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III: Villach-Tarvis-Laibach-Divaca-Hrpelje-Triest St.Andrä. Eine historische Reisebeschreibung(ca. 1887).

Villach, in einem malerischen Bergkessel 1 Stunde ober dem Einfluss der Gail in die Drau am Fusse des Dobratsch gelegen, mit 3.500 Einwohnern(Gasthöfe: Post und Hotel Elefant am Bahnhofe), ist eine betriebsame Stadt mit alten Ringmauern und der Knotenpunkt der Bahnen nach Lienz-Franzensfeste, Marburg, Leoben und Laibach.

Die Linie Villach-Laibach-Divaca-Hrpelje-Triest:

Copyright: Elmar Oberegger

Sehenswerth ist die goth. Pfarrkirche mit ihren Denkmälern der Dietrichsteine, Khevenhüller, Trautmannsdorfe u.s.w., eine herrliche Kanzel aus weissem Marmor und das Taufbecken, sowie die geschnitzten Betstühle. Auf dem Marktplatze steht das prachtvolle Standbild des heimatlichen Bildhauers und Künstlers Hans Gasser(gest. 1868), ausgeführt von Messner. Villach hat eine Bleiweissfabrik, eine Fabrik für Glätte, Glasur, Menning und Bleigelb, Schrottgiesserei und in der Nähe mehrere Eisenhämmer.

Villach:

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Eine vorzügliche Aussicht über die Umgebung erschliesst sich uns von der Höhe des Pfarrthurmes.

Wir sehen im Süden und Südosten die prachtvollen Felswände der Karawanken und südwestlich die herrlich geformte Dolomitpyramide des Mangert. Im Westen, ziemlich im Vordergrunde, erblicken wir die majestätische Villacher Alpe, den Rigi Oesterreichs, und den freistehenden erzreichen Bleiberg, nordwestlich im Drauthale, in blauer Ferne, den mächtigen Hühnersberg und andere Colosse des Drau- und Möllthales. Gegen Norden steigen der weitgedehnte Amberg, dann der mehr niedere Wollanig, der niedliche Oswaldiberg und dazwischen eingezwängt der hohe Wöllanernock bei Afritz, sanft empor.

Den Schluss des malerischen Alpenkranzes bildet im Nordosten die breitbasige, fast bis zu ihrem Gipfel mit Bauernhöfen geschmückte Görlitzen bei Ossiach.

Bezüglich der geschichtlichen Hauptmomente ist zu erwähnen, dass Villach bereits i.J. 878 urkundlich erwähnt wird, an dessen Stelle stand ehemals die römische Mansion „Santicum“.

Bad Villach. Nachdem wir die Drau bereits vor dem letzten Bahnhofsgebäude passirt, liegt ungefähr ¾ Stunden nordöstlich von Villach entfernt an der nach Italien führenden Reichs-Strasse die mit einer hübschen Veranda gezierte Haltestelle Bad-Villach.

Das Warmbad Villach, in höchst freundlicher und gesunder Lage, hat eine berühmte Heilquelle mit beständiger Wärme von 23 ½°R., Voll- und Wannenbäder, grosses Curhaus mit 50 vortrefflich eingerichteten Zimmern, und ist ein stark besuchter moderner Bade- und Erholungsort. Die Bedienung und Bewirthung ist gut und sind auch die Preise billig.

Auf der Terasse, einer Hochfläche gleich ober dem Mineralbade, hat man einen prächtigen Anblick auf die entzückend schöne Landschaft. Im nördlichen Theile dieser Hochwälder liess zur Zeit der Occupation Kärntens 1809 bis 1813 die französische Regierung einen noch jetzt kennbaren Volksgarten unter dem Namen „Napoleonpark“ anlegen, der später bei der Reoccupation des Königreiches Illyrien verwüstet wurde.

Auf der gleichen Hochebene südlich befinden sich 16 künstlich aufgeworfene mit Rasen bedeckte und runde Hügel von verschiedener Grösse, welche man die Riesen- oder Heidengräber zu nennen pflegt. Dr. v.Luschan aus Wien hat hier 1871 ein vollständig erhaltenes „Keltengrab“ aufgedeckt.

Auch sind in früheren Jahren bei Erdarbeiten häufig römische Steine, Bronce-Gegenstände, Münzen u.s.w. ausgegraben worden, welche Funde beweisen, dass die Römer und noch früher die Kelten die Thermen bei Villach-Santicum bereits gekannt und benützt haben.

Firnitz. Bald hinter Bad-Villach nimmt die Trace eine südliche Richtung. Wir sehen im Hintergrunde noch die stattlichen Burgen Landskron, Wernberg und hinter Wernberg die Ruinen Sternberg, Hohenwart und Eichlberg und übersetzen die Gail.

Nahe vor uns liegen die Felsenwände der Karawanken, welche die Landes-Grenze zwischen Kärnten und Krain bilden. Hart am Gailflusse liegt die Ortschaft Federaun und auf einer hohen weissen Kalkwand die Ruine der gewaltigen Veste Federaun(im 13. Jahrhunderte Raubritterveste), an welcher jetzt ein Schrotthurm angebracht ist. Der Aufstieg mit der Aussicht von den schönen Gartenanlagen, welche zwischen den Ruinen angelegt sind, ist sehr lohnend.

Hinter Federaun wird links an der Bahnlinie die Station und weiter südlich das Dorf Firnitz sichtbar, welches eine äusserst freundliche Lage hat(Gasthaus der Frau Lautmann). Unmittelbar darauf an der Station Firnitz liegen die Gemeinden Unter- und Oberrain.

Arnoldstein. Von Firnitz gegen Arnoldstein liegen rechter Hand am linken Ufer des Gailflusses und am Fusse jäher Felsen die Gemeinden Unter- und Oberschütt, welche ihren Namen von den Verschüttungen herleiten, welche dem Bergsturze der Villacher Alpe i.J. 1348 folgten.

Arnoldstein:

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Ungefähr eine halbe Stunde von Firnitz entfernt liegt abseits der Bahn das Dorf Mallestig. In der Nähe von Mallestig befindet sich das hübsche Kirchlein St. Kanzian, bei welchem man vor Jahren mehrere Römergräber und Steinsarkophage mit Gebeinen, Geschmeiden und Bronce-Gegenständen aufgefunden hatte. Die Aussicht vom Kanzianiberge ist entzückend lieblich und wird die geringe Mühe der Ersteigung reichlich gelohnt.

