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In der letzten Zeit wurde öffentlich viel
über die IC-Verbindung Linz-Graz-Linz gesprochen. Sie soll eingestellt
werden, und dies wird als vorrangiges Verkehrsproblem gesehen. Nicht
gesprochen wird jedoch davon, dass der Bosruck-Eisenbahntunnel schon seit
gut 10 Jahren sanierungsbedürftig ist, und wohl in nächster Zeit gesperrt
werden muss. Die letzte Sanierung dauerte übrigens von 1963 bis 1965, also 2
lange Jahre. Da es keine zweite Tunnelröhre gab, lag damals der gesamte
Verkehr Linz-Graz still, die Züge konnten nur bis Spital am Pyhrn fahren.
Diese zweite Röhre, welche man längst hätte herstellen können, existiert bis
heute nicht! Und so droht uns heute, im 21. Jahrhundert(!), eine monate-,
wenn nicht jahrelange Sperre der Pyhrnbahn. Der IC Linz-Graz ist heute also
eigentlich nur ein Rand-Thema! Mittlerweile wird fleissig an der zweiten
Autobahn-Tunnelröhre gebaut. Am 22. Oktober d.J. war die Öffentlichkeit dazu
eingeladen, den bisherigen Baufortschritt zu begutachten. Am Bosruck wird es
also bald 4:1 stehen - 4 Tunnel-Spuren für PKW und LKW, jedoch nur ein Gleis
für die Eisenbahn! Dieser traurige Zustand ist das Ergebnis einer
völlig verfehlten Verkehrspolitik! Die ÖBB - der traditionelle Prügelknabe
der Nation - sind hier aber völlig unschuldig!
29. Oktober 2010
Appendix
Der "Bosrucktunnel-Plan":
In den OÖN vom 13. November 2010 ist die Rede vom Plan, einen "Neuen
Bosrucktunnel" zu errichten.
Diese Aussage ist jedoch ein wenig mißverständlich: Soll nun die bestehende
Tunnelröhre durch eine zweite ergänzt werden?
Oder soll ein neuer, tiefer liegender(damit längerer!), zweigleisiger Tunnel
gebaut werden? Einen Plan dazu gibt es bereits.
Im Fall der Verwirklichung der zweiten, teureren Lösung würde sich die
Fahrzeit SPITAL/P.-SELZTHAL um nur ca. 5 Minuten verkürzen. Wäre angesichts
dessen eine so hohe Investition sinnvoll? Und noch mit einem weiteren
Problem ist diese Lösung behaftet: Muss dieser neue, zweigleisige Tunnel
einst saniert werden, dann muss er insgesamt gesperrt werden. Der
durchgehende Verkehr LINZ-SELZTHAL würde stillstehen.
Im Falle der Errichtung einer zusätzlichen Röhre zum bestehenden Tunnel
jedoch würde dies nicht eintreten. Vielmehr wäre das "Problem Bosrucktunnel"
endgültig gelöst: Beide Röhren könnten zukünftig immer wieder je nach Bedarf
gesperrt und saniert werden. Der durchgängige Verkehr LINZ-SELZTHAL bliebe
erhalten.
Als volkswirtschaftlicher Sicht ist also die zweite Lösung, nämlich die
Errichtung einer zweiten Tunnelröhre parallel zur heute bestehenden, die
günstigste.
15. November 2010
Appendix 2
DIALOG ZUM PROBLEM "AUSBAU DER
PYHRNBAHN":
A: Also, Sie sind wirklich für eine Total-Auflassung der Rudolfsbahn
zwischen ST.VALENTIN und SELZTHAL?
B: Ja, genau! Diese veraltete Strecke durch diesen "Graben" soll endlich
weg! Von LINZ bis SELZTHAL ungefähr 45 Minuten längere Fahrzeit für die
Güterzüge! An einen Personenverkehr in dieser Relation ist gar nicht zu
denken! Und dann immer wieder diese Lawinen! Entweder bei Starkregen im
Sommer oder eben im Winter! Wieviele Leute da schon draufgegangen sind! Mir
ist auch völlig WURSCHT, wieviel man dort bereits für
Lawinen-Sicherungsbauten ausgegeben hat. Weg mit dieser Bahn!
A: Und Sie sind auch gegen eine Anbindung der Stadt STEYR an die Westbahn?
B: Natürlich nicht! Dieses Stück soll eben bleiben! Was für einen Unsinn Sie
mir hier unterstellen wollen!
A: Und wie ist es mit dem Verkehr EISENERZ-HIEFLAU-ST.VALENTIN?
B: Ja, der soll erhalten werden, wegen dem Erzberg! Ist ja klar! Solche
Massengüter wie Erz transportiert man gern auf der Schiene! Den Rest aber
schließen und abtragen!
A: Und die Holzindustrie in ADMONT? Soll sie weiterhin einen Anschluß nach
SELZTHAL haben?
B: Na klar! Sagen Sie, worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Jetzt sagen Sie
sicher gleich "Und was ist, wenn man das Eisenerzer Erz einmal nach Süden
befördern will"? Ich höre es schon!
A: Ich muss es jetzt nicht mehr sagen. Wir sind also zum Schluß gekommen,
dass die Rudolfsbahn nicht aufgelassen werden soll?
B: Ja, jaja! Ich hab' mir nur gedacht, dass nach Auflassung der Rudolfsbahn
eben die Pyhrnbahn ausgebaut werden sollte, zweigleisig. Sie liegt günstiger
als die alte Bahn, ist nicht ständig von Lawinen bedroht. Sie ist
ausbauwürdig! Und die Fahrt LINZ-SELZTHAL dauert nicht so lange!
A: 45 Minuten sind im europäischen Güterverkehr wirklich keine nennenswerte
Größe! In der Tat nicht...
B: Und was soll mit der Pyhrnbahn nun passieren? In WIEN sagt man immer,
dass zwischen DONAU und SELZTHAL "genügend Kapazität" da ist, man also nicht
ausbauen müsse. Also Güter auf der Rudolfsbahn, Personen auf der Pyhrnbahn.
Güterverkehr dort nur in geringem Ausmaß.
A: Wozu dann also die Pyhrnbahn zweigleisig ausbauen?
B: Hmmm... Na, damit endlich einmal eine moderne Nord-Süd-Transversale
existiert, so nach Art der Tauernbahn.
A: Rein kapazitätsmäßig brauchen wir sowas aber nicht. Wir bräuchten
dringend eine zweite Tunnelröhre durch den Bosruck, damit dort der Verkehr
auch im Falle einer Sanierung flüssig weiterlaufen kann. Aber sonst... Der
Ausbau der Pyhrnbahn nach Tauernbahn-Art wäre reiner Übermut. Dort und da
noch ein paar kapazitätserweiternde Maßnahmen und man könnte zufrieden sein.
B: Ha! Was aber ist, wenn die Strecke einmal in einem eingleisigen Abschnitt
zu sanieren ist? Streckensperre, Schienenersatzverkehr! Unbequem sowas! Ich
meine für den Fahrgast! Das kann gar nicht passieren, wenn eine Strecke
zweigleisig ist!
A: Das stimmt. Aber irgendwie wäre ein zweigleisiger Ausbau allein vor
diesem Hintergrund reiner Luxus. Naja, summa summarum - Ausbau der Pyhrnbahn
= "Politikum"!
B: Das trifft sich gut - Ich bin ja Politiker!
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