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EIN JUWEL DER BRÜCKENBAUKUNST SOLL BESEITIGT WERDEN – DIE BRÜCKE ÜBER DEN TRATTENBACH IN SPITAL AM PYHRN

Leserbrief des Roland Girtler(Okt. 11) – Director’s Cut.

 

Mich drängt es zu diesem Schreiben als jemanden, der das Tal am Fuße des Pyhrgas und des Bosrucks und überhaupt Spital am Pyhrn liebt, denn man ist eben dabei ein Juwel der Brückenbaukunst zu beseitigen.

1.     Meister des Brückenbaus, unter ihnen hauptsächlich Italiener, waren hier in der Gebirgsregion von Spital am Pyhrn ab 1903 am Werk, um eine ideale und der Landschaft angepasste Bahnstrecke zu schaffen. Zu dieser Bahnstrecke gehört die Trattenbachbrücke, die auf schön gemauerten Steinpfeilern steht. In ihrer Architektonik erinnert diese Brücke, die den Trattenbach und die Straße, die zur Vogelsangklamm führt, überquert, an die herrlichen Brückenbauwerke der alten Römer, deren Aquädukte heute noch als Meisterwerke der Baukunst gesehen werden.

Das Trattenbachviadukt in der Landschaft(Aufnahme um 1906):

Sammlung R.Girtler

2.     Ein Experte meinte zu mir, in der Schweiz wäre eine solche Veränderung, wie sie jetzt hier beim Trattenbach geschieht, nicht möglich. Dort wäre man darauf bedacht, die Führung der Alpenbahnen und ihre architektonische Ausgestaltung sorgsam zu erhalten.

Hier geschieht das Gegenteil. Mich wundert, dass so etwas geschehen kann.

3.     Baufirmen betätigen sich nun im Auftrag der Österreichischen Bundesbahnen, diese Brücke und die elegant angelegte Bahnstrecke zu verändern. Ich fragte einen dort arbeitenden Herrn, warum man die alte Brücke nicht mehr verwenden wolle. Der Herr meinte, diese Brücke sei in schlechtem Zustand und die Fundamente würden ein Problem sein. Eine Vermessungsfirma, die sich hier auch betätigt, musste allerdings durch Vermessungen feststellen, wie mir die Chefin dieser Firma erzählte, dass diese Brücke fest dasteht und sich nicht rührt. Die Fundamente, von Meistern gebaut, halten fest.

4.     Man will die elegante Kurve der Strecke, die zur Trattenbachbrücke führt, minimal begradigen und die alte schöne Brücke zerstören und durch eine neue Zementbrücke, die daneben errichtet werden soll, ersetzen. Der Güterverkehr würde zunehmen, daher wäre diese Veränderung der Bahnstrecke notwendig, meint man.

5.     In Schriften aus der Vorkriegszeit wird diese Bahnstrecke in Arbeiten beschrieben und mit großem Respekt vor ihren Erbauern dargetan. Moderne Eisenbahnhistoriker sprechen, wie ich höre, sogar von einer Sünde, die hier an der alten Bahnkultur geschieht.

6.     Ich bin mir bewusst, mein kleiner Versuch, darauf zu achten, dass die alte Trattenbachbrücke in ihrer alten Schönheit erhalten bleibt, gleicht dem edelmütigen Kampf des Don Quijote gegen die Windmühlen.

Roland Girtler.

 

Copyright: Roland Girtler 2011.