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DIE RÜCKKEHR DER BIENE NACH SATTLEDT:

Das „Hofer-Projekt 2020“ im historischen Kontext.

 

Im Frühjahr 2013 kehrte DIE BIENE öffentlichkeitswirksam nach „SATTLEDT“ zurück, und zwar vor dem Hintergrund des „Projektes 2020“, welches von der FIRMA HOFER ausgeht.

Dessen Sinn besteht darin, dem „BIENENSTERBEN“ nachhaltig entgegenzuwirken. Am 26. Mai 2013 wurde direkt neben dem Hauptgebäude der „HOFER-ZENTRALE SATTLEDT“ offiziell ein respektables „BIENEN-HOTEL“ eröffnet.

Das „Sattledter Bienen-Hotel“ – Ein neues Wahrzeichen der Gemeinde?

Copyright: Elmar Oberegger

Herr em.o.Univ.-Prof. Dr. Roman Türk(Salzburg) – welcher aus Kremsmünster stammt – betreut dieses Projekt in seiner neuen Funktion als „Präsident des Naturschutzbundes“ und sagte am Tag der Einweihung:

„Honigbienen leiden unter Milben und Pestiziden, Wildbienen kämpfen um Nahrung und Unterschlupf. Mit sinnvollen, lokalen Bienenschutzprojekten können wir hier gegensteuern“.

Mit einer RÜCKKEHR DER BIENE haben wir es hier insofern zu tun, als der Gemeindename „SATTLEDT“ etymologisch-historisch in der Tat auf die „BIENEN-ZUCHT“ zurückzuführen ist.

Vom STIFT KREMSMÜNSTER(gegr. 777 A.D.) aus waren im heutigen Raum Sattledt einst sogenannte „ZEIDLER“ angesiedelt worden. Diese waren sozusagen Vorfahren der heutigen „IMKER“ und hatten WACHS und HONIG für das STIFT abzuliefern. Der Honig war Süßungsmittel, das Wachs brauchte man für die Kerzenproduktion.

Der Name „ZEIDLER“ selbst dürfte etymologisch mit „ENTNEHMEN“ zu tun haben.

Da man (auch) im Sattledter Raum dazu neigt, im DIALEKT ein „EI“ als „OA“ auszusprechen, wurde aus dem Namen „ZEIDLER“ alsbald „ZOADLA“. Anderes Beispiel: „KREIS“/“KROAS“.

Die „EBENE DER ZEIDLER“ wurde somit zu „ZOADLA-EDT“, „SOADLA-EDT“, „SODL-EDT“, „SOLED“ – Alles Urformen des heutigen Namens „SATTLEDT“, welcher übrigens erst seit 1851(!) in dieser Form bürokratisch verbindlich ist.

Im Jahre 1467 scheint in einem Zehent-Verzeichnis des Stiftes Kremsmünster allerdings der Name „SATELÖD“ für ein Bauerngut auf, was „EBENE AUF DEM SATTEL“ bedeutet. Doch einen „SATTEL“ findet man in Sattledt nicht.

Es handelt sich hier also offenbar um ein Missverständnis auf der Seite des Kremsmünsterer Schreibers: Man war eben einfach in die Gegend gegangen und hatte Eingeborene gefragt, wie diese denn genannt werde und machte aus „SODL“ einfach „SATEL“(= sprachhist. Vorform von „SATTEL“).

Auch „OSTARRICHI“(= ÖSTERREICH) ist so eine „VULGARI VOCABULO-BEZEICHNUNG“(= Bezeichnung, die aus der Umgangssprache geschöpft wird). Mit „REICH“ hat diese allerdings nichts zu tun, sondern vielmehr mit „OSTARIK“(= slaw. soviel wie „Hügel“, „Berg“) – So die plausible These des bekannten Salzburger Slawisten Otto Kronsteiner.

Um „NAMENS-ETYMOLOGIE“ kümmerten sich die Urkundenschreiber der Alten Zeit nicht. Wichtig war nur, dass ein Gebiet bürokratisch festgehalten wurde. Auch im Falle von SATTLEDT war in erster Linie der „KREMSMÜNSTERER ZEHENT“ wichtig, keineswegs aber die genaue Herkunft des Namens.

Man kann durchaus behaupten, dass die SATTLEDTER BIENENZUCHT sehr langsam ausklang. Noch lange nach 1945 gab es dort eifrige Bienenväter – So z.B. Herrn Johann Höbling in Maidorf. Seine Erträgnisse waren durchaus respektabel, dennoch betrieb er die Imkerei bzw. Zeidlerei nur noch als Hobby.

Seit 1979 existiert in der Gegend des Sattledter Sportplatzes ein Bienenhaus ganz anderer Art. Dessen Bewohner und Gäste sind zweibeinig und flügellos. Trotzdem geht auch von dort ein wertvoller Impuls für die allgemeine Volkswirtschaft aus.

Wenige wissen heute, dass „DIE BIENE“ auch im WAPPEN VON SATTLEDT eine gewichtige Rolle hätte spielen sollen.