Auf der weiteren Fahrt nach Arnoldstein liegen linker Hand die Ortschaften Hart, Riegersdorf, Neuhaus, Pökau und Lind.

Der Markt Arnoldstein liegt links der Bahn und gewährt mit dem hoch darüberliegenden Kloster-Gebäude ein herrliches Panorama. Dieses ehemalige Benedictinerstift, später Herrschaft, ist jetzt der Sitz des Bezirksgerichtes Arnoldstein zählt aus den Kämpfen der Venetianer mit den österreichischen Fürsten manche historischen Momente, deren Erörterung uns jedoch zu weit führen würde.

Thörl-Maglern. Ausserhalb Arnoldstein liegt linker Hand das Dorf Geilitz, bei dem wir den gleichnamigen Bach und den kleinen Mühlbach überschreiten. Rechts an der Bahn liegt Stossau mit einer Messingfabrik. Weiter unten wird links das Dorf Maglern sichtbar und wir erreichen nach einer kurzen Fahrt rechter Hand sodann Thörl mit dem Stationsgebäude von Thörl-Maglern in einer Erweiterung des Geilitz- oder Schlippethales. Hier geniesst man noch eine schöne Ansicht des Dobratsch oder der Villacheralpe sowie des Gailthales.

Das Geilitzthal, an dessen linkem Ufer sich die Bahn bis gegen Tarvis zieht, wird in der Regel schlechtweg das Canalthal genannt, vom italienischen Canal di ferro, denn in früherer Zeit ging durch dieses Thal der Haupt-Eisentransport bis Italien.

Das Canalthal, gegen 7 Stunden lang, ist schmal, von hohen Kalkbergen umgeben, und wenig fruchtbar und muss sich sowohl die Eisen- als auch die Fahrstrasse oftmals ihren Weg durch Felsen bahnen. Dieses Thal mit der tosenden Geilitz und Schlippe und ihren Wasserfallen, sowie seinen senkrechten Felswänden gibt ein Miniaturbild des Gesäuses.

Tarvis. Vor Tarvis durchfahren wir noch zwei interessante Tunnels von 140 und 517m. Länge. Nach unmittelbarer Passirung des grösseren derselben bietet uns der Anblick des tiefen Thales mit der wildbrausenden Schlippe einen der herrlichsten Naturgenüsse.

Tarvis, ein an der Geilitz oder Schlippe gelegenes Dorf(Gasthöfe: Gelbfuss und Walkner), hat wenig Sehenswerthes, bildet jedoch einen geeigneten Auslaufspunkt für mehrere höchst lohnende Excursionen.

Tarvis:

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Westlich von Tarvis gelangt man in einer Stunde in das slovenische Dorf Saifnitz, von wo aus man den berühmten Wallfahrtsort Luschariberg, Maria-Luschari oder Heiligenberg(sveta gora) ersteigen kann. Ein Engel auf einer Strassensäule zeigi den Weg hinan. Die Ersteigung nimmt 3 Stunden in Anspruch, wofür sich uns, oben angekommen, die herrlichste Aussicht öffnet. Man sieht bis zur Marmolata und hat einen Ueberblick über die Kärntner- und Krainer-Alpen, besonders imposant zeigt sich in unmittelbarer Nähe der Wischberg mit seinen Schneefeldern. Für die einfachsten leiblichen Bedürfnisse sorgt das neben der Kirche befindliche Wirthshaus. Den Rückweg von Luschariberg kann man auf einem Grasschlitten mit gefahrloser, doch wenig angenehmer Fahrt in einer halben Stunde machen.

Von Tarvis führt eine Fahrstrasse westlich über Malborghetto und Ponteba nach Udine und südlich über den Predil nach Görz.

Lohnend ist von Tarvis ein Ausflug nach Malborghetto, einem Markte mit mehreren Eisen- und Stahlhämmern, schöner Kirche mit Marmoraltären und Gemälden italienischer Meister. Malborghetto liegt an einem Engpasse, welchen das Fort Thalawar beherrschte und sowie das Blockhaus auf dem Predil durch Hensel‘s und Hermann’s heldenmüthige Verteidigung 1809 berühmt geworden ist. Von da erreicht man Pontafel, welches mit Ponteba, dem ersten italienischen Orte, durch eine steinerne Brücke des Fellabaches verbunden ist.

Auf der Fahrt von Tarvis nach Ratschach versäume der Reisende nicht, gleich ausser Tarvis von der eisernen Bahnbrücke, einem höchst interessanten Bauobjecte, einen Blick in den 66 Meter tiefen gähnenden Abgrund zu werfen, durch den sich die Schlippe durch Jahrtausende den Weg gehöhlt hat.

Ratschach-Weissenfels. Nachdem wir den Weissenbach(Grenze von Kärnten und Krain) auf hohem Viaduct überschritten, führt uns die Bahn links an dem gewerbereichen Orte Weissenfels(Gasthaus zur Post) vorbei nach Ratschach(Gasthof Kirchmaier), der Wasserscheide zwischen der Sau und der Geilitz.

Der Ort Ratschach mit 750 Einwohnern ist eine Viertelstunde, und Weissenfels mit 600 Einwohnern eine halbe Stunde von der Bahn entfernt. 1 ½ Stunden von Weissenfels weg liegen südwestlich am Ausgang des wildromantischen Schlitzathales die beiden hübschen waldumschlossenen Weissenfels-Seen. Zwischen beiden erhebt sich ein Felsrücken mit prächtiger Aussicht auf den majestätischen Mangart(2675m).

Die Schönheit des Schlitzathals wird dadurch gehoben, dass die gewaltigen, weissen Kalkmassen des Terglou immer den Hintergrund der Landschaft bilden.

Auf der Fahrt zwischen Ratschach und Kronau führt ¾ Stunden von Kronau die Poststrasse nach Wurzen. Westlich von Wurzen liegt der kleine Wurzner-See, dessen Wasser beständig Luftplasen wirft. An dessen Südseite fliesst die Save in den See. Man nimmt ihre Quelle in dem gegenüber sich öffnenden wilden felsigen Planitzathale an, wo sie sich aus einem Felsenloche in einer Höhe von 134m. mit ziemlich starker Wassermasse herunterstürzt, dann sich unter der Erde verliert und an der obenerwähnten Seite des Wurzner-See‘s wieder zu Tage tritt. Das Wasser rührt von den Eisfeldern des Mangart her. Eine lohnende Aussicht gibt auch der 1065m hohe Wurznerberg.

