allem der Dritten Welt zugutekommen. Ronald Reagan aber wollte schlicht den „Kalten Krieg“ gewinnen.

Der Begriff „Kommunismus“ wird bis heute triumphalistisch diskreditiert: Und dies in der Regel von Leuten, die überhaupt keine Ahnung von der durchaus interessanten und durchaus diskutablen(!) theoretischen Grundlage dieses Systems(s.o.) haben –

So ermahnte einst ein österreichischer Universitätsprofessor einen deutschen Studenten in einem Seminar zum Thema „Verwaltungsstrukturen“, er solle doch anstatt „Kommune“ den Begriff „Gemeinde“ verwenden: Eine Handlung, die zwar auf Größtem Idiotismus beruht, trotzdem aber dem „Zeitgeist“ voll entspricht!

Diesem „Zeitgeist“ entsprach übrigens auch der Umstand, dass der scharfsinnige Sozialkritiker Sigi Maron am 18. Juli 2016 als „Kommunistischer Liedermacher“ verstarb.(40) Am selben Tag starb übrigens auch der Schauspieler Ossy Kolmann und bezeichnenderweise wies niemand darauf hin, dass dieser zeitlebens ein „Bourgeois“ gewesen war.

Als bedeutendster „Anti-Kommunist“ im heutigen Deutschen Sprachraum ist mit Sicherheit der deutsche Journalist Helmut Markwort zu betrachten, welcher sich mit so mancher Aussage bereits hart an der Grenze zur Polit-Clownerie befindet.

Helmut Markwort:

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Ein Großer Feind des „Kommunismus“!

Diese (naive) Ablehnung und Verdrängung der kommunistischen Lehre wirkt in der Tat grotesk und stört auch den ehemaligen BKA-Direktor Horst Herold – einst der bedeutendste „Anti-RAF-Kämpfer“ – in seiner Funktion als Privatgelehrter. Ganz im Gegensatz zu anderen „Bürgerlichen Intellektuellen“ fand er im Jahr 1997 zum Problem deutliche Worte:

„Mit der Abschaffung von Lehrstühlen und der Schließung von Forschungsinstituten wurde ein großer Teil abendländischer Geistigkeit hinweggefegt. Der Vorgang erinnert an eine erneute Bücherverbrennung“(41).

Bemerkenswert vor obigem Hintergrund ist aber vor allem der Begriff „Gemeinwohl-Ökonomie“ des Christian Felber, welcher dem „(Sprach-)Idiotismus“ der heutigen Zeit(s.o.) vollends entgegenkommt.(42) Trotzdem aber bleibt offensichtlich, dass Felber grundsätzlich das ist, was man heute unter gar keinen Umständen mehr sein darf, nämlich „Kommunist“. Und interessant ist, dass diese Aussage bereits wie eine Beleidigung klingt. So sehr ist der Begriff „Kommunismus“ bereits diskreditiert!

Christian Felber:

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„Kommunismus“ unter dem Titel „Gemeinwohl-Ökonomie“.

Hinsichtlich unseres Gesamtthemas bleibt festzuhalten: Obwohl die Umsetzung einer „Klassenlosen Gesellschaft“ historisch bisher gescheitert ist, so bleibt dennoch die Frage bestehen, ob es in der Tat das unabänderliche historische Los des Proletariers ist, auf den Status des „Pöbeltums“ hinabzusinken.

Das Volk ist heute machtloser denn je und eine Änderung dieses Zustandes ist nicht in Sicht. Der Kapitalismus hat nun einmal kein strukturelles Interesse daran, nachhaltig für das Volk einzutreten. Es mag vielleicht religiös beeinflusste Kapitalisten geben, welche sich durch „Einzelne Wohltaten“ einen guten Platz im Himmel erkaufen wollen, doch Einzelne Wohltaten werden für das Gesamte Volk zuwenig sein. In diesem Zusammenhang verweisen wir erneut auf die entsprechenden Worte Hegels.(s.o.)

Sollte dem Kapitalismus allerdings erneut ein „Politischer Betriebsunfall“ nach dem Muster der UdSSR(s.o.) passieren, dann würde die Welt bald ganz anders aussehen. Doch man hat ja aus der Geschichte gelernt –

Und so könnte es durchaus passieren, dass man zukünftig einen „Neuen Nationalsozialismus“ forciert: Der im Volk bereits vorhandene Aggressions-Stau könnte an sogenannten „Ausländern“ abreagiert werden und der Kapitalismus –  gegen den sich die Aggression eigentlich richtet – würde erneut ungeschoren davonkommen.

Vielleicht wird aber auch irgendwann die Einsicht reifen, dass ein von sich aus stabiles sozio-ökonomisches System durchaus im Sinne des Gedankens der „Menschlichkeit“ ist. Die Kosten für ein solches müsste aber – nota bene – der Kapitalismus tragen. Auch diese Frage hat bereits Hegel behandelt(s.o.) – Wir treten auf der Stelle!

