[ HOME ]        [ INHALTSVERZEICHNIS ]
 

 

 

DAS SALZATALBAHN-PROJEKT(LANDL-WILDALPEN-GUSSWERK) ALS FORSCHUNGSPROBLEM:

 
 
 

Kürzlich machte mir der ehemalige Eisenbahnbeamte Hans Höbling aus Sattledt (erneut) ein großartiges Geschenk, nämlich die Kartenbeilage des „Almanach der k.k.österreichischen Staatsbahnen“ aus 1910/11.

Darin ist eine projektierte Linie von der Station Landl der Kronprinz Rudolf-Bahn(Gesäuseabschnitt) nach Mariazell verzeichnet. Diese hätte ungefähr 60 Kilometer umfasst und wäre via Wildalpen verlaufen, wo einst mein Großvater väterlicherseits geboren wurde. Daraus erklärt sich meine persönliche Verbundenheit mit diesem Thema, welches in Zukunft gründlich erforscht, zunächst aber einmal zur Diskussion gestellt werden soll.

Gemäß des vorliegenden Planes wäre die Bahn also beim Bf. Landl von der Rudolfsbahn abgezweigt, hätte sodann die Salza überschritten und wäre dann am Berggehänge nördlich des Flusses nach Mariazell verlaufen.

Der geplante Verlauf der „Salzatal-Bahn“(1910/11):

Copyright: Elmar Oberegger

Der Bahnhof von Wildalpen wäre also nördlich des Zentrums zu liegen gekommen. Seit 1893 war Kernhof(= Leobersdorfer-Bahn) per Schienenstrang erschlossen, seit 1908 Türnitz(ebenfalls Leobersdorfer-Bahn, beide Normalspur). Seit 1893 reichte die Thörlerbahn(76cm) bis Au-Seewiesen.

Betrachtet man die vorhandenen Terrainverhältnisse, dann wird sofort klar, dass der Bau höchst schwierig und somit teuer gewesen wäre. Somit stellt sich auch die Frage, ob die Bahn schmalspurig(76cm) oder normalspurig ausgeführt hätte werden sollen. Billiger wäre sicherlich eine schmalspurige Anlage gewesen. Die Klärung dieses Problems ist eine Aufgabe der Zukunft.

Gemäß des obgenannten Planes war jedenfalls in Mariazell die Errichtung eines bedeutenden Eisenbahn-Knotens vorgesehen. Von dort aus sollte es sowohl Verbindungen nach Au-Seewiesen(= Thörlerbahn i.R. Kapfenberg) als auch nach Türnitz(= Leobersdorfer-Bahn i.R. St.Pölten) und Kernhof(= Leobersdorfer-Bahn i.R. St.Pölten) geben.

Wildalpen:

Copyright: Elmar Oberegger

Im sogenannten „Schneckengraben“ erblickte mein Großvater väterlicherseits 1873 das Licht der Welt.

Der Salzatalbahn-Plan taucht aber auch noch in einer weiteren Karte auf, nämlich in jener, welche als Beilage zum Artikel „Österreichische Eisenbahnen“(1915) der „Enzyklopädie des Eisenbahnwesens“(Berlin/Wien 1912 ff., Hrsg. v. Victor Röll) zu verstehen ist(diese wurde erst Jahre nach dem genannten Artikel veröffentlicht!).

Salzatalbahn und proj. „Knoten Gußwerk“ gemäß der Röllschen Karte aus 1915:

Copyright: Elmar Oberegger

Dort nun hätte die Salzatalbahn in Gusswerk - also der 1907 erreichten(mittlerweile ehemaligen!) Endstation der Mariazellerbahn(76cm) - geendet. Gusswerk wäre somit im Gegensatz zu Mariazell zum Knoten geworden. Vielleicht besitzt dieser Umstand bautechnische Ursachen.

Grundsätzlich unklar sind auch die konkreten Hintergründe des Salzatalbahn-Projektes selbst:

In der bis zum Jahr 1908 reichenden Liste der „Lokalbahn-Konzessionen“ der „Geschichte der Eisenbahnen der österreichisch-ungarischen Monarchie“(Red. Hermann Strach) scheint das Projekt noch nicht auf. Ob es überhaupt jemals konzessioniert wurde, ist heute noch ungewiss. Ebenso ist unklar, wann und durch wen das Projekt zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgelegt wurde.

Um die Frage der Vorgeschichte des Salzatalbahn-Projektes zu klären, ist auf jeden Fall intensivere Forschungsarbeit nötig.

Aber auch die Frage der Spurweite(s.o.) ist unbedingt aufzuklären, und damit das Problem, in welchen Bahnhöfen nun 76cm/Normalspur-Terminals errichtet hätten werden müssen. Hierzu kann man heute nur Hypothesen äußern. Fest steht jedenfalls, dass hinsichtlich der Errichtung eines solchen Terminals im Bf. Landl die beschränkten Raumverhältnisse ein Problem dargestellt hätten.

Die „Salzatalbahn“ hätte jedenfalls eine gute Anbindung von Mariazell v.a. gegen Linz, Salzburg, Innsbruck und München dargestellt, ferner wäre das Ursprungsgebiet der „Wiener Hochquellenleitung“ per Schienenstrang direkt mit der Hauptstadt verbunden gewesen. Darüberhinaus hätte diese Bahn, welche ein landschaftlich sehr reizvolles Gebiet durchzogen hätte, sicherlich größeren touristischen Wert besessen.

Blick ins Salzatal vor Wildalpen:

Copyright: Elmar Oberegger

Offenbar schliefen mit dem Zusammenbruch der Monarchie im Jahre 1918 alle Pläne bezüglich einer Salzatalbahn ein.

 

Schrifttum:

Siehe etwa die Artikel „Mariazeller-Bahn“, „Thörler-Bahn“ und „Leobersdorfer-Bahn“ in der Enzyklopädie zur Eisenbahngeschichte des Alpen-Donau-Adria-Raumes. –Internet 2006 ff.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2010.