Kronau(Krainska gora). Von Ratschach gegen Kronau bilden rechter Hand neben der Bahn mächtige Tannenwaldungen ein malerisches Bild, zu dem der fünfspitzige Mangart und andere Felscolosse den Hintergrund liefern. Bei Kronau ist die Wasserscheide der Drau und Sau.

Kronau:

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Das Dorf Kronau, an der Mündung des wildromantischen Pischenzathales gelegen, zählt 750 Einwohner(Gasthof Urbani und Hribar). Von Kronau aus lassen sich die interessantesten Touristenpartien arrangiren, und zwar:

Auf den Prisanig(2560 m.) und Razor(2795m.), beide Spitzen südlich am Schlusse eines überaus grossartigen Thalkessels gelegen. Zur ersten Alpe(Malitamer) hat man 1 ½ Stunde und 1 ½ Stunde bis zum Verschec Sattel(1601 m.), einem engen Einschnitte zwischen Moistroka im Westen und Prisanig im Osten. Vom Joche gelangt man auf der Südseite aufwärts zunächst durch Wald; dann über Felsen auf den Gipfel des Prisanig in 4 Stunden. Der Razor wird ebenfalls von den Alpenhütten, der südlichen Seite des Prisanig, aus erstiegen. Zunächst kommt man zur Einsattlung(Korito) zwischen Prisanig und Razor und von hier auf den Gipfel. Die Aussicht von beiden Bergen ist jener des Triglav ähnlich.

Der Aufstieg zur Mala Pischenca, einem unwirthlichen Thale mit Katarakten, bildet eine beschwerliche, jedoch sehr interessante Tagpartie. Von Mala Pischenca führt ein Uebergang in die Planinca zum Save-Ursprung.

Zur Velika Pischenca führen 2 Stunden völlig eben. Im Hintergrunde erscheint ein grossartiges Kesselthal, gebildet von den Kalk- Giganten Spik, Skermaterca, Rogica, Kriz, Razor, Mojstroka und dem Prisang mit der Eiscapelle, einem kleinen Gletscher, und prachtvollem Felsthore desselben. An der Quelle ma mocilah und dem kleinen See pri jezercah vorüber gelangt man zur Jochhöhe. Von oberwähntem Verschec-Sattel zwischen Prisanig-Mojstroka kommt man abwärts in‘s Isonzothal nach St. Maria in Trenta in 1 ½ Stunden. Vom Verschec-Sattel aufwärts, den Felskogel Versiga umkreisend, gelangt man über Felstrümmer und Platten zuletzt am scharfen Grat zur Spitze des Mojstroka in 4 Stunden.

Hier sieht man gegen Norden zu Füssen das Planinca-Thal mit dem Ursprunge der Save, Theile von Karawanken und Kärntens, den kleinen und hohen Tauern, gegen Süden das Trenta-Gebirge. Die Besteigung ist eine leichte Tagpartie, und ist als sehr tüchtiger Führer Johann Petar(Führerlohn 3 fl.) zu empfehlen.

Eine ebenfalls lohnende Partie kann man in einer Stunde nach Martulk, einem pittoresken Felsenkessel mit Wasserfall, und dem Hintergrunde des pyramidenförmigen Spick machen.

Lengenfeld. Die Trace bewegt sich noch fortwährend im Gebiete der Karawanken, gegen Süden und zur Rechten haben wir die Abstürze des Prisanik und Mangert. Auf der weiteren Fahrt bei einem Gefälle von 1:80 empfehlen wir dem Reisenden einen Rückblick auf die Höhen und überraschenden Wendungen der Landschaftsbilder, die uns jetzt interessanter erscheinen, als bei der unmittelbaren Passirung.

Auf der Fahrt von Kronau ab übersetzen wir zuerst den Pischenzabach; sodann dreimal die Save und endlich den kleinen Wälzabach und fahren an den etwas abseits der Bahn liegenden Ortschaften Berg, Wald und Mitterberg vorbei nach Lengenfeld, einem Dorfe von 620 Einwohnern, am Fusse des Mittagskogels(2099m) gelegen und wichtig als Standpunkt für Touristenpartien.

Assling. Wir passiren den Jeseniza oder Asslingbach. In stetem Wechsel der herrlichsten Landschaftsbilder erreichen wir die Ortschaft Assling, welches einschliesslich des berühmten Eisenwerkes der Krainischen Industriegesellschaft Sava an 800 Einwohner zählt. Empfehlenswerthe Gasthäuser sind in Assling Post und Pleschitz, in Sava Kowatsch. Der Charakter der Gegend, welcher sich von Tarvis ab stets grossartiger gestaltet hatte, verliert auch hier nur wenig an Reiz und Interesse.

Assling:

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Jauerburg zählt gegen 300 Einwohner, meist Holz- und Eisenarbeiter, und besitzt wie Assling eine Gewerkschaft der Krainischen Union. Hinter Jauerburg übersetzen wir auf einer Eisenbrücke(37,7m) den Saverdnikbach und durchfahren unmittelbar darauf einen 80, 7m langen Tunnel.

Radmannsdorf-Lees. Hinter Jauerburg bemerken wir links das mächtige Hervortreten des Stou(2233m) aus der Kette der Karawanken. Rechts mündet der Rothweinbach in die Sau, deren Thal sich von da ab allmälig erweitert.

Die Stadt Radmannsdorf-Lees, am Zusammenfluss der Wurzener- und Wocheiner-Sau gelegen, zählt an 2000 Einwohner. An der Pfarrkirche sind noch Römersteine zu sehen. Prachtvoll ist das gräfliche Thurn‘sche Schloss mit seinen Gartenanlagen.

Podnart. Von Radmannsdorf zieht sich die Trace in constantem Gefälle von 1:70 am linken Saveufer fort, passirt den 284,2m langen Globokotunnel, übersetzt bald hinter demselben auf einer (77, 9m langen) Eisenbrücke die hier noch nicht schiffbare Save, und bleibt von da bis Laibach an deren rechtem, theils sandigem, theils lehmigem Ufer.

