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I: VORBEMERKUNGEN.

Im Jahr 1827 reichte die Budweiser Pferdeeisenbahn bekanntlich bereits von Budweis bis nach Trojern(heute offiziell „Trojany“) und darüberhinaus bis zur „Edlbrucker Schlucht“ in Oberösterreich.(1) Offiziell eröffnet(!) wurde damals aber schließlich nur der Abschnitt Budweis-Trojern.

Die „Erste Eisenbahn Altösterreichs“(1827): Budweis-Trojern(mit weiterer Fortsetzung bis ins oberösterreichische Gebiet).

Copyright: Elmar Oberegger

So konnte Tschechien im Jahre 2007 seiner „Ersten Eisenbahn“ gedenken, nicht jedoch die „Alte Donaumonarchie“2007, das war auch ein Eisenbahnjubiläum für ein Staatswesen, das es nicht mehr gibt

Indem aber – wie oben erwähnt – bereits 1827 die böhmisch-oberösterreichische Landesgrenze vom Budweiser Schienenstrang überschritten worden war, schlug in diesem Jahr auch die Geburtsstunde der Eisenbahn in Oberösterreich - und da die heutige böhmisch-oberösterreichische Grenze gleichzeitig die „Staatsgrenze Tschechien-Österreich“ darstellt, auch die Geburtsstunde der Eisenbahn der Republik Österreich.

Überrest der „(ober-)österreichischen Grenz-Übertrittstelle“ der Pferdeeisenbahn im Mühlviertel(2007):

Copyright: Elmar Oberegger

Doch dieses 180-Jahr-Jubiläum(2007) wurde – wie schon früher in aller Schärfe kritisiert(2) - sowohl in Oberösterreich als auch von Wien aus völlig ignoriert. Nun gut, man wird schon gute Gründe dafür gehabt haben…

Wien nimmt nun offenbar das Jahr 2012 zum Anlass, dieses 180-Jahr-Jubiläum gebührend zu feiern – Zumindest zwei historische Projekte sind bereits in Arbeit!

Dies ist insofern legitim, als 1832 immerhin die vollständige Linie Budweis-Urfahr(Linz) dem Verkehr übergeben wurde. Und in Oberösterreich, dem „Ersten Eisenbahnland der Republik“ ist für Herbst 2012 ein historisches Symposium geplant. 

Die vorliegende Abhandlung versteht sich als allgemeiner Beitrag zu diesem Jubiläum. Hier soll die Eisenbahngeschichte Altösterreichs beleuchtet werden, welche grundsätzlich einen wichtigen Baustein zum Verständnis der Eisenbahngeschichte der Republik darstellt.

Darüberhinaus ist festzustellen, dass diesem Thema seit 1918 eigentlich viel zu wenig explizite Aufmerksamkeit geschenkt wurde.(3)

Wir wollen diese Arbeit Kronprinz Rudolf widmen - Großer Rebell, aber auch großer Liebhaber der „Österreichischen Landschaften und Völker“(4), welche im Eisenbahnzeitalter dem Betrachter nach und nach realiter erschlossen wurden.(5)

Das Ziel dieser Arbeit besteht einerseits darin, einen kurzen und prägnanten Überblick zum Thema zu geben, andererseits aber auch darin, hierzu eine möglichst große Fülle von Information zu bieten. Während die Erste Privatbahnphase noch relativ erschöpfend behandelt werden konnte, gaben wir uns für die späteren Phasen damit zufrieden, erstens die Phase selbst zu analysieren und sodann zweitens interessant erscheinende Einzelprobleme herauszugreifen. Absolute Vollständigkeit kann die vorliegende Arbeit also nicht beanspruchen.

Diverse Fotos, Karten und Statistiken runden diese Publikation ab.

„Ungarn“, welches bis zum Ausgleich von 1867 ein fixer Bestandteil „Österreichs“ war, und „Bosnien-Herzegowina“, schließlich als Kondominium verwaltet, werden hier ebenso umrißartig behandelt werden –

Und, nicht zu vergessen – Die „Frühe Eisenbahngeschichte von Lombardo-Venetien“, bis 1859/66 bei „Österreich“.

Prof. Franz Anton v.Gerstner(1796-1840), gleichzeitig der „Vater des österreichischen Eisenbahnwesens“ und der „Erste Eisenbahnhistoriker Österreichs“ wird uns in dieser Darstellung – soweit es geht – den Weg weisen.

Überhaupt gilt für die „Österreichischen Eisenbahn-Geschichtsschreibung“:

STRACH ist unser TACITUS, KONTA unser SALLUST, RÖLL unser EINHARD etc. – Sie schöpften noch aus Quellen, die uns heute teils unzugänglich sind, und sie machten fast nie direkte Quellenverweise. Doch wir haben – wie der Alt-Historiker oder der Mediävist„Gewisses Vertrauen“ in ihre Forschungs-Ergebnisse.(6)

Aber auch vor diesem Hintergrund können – wie die „Geschichte der Geschichtsschreibung“ ganz klar beweist – interessante Beiträge entstehen…

 

Elmar Oberegger

Bohinj, 21. Juni 2011

 

Anmerkungen:

1)     Siehe zur Geschichte dieser Bahn Bruno ENDERES: Die „Holz- und Eisenbahn“ Budweis-Linz. Das erste Werk deutscher Eisenbahnbaukunst. –Berlin 1926.(Hier zitiert nach der Ausgabe 2007); Franz PFEFFER: Oberösterreichs erste Eisenbahn. In:  Oberösterreichische Heimatblätter 5 (1951), S. 32 ff.;  Elmar OBEREGGER: A Brief History of the „Budweiser Pferde-Eisenbahn“(= Horse-drawn-Railway Budweis-Linz-Gmunden). –Sattledt 2010; Ein „Großes Handbuch“ zum Thema gibt es leider bis heute nicht!

2)     Siehe Elmar OBEREGGER: Grundlinien der Eisenbahngeschichte Oberösterreichs. 1827-2008. –Sattledt 2008, S. 1.

3)     Siehe Elmar OBEREGGER: Thema „Eisenbahngeschichte Österreichs“. Literaturbericht und Zukunftsperspektive. –Sattledt 2009, S. 38 ff.

4)     Siehe das von ihm initiierte Kronprinzenwerk. Als kompakte Einführung wäre zu empfehlen Renate BASCH-RITTER: Österreich-Ungarn in Wort und Bild. Menschen und Länder. –Graz u.a. 1989.

5)     Siehe dazu v.a. die höchst gelungenen Reiseführer von Josef RABL(1844-1923). Siehe zur Person Elmar OBEREGGER(Hrsg.): Mit Josef Rabl auf der Transalpina. Eisenbahnen Tauern/Pyhrn-Triest. Auszüge aus seinem 1906 erschienenen Reiseführer. –Sattledt 2011.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2011.