Heute ist nicht zu ermessen, wie die Welt in 100 oder 200 Jahren aussehen wird. Die „Geschichte“ gleicht keinem Eisenbahnzug auf der Fahrt von A nach B(= „Prozess-Theorie“), sondern vielmehr einem Karnickel auf der Flucht(= „Chaos-Theorie“) –

Die Geschichte des Römischen Kaiserreiches(s.o.) beweist es!

Und übrigens: Wer hätte sich noch vor ca. einem halben Jahrhundert gedacht, dass ein System, wie es heute in China vorherrscht, einst mit „kommunistisch“ bezeichnet werden würde?

 

Anmerkungen:

1)    Zur These von der „Langen Dauer“ historischer Prozesse siehe Fernand BRAUDEL: Histoire et Sciences Sociales. La Longue Duree. In: Annales 13 (1958), S. 725 ff.

2)    Siehe Max WEBER: Die protestantische Ethik 2. –Gütersloh 1984(7), S. 188.

3)    Siehe zur Geschichte des antiken römischen Kaiserreiches etwa Ada GABUCCI: Rom und sein Imperium. -Stuttgart 2005.; Greg WOOLF: Rom. Die Biographie eines Weltreichs. -Stuttgart 2015.

4)    Siehe dazu Henning BÖRM: Westrom. Von Honorius bis Justinian. –Stuttgart 2013, S. 138.

5)    “Kaiser-Krönungen“ konnte traditionell nur der Senat durchführen. Im Jahre 800 AD existierte ein solcher jedoch längst nicht mehr. Eine „Legale Kaiserkrönung“ hätte damals wie folgt aussehen müssen: Wiederbelebung des westlichen Senates(1), Rückführung der Kaiserinsignien von Konstantinopel nach Rom(2), Ernennung des Kaisers durch den Senat(3), Wiederbegründung des Kaiserhofes(3). Dem Papst, der Karl ja nur politisch instrumentalisieren wollte, erschien dies allerdings offenbar als viel zu viel Aufwand.

6)    Siehe zum Kaisertum Karls Matthias BECHER: Das Kaisertum Karls des Großen zwischen Rückbesinnung und Neuerung. In: Kaisertum im ersten Jahrtausend. Hrsg. v. Hartmut Leppin u.a. -Regensburg 2012, S. 251 ff.

7)    Siehe zum Deutschen Kaiserreich Peter MORAW: Heiliges Reich. In: Lexikon des Mittelalters 4. -München/Zürich 1990.; Ewald FRIE: Das Deutsche Kaiserreich. -Darmstadt 2004.

8)    Siehe zum Russischen Kaisertum Maureen PERRIE(Hrsg.): The Cambridge History of Russia Volume I. -Cambridge 2006.; Dominic LIEVEN(Hrsg.): The Cambridge History of Russia Volume II. -Cambridge 2006.

9)    Siehe zur Geschichte der Osmanischen Herrschaft etwa Philip MANSEL: Constantinople. La ville que desirait le monde. 1453-1924. -Paris 1997.

10)           Siehe zum Begriff „Spätkapitalismus“ Jürgen HABERMAS: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. -Frankfurt a.M. 1973.; Ernest MANDEL: Der Spätkapitalismus - Versuch einer marxistischen Erklärung. -Frankfurt/M. 1972.

11)           WEBER a.a.O., S. 188.

12)           Zur Frage des Erscheinungsdatums der „Rechtsphilosophie“: „Das Originaltitelblatt trägt die Jahreszahl 1821, weil Hegel befürchtete, die Veröffentlichung würde sich aufgrund der Zensur verzögern“.(C. TOPP, Philosophie als Wissenschaft, Berlin 1982, S. XX.)

13)           Siehe zur Biographie Hegels Walter JAESCHKE: Hegel-Handbuch. Leben-Werk-Wirkung. -Stuttgart 2003.

14)           Siehe Karl R. POPPER: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde 2 -München 1958.

15)           Siehe zu „Westkolonisation” und „Indianerkriege” Ray A. BILLINGTON/Martin Ridge: Westward Expansion. A History of the American Frontier. -Santa Fe 2001 (5).; Robert V. HINE/John Mack Faragher: The American West. A New Interpretive History. -Yale 2000.; James WILSON: Und die Erde wird weinen. Die Indianer Nordamerikas. Ihre Geschichte, ihre Spiritualität, ihr Überlebenskämpf. -Berlin 2001.; Gregory F. MICHNO: Encyclopedia of Indian wars. Western battles and skirmishes 1850-1890. -Missoula 2009.; Robert M. UTLEY: The Story of The West. -München 2003.

16)           Siehe dazu Frank ZIMMER: Bismarcks Kampf gegen Kaiser Franz Joseph. Königgrätz und seine Folgen. -Köln 1996.