Gegen Podnart zu erweitert sich wieder das Thal und die Gegend nimmt einen etwas freundlicheren Charakter an. Auf der weitern Fahrt von Podnart gegen Krainburg treten die Berge wieder näher zusammen. Rechts vor der nächsten Station sehen wir den Jodocusberg mit seiner berühmten Wallfahrtskirche.

Krainburg. Das Stationsgebäude von Krainburg befindet sich am rechten Saveufer, während die Stadt selbst an deren linkem Ufer an der Mündung des Kankerflusses in die Save hoch über beiden sie bespülenden Flüssen auf einem Brecia-Felsengrund gelegen ist.

Krainburg:

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Krainburg mit der Kanker- und Savevorstadt(Gasthöfe: Alte Post, Löwe, Hirsch, Schusterschitz, Casino und Citavnica), zählt gegenwärtig gegen 2500 Einwohner, ist ein lebhaftes Städtchen und war ehemals die Haupt- und Residenzstadt der Herzöge von Krain.

Die Burg Kieselstein am westlichen Abhange, erbaut i.J. 1262 von Heinrich II. von Ortenburg, zeigt, dass Krainburg ehemals eine Festung war. Am Platze steht noch die Residenz der einstigen Besitzer von Krain. Interesse gewährt die Besichtigung der alten Pfarrkirche und das wahrhaft herrliche Panorama vom Thurme derselben, dessen Besteigung der Besucher dieser Stadt nicht unterlassen möge.

Von Krainburg führt eine Fahrstrasse über den Loibl nach Klagenfurt, eine andere über den Seeberg nach Kühnsdorf und eine dritte nach Sulzbach und Prävali.

Laak. Hinter Krainburg erweitert sich das Thal und trägt der sogenannte Thalkessel von Krainburg schon den Charakter der Laibacher Ebene, welche eigentlich erst zwei Wachterhäuser hinter der Station Zwischenwässern beginnt.

Laak(Bischoflaak):

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Noch immer sehen wir zur Rechten hinter uns den dreigipfligen Terglou und links die Sulzbacheralpen mit dem Grintouz. Vor der Station Laak liegt rechter Hand das Schloss Ehrenau.

Eine halbe Stunde von der Station Laak entfernt liegt am Zusammenflusse des Zayer- und Sourabaches das Städtchen Bischoflaak mit einem sehr schönen, ehemals dem Aerar gehörigen Schlosse.

Die Bahn zieht sich gegen Süden fort und überschreitet den Zayerbach. Nahe bei der Ueberbrückung liegt die Papierfabrik Josefsthal und daneben das schöne bischöfliche Schloss Görtschach.

Zwischenwässern. An der Mündung der Zayer in die Sau liegt die Station Zwischenwässern. Der Zayerbach bildet hier eine kleine aber reizende Kaskade. Bald hinter dieser Station erhebt sich jenseits der Sau der Gallenberg, das oftmalige Ziel der Ausflüge von Laibach. Am Fusse des Berges liegt Schloss Ruzing. Die Ersteigung des Gallenberges nimmt kaum eine Stunde in Anspruch und das Plateau, welches eine 1432 erbaute und 1712 in ihrer gegenwärtigen Gestalt hergestellte Kirche trägt, bietet eine unendlich reizende Fernsicht.

Vizmarje. Wie bereits oben angedeutet, hat die Ebene von Laibach schon vor Vizmarje begonnen. Vizmarje, die letzte Station vor Laibach, ist ein Dorf mit schöner 1796 erbauten Kirche. Das Holzschnitzwerk am Tabernakel wurde von Mathias Tonc, einem Naturkünstler, welcher in diesem Dorfe lebte, verfertigt. Das Hochaltarblatt bildet ein schönes Gemälde von Leyer. Interessant sind auch die Fresken und ein Madonnenbild von Langus.

Die Ebene um Laibach ist schön und zeigt allenthalben reichliche Vegetation, besonders aber üppige Maisfelder.

Laibach. Schon von Weitem sehen wir das Schloss Laibach, welches mit seinen Thürmen die Stadt überragt und dessen weitläufige Räumlichkeiten gegenwärtig zu einem Gefängnisse dienen.

Laibach:

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Die Aussicht vom Schlossberge oder Castelle ist prächtig und lohnend, besonders gegen den Terglou und die Sulzbacheralpen hin. Der Reisende möge den Besuch des Schlossberges nicht versäumen, um sich von seiner zurückgelegten Tour ein vollständiges Bild machen zu können.

Die Stadt Laibach(Gasthöfe: Hotel Europa, Elefant, Stadt Wien etc.), das einstige römische Aemona, zählt 21.000 Einwohner und liegt in einer weiten Ebene, von Bergen der verschiedensten Abstufungen umgeben. Der Dom mit Rundgewölbe und Kuppel im italienischen Styl hat Stukverzierungen und zahlreiche Fresken aus dem 18. Jahrhundert.

Laibach, die Hauptstadt Krains, ist historisch bekannt durch den Congress, welcher, in der Hauptsache gegen den Aufstand in Neapel gerichtet, vom 27. Jänner bis 11. Mai 1821 hier tagte. Der grösste Platz von Laibach heisst noch heute der Congressplatz.

In der Sternallee daselbst wurde 1860 das Radetzky-Denkmal, eine 2m. hohe Bronzebüste von Fernkorn, auf einem Piedestal von Krainer Marmor errichtet mit der Inschrift: „Ihrem Ehrenbürger dem Grafen Josef Radetzky von Radetz, k.k. Feldmarschall, die Bürger Laibach’s“.

Ein schöner Spaziergang führt von Laibach durch die mit prächtigen alten Kastanien gezierte Lattermannsche Allee in einer Viertelstunde nach Tivoli mit Schloss, Park und Restauration(einst Besitzthum Radetzky‘s) und reizender Aussicht.

Ein ebenfalls interessanter Spaziergang führt uns von Laibach in 15 Minuten nach Rosenbach mit vorzüglicher Restauration und Café.

Von Laibach bis hinunter nach Divaca fahren wir nun auf dem Geleise der „Südbahn-Gesellschaft“, welches unsere hohe Regierung für ihre Bedürfnisse gemietet hat.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Dorf

Brezovica, wo wir das Laibacher Moor betreten, welches vor 2 Millionen Jahren entstand und früher ein See war. Schon in alter Zeit war es bewohnt.

An klaren Sonnentagen ist das Moor ein reizvoller und interessanter Landstrich, bei trüber Witterung aber bedrückend und zuvor helle Orte erweisen sich nun als gräulich und wir fühlen uns unwillkürlich an folgende Sätze Poe’s erinnert:

„Einen dumpfen, dunklen, lautlosen Herbsttag lang, da die Wolken beklemmend tief am Himmel hingen, war ich allein durch einen unsäglich tristen Landstrich geritten und erblickte endlich, als die Abendschatten sich niedersenkten, das schwermütige Haus Usher vor mir. Ich weiß nicht, wie es zuging – aber schon beim ersten flüchtigen Anblick des Gebäudes überkam mich eine Empfindung unerträglicher Melancholie. Ich sage unerträglich; denn das Gefühl wurde durch keine jener halb angenehmen, weil poetischen Regungen gemildert, mit denen das Gemüt gewöhnlich selbst die finstersten Natureindrücke des Öden und Schrecklichen aufnimmt. Ich betrachtete den Schauplatz vor mir: das Haus selbst und die schmucklosen Züge des Anwesens – die kahlen Mauern – die leeren, wie Augen starrenden Fenster – ein paar geile Schilfhalme - und ein paar bleiche Stämme abgestorbener Bäume –, und dabei bemächtigte sich meiner eine tiefgreifende Niedergeschlagenheit, die ich keiner irdischen Empfindung angemessener vergleichen kann als dem Erwachen des Opiumträumers – dem bitteren Absturz ins Alltagsleben – dem schrecklichen Fallen des Schleiers. Ich spürte eine Eiseskälte, ein Sinken, ein Siechen des Herzens – ein durch nichts gemildertes Veröden des Denkens, das kein Sporn der Einbildungskraft zu irgend etwas Erhabenem verkehren konnte. Was war es – ich hielt inne, um nachzusinnen – was war es denn, das mich beim Anblick des Hauses Usher so erschlaffen ließ? Es war ein Rätsel, ganz und gar unlösbar; auch konnte ich nicht der schattenhaften Vorstellungen habhaft werden, die beim Grübeln auf mich einstürmten. Ich war genötigt, mich auf den unbefriedigenden Schluß zurückzuziehen, daß es zwar ohne Zweifel Verbindungen ganz einfacher natürlicher Dinge gibt, die die Macht haben, uns derart anzugreifen, daß aber die Ergründung dieser Macht unserem Denken entzogen ist. Es war möglich, so überlegte ich, daß schon eine andere Anordnung der einzelnen Bestandteile des Schauplatzes, der Details des Bildes, ausreichen würde, seine düstere Wirkung zu mildern oder vielleicht gar zu tilgen; und dieser Eingebung folgend, lenkte ich mein Pferd zu dem abschüssigen Ufer eines schwarzen gespenstischen Weihers, der in unbewegtem Glanz neben dem Hause lag, und schaute – tiefer noch erschauernd als vorher – hinab auf die neuerschaffenen, auf den Kopf gestellten Abbilder des grauen Schilfgrases, der geisterbleichen Baumstämme und der leeren, wie Augen starrenden Fenster“.

Szene im Laibacher Moor:

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Der Abschnitt Brezovica-Preserje-Franzdorf ist aber vor allem baugeschichtlich höchst interessant.

Zunächst galt es, den sumpfigen Moorboden zu überwinden, sodann auf die Karsthöhe aufzusteigen. Und wieder – wie schon im Semmeringgebiete – wuchs die deutsche Eisenbahnbaukunst zu beeindruckender Blüte empor.

Die Ingenieurs entschlossen sich dazu, diesen Aufstieg mittels großem Viadukt zu wagen, welches die Franzdorfer Felshänge umspannen sollte. Darunter der Moorboden, sohin dessen Mittelstück mit Baumstämmen zu fundieren war.

Bis dorthin aber war das Moor allzu tief, daß auch dort diese „Venezianische Methode“ zur Anwendung kommen konnte: Bis zu 15 Meter reicht es hinunter bis zu einem weichen Sandboden, erst darunter dann der rettende Fels.

Schon der große Georg Stephenson hatte bei der Herstellung seiner berühmten „Liverpool-Manchester-Eisenbahn“(1830) ein Moor, nämlich das „Chat Moss“ zu besiegen. Wie ging er vor? In der renommierten „Encyclopedia Britannica“ lesen wir dazu:

„Perhaps the most interesting case of embankment and cutting in combination is that of the crossing of Chat Moss … The moss was 4 ½ miles across, and it varied in depth from 10 to 30 feet. Its general character was such that cattle could not stand on it, and a piece of iron would sink in it. The subsoil was composed principally of clay and sand, and the railway had to be carried over the moss on the level, requiring cutting and embankment for upwards of 4 miles. In forming 277,000 cubic yards of embankment 670,000 yards of raw peat were consumed, the difference being occasioned by the squeezing out of the water. Large quantities of embanking were sunk in the moss, and, when the engineer, Stephenson, after a month’s vigorous operations, had made his estimates, the apparent work done was sometimes less than at the beginning of the month. The railway ultimately was made to float on the bog. Where embankment was required drains about 5 yards apart were cut, and when the moss between them was dry it was used to form the embankment. Where the way was formed on the level drains were cut on each side of the intended line, and were intersected here and there by cross drains, by which the upper part of the moss became dry and firm. On this surface hurdles were placed, 4 feet broad and 9 long, covered with heath, upon which the ballast was laid”.

Das englische „Katzenmoor” besitzt also eine Flußrichtung und schwemmte alles Material, welches Stephenson zur Errichtung eines Dammes einbrachte, wieder weg. So errichtete er für die Eisenbahn eine Art Boot, unter dem es ungestört fließen konnte. Dieser „Kompromiss mit der Natur“ war notwendig, um die Linie herstellen zu können.

Das von Bergen umgrenzte Laibacher Moor entbehrt aber solcher Flußrichtung, weshalb sich die österreichischen Ingenieurs mit gutem Gewissen entschließen konnten, einen Damm aufzuschütten. Insgesamt waren circa 690.000 Kubik Material erforderlich, das durch Felssprengungen gewonnen wurde. Alles musste mühevoll mit Pferdefuhrwerken herangebracht werden.

Das Volk war beeindruckt von den riesigen Mengen von Steinen und Bruchfelsen, welche Tag für Tag eingebracht wurden. Ein Zeitzeuge bekundete zuletzt dem Verfasser gegenüber, dass er nie geglaubt habe, dass dieses Unterfangen je zu einem Ende kommen würde bzw. der Vollendungstermin eingehalten werden könne. 1856, also nur ein Jahr vor der Eröffnung der Linie Wien-Triest, war das große Werk aber vollendet.

Mit größter Befriedigung erfüllt uns der Blick auf die Moortrasse und den schönen Franzdorfer Viadukt(Länge: 561m), beides Resultate des großen Könnens unserer Ingenieurs, welche der Nachwelt noch für Jahrhunderte erhalten bleiben werden!

Der Franzdorfer Viadukt:

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Der Viadukt besteht aus zwei über einander aufgeführten Bogenstellungen; die obere Etage zählt 25 Bögen mit je 8° 5‘ Lichtöffnung, die untere 22 Bögen mit je 8° Lichtöffnung. Die Pfeiler, 24 an der Zahl, ganz aus Stein, sind mit Kalksteinquadern sorgfältig verkleidet, die Gewölbe aus Ziegeln aufgeführt, die Stirnmauern der unteren Etage mit Bruchstein, jene der oberen mit Ziegeln bedeckt; die Parapette, Gesimse, Tragsteine, Cordons und Gewölbsanläufe aus Quadern erbaut.

Der Franzdorfer Viadukt ist unter sämmtlichen Viaducten auf den Eisenbahnen der österreichischen Monarchie der grossartigste, schliesst sich den mächtigsten Bauwerken aller Zeiten würdig an und bringt auf jeden Beschauer einen imponirenden Eindruck hervor!

Im Streckenabschnitt Brezovica-Franzdorf liegt wie schon gesagt das Dorf

Preserje, sehenswert die auf einem Hügel gelegene St. Josefskirche und die Pfarrkirche zum St. Vitus.

Franzdorf. Sehenswerth ist die Margarethenkirche. Einige hundert Meter südlich von Franzdorf wurde ein zweiter Viadukt von 29m Höhe und 230m Länge über das Hirschthal erbaut, neben dem oben beschriebenen zukünftig Touristenattraktion.

Nach Franzdorf befindet sich die Bahn bereits im von dunkelgrünen Wäldern umgebenen Karstterrain. Unmittelbar hinter dem Stationsplatze beginnt die erste grössere Steigung mit 1:90 in einer Länge von etwas über ¾ Meilen, bis die Hochebene von Loitsch erreicht wird. Ein ganz eigenartiger Reiz geht von dieser Landschaft aus, dort eine Felswand, da oft dürre, um ihre Existenz ringende Pflanzen.

Im Karst herrscht die Kalkformation, da der Sandstein fast nur an dem äussersten Abhange des Karstes gegen das Meer bei Triest vorkommt. Die Gestaltung des Terrains selbst ist jedoch eine ganz eigenthümliche; sie bildet nämlich ein System an einander sich reihender Becken – das Becken der Laibach, jenes bei Maunitz und Planina, jenes der Poik und jenes der Reka. Alle diese Becken sind rings von Gebirgen eingeschlossen, und nur jenes der Laibach gegen die Save zu offen, in welche der Laibach-Fluss einmündet. Sie werden zwar von fliessenden Gewässern durchzogen, allein diese entspringen aus den verschiedenen Höhlen, durch welche das ganze Gebirge durchlockert oder eigentlich unterwühlt ist, um sich wieder in andere Höhlen zu entleeren oder zu verbergen.

Das Plateau von Loitsch, das noch höhere bei Adelsberg und der äusserste Zug des Gebirges zwischen St. Peter und Nabresina, so wie noch andere Rücken, wie jene z.B. zwischen Planina und Maunitz, bilden gleichsam Thalsperren, welche die verschiedenen Becken voneinander trennen und sich beiderseits an höhere Gebirgsketten anschliessen. In diese Gebirgsgegend tritt die Bahn-Trace also hinter Franzdorf ein.

Das Loitscher Plateau nun liegt beinahe 200m höher als die Laibacher Moorebene und wird durch den südlich gelegenen Gebirgsstock von dem sehr ausgedehnten Becken bei Planina getrennt. Bis auf die Anhöhe vor Loitsch zieht die Bahnanlage in mehreren Krümmungen durch hochstämmige Waldungen, oberhalb der Ortschaften Dulle, Freudenthal, Wörth und Ober-Laibach grösstentheils in tiefen Felseneinschnitten hin.

Loitsch. Die Station Loitsch selbst ist östlich von dem lang ausgedehnten Orte erbaut, über welchen schon seit der Römerzeit der Nord-Süd-Tranitoverkehr besorgt wurde.

Von der Station Loitsch zieht die Bahn mit einer Steigung von 1:90 fortwährend durch Waldungen, bis hinter dem einmal vor Jahrzehnten abgebrannten Walde wieder günstigere Gefälleverhältnisse eintreten. Von hier läuft sie in einiger Entfernung von den Ortschaften Laase, Eibenschuss und Maunitz gegen die Station Rakek zu und musste beinahe auf die ganze Länge von 3 Kilometer in Stein gehauen werden. In diesem Streckenteil liegt

Planina, obwohl erst um 1300 in den Quellen genannt, ist das Gebiet seit ältester Zeit besiedelt. Der Name bedeutet soviel wie „baumloser Berg“. Das mittelalterliche Planina wuchs um eine Burg der Herren von Alben. Später war die Stadt unter der Herrschaft der Adelsfamilien Haller und Eggenberg. Im 17. Jahrhundert hatte sich der Berg zu einer wichtigen Handelsverbindung zwischen Krain und der Adria entwickelt, mit Verbindungen nach St. Peter, Cerknica und Loitsch. 1728 wurde eine große Poststation in Planina errichtet, und 1830 wurde eine Straße nach Triest durch die Stadt verlegt. In der Frühzeit unseres Jahrhunderts wurde eine Amadou-Fabrik gegründet, die heute ihre Produkte reichlich exportiert. 1867 wurde ein Bezirksgericht gegründet und 1875 nach Loitsch verlegt. Wir erreichen nun Rakek.

Rakek. Die Station liegt in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft, welche seit der Bahneröffnung stetigen Aufschwung nimmt. Für die umgebenden Dörfer ist der Bahnhof Rakek zum „Fenster zur Welt“ geworden. Von da entwickelt sich die Bahnlinie an einer den südöstlichen Abhang des Maunitzer Kessels bildenden Berglehne und betritt sofort die St. Kanzianer Waldungen, in welchen sie ihren höchsten Punkt, circa 600m über dem adriatischen Meere, erreicht. Die ausgedehnte Entwickelung der Linie in dem Rakek-Maunitzer Kessel mit Felseneinschnitten bis zu 10° Tiefe war durch die Ersteigung der Höhe im St. Kanzianer Walde bedingt, bietet aber in der anmuthigen Gegend, die sie durchzieht, einen eben so imposanten als gefälligen Anblick dar.

Adelsberg. Beiläufig 3,5 Kilometer von diesem höchsten Punkte der Bahn ist der vierte Stationsplatz Adelsberg erbaut, östlich vom Ort gelegen.

Adelsberg:

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Adelsberg, slowenisch „Postojna“, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts. Nordwestlich vom Ort ist der Schloßberg(676m) mit den Ruinen der Burg und die berühmte Adelsberger Grotte. Der vordere Teil derselben ist schon seit 1213 bekannt. Der Eingang liegt 19m über dem Flusse Poik, der sich hier in die Grotte stürzt und nach einer Strecke von 800m unterirdisch verschwindet. Der stollenartige Gang erweitert sich zunächst zum Großen Dom mit grotesken Tropfsteingebilden; seitwärts hiervon befindet sich die alte Grotte mit vielen Inschriften. Die 1818 entdeckten Räume enthalten die Ferdinandsgrotte, den Tanzsaal, in dem jährlich am Pfingstmontag das Grottenfest gefeiert wird, das Belvedere, den Kalvarienberg, den großartigsten Teil, 58m hoch, mit den Trümmern von vielen hundert zum Teil riesiger Säulen, das Grab, einen Stalagmit von 16m Umfang, u.a.

Andre Grotten in der Nähe sind die Magdalenengrotte, berühmt als der erste Fundart des Grottenolms(Proteus anguineus), die Poikhöhle, durch welche die Poik ihren unterirdischen Lauf nordwärts fortsetzt, die Grotten von Otok und Planina und die Höhlen von Luegg.

Von Adelsberg ist die Bahn entlang der Strassenrichtung bis St. Peter geführt, von wo aus dieselbe aus dem Poikthale in das Rekathal übergeht. In dieser Gegend liegt

Prestranek. Die Einwohner sind in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft tätig. In unmittelbarer Nähe der Siedlung befinden sich mehrere Karsthöhlen, die nicht besichtigt werden können(Mrzla jama, Ovcja jama, Zakajeni spodmol usw.). Unter diesen archäologischen Ausgrabungen fand man zahlreiche menschliche Objekte aus der Altsteinzeit und Reste der Eiszeitfauna. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg erstmals im Schloss Prestranek erwähnt, das viele Jahrhunderte lang von vielen Besitzern abgelöst wurde.

St. Peter im Karste. Von St. Peter, wo seit 1873 die Bahn nach Fiume abzweigt, bis Divaca hat die Trace ein Gefälle von 1:150 und 1:130.

Die Fortsetzung der Bahn von St. Peter, namentlich zwischen Kossana und Brittof unterscheidet sich wesentlich von den vorhergehenden Strecken zwischen Loitsch und Kossana.

Auf dieser ziemlich kurzen Strecke hat sich eine Reihe von grösseren Bauten zusammengedrängt. Hierzu gehören vor Allem Tunnels, welche durch die in das Reka-Thal auslaufenden Gebirgsrücken gebrochen werden mussten. Bei Ausführung dieser Tunnels waren mehrfache Schwierigkeiten zu überwinden, welche vorzugsweise aus der ungünstigen Lagerung der Formations-Schichten hervorgingen, indem man bei fünf Tunnels im Durchhauen des Profils mehrmals auf die Trennungsschichten der Karst- oder Kalkstein- und der Sandstein-Formation kam und die Durchbrechung derselben nur mit ungewöhnlichem Kraftaufwande bewerkstelligen konnte.

Zwischen diesen Tunnels waren aber auch mehrere tiefe Thalschluchten zu übersetzen, welche nicht mit Viaducten, sondern mit langen Durchlässen für den Wasserabzug und sechs Dämmen mit 36 und 48 Metern Höhe überbaut wurden.

In der Mitte der erwähnten Strecke liegt die Station

Ober-Lesetsche. Hier ist eines für den Eisenbahnbetrieb auf dem Karste höchst wichtigen Werkes zu erwähnen, nämlich einer über 3km langen Wasserleitung. Hinter der Station Ober-Lesetsche wird in der zunächst liegenden Thalschlucht die bestehende Wasserquelle durch einen kunstgerechten Bau gesammelt, welcher die Aufgabe hat, die Stationen Divaca, Sezana und Prosecco mit dem nöthigen Wasser für den Fahrbetrieb zu versehen. Am Ursprunge der Quelle wurden zwei grosse überwölbte und aus Quadern aufgeführte Sammelbecken, jedes mit 30.000 Kubik Inhalt, erbaut. Die Wasserleitung selbst besteht aus gusseisernen Röhren. Vor den Stationen Divazza, Sessana und Prosecco befinden sich dann steinerne Reserve-Wassersammler, jeder mit etwa 30.000 Kubik Rauminhalt, welche bei allfälligen Reparaturen der Wasserleitungen dem Fahrbetriebe einen Wasservorrath für einige Tage sichern. Auf uncultivirtem Karstboden fahrend, erreichen wir die Station Divaca, wo wir das seit Laibach in Anspruch genommene Geleise der Südbahn wieder verlassen.

Divaca. Von hier aus fahren die Züge auf der 1876 eröffneten Staatsbahn nach Pola, welcher auch wir bis Hrpelje folgen werden.

