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 ZUR GESCHICHTE DES HARTERWALDES:

 

I: Vorbemerkung.

Ein wichtiges Element in der Geschichte von Sattledt ist der Harter Wald(mittelhochdeutsch hart = Weidewald oder bewaldeter Höhenzug), ein heute nur mehr in Teilen vorhandenes waldreiches Gebiet, das sich einst östlich des Aiterbaches(Name kommt von den Aiternesseln = Brennnesseln) über den gesamten Höhenrücken von Unterhart bis Großendorf erstreckte. Dieser Wald gehörte wie alle größeren Waldstücke den Grundherren, in unserem Falle den Burgherren von Lambach, die ab 1090 von den Bischöfen von Würzburg und 1222 von den Herzögen von Österreich abgelöst wurden.

 

II: Die „Allmendnutzung“.

Die großen Waldgebiete konnten von den Bauern gemeinschaftlich genutzt werden – Allmende genannt.

Die Allmendnutzung war damals sehr vielfältig: Der Wald z. B. war nicht nur zur Gewinnung von Bauholz und Brennholz wichtig. Aus ihm wurden auch Beeren und Pilze zur Erweiterung des Speiseplans gesammelt. Im Herbst trieb man die Schweine unter der Aufsicht eines Hirten zur Eichelmast in die Wälder. Im Winter sammelte man hier Laub als Streu für die Viehställe. Honig gewann man durch die Waldbienenzucht.

Der Hart findet erstmals in einer Streitschlichtungsurkunde zwischen den Burggrafen von Lambach(= Eigentümer des Waldes) und dem Kloster Kremsmünster aus dem Jahre 992/3 Erwähnung, wo Nutzungsrechte in eben diesem Wald geregelt wurden. In der Urkunde erfährt man, dass ein Drittel des im Wald gewonnenen Heus den Kremsmünsterer Untertanen zusteht, unter der Bedingung allerdings, dass alle übrigen Abmachungen eingehalten werden. In der Kremsmünsterer Fassung sind zwei in der Lambacher Fassung nicht enthaltenen Rechte enthalten: Erstens drei Bienengärten zu halten und zweitens jährlich das für den Bau eines Schiffes erforderliche Holz zu entnehmen. Die Herleitung des Namens Sattledt aus den erwähnten Bienengärten ist unsicher. Die Zeitlhub hat jedoch sicher hier ihren Namensursprung.

 

III: Verteilung des Waldgebietes an die Bauern.

Als nun im Jahre 1222 die Burgvogtei Wels mit allen Untertanen und Besitzungen an den Herzog von Österreich verkauft wurde, hatte dieser offen­sichtlich keine Verwendung für größere Waldgebiete im fernen Oberösterreich. Der Wald wurde daher stückweise an die umliegenden Bauern verteilt.

In einem mit „nach 1596“ datierten Urbar der Burg Wels finden wir die Besitzer der einzelnen Waldparzellen genau verzeichnet. Die heute im Hart liegenden kleinen Landwirtschaften werden jedoch noch nicht erwähnt.

Erst nach 1600 dürfte somit der Druck der anwachsenden Bevölkerung eine Rodung und Besiedelung von Waldgebieten notwendig gemacht haben. Viele Bauern bauten sich sogenannte Überländhäuser auf ihren gerodeten Waldparzellen. So entstanden im 17. Jahrhundert die Sölden im Gebiet Maidorf, Oberaustall, Großendorf sowie in der sogenannten Pollham in Unterhart, die freilich zur Herrschaft Steinhaus gehörte.

Noch um 1790 findet sich in Aufzeichnungen der Begriff „Neugereuth“(von Neurodung) für viele Felder in diesem Gebiet, was zeigt, dass die Rodungen noch nicht sehr weit zurücklagen. Überhaupt weisen die Namen mehrerer alter Gehöfte auf den nahen Harter Wald hin: Grasmair (ursprünglich „Mayr im Grass“ = am Wald gelegener Hof), Thannbauer, Harrer, Harhagen und nicht zuletzt der „Wirt im Holz“.

 

IV: Die Räuberhöhle im Harterwald und die Errichtung des Gendarmariepostens Sattledt(1. Juni 1921).

Der Erste Weltkrieg war zu Ende gegangen, aber die Wirtschaft lag am Boden. Bis zum Jahre 1921 herrschte für die Güter des täglichen Bedarfs eine staatliche Zwangswirtschaft, da sonst die Städte nicht zu ernähren gewesen wären. Schleichhandel und Hamsterei erreichten bald ihre höchste Blüte. Auch Einbrüche und Diebstähle waren an der Tagesordnung.

Gerade Sattledt, das sich schon zu einer regionalen Verkehrsdrehscheibe entwickelt hatte, wurde zu einem Sammelpunkt für Schleichhändler. Der Hart diente als Versteck für Diebe und Einbrecherbanden. Nahe dem „Jäger häusl“, Unterhart 56, wurde eine geräumige „Räuberhöhle“ entdeckt, in der eine Bande monatelang hauste.

Im Harterwald bei der ÖBB Haltestelle „Unterhart“:

Copyright: E.Oberegger

Die Eisenbahn durch den Harterwald wurde 1893 eröffnet.

Auf Initiative einiger Sattledter Gewerbetreibender wurden daher in der örtlichen Bevölkerung Unterschriften zur Errichtung eines Gendarmeriepostens gesammelt. Überraschend schnell genehmigte die BH-Steyr-Land den Antrag und am 1. Juni 1921 nahm der Gendarmerieposten in Sattledt mit drei Beamten seine Tätigkeit auf.

 

Literatur:

BRUMMER W.(Red.): Heimatbuch Sattledt. –Leoben 1999.

 

Copyright: Walter Brummer 2016.