17)           Siehe zu Jordan und Waitz Maurice R. v.STERN: Wilhelm Jordan. Ein deutsches Dichter- und Charakterbild. -Frankfurt am Main/Lüstenöder 1910.; Robert L. BENSON/Loren J. Weber: Georg Waitz (1813-1886). In: Medieval Scholarship. Biographical Studies on the Formation of a Discipline Vol. 1. Ed. by Helen Damico and Joseph B. Zavadil. -New York 1995, S. 63 ff.

18)           Zur Reichsgründung siehe etwa Heinrich HIRSCHFELDER/Wilhelm Nutzinger: Das Kaiserreich 1871-1918. -Bamberg 1999(2).

19)           Siehe zu Bötticher und seinem Konzept Ulrich SIEG: Deutschlands Prophet. Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus. -München 2007.

20)           Friedrich RATZEL: Politische Geographie. -München/Leipzig 1897.; Friedrich RATZEL: Der Lebensraum. Eine biogeographische Studie. -Tübingen 1901.

21)           Siehe zu dieser Vereinigung Alfred KRUCK: Geschichte des Alldeutschen Verbandes 1890-1939. -Wiesbaden 1954.

22)           Siehe dazu Werner HAHLWEG: Der Diktatfrieden von Brest-Litowsk 1918 und die bolschewistische Weltrevolution. -Münster 1960.

23)           Siehe zu Haushofer Tilman KOOPS: Karl Haushofer. In: Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen - Institutionen - Forschungsprogramme -Stiftungen. Hrsg. v. Ingo Haar u. Michael Fahlbusch. -München 2008, S. 235 ff.

24)           Das Plädoyer für eine Ostkolonisation erscheint hier nur in impliziter Form. Siehe zum Thema Hans SARKOWICZ: Zwischen Sympathie und Apologie. Der Schriftsteller Hans Grimm und sein Verhältnis zum Nationalsozialismus. In: Intellektuelle im Bann des Nationalsozialismus. Hrsg. v. Karl Corino. -Hamburg 1980, S. 17 ff.

25)           Siehe dazu Bernhard MAHLKE: Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten (Stahlhelm) 1918-1935. In: Lexikon zur Parteiengeschichte 4. Hrsg. v. Dieter Fricke u.a. -Leipzig 1986, S. 145 ff.

26)           Aus: Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten.(Reinhard Kühnl). -Köln 1978(3), S. 54.

27)           Siehe zu seinem Rassismus Punkt 4 des offiziellen Programmes der NSDAP(24.02.20): „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichten auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein“.

28)           Siehe dazu etwa Wolfgang FLEISCHER: Unternehmen Barbarossa 1941. -Eggolsheim 2007.

29)           Zum Thema „Re-Industrialisierung“ siehe etwa „Go West. Reindustrialisierung in den USA“. In: Handelsblatt vom 22.11.13.; „Frankreich muss produktive Tugenden neu entdecken“. In: Die Welt vom 14.02.13.

30)           Siehe dazu etwa David HARVEY: Kleine Geschichte des Neoliberalismus. -Zürich 2007.

31)           Sigmund FREUD: Das Unbehagen in der Kultur(1930). In: Das Unbehagen in der Kultur und andere kulturtheoretische Schriften. –Frankfurt/M. 1994, S. 29 ff. Hier: S. 61.

32)           Siehe zu diesem Thema etwa Marion v.DÖNHOFF: Zivilisiert den Kapitalismus. Grenzen der Freiheit. -München. 1997.

33)           Thema ihrer Dr.-Arbeit: „Strukturell bedingte Ungleichgewichte auf dem touristischen Arbeitsmarkt? Eine analytische und praxeologische Studie des Strukturproblems dargestellt am Beispiel des österreichischen Beherbergungs- und Gaststättenwesens“(Innsbruck 1997).

34)           Zum Wiener Hajek-Institut siehe Michael GIRKINGER: „Erklär‘ mir die Welt“. Neoliberale Bewusstseinsarbeit am Beispiel des Wiener Hayek Instituts. In: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 36 (2007), S. 201 ff.

35)           Erich FROMM: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft. –Stuttgart 1976, S. 154.

36)           Siehe zu Lenin etwa Louis FISCHER: Das Leben Lenins. -Köln/Berlin 1965.

37)           Michail GORBATSCHOW: Perestroika. –New York 1987, S. 45 ff.

38)           L.SADWORNY: Im Auto durch die Sowjetunion. Reiseführer. –Moskau 1978, S. 14.

39)           Herbert MARCUSE: Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft. –Neuwied/Berlin 1970(Erstausgabe 1967), S. 267.

40)           So die Wortwahl in den Ö1-Nachrichten vom 20.07.16, 09:00h ff.

41)           In: Dorothea HAUSER: Baader und Herold. Beschreibung eines Kampfes. –Berlin 1997, S. 23.

42)           Siehe Christian FELBER: Die Gemeinwohl-Ökonomie. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. -Wien 2010.

 

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