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ZUM PROBLEM „ERSTE EISENBAHN GALIZIENS“(1847/49):

 

Die Eisenbahngeschichte Galiziens beginnt eigentlich bereits 1829, als der mit Rothschild verbundene Prof.Franz X.Riepl seinen Plan für eine Linie Brody-Wien-Triest vorlegte. Hierbei hatte er in erster Linie die reichen Salz- und Kohlevorkommen Galiziens im Auge, auch aber dessen Bedeutung für den Ost-West-Transit.

Brody-Triest: Der erste Riepl-Plan(1829).

Copyright: Elmar Oberegger

Bis 1836 baute er sein Konzept zu einem Gesamtplan für ein österreichisches Netz aus und bedachte Galizien nun auch mit Zweigen nach Stanislau und Lemberg.

Riepls Plan für ein österreichisches Eisenbahnnetz(1836):

Copyright: Elmar Oberegger

Die Zukunft Galiziens erschien also glänzend - umso mehr, als Rothschild schließlich in der Tat um eine Eisenbahnkonzession Wien-Krakau-Bochnia ansuchte und diese schließlich 1836 tatsächlich bekam. Es kam zur Gründung der „k.k.priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn“. Doch diese Gesellschaft war nicht in der Lage, dieses Konzept vollständig umzusetzen. Man kam nicht einmal bis Krakau, sondern nur bis Oswiecim. 1853 wurde die Ferdinands-Nordbahn sodann von der Regierung offiziell vom Bochnia-Projekt befreit.

Die „Erste Eisenbahn Galiziens“ entstand schließlich woanders, nämlich innerhalb der „Republik Krakau“, welche seit 1815 unabhängig war. 1844 wurde dem dortigen Stadtsenat das Privilegium für eine Bahn bis zur preußischen Grenze bei Myslowitz verliehen. Ebenso war die Errichtung einer Zweigbahn zur russischen Grenze bei Granica vorgesehen.

Seit ungefähr 1830 war dieser „Freistaat Krakau“ als politische Heimat für rebellische Elemente wohlbekannt. Vielleicht steht mit diesem „Geist“ auch das obgenannte Eisenbahnprojekt in Zusammenhang. 1846 wurde in Krakau schließlich ein allgemeiner Aufstand zur „Wiederherstellung Polens“ angezettelt. Umgehend rückten österreichische, preussische und russische Truppen ein und bereiteten diesem System ein Ende. In Galizien selbst kam es daraufhin zu grausamen Kämpfen zwischen aufständischen ukrainischen Bauern und polnischen Grundherren.

Gemäß der int. Übereinkunft vom 6. November 1846 kam Krakau zu Österreich und wurde diesem sodann 1849 offiziell einverleibt. Es wurde der Verwaltungseinheit „Galizien“ zugeschlagen. Damit gingen auch die bereits errichteten Eisenbahnen(Krakau-Grenze eröff. 13.Oktober 1847; Zweigbahn eröff. 1848) auf Galizien bzw. Österreich über.

Die 1847/48 eröffnete „Myslowitzer-Bahn“: Erste Eisenbahn Galiziens(seit 1849).

Copyright: Elmar Oberegger

Die Eisenbahngeschichte Galiziens im eigentlichen Sinne beginnt also nicht 1847, als der Hauptstrang der Myslowitzerbahn vollendet wurde, sondern im Jahre 1849, als Krakau territorial zu Galizien kam.

Die Funktion der Myslowitzerbahn bestand schließlich darin, die Relationen Krakau-Warschau/Berlin/Wien herzustellen. Die erste Verbindung Wien-Krakau verlief also über ausländisches Gebiet.

Im Jahr 1850 wurde die Bahn vom Staat aufgekauft, fiel sodann in der anschließenden Privatbahnphase 1856 an die „Kaiser Ferdinands-Nordbahn“, und kehrte nach deren Verstaatlichung 1906 wieder in den Schoß des Staates zurück.

Seit 1918 ist die Linie Teil des polnischen Netzes.

Das galizische Netz um 1914:

Copyright: Elmar Oberegger

 

Quelle:

OBEREGGER Elmar: Kurze Eisenbahngeschichte Galiziens. Von den Anfängen bis 1914. –Sattledt 2010.

 

Copyright: Elmar Oberegger 2010.