Divaca:

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Divaca(deutsch „Waatsche“) wird schon 1499 in schriftlichen Quellen bezeugt. Der Vremscica-Kamm(1027 m) erhebt sich nordöstlich, der Cebulovica-Berg(643 m) im Norden und der Kozlek-Hügel(517 m) im Westen. Gepflügte Felder liegen meist nordwestlich und sind im Nordwesten und Südwesten lückenhaft. Auf der Cebulovica gibt es Kiefernwald. Umfangreiche Aufforstungen und Cultivirungen sind geplant. Ein Götterbaum-Plantage(Ailanthus altissima) steht in der Nähe des Bahnhofs und dient dem Zweck, Seidenraupen zu kultivieren. Es gibt viele Höhlen in der Gegend. Genannt seien Divaca-Höhle(89m in der Tiefe) und Schlangengrube(280m in der Tiefe) südwestlich des Dorfes.

Via Rodik, schon auf der Pulaer Staatsbahn gelegen, erreichen wir endlich die Station Hrpelje, Ausgangspunkt der neuen Bahn nach Triest, 491m über dem Meere gelegen.

Rodik:

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Bahnhof Herpelje-Kosina, 491m über dem Meere gelegen:

Nachlass L.K.Pernegger

Die Fahrt auf der 27km langen Staatsbahnlinie Herpelje-Kozina – Triest St. Andrä, welche mittels dieser kurzen Strecke eine stattliche Höhe bewältigt, ist technisch und landschaftlich höchst interessant; sie führt uns pittoreske Karstlandschaften, prächtige Meeraussichten und kühne Bahnobjekte vor. Die Fahrzeit beträgt etwas weniger als 1 Stunde. Man sitze links.

Blick aus dem Rosandratale auf die Adria und Triest:

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In Herpelje befinden sich mehrere Gasthäuser, welche im Hochsommer von den Triestinern als Sommerfrischen benützt werden. Die Umgebung ist Karstterrain, doch stark begrünt und auf den nahen Höhen befinden sich ansehnliche Waldbestände.

Von Herpelje-Kozina kann man in 1 ½ Stunden nach St. Kanzian gelangen, wo sich die berühmten Höhlen befinden.

Als Kuriosität mag erwähnt werden, dass das kleine Nest Kozina, wo fast jedes zweite Haus ein Gasthaus ist, in drei Bezirkshauptmannschaften, drei Pfarren und zwei Kronländern liegt. Geht man von Kozina südlich, so kommt man in einer halben Stunde hinab zum Wasserpumpwerk, einer prächtigen Oase mit südlicher Vegetation und einigen Häusern, natürlich Wirtshäusern.

Wir fahren in weitem, südwestlichem Bogen aus der Station aus und übersetzen die Reichsstraße. Langsam beginnt sich die Landschaft nun zu verändern, das durch kleine Waldstücke, niederes Laubholz und Gesträuch sich auszeichnende Karstterrain weicht langsam der Weinrebe, Obstbäumen und Äckern.

Die Bahn, von Herpelje an permanent fallend, verläuft durch ansehnliche Geländeeinschnitte. Alsbald wird dann schon in der Ferne das blaue Meer sichtbar.

Wir laufen in die Station Draga(363m) ein und befinden uns schon ungefähr 130m unterhalb des Karstplateaus. Über einen großen Bogen verlassen wir Draga und die Bahn verläuft durch Felsgalerien, Tunnels und Einschnitte.

In besonders schöner Lage befinden sich sodann die Station(218m) und das Dorf Borst; üppige Fruchtgärten und malerische Hügel umgeben die mit einer Kirche eng zusammengescharte Häusergruppe. Der Borster Wein ist von hervorragender Qualität und wird von den Triestinern hoch geschätzt. Wir befinden uns nun schon ungefähr 270m unterhalb des Karstplateaus.

Vorbei geht es am Hotel Mocco, direkt gegenüber befindet sich am steinigen Talhang die bezaubernde Kapelle Santa Maria. Nun wird das schluchtartige Rosandratal betreten, weiter fällt die Bahn hinunter zum Meeresstrand.

Rizmanje(202m). Das Dorf Rizmanje machte in letzter Zeit durch religiöse Konflikte viel von sich reden. Dessen Bewohner meldeten nämlich bei der politischen Behörde aus rein nationalen Gründen ihren Übertritt zur griechisch-orientalischen Kirche an, aber die Bezirkshauptmannschaft weigerte sich, den Glaubenswechsel zur Kenntnis zu nehmen. Infolgedessen wurden dort durch längere Zeit die Begräbnisse vom Bürgermeister geleitet, neugeborene Kinder konnten nicht getauft und Heiratslustige nicht zusammengegeben werden. Interessant ist, dass der Bürgermeister, als er das erstemal ein Begräbnis leitete und dabei Gebete sprach, von der Staatsanwaltschaft in Triest wegen Religionsstörung angeklagt wurde; das Triester Landesgericht ging aber mit einem Freispruch vor und der Kassationshof, an welchen von der Staatsanwaltschaft die Nichtigkeitsbeschwerde erhoben worden war, bestätigte das freisprechende Urteil.

Bald nach Rizmanje erreichen wir schon die flache Mulde von Zaule, links vorne, hoch oben am Karstplateau ist die Schloßruine S.Servolo zu erkennen. Schon beginnen die Triester Vororte herüberzugrüßen. Nach Passirung des Zentralfriedhofes endet die Gefällestrecke endlich. Der Zug durchquert nun Santa Maria Maddalena, man blickt auf die wunderschöne Muggiabucht mit der gleichnamigen Stadt und der Werft San Rocco.

Noch ein kurzer Tunnel, ein letzter Blick auf die Bucht und das Triester Industrieviertel, dann taucht der Zug ins Stadtgebiet ein und findet seine Endstation im Staatsbahnhof von St. Andrä.

Triest:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Der Text obiger Reisebeschreibung stammt von C.L. Lorenzi, „Der Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn von der Donau bis zur Save“, Steyr 1875, S. 93 ff.; Diverse „Ill. Führer auf den österr. Staatsbahnlinien“, J.Rabl, „Illustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien“, (Wien/Leipzig 1906), S. 271 ff.; „Zur Erinnerung an die Eröffnung der Staats-Eisenbahn von Laibach bis Triest“, Wien 1857.; Meyers Lexikon; Wikipedia. Änderungen/Ergänzungen: Es wurden Absätze, Kapitel, eine Karte und Fotos eingefügt. Der Text von Lorenzi wurde neu adjustiert und teils massiv gekürzt. Druckfehler wurden ausgebessert, Auslassungen eingefügt. Alte Schreibweisen wurden z.T. modernisiert.