Herr Dr. Otto MELOUN(1889-1976) stellt diesbezüglich die zentrale Figur dar. Im Jahre 1931 war er mit seiner Familie von Wien aus nach Sattledt übersiedelt und bewohnte fortan das Gebäude der „ALTEN SCHULE“ in HARHAGEN.

Schon früh gab er sich mit Begeisterung der „BIENEN-ZUCHT“ hin. Auch die Nachbarn hielten damals noch Bienen. Seine Tochter, die bekannte Schriftstellerin Renate Seeliger, berichtet in ihrem Buch „Haus der Zuflucht“ u.a. darüber.

Herr Dr. Meloun tat als gelernter Jurist viel für die ADMINISTRATIVE GRÜNDUNG DER GEMEINDE SATTLEDT(1939). Im Jahre 1972 trat er sodann in den Ruhestand und gab sich fortan der Erforschung der „GESCHICHTE VON SATTLEDT“ hin. Die Entwicklung eines Wappens für Sattledt war ihm von vorne herein ein großes Anliegen und in diesem Zusammenhang ganz besonders die Hervorhebung der „BIENE“ bzw. der „BIENENZUCHT“.

Dr. Otto Meloun(1889-1976):

PA R.Fuchs(Sattledt)

In seinem ab 1972 entstandenen Aufsatz zur „Geschichte von Sattledt“(vollendet 1976) hielt er einst fest:

„Wenn sich die Gemeinde Sattledt ein Wappen zulegen wollte, so sollten gleichsam aus Dankbarkeit gegen diese nützlichen Insekten eine Biene oder ein Bienenkorb dafür verwendet werden“.

Gemeinsam mit seiner Enkelin Eva, der heute weltbekannten Malerin Eva Meloun(Wien), begann er umgehend damit, ein „Sattledter Wappen“ zu entwerfen. Er war hierbei sehr genau und ließ viele Entwürfe einfach durchfallen

Er starb 1976. Im Jahr 1978 legte sodann seine Tochter Renate Seeliger der Gemeinde Sattledt offiziell den letzten Melounschen Wappen-Entwurf vor.

Erster offizieller Wappen-Entwurf für Sattledt(1978):

Gemeindearchiv Sattledt

Offenbar erschien dieser Entwurf Herrn Bgm. ATZELSDORFER als allzu barock und ließ im Jahr darauf von seinem Sekretär Otto OBEREGGER ganz einfach eine Bearbeitung durchführen. Das Motiv „BIENENZUCHT“ blieb dabei durchaus erhalten.

Der Entwurf Oberegger(1979):

PA Oberegger

Die „SATTLEDTER WAPPENFRAGE“ wurde dann erst 1989 unter Bgm. Dr. Volker WERNER-TUTSCHKU geklärt: Es wurde beschlossen, das BIENEN-MOTIV endgültig fallenzulassen und stattdessen das „PFEILKREUZ“ für das zukünftige Symbol Sattledts zu wählen.

Das „Sattledter Pfeilkreuz-Wappen“ als Aufkleber(1989):

PA Oberegger

„Ein Verkehrsknoten im Grünen…“, etc.

Tragisch ist hierbei, dass niemandem auffiel, dass das auch das Symbol der „PFEILKREUZLER“, also der UNGARISCHEN NAZIS war. Besonders tragisch und v.a. bedenklich aber ist, dass hier nicht einmal das oö.Landesarchiv – seit 1978 „Offizieller Berater“ der Gemeinde Sattledt in der „Wappenfrage“ – intervenierte.

Wieviel „GLÜCK“ dieses Wappen der Gemeinde Sattledt insgesamt einst bringen wird, bleibt fraglich

Gerade aus heutiger Sicht wäre es jedenfalls weitaus vorteilhafter gewesen, im Wappen „DIE BIENE“ zu betonen.

Denn gerade heute erkennt man, dass „DIE BIENE“ nicht nur allgemein nützlich ist(Meloun), sondern darüberhinaus LEBENSNOTWENDIG(!) für die Menschheit!

 

Quellen:

Ein detaillierter Beitrag zur Vorgeschichte des Sattledter Gemeindewappens ist zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels(= 13-06-13) in Vorbereitung.

BRUMMER Walter(Red.): Heimatbuch Sattledt. –Leoben 2000.

Hofer-Foulder „Tausende fleißige Hofer-Bienchen“(2013). Siehe auch: www.projekt2020.at

KRONSTEINER Otto: Bedeutet Ostarrichi wirklich „Ostreich“? Unzeitgemäße Anmerkungen zu europäischen Millenniums-Mythen á la „996-1996“. In: Die Slawischen Sprachen 50 (1996), S. 127 ff.

MELOUN Otto = Elmar Oberegger(Hrsg.): Dr. Otto Meloun zur Geschichte von Sattledt. Sein Text aus 1976. –Sattledt 2012(Reihe „Historisches Sattledt“ 2).

OBEREGGER Elmar: „Sattledt“ – Zu Ursprung und Entstehung unseres Gemeindenamens. –Sattledt 2013(Reihe „Historisches Sattledt“ 1).

SEELIGER Renate: Haus der Zuflucht. –Mödling 1953